Die Papiermacherei der Frühen Neuzeit war ein zahlenmäßig sehr unbedeutendes Gewerbe. Verglichen mit dem Textil- oder Baugewerbe gab es sehr wenige Papiermacher, die in vereinzelt gelegenen Mühlen ein Produkt herstellten, das für den Großteil der Bevölkerung ohne Nutzwert war. Und doch entstand hier ein so wertvolles Erzeugnis, dass es für die frühneuzeitliche Gesellschaft von hoher Bedeutung war. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung der Lebens- und Arbeitswelt der Papiermacher. Zunächst wird nach den Besonderheiten des Papiermachergewerbes gefragt. Was waren die Unterschiede im Vergleich mit anderen Handwerken und Gewerben? Darüber hinaus wird untersucht, wie Papiermachereien betrieblich organisiert waren, in welche Abhängigkeiten sich die Papiermacher dadurch begaben und welche Verdienstmöglichkeiten sie hatten. Schließlich werden der Zugang zum Handwerk und die gesellschaftliche Stellung der Papiermacher erläutert, und es wird untersucht, in welchem Maße die Papiermacher organisiert waren. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Lebens- und Alltagssituation im Papiermachergewerbe. Der Arbeitsalltag und die gesundheitlichen Risiken für die Papiermacher werden dem Einkommen gegenübergestellt, und das besondere Verhältnis zwischen Papiermachern und ihren Gesellen wird eingehender beleuchtet. Zum Abschluss stehen Lebensalltag und Wohnsituation auf der Mühle im Mittelpunkt. Alle Punkte werden zum einen allgemein besprochen, zum anderen aber auch anhand zweier frühneuzeitlicher Papiermühlen exemplarisch genauer untersucht. Zum ersten sei die „Äußere Papiermühle zu Schornreute“ genannt, die eine der sechs Papiermühlen in der Reichsstadt Ravensburg war. Ravensburg kann seit dem Ende des 14. Jahrhunderts als eines der wichtigsten deutschen Zentren der Papiermacherei gelten. Papier aus Ravensburg war europaweit für seine exzellente Qualität bekannt und ein gefragter Exportartikel. Die Ravensburger Papiermühle war 1545 gegründet worden und existierte mit kurzen Unterbrechungen über 300 Jahre bis sie 1880 aufgelöst wurde. Verglichen wird diese Ravensburger Mühle mit der Papiermühle zu Bomlitz in der Lüneburger Heide. Sie wurde erst 1681 errichtet und war gezielt gegründet worden, um die Verwaltung des Landesherrn jederzeit mit Papier beliefern zu können. Die Geschichte der Bomlitzer Mühle endet keine 100 Jahre später, denn schon 1779 musste die Papiermühle nach Schwierigkeiten wieder geschlossen werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Situierung des Papiermachergewerbes
- Papiermühlen als Produktionsort eines frühneuzeitlichen „Luxusartikels“; Besonderheiten des Gewerbes
- Betriebliche Organisationsformen und Verdienstmöglichkeiten
- Organisation der Papiermacher, Zugang zum Handwerk und gesellschaftliche Stellung
- Lebens- und Arbeitsverhältnisse
- Arbeitsalltag und Arbeitsbedingungen in der Papiermühle
- Verhältnis zwischen Papiermüller und Gesellen
- Lebensalltag und Wohnsituation
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Lebens- und Arbeitswelt der Papiermacher in der Frühen Neuzeit. Es wird beleuchtet, wie sich das Papiermachergewerbe von anderen Handwerken unterschied, welche betrieblichen Organisationsformen es gab und welche Verdienstmöglichkeiten sich daraus ergaben. Außerdem wird der Zugang zum Handwerk, die gesellschaftliche Stellung der Papiermacher und ihr Organisationsgrad untersucht. Im zweiten Teil der Arbeit steht die Lebens- und Alltagssituation im Vordergrund, wobei der Arbeitsalltag, die gesundheitlichen Risiken und das Verhältnis zwischen Papiermachern und ihren Gesellen im Fokus stehen. Zum Schluss wird der Lebensalltag und die Wohnsituation auf der Mühle betrachtet.
- Besonderheiten des Papiermachergewerbes im Vergleich zu anderen Handwerken
- Betriebliche Organisation und Verdienstmöglichkeiten im Papiermachergewerbe
- Zugang zum Handwerk, gesellschaftliche Stellung und Organisation der Papiermacher
- Arbeitsalltag, Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Risiken in der Papiermühle
- Lebensalltag und Wohnsituation der Papiermacher
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Bedeutung des Papiermachergewerbes in der Frühen Neuzeit dar.
Das Kapitel „Situierung des Papiermachergewerbes“ beleuchtet die Besonderheiten des Gewerbes im Vergleich zu anderen Handwerken und Gewerben. Es geht auf die Betrieblichen Organisationsformen, die Verdienstmöglichkeiten und die gesellschaftliche Stellung der Papiermacher ein.
Das Kapitel „Lebens- und Arbeitsverhältnisse“ befasst sich mit dem Arbeitsalltag, den Arbeitsbedingungen, dem Verhältnis zwischen Papiermüller und Gesellen sowie dem Lebensalltag und der Wohnsituation der Papiermacher.
Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Papiermachergewerbe, Frühe Neuzeit, Papiermühle, Arbeitsbedingungen, Lebensalltag, Gesellschaftliche Stellung, Organisation, Handwerk, Ravensburg, Bomlitz
- Citar trabajo
- Christian Schulze (Autor), 2005, Das frühneuzeitliche Papiermachergewerbe: Situierung des Gewerbes und Lebens- und Arbeitsverhältnisse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58467