Tochter, Ehefrau, Mutter, Fürstin. Die Familie Gonzaga als Beispiel der mittelalterlichen Familiengründung


Trabajo Escrito, 2006

28 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Familiengründung
2.1 Kriterien für die Auswahl des Ehepartners
2.2 Die Brautreise
2.3 Eine neue Tochter

3 Rollenverhalten und Personenbeziehungen 10
3.1 Das Markgrafenpaar in Mantua
3.1.1 Die Gatten Barbara und Ludovico
3.1.2 Das italienische Fürstentum
3.2 Die Rolle der Mutter
3.3 Die Frau in der Politik

4 Zusammenfassung und Ausblick

5 Anhang

6 Literaturverzeichnis

7 Erklärung

1 Einleitung

Für das Funktionieren einer Gesellschaft, von politischen über wirtschaftliche Belange bis zum alltäglichen Leben, waren, und sind es immer noch, persönliche Beziehungen von zentraler Bedeutung.

Die Verwandtschaftsnetze, in die der europäische Adel gerade im Mittelalter in vielfältiger Weise eingebunden war, wurden durch Frauen konstituiert[1]. Vor allem haben Frauen „als begehrte Erbtöchter, als Heiratsobjekte – in passiver Weise – dazu beigetragen, politische Konzentrationsprozesse zu ermöglichen, Adelsgeschlechtern oft spektakuläre Aufstiegsmöglichkeiten zu eröffnen“[2]. Die Frau, als Ehefrau, Tochter oder Schwiegertochter, leistete jedoch auch in aktiver Form die Vernetzung mehrerer Familien.

Ein wirkliches Bild zur Lage der Frauen in einer bestimmten Stadt und einer bestimmten Zeit ergibt allerdings nur eine Fallstudie. In meiner Arbeit möchte ich einen mikroskopischen Blick auf die Handlungsspielräume und Handlungen der Akteure werfen.

Dabei möchte ich von familiären bzw. verwandtschaftlichen Bezügen ausgehen, um nach deren Analyse ihre politische Nutzbarmachung oder Aktivität zu beleuchten. Die familiäre Innensicht wird also zum Ausgangspunkt meiner Untersuchungen.

Besonders ausgeprägt war die Verflechtung von Familie und Politik in der Sphäre des spätmittelalterlichen Fürstenhofes in Norditalien, woraus sich weiter reichende Handlungsmöglichkeiten für Frauen adliger Abkunft bis hin zum Zugang zur politischen Welt ergaben[3]. Daher wählte ich als Anschauungsobjekt eine Generation der seit 1433 zu Markgrafen von Mantua erhobenen Gonzaga, ein an der Wende vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit noch relativ junges Mitglied der europäischen Fürstenfamilie, das unter anderem durch vorteilhafte Eheschließungen seinen neu erworbenen Rang zu festigen und demonstrieren suchte[4].

Anhand dieser italienischen Fürstenfamilie möchte ich den Beziehungskomplex von Familie, Verwandtschaft und Herrschaft näher betrachten und die besondere Rolle der Frau in den familiären und interfamiliären Kontakten analysieren. Die Grundlage der vorliegenden Arbeit bildet dabei die Untersuchung über die Stellung und Rolle von Barbara von Brandenburg (1422-1481), Markgräfin von Mantua (1444-1478), in der Regierung des kleinen oberitalienischen Fürstentums von ca. 1450-1465[5]. Um ihre bedeutende Rolle in den deutsch-mantuanisch-römischen Beziehungen, die auf ihren verwandtschaftlichen Bindungen beruhte, zu analysieren, möchte ich in dieser Arbeit drei Koordinaten überprüfen, die mir für die Position der Frau innerhalb der Verwandtschaft von entscheidender Bedeutung zu sein scheinen: Die Herkunftsfamilie, die Schwiegerfamilie und die Gründungsfamilie. Die Familiengründung im Adel darf „als Überlagerungsfeld sozialer und politischer Verhaltensformen gelten“[6]. In meiner Arbeit geht es mir jedoch nicht um rechtliche Aspekte der Ehe wie das eheliche Güterrecht oder das Ständerecht. Vielmehr möchte ich die Anforderungen, die an eine mögliche Heiratskandidatin gestellt wurden, und ihre Aufnahme und Integration in die neue Familie berücksichtigen. Daraus wird ersichtlich, ob sie als Fremdkörper oder als neue Tochter angesehen wurde und welche Rolle man ihr in der Familie zumaß. Der erste Teil meiner Arbeit wird damit gewissermaßen die „Spielregeln des Konnubiums“[7] festlegen. Der Blick wird hier über den konjugalen Kern, das zukünftige Ehepaar, hinausgehen, in dessen Geflecht von Verwandtschaftsbeziehungen. Die Analyse von Verwandtschaftsbeziehungen ist für das Verständnis der politischen und sozialen Prozesse in dieser Periode von grundlegender Bedeutung. Schließlich öffnete eine Heirat den Zugang zu einem ganzen Netz familiärer Beziehungen[8].

Vor diesem allgemeinen Hintergrund kann der anschließende zweite Teil besser erkannt und bewertet werden. Hier steht nun die Gründungsfamilie als solche im Mittelpunkt.

Diese umfasst zum einen die Beziehungen der Gatten, weil die Frage nach der Mitarbeit der Ehefrau zugleich die Frage nach einer passiven oder aktiven Rolle aufwirft.

Die bedeutende Rolle der Markgräfin in Mantua war einerseits bedingt durch die Struktur der Verwandtschaft, andererseits spielen spezielle historische Umstände und bestimmte Konstellationen der gesellschaftlichen Entwicklung der italienischen Fürstentümer eine Rolle[9]. Um einer abschließenden, voreiligen Verallgemeinerung und Beurteilung der Frau im Mittelalter vorzubeugen, die allzu sehr aus unserem gegenwärtigen Blickwinkel erfolgt, möchte ich vor der Beschreibung der Rolle Barbaras von Brandenburg als Mutter und Fürstin noch kurz auf diesen besonderen Aspekt des italienischen Fürstentums eingehen. Schließlich stellen Zeit und Raum die wichtigsten Kategorien der Geschichte dar[10]. Eine umfassende Monografie zu Barbara von Brandenburg und ihren verwandtschaftlichen Beziehungen kann jedoch schon vom Umfang her nicht das Ziel dieser Arbeit sein. Ich beschränke mich deshalb auf die Aspekte, die mir zur Verdeutlichung der herausragenden Stellung von Barbara von Brandenburg von besonderem Wert zu sein scheinen. Dabei kann meine Darstellung nicht umhin, die Erträge fundierter wissenschaftlicher Bemühungen um das Thema mit Kritik zu übernehmen[11].

Im letzten Teil möchte ich ein Resümee ziehen und einen Ausblick geben, welche grundlegende Bedeutung dem emanzipierten Handeln einer Frau wie Barbara von Brandenburg innerhalb der Familie und Verwandtschaft zukam und welche historischen Veränderungen folgten. Die Bilder und Stammtafeln im Anhang dienen zum besseren Verständnis und zur Veranschaulichung einiger Aspekte in der Arbeit.

2 Familiengründung

2.1 Kriterien für die Auswahl des Ehepartners

Barbara von Brandenburg kam im November 1423 zur Welt. Ihre Eltern waren Markgraf Johann von Brandenburg und Barbara von Sachsen[12]. Im zarten Alter von zehn Jahren wurde sie Ludovico III. Gonzaga versprochen. Dieser war der Sohn des Regenten Gianfrancesco I. Gonzaga von Mantua und dessen Nachfolger ab 1444[13]. Die Verbindung war den Gonzaga so wertvoll, dass Gianfrancesco sogar nicht nur auf die sonst heiß begehrte Mitgift der Braut verzichtete, sondern in Umkehrung aller üblicher Gepflogenheiten ihrer Familie einen Brautpreis von 12000 Gulden bezahlte, was nach heutigem Wert rund 6 000 000 Euro entspricht[14]. Immerhin brachte diese Eheschließung am 12. November 1433 den Gonzaga den Zugang zum Markgrafentitel. Aus der ehemaligen Vasallenfamilie war eine Familie von Stadtherren geworden[15].

Hier wird bereits deutlich, welche große Rolle die Wahl der richtigen Braut in der adeligen Hauspolitik spielte. So sollten durch die Braut nicht nur verwandtschaftliche Bindungen zu anderen Adelsgeschlechtern geknüpft werden, sondern auch der eigene Herrschaftsbereich abgesichert und erweitert, politische Bündnisse gefestigt, Feindseligkeiten behoben und die Position des Geschlechtes verbessert werden. Bei ständisch unterschiedlichen Hochzeiten wie bei der Verbindung der beiden Häuser Gonzaga und Brandenburg war der Wunsch nach einem sozialen Aufstieg maßgeblich[16]. Der Adel der neuen Verwandtschaft trat also bei der deutschen Eheschließung der Gonzaga in den Mittelpunkt.

Die Kriterien, die bei der Auswahl der jungen Frau zum Tragen kamen, betrafen jedoch nur zum Teil den Status der Familie der Frau. Von entscheidender Bedeutung waren auch die Kriterien, die sich auf die Person der Braut bezogen. Diese betrafen zum einen ihre physischen Konditionen wie Schönheit, Gesundheit und Alter, zum anderen ihren Charakter. Schönheit als Tugend der Frau wurde bei der Suche nach Kandidatinnen und bei der Beschreibung der Bräute stets erwähnt. Kardinal Cesarini, der die Ehe zwischen Ludovico und Barbara vermittelte, beschrieb die Braut „als schön und besonders wohlgestaltet sowie von besten Manieren“[17]. Durch Schönheit sollte die Frau den Ehemann an sich binden. Zusätzlich war Schönheit ein wichtiges Requisit, da die Frau später an der Repräsentation der Familie teilhaben sollte. Nicht zuletzt hatte die Schönheit der Frau mit einer weiteren Anforderung zu tun, die für die Erfüllung ihrer wichtigsten Aufgabe, Kinder zur Welt zu bringen, unerlässlich war: der Gesundheit[18].

„Die Sorge um Nachwuchs, der die generative Kontinuität der Familie in männlicher Folge sichern sollte, bestimmte wesentlich das Denken und Handeln des Adels“[19]. Das junge Alter der Braut sollte dabei eine möglichst lange Fruchtbarkeitsphase garantieren. Kinderlosigkeit wurde gewöhnlich der Frau zur Last. Eine blühende Kinderschar stellte somit einen Ruhmestitel für die Frau dar[20]. Zudem sollte das junge Alter der Braut auch die Eingewöhnung und Anpassung gerade bei einem Länderwechsel erleichtern und verbessern[21]. Außerdem wurde durch den großen Altersunterschied der Ehepartner, bei Barbara und Ludovico betrug dieser immerhin 9 Jahre, und dem damit verbundenen Erfahrungsgefälle, die Autorität des Mannes gestärkt. Entsprechend dieser Hierarchie wurde auch ein Teil der charakterlichen Anforderungen an die Braut zugeschnitten. Die zukünftige neue Tochter sollte folgsam sein mit angemessenen Manieren[22]. Der Aspekt des höfischen Benehmens deutet auf zwei unterschiedliche Positionen der Braut hin. Während die Folgsamkeit eher auf eine passive unterwürfige Rolle in der neuen Familie hindeutet, verweist das Kriterium der guten Manieren auf eine vorgesehene Rolle in der Öffentlichkeit. Das musste noch keine herausragende politische Rolle bedeuten, sondern bezog sich zunächst auf einzelne repräsentative Pflichten[23]. Doch wird sich im zweiten Teil meiner Arbeit zeigen, dass diese Erziehung der Frau in Italien auch dazu diente, sie zu einer Regierung zu befähigen.

Die bisherigen Ausführungen zur Partnerwahl haben bereits deutlich gemacht, dass es bei der Eheschließung weniger auf die zwei betroffenen Personen ankam, sondern vielmehr auf die Verknüpfung der hinter ihnen stehenden Familienverbände. Beide Parteien waren sich sicherlich bewusst, dass die Vermischung des Blutes ein unwiderruflicher Vorgang war, der für beide Familienverbände Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen nach sich zog und der ihre bisherige gegenseitige Beziehung auf eine neue Stufe stellen würde[24].

Die Untersuchung der Kriterien bei der für dieses Verhaltenssystem entscheidenden Partnerwahl ergibt „ein buntes Kaleidoskop von Hoffnungen und Absichten der Beteiligten“[25]. Georges Duby subsumiert dies folgendermaßen:

„Durch die Institution der Ehe, durch die Normen der Heiratsverbindung, durch die Art und Weise, wie diese Normen angewandt werden, versuchen alle menschlichen Gesellschaften, und wenn sie noch so frei sein wollen oder frei zu sein vermeinen, ihre Zukunft zu regeln, d.h. sich selbst in der Aufrechterhaltung ihrer Strukturen und gemäß einem Symbolsystem, einem Idealbild der eigenen Vollkommenheit zu perpetuieren“[26].

2.2 Die Brautreise

Am Beginn von affinalen Verwandtschaftsbeziehungen kam der Frau noch keine aktive Rolle in den Beziehungen der verschwägerten Familie zu. Schließlich griff die verwandtschaftliche Verpflichtung zur Hilfe „mit Vertragsabschluss, der aber viele Monate, ja sogar Jahre vor der Hochzeit liegen konnte“[27], also lange bevor die Frau in ihre neue Familie eintrat. Allein die Tatsache der Verschwägerung machte Hilfe und Unterstützung in einem gewissen Maße selbstverständlich. Daran konnte die zu verheiratende Frau aber noch keinen aktiven Anteil haben. Schließlich war Barbara mit zehn Jahren noch unmündig, lebte noch im Haus ihrer Eltern und hatte ihren zukünftigen Ehemann und ihre Schwiegerverwandtschaft noch nicht kennen gelernt. Die Verschwägerung funktionierte also automatisch, wobei die Frau als versprochene Gabe die „Initialzündung“ gewesen sein muss[28]. Auch bei der Übergabe erfüllte die Braut noch keine aktive Rolle, was anhand der Brautreise sichtbar wird, in der die Braut aber zumindest eine passive repräsentative Funktion einnahm.

Die Reise zu dem Ehemann begann mit der räumlichen Trennung von der Herkunftsfamilie und endete mit dem Eintritt in die neue Familie.

Bei der Übergabe handelte es sich um eine Reise ganz besonderer Art, die mit einem ungeheueren Aufwand betrieben wurde. Zunächst wurde die Braut von ihren Verwandten mit einem großen, prächtig geschmückten Gefolge an einen im Voraus bestimmten Ort gebracht, an dem die Leute des Bräutigams warteten und den Zug aus der Fremde empfingen.

So kam Barbara von Brandenburg am 28. Oktober 1433 mit zahlreichem Gefolge in Augsburg an, um hier der Gesandtschaft ihres Schwiegervaters übergeben zu werden, der ihr ein Geleit von 200 Reitern entgegen geschickt hatte[29]. Sie reiste in einem „vierspännigen, vergoldeten Brautwagen“[30], der überaus prunkvoll hergerichtet war. Nach der förmlichen Übergabe der Braut mit zahlreichen Geschenken[31] übernahm der zukünftige Ehemann die Verantwortung für die Sicherheit der Braut und die Unterbringung des Gefolges[32].

Hinzu kommt, dass der von der Braut verbreitete Glanz immer auf beide Häuser wirkte. Zum einen wurde der Ruhm der Dynastie und der Heimat der Braut gesteigert. Zum anderen gewann der Bräutigam an Ansehen, weil es ihm gelungen war diese mit Schätzen beladene Prinzessin heimzuführen. Alle an diesem Staatsschauspiel Beteiligten waren sich ihrer bedeutenden Rolle bewusst und trugen deshalb zu einer möglichst eindrucksvollen und pompösen Inszenierung bei[33]. Dieses Schaulaufen impliziert einmal mehr, dass die Ehe ein Bündnis zweier Familien darstellte und die Brautleute nur die Brücke waren, um Verwandtschaft zwischen ihnen zu stiften.

„So sagte nun Barbara vor Augsburgs Thoren den ihrigen Lebewohl und zog, von fremden Männern umgeben und fremden Verhältnissen entgegen, über die Alpen in ihre neue Heimath Italien, mit Bangen wohl und Regungen des Heimwehs im Herzen, aber angesichts der Reize des Südens doch wieder von frohen Erwartungen erfüllt“[34].

2.3 Eine neue Tochter

Zur Ankunft Barbaras in Mantua und ihrer Integration in ihre Schwiegerfamilie ist nicht viel überliefert[35]. Immerhin standen die Gonzaga der von ihnen gewählten und teuer bezahlten Ehepartie zwiespältig gegenüber. Denn auch wenn sie 1433 den Adel und die verwandtschaftlichen Beziehungen ihrer deutschen Braut wünschten, lehnten sie dennoch deren Kultur ab[36]. Markgraf Giovanfrancesco bestand darauf, dass nur wenige Personen aus ihrem Gefolge bei Barbara blieben und dass die Feierlichkeiten nach italienischer Manier vor sich gehen sollten, damit die Braut so leichter die deutschen Traditionen vergesse[37]. Von Vorteil für die schnelle Integration Barbaras in die italienische Kultur war sicherlich in den ersten Jahren der Besuch der Schule da Feltres gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren Schwägern[38]. Hier wurde sie in die humanistische Bildung, den lokalen zeremoniellen Gepflogenheiten und den Lebensstil einer italienischen Fürstin eingeführt.

Am Hof der Gonzaga wurde die Ehefrau als Blutsverwandte angesehen und wurde ein Teil ihres neuen Hauses[39]. Durch die Definition über gemeinsames Blut, und nicht über einen gemeinsamen Namen, war auch die Stellung der Frau eine besondere. Schließlich wurde gemeinsames Blut über die weibliche Linie vermittelt, so dass die uterinen Verwandten in einer großen Nähe zum Haus standen bzw. die mütterliche Verwandtschaft gegebenenfalls sogar über die väterliche gestellt werden konnte. Das Verwandtschaftssystem trug also bilaterale Züge[40].

Zur Bilateralität mit der Stellung der Frau als Bindeglied, passt auch die sprachliche Regelung, zwischen Verschwägerten und Blutsverwandten nicht zu unterscheiden, so dass unter anderem die Schwiegertochter zur Tochter wurde[41].

Doch nicht nur sprachlich versuchte man die neue Tochter zu integrieren. Aus einem der wenigen erhaltenen Briefe der ersten Jahre, den Barbara an ihre deutsche Familie schrieb, erfährt man beispielsweise, „dass sie in ihrer Ausstattung ihren Schwägerinnen gleichgestellt wurde“[42]. Zwischen der Schwiegermutter und Barbara scheint sich ein enges Verhältnis entwickelt zu haben[43]. Eine liebevolle Aufnahme und Behandlung der neuen Tochter war insofern nötig, da ihre Herkunftsfamilie darauf achtete, und war sodann unerlässlich, weil man von der Frau das Talent und die Energie erwartete, die Kontakte zu ihrer Familie zu tragen und zu entfalten. Diese Bindegliedfunktion war eine der wichtigsten Aufgaben, die sie zu erfüllen hatte.

Als neues Mitglied der Herrscherfamilie und aufgrund ihrer Stellung zum Fürsten eröffnete sich nun für die neue Tochter ein weit reichendes Spektrum an Gestaltungs- und Vermittlungsmöglichkeiten. Voraussetzung für das erfolgreiche Wahrnehmen dieser Spielräume war ein unbelastetes Verhältnis der Fürstin zu ihrem Ehemann.

3 Rollenverhalten und Personenbeziehungen

3.1 Das Markgrafenpaar in Mantua

3.1.1 Die Gatten Barbara und Ludovico

Von den Ehepartnern selbst wurde ein von Aufmerksamkeit und Zuneigung geprägtes Verhalten erwartet und ihnen anerzogen. Schließlich galt dies für das Gelingen der Ehe und damit des Bündnisses zwischen den Häusern als unerlässlich. Es lässt darauf schließen, dass der Frau dabei eine eigene, nun aktive Rolle zukam[44]. Ein Aufsatz zu drei Fürstinnen der Renaissance, unter ihnen Barbara von Brandenburg, trägt

[...]


[1] Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga. DRW-Verlag,Weinbrenner GmbH&Co., Leinfelden-Echterdingen, 2002, S. 199.

[2] Ennen, E.: Frauen im Mittelalter, 4. Aufl., Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München, 1991, S. 208.

[3] Siehe hierzu: www.zeitenblicke.de/2005/3/Keller/index_html

[4] Siehe hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Gonzaga

[5] Siehe hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Gonzaga

[6] Siehe hierzu: Spieß, K.-H.: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 13. bis Anfang 16. Jahrhundert, Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 1993, S. 20.

[7] Spieß, K.-H.: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, S. 398.

[8] Siehe hierzu: Sabean, D.: Die Ästhetik der Heiratsallianzen. Klassencodes und endogame Eheschließungen im Bürgertum des 19. Jahrhunderts. In: Ehmer J. / Hareven T.K. / Wall R. (Hrsg.): Historische Familienforschung, Ergebnisse und Kontroversen. Campus Verlag, Frankfurt, 1997, S. 159.

[9] “Schon immer unterschied sich die soziale Entwicklung Italiens von der jenseits der Alpen durch die – im ganzen Mittelmeerraum anzutreffende – Stadtsässigkeit des Adels“. Ennen, E.: Frauen im Mittelalter, S. 27.

[10] Neben der Zeitstellung eines Faktums, einer Institution, kultureller und wirtschaftlicher Verhältnisse ist immer auch ihre räumliche Bindung zu beachten. Siehe hierzu: Ennen, E.: Frauen im Mittelalter, S. 12.

[11] Einen Großteil der Quellengrundlage bilden im „Archivio Gonzaga“ im Mantuaner Staatsarchiv überlieferte Briefe der Markgrafenfamilie, untersucht von Ebba Severidt.

[12] Siehe hierzu: Hofmann, B.: Barbara von Hohenzollern, Markgräfin von Mantua. Ein Lebensbild aus dem XV. Jahrhundert. In: 41. Jahresbericht des historischen Vereins für Mittelfranken, Druck von C. Brügel und Sohn, Ansbach, 1881, S. 4.

[13] Die zukünftige Familie in die Barbara von Brandenburg heiraten sollte, die Corradi, waren nicht-adelige Gefolgsleute der reich begüterten Benediktinerabtei San Benedetto di Polirone. Selbstbewusst nannten sie sich ganz wie die Adeligen der Zeit nach ihrem Kastell im 20 Kilometer von Mantua entfernten Dorf Gonzaga: Corradi di Gonzaga. Siehe hierzu: Dautel, I.: „Kain Stain oder Tafel“ – auf den Spuren der ersten Herzogin von Württemberg, Barbara Gonzaga (1455-1503). In: Stadt Kirchheim unter Teck, Schriftenreihe des Stadtarchivs, Band 30, GO Druck Media Verlag, Kirchheim unter Teck, 2003, S. 11.

[14] Siehe hierzu: www.stmwfk.bayern.de/downloads/aviso/2002_3_aviso_32-39.pdf

[15] Die Gonzaga ist mit Corradi di Gonzaga seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen. Die Gonzaga regierten in Mantua von 1328 bis 1708 als Nachfolger der Familie Bonacolsi, die seit 1276 in Mantua an der Macht gewesen war. 1329 belehnte Kaiser Ludwig IV. Ludovico I. Gonzaga mit dem Reichsvikariat Mantua, 1362 wurden sie zu Grafen erhoben. 1433 nahm Gianfrancesco I. Gonzaga den Titel eines Markgrafen und 1530 Federico II. den, eines Herzogs von Mantua an. 1539 erreichte die Familie den Höhepunkt ihrer politischen und kulturellen Bedeutung. Der Hauptstamm erlosch 1627. Die Nebenlinien der Gonzaga starben im 18. Jahrhundert aus. Lediglich eine Seitenlinie der Fürsten von Vescovado, Nachkommen von Giovanni Gonzaga (1474 – 1525), blüht noch heute. Siehe hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Gonzaga

[16] Barbara von Brandenburg besaß einen älteren und damit höheren Adel. Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie und Politik: Barbara von Brandenburg, Markgräfin von Mantua. In: Historiker der Universität Innsbruck (Hrsg.): Innsbrucker historische Studien, 16./17. Band, Verlag Fassbaender, Wien 1997, S. 237.

[17] Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 203.

[18] Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 204.

[19] Spieß, K.-H.: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, S. 425.

[20] Betrachtet man den Kinderreichtum bei Barbara und Ludovico – insgesamt 10 an der Zahl – so scheinen nicht nur Kinder, sondern viele Kinder der Wunsch gewesen zu sein. Diese Zahl differiert in den Quellen zwischen 8 und 11 gemeinsamen Kindern. Aufgrund des häufigen Auftretens der Zahl 10 und der detaillierten Untersuchungen von Ebba Severidt hierzu, gehe ich in dieser Arbeit ebenfalls von 10 Kindern aus.

[21] So kam Barbara von Brandenburg bereits im Alter von 10 Jahren an den Hof in Mantua. Siehe hierzu: Dautel, I.: „Kain Stain oder Tafel“ – auf den Spuren der ersten Herzogin von Württemberg, Barbara Gonzaga (1455-1503), S. 12.

[22] Neben dem Aussehen der Braut waren ihre Manieren generell der zweite Punkt über den Gesandte berichteten. Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 205.

[23] Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 206.

[24] Die Quellen bezeichnen dieses Gefühl verwandtschaftlicher Zusammengehörigkeit als Freundschaft. Auf den Begriff Freundschaft als allgemeine Bezeichnung für Verwandtschaft kann hier nicht näher eingegangen werden.

Siehe hierzu: Spieß, K.-H.: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, S. 498-500.

[25] Spieß, K.-H.: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, S. 81.

[26] Duby, G.: Ritter, Frau und Priester. Die Ehe im feudalen Frankreich, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1985, S. 25.

[27] Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 186.

[28] Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 187.

[29] Siehe hierzu: Hofmann, B.: Barbara von Hohenzollern, Markgräfin von Mantua, S. 6.

[30] Ebd., S. 6.

[31] “Sie brachten ihr reiche Geschenke an Kleinodien und Gewändern mit [...] Aber auch Rath und Bürgerschaft der alten Reichsstadt ließen es nicht an Aufmerksamkeit gegen das kleine Fräulein fehlen.“ Hofmann, B.: Barbara von Hohenzollern, Markgräfin von Mantua, S. 6.

[32] Neben der glanzvollen Übergabe der Braut, dienten die Brautfahrten der internationalen Völkergemeinschaft zur Selbstdarstellung ihres jeweiligen Landes. Da die Braut meist von hochrangigen Begleitern eskortiert wurde, kann man in den Brautfahrten sogar ein Pendant für die in der heutigen Diplomatie üblichen Staatsbesuche erkennen. Siehe hierzu: Spieß, K.-H.: Unterwegs zu einem fremden Ehemann. Brautfahrt und Ehe in europäischen Fürstenhäusern des Spätmittelalters. In: Erfen, I. / Spieß, K.-H. (Hrsg.): Fremdheit und Reisen im Mittelalter, Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 1997, S. 27.

[33] Siehe hierzu: Spieß, K.-H.: Unterwegs zu einem fremden Ehemann, S. 28.

[34] Hofmann, B.: Barbara von Hohenzollern, Markgräfin von Mantua, S. 6.

[35] Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 208.

[36] Barbaras deutsche Heimat befand sich zu dem Zeitpunkt noch tief in mittelalterlicher Anschauungsweise. Italien dagegen war bereits im Aufschwung zu einer neuen Kulturstufe: der Renaissance. Siehe hierzu: Hofmann, B.: Barbara von Hohenzollern, Markgräfin von Mantua, S. 3.

[37] Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 208.

[38] Vittorino Rambaldoni da Feltre wurde 1423 von Paola, Ludovicos Mutter, zum Erzieher der Kinder an den Hof geholt. Die von Vittorino am Mantuaner Hof gegründete Ausbildungsstätte „Casa giacosa“ war die erste humanistische Hofschule, die antikes Gymnasium und modernes Landschulheim miteinander zu verbinden wusste. Auf dem Stundenplan standen sowohl alte Sprachen, Mathematik und Naturlehre als auch Leibesübungen und sittlich-religiöse Erziehung. Siehe hierzu: www.bautz.de/bbkl/v/victorinus_v_f.shtml

[39] Alle die den Namen Gonzaga trugen, zählten zur Blutsverwandtschaft. Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 70.

[40] Dies steht in Übereinstimmung mit den Ergebnissen anderer Forschungen zu adeligen Familien. Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 70.

[41] Natürlich kannten die Gonzaga Begriffe für Verschwägerung und Verwandtschaft. Der Sprachgebrauch der Gonzaga zeigt allerdings, dass es diese Unterscheidung nicht gab. So schickte Markgraf Francesco, der Sohn Barbaras, als er dem Kaiser zu Ehren eine Person „del sangue nostro“ entgegenschicken wollte, seine Ehefrau. Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 42 – 50.

[42] Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 208.

[43] Siehe hierzu: Severidt, E.: Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, S. 208.

[44] Die einschlägige Literatur der Zeit, unter anderem die des Humanisten Francesco Barbaro, sieht die gute Ehefrau „als ihrem Ehemann ergeben, anständig in ihren Worten und Taten, und als fleißige Hausfrau“. Barbaros gute Ehefrau ist dem Ehemann lediglich eine passive Zierde, die sich dem Mann nicht versagen darf. In Wirklichkeit jedoch war ihr Einfluss groß. Swain, E. W.: „My excellent & most singular lord“: marriage in a noble family of fifteenth-century Italy. In: The Journal of Medieval and Renaissance studies, Volume 16 number 1, Duke University Press, Durham, North Carolina, 1986, S. 172.

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Detalles

Título
Tochter, Ehefrau, Mutter, Fürstin. Die Familie Gonzaga als Beispiel der mittelalterlichen Familiengründung
Universidad
University of Hagen
Calificación
1,3
Autor
Año
2006
Páginas
28
No. de catálogo
V58752
ISBN (Ebook)
9783638528573
ISBN (Libro)
9783668233782
Tamaño de fichero
682 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
TOCHTER, EHEFRAU, MUTTER, FÜRSTIN, Beispiel, Familie, Gonzaga
Citar trabajo
Caterina Herold (Autor), 2006, Tochter, Ehefrau, Mutter, Fürstin. Die Familie Gonzaga als Beispiel der mittelalterlichen Familiengründung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58752

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