Zeugenaussage Nr.1 bei der Polizeistation Gießen Nord: Der grüne Kleinwagen fuhr auf der Ludwigstraße und bog, ohne zu blinken, in die Liebigstraße ein. Dabei kollidierte er mit dem silbernen Kombi, der gerade am Ausparken war. Der grüne Kleinwagen hatte mindestens eine Geschwindigkeit von 40-50 km/h, war also viel zu schnell. Zeugenaussage Nr.2 bei der Polizeistation Gießen Nord: Als der beigefarbene Geländewagen gerade auf Parkplatzsuche war, steuerte er unvermittelt und ohne Zeichen auf die Mitte der Straße zurück. Der hellblaue Kleinwagen, der in die Liebigstraße einbog, muss von dem Manöver irritiert gewesen sein und berührte den Geländewagen leicht. Der Kleinwagen fuhr mit Schrittgeschwindigkeit, hatte also keine Schuld an dem Unfall. Diese Zeugenaussagen, die frei erfunden sind, beschreiben den gleichen Unfall. Es ist eindeutig festzustellen, dass die beiden Aussagen sich inhaltlich gravierend voneinander unterscheiden. Man könnte annehmen, dass einer der Zeugen vorsätzlich lügt. Doch dieses Phänomen tritt in den meisten Fällen jedweder Zeugenaussagen auf. Der Grund hierfür liegt in den unterschiedlichen Sichtweisen der Menschen, die einen Vorgang erzählen. Also ist die Perspektive der Auslöser für verschiedene Beobachtungen, sei es im Straßenverkehr, im alltäglichen Leben und auch in der Schule. Beide Augenzeugen sind der festen Überzeugung, die Richtigkeit der Ereignisse dargestellt zu haben, wodurch konträre Positionen entstehen. Im Folgenden will ich nun dieses Phänomen anhand des Themas „Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg“ erläutern und ausarbeiten. Die Hauptbegriffe dieser Arbeit, „Multiperspektivität“ und „Kontroversität“, machen die zentrale Funktion dieser wissenschaftlichen Hausarbeit aus.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 2. Definition der Begriffe Multiperspektivität und Kontroversität
- 2.1 Multiperspektivität
- 2.2 Kontroversität
- 3. Der Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg in fachwissenschaftlicher Darstellung
- 3.1 Die Anfänge der Luftstreitmächte
- 3.2 Die Waffen
- 3.3 Die chronologische Abfolge des Luftkrieges (mit dem Schwerpunkt Europa)
- 4. Schulbuchanalyse: Die Darstellung des Themas „Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg“ in Schulbüchern
- 4.1 Lehrplanuntersuchung
- 4.2 Aktuelle Schulwerke seit 1990
- 4.3 Schulwerke vor 1990
- 4.4 Schulbuch der DDR
- 4.5 Ergebnis
- 5. Die Multiperspektivität im Geschichtsunterricht anhand des Beispiels Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg
- 5.1 Einleitung in das Thema
- 5.2 Quellengattungen
- 5.2.1 Zeitzeugenberichte/Augenzeugenberichte als Quelle
- 5.2.1.1 Berichte der Zivilbevölkerung
- 5.2.1.2 Berichte von Armeeangehörigen
- 5.2.1.3 Didaktische Erläuterungen zur Zeitzeugenbefragung
- 5.2.2 Flugblätter und Flugschriften
- 5.2.3 Fotografien
- 5.2.4 Filmdokumente
- 5.2.5 Literatur und Kunst
- 5.2.6 Flugblätter, Flugschriften, Fotografien und Kunst des Bombenkrieges; Beispiele
- 5.2.1 Zeitzeugenberichte/Augenzeugenberichte als Quelle
- 6. Kontroversität im Geschichtsunterricht - Das Beispiel Bombenkrieg im Zweiten Weltkrieg
- 6.1 Das Werk „Der Brand“
- 6.1.1 Vorstellung des Buches „Der Brand“
- 6.1.2 Interview mit dem Autor von „Der Brand“
- 6.1.3 Stimmen zum Buch und Rezensionen
- 6.1.3.1 Stimmen zum Buch
- 6.1.3.2 Rezensionen zu Friedrichs „Der Brand“
- 6.1.4 Ein Volk von Opfern? Die neue Debatte um den Bombenkrieg 1940-45
- 6.2 Kontroversität im Geschichtsunterricht
- 6.1 Das Werk „Der Brand“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit zielt darauf ab, die Konzepte von Multiperspektivität und Kontroversität im Geschichtsunterricht anhand des Beispiels des Bombenkriegs im Zweiten Weltkrieg zu untersuchen. Ziel ist es, den Umgang mit diesem Thema in der Schule zu analysieren und didaktische Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die beiden Konzepte im Unterricht umgesetzt werden können.
- Analyse der Darstellung des Bombenkriegs in Schulbüchern
- Bedeutung von Zeitzeugenberichten und anderen Quellen für die Multiperspektivität
- Die „Bombenkrieg-Kontroverse“ und die Rolle der Kontroversität im Geschichtsunterricht
- Didaktische Ansätze zur Integration von Multiperspektivität und Kontroversität im Geschichtsunterricht
- Lernerfahrungen der Schüler im Umgang mit dem Thema Bombenkrieg
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort stellt die Thematik der Hausarbeit vor und erläutert die zentralen Fragestellungen, die im Verlauf der Arbeit behandelt werden. Das erste Kapitel definiert die Begriffe „Multiperspektivität“ und „Kontroversität“ und führt in die Thematik des Bombenkriegs im Zweiten Weltkrieg ein. Kapitel 3 beleuchtet die historische Entwicklung des Luftkriegs aus fachwissenschaftlicher Sicht. Kapitel 4 analysiert die Darstellung des Themas „Bombenkrieg“ in verschiedenen Schulbüchern und untersucht, ob das Thema multiperspektivisch oder kontrovers behandelt wird. Kapitel 5 stellt verschiedene Quellengattungen vor, die im Geschichtsunterricht zur Erarbeitung von Multiperspektivität eingesetzt werden können. Kapitel 6 diskutiert die „Bombenkrieg-Kontroverse“ und betrachtet die Rolle der Kontroversität im Geschichtsunterricht.
Schlüsselwörter
Multiperspektivität, Kontroversität, Bombenkrieg, Zweiter Weltkrieg, Geschichtsunterricht, Schulbuch, Zeitzeugen, Quellen, Didaktik, Lernprozess, Historische Kontroversen
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- Thomas Huber (Author), 2005, Multiperspektivität und Kontroversität im Geschichtsunterricht - Das Beispiel Bombenkrieg im 2.Weltkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58437