Kausalität spielt in der Wissenschaftstheorie eine große Rolle, da hier kausale Erklärungen für Phänomene in der Welt postuliert werden. Das Ziel der Wissenschaft ist es daher, logische und überprüfbare Erklärungen zu geben. Der Charakter, die Struktur und die Adäquatheitsbedingungen von wissenschaftlichen Erklärungen ist somit eine der zentralsten Fragen der Wissenschaftstheorie. Doch was ist überhaupt eine wissenschaftliche Erklärung? Welche Struktur hat sie? Wann gilt eine Erklärung als zuverlässig? Muss sie dafür notwendigerweise kausal sein? Im Folgenden sollen diese Fragen erörtert werden.
Kausalität spielt in der Wissenschaftstheorie eine große Rolle, da hier kausale Erklärungen für Phänomene in der Welt postuliert werden. Das Ziel der Wissenschaft ist es daher, logische und überprüfbare Erklärungen zu geben. Der Charakter, die Struktur und die Adäquatheitsbedingungen von wissenschaftlichen Erklärungen ist somit eine der zentralsten Fragen der Wissenschaftstheorie. Doch was ist überhaupt eine wissenschaftliche Erklärung? Welche Struktur hat sie? Wann gilt eine Erklärung als zuverlässig? Muss sie dafür notwendigerweise kausal sein? Im Folgenden sollen diese Fragen erörtert werden.
Die Wissenschaftstheorie gibt Erklärungen als Antworten auf Warum-Fragen. Die Frage wird als Explanandum bezeichnet. „Warum erscheint das Licht entfernter Galaxien in einer Rotverschiebung?“, wäre ein Beispiel für ein wissenschaftliches Explanandum. Das Explanans hingegen gibt die wissenschaftliche Antwort darauf. „Weil sich das Universum ausdehnt und die entfernten Galaxien sich von uns wegbewegen.“
Es stellt sich nun die Frage, in welchem Verhältnis das Explanans zum Explanandum stehen muss, damit das Explanans als eine wissenschaftliche Erklärung des Explanandums gilt? Hierfür gibt es einige Erklärungsmodelle, doch im folgenenden soll nur auf das Kausalitätsmodell wissenschaftlicher Erklärungen eingegangen werden.
Bereits der Empirist David Hume hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, in wie fern man durch kausale Erklärungen neue Erkenntnis erlangen kann. Er verteidigte die Assoziationstheorie der Konzepte , die besagt, dass die Bedeutung eines Konzeptes in der Idee besteht, mit der es assoziiert wird. Eine Idee ist dabei eine schwache Kopie eines Eindrucks. Nach ihm gibt es einfache und komplexe Eindrücke und Ideen und Eindrücke und Ideen der Wahrnehmung und der Reflektion. Wenn zwei Ideen miteinander verbunden sind, dann entweder aus Notwendigkeit (zum Beispiel der Satz des Phythagoras) oder kontingenterweise (zum Beispiel: räumliche Beziehungen). Hume unterteilt das Wissen generell in zwei Kategorein, nämlich Vorstellungsbeziehungen und Tatsachen. Während Vorstellungsbeziehungen sicheres Wissen darstellen, da sie intuitiv und demonstrierbar sind, sind Tatsachen nicht zwingend sicher. Es ist folglich nicht sicher, ob morgen die Sonne wieder aufgehen wird. Nach Hume stellen Kausalbeziehungen also Tatsachen dar, die nicht sicher sind, denn eine gegenteilige Vorstellung wäre auch denkbar. Somit stellt sich die Frage, was Kausalität überhaupt ist.
Hume beschreibt das Phänomen der Kausalität in folgendem Gedankenspiel:
Auf dem Tisch hier liegt eine Billardkugel. Eine zweite bewegt sich mit einer gewissen Geschwindigkeit auf die erste zu. Sie stoßen zusammen, und die Kugel, die zuerst in Ruhe war, wird nun in eine gewisse Bewegung versetzt. […] aber zwischen Stoß und Bewegung der zweiten Kugel war kein Intervall. Berührung in Raum und Zeit ist daher eine notwendige Bedingung, damit Ursachen Wirkungen haben können. Es ist gleichfalls offenkundig, daß die Ursachenbewegung vor der Wirkungsbewegung stattfand. Zeitliche Priorität ist also eine zweite notwendige Bedingung für Ursachen. [...] Aber diese beiden Bedingungen zusammen genügen noch nicht. Wiederholen wir dasselbe Experiment mehrfach, so werden wir stets finden, daß der Bewegungsimpuls der einen Kugel beim Zusammenstoß eine Bewegung der zweiten Kugel hervorruft. Und hieraus ergibt sich eine dritte Bedingung, daß zwischen Ursache und Wirkung ein konstanter Zusammenhang bestehen muß: Alles, was der Ursache gleicht, bringt stets eine ¨ahnliche Wirkung hervor. Außer diesen drei wesentlichen Umständen: Berührung, zeitliche Priorität und konstantem Zusammenhang kann ich in unserem Beispiel f¨ur eine Ursache keine weiteren entdecken (Hume, 1980, S. 19, 21) Nach Hume gibt es also drei Bedingungen für Kausalität, nämlich „Berührung, zeitliche Priorität und konstantem Zusammenhang“ (Hume, 1980, S. 21)
Zur Begriffsabgrenzung muss zwischen generischen kausalen Aussagen und singulären kausalen Aussagen unterschieden werden. Durch erstere wird eine allgemeine probalistische Beziehung ausgedrückt, wie beispielsweise „Rauchen verursacht Lungenkrebs“. Zweitere hingegen beschreiben eine individuelle Beziehung zwischen Grund und Ursache, wie zum Beispiel: „Mein Zigarettenkonsum hat meinen Lugenkrebs verursacht“.
- Kausale Beziehungen sind asymmetrisch (Fahnenmastbeispiel). • Die Ursache ist relevant in Bezug auf die Wirkung (Antibabypille).
- Wir können Vermutungen zu den Ursachen eines bestimmten Ereignisses haben, ohne ein genaues Gesetz zu kennen, das beide miteinander verbindet (Tintenfleck).
- Die Psychotherapie erklärt die Genesung von einem psychischen Symptom dann, wenn sie diese (zumindest zum Teil) verursacht hat. (Bruce Brown)
- Syphilis ist die Ursache von Paresis, auch wenn nicht jeder mit Syphilis an Paresis erkrankt. (Schmidt)
Das K-R-Modell Falls Kausalität nur schwach, nämlich als eine konstante Folge von Ereignissen aufgefasst wird, dann bilden die kausalen Erklärungen eine Teilklasse der D-N-Erklärungen: Für alle E1, E2: Falls E1 eintritt, dann tritt auch E2 ein. (gesetzmäßige Verallgemeinerung/ beobachtete Regelmäßigkeit) E1 ist eingetreten. (Randbedingung) E2 ist eingetreten (Konklusion) Einer der Gründe, warum die gängigen Modelle wissenschaftlicher Erklärung sich nicht auf Kausalität berufen, hat mit diesem skeptischen Problem
Literatur:
Hume, D. (1739–40 ). A Treatise of Human Nature ( hrsg. von David F. Norton und Mary J. Norton) Oxford: Oxford University Press 2000. zitiert: Treatise [Buch].[Teil].[Abschnitt] [Seite]
Hume, D. (1772). An Enquiry Concerning Human Understanding (hrsg. von Tom L. Beauchamp). Oxford: University Press 1999. : zitiert: EHU [Abschnitt][.Teil] [Seite]
Popper, K. (2002). The Logic of Scien tific Discovery . London und New York: Routledge Classics.
Prof. Dr. Hartmann, LMU München, Vorlesungsfolien: Einführung in die Wissenschaftstheorie , SoSe 2015.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Rolle der Kausalität in der Wissenschaftstheorie?
Kausalität spielt eine große Rolle, da hier kausale Erklärungen für Phänomene postuliert werden. Das Ziel der Wissenschaft ist es, logische und überprüfbare Erklärungen zu geben.
Was ist ein Explanandum?
Das Explanandum ist die Frage, auf die eine wissenschaftliche Erklärung eine Antwort gibt (die "Warum"-Frage). Beispiel: "Warum erscheint das Licht entfernter Galaxien in einer Rotverschiebung?"
Was ist ein Explanans?
Das Explanans ist die wissenschaftliche Antwort auf das Explanandum. Beispiel: "Weil sich das Universum ausdehnt und die entfernten Galaxien sich von uns wegbewegen."
Was ist die Assoziationstheorie der Konzepte nach David Hume?
Sie besagt, dass die Bedeutung eines Konzeptes in der Idee besteht, mit der es assoziiert wird. Eine Idee ist dabei eine schwache Kopie eines Eindrucks.
Wie unterteilt Hume das Wissen?
In zwei Kategorien: Vorstellungsbeziehungen (sicheres Wissen) und Tatsachen (nicht zwingend sicher).
Welche Bedingungen nennt Hume für Kausalität?
„Berührung, zeitliche Priorität und konstantem Zusammenhang“.
Was ist der Unterschied zwischen generischen und singulären kausalen Aussagen?
Generische Aussagen drücken eine allgemeine probabilistische Beziehung aus (z.B. „Rauchen verursacht Lungenkrebs“), während singuläre Aussagen eine individuelle Beziehung zwischen Grund und Ursache beschreiben (z.B. „Mein Zigarettenkonsum hat meinen Lugenkrebs verursacht“).
Was ist das K-R-Modell?
Das K-R-Modell besagt: Falls Kausalität nur schwach, nämlich als eine konstante Folge von Ereignissen aufgefasst wird, dann bilden die kausalen Erklärungen eine Teilklasse der D-N-Erklärungen: Für alle E1, E2: Falls E1 eintritt, dann tritt auch E2 ein. (gesetzmäßige Verallgemeinerung/ beobachtete Regelmäßigkeit) E1 ist eingetreten. (Randbedingung) E2 ist eingetreten (Konklusion)
- Citation du texte
- Nicole Kaczmar (Auteur), 2015, Kausale Erklärungen in der Wissenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/585101