In der Thomas-Mann-Forschung scheint die Gattungsbestimmung des >Zauberbergs< ein problematisches Unterfangen zu sein. Viele Literaturwissenschaftler haben sich hierüber bereits den Kopf zerbrochen. Es besteht keinesfalls Eindeutigkeit über die Kategoriezuordnung dieses Werks innerhalb der Romantheorie. Von der umfassenden und vollkommenen Erneuerung des Bildungsromans über die vielfältigsten Zwischenformen hinweg bis zu dessen absoluter Parodie hat man fast alle Deutungen unternommen. Manche Interpreten sprechen von einem Zeitroman, andere von einem Gesellschaftsroman, weitere von einem Entbildungsroman. Bestimmte Tendenzen lassen sich aber festmachen. So wurde der >Zauberberg< als Bildungs- und Entwicklungsroman aufgefasst, jedoch unter der Bedingung, dass nicht Hans Castorps Persönlichkeit im Zentrum stehe, sondern sein Bildungsverlauf. Der Roman entspricht quasi Castorps Krankheitsverlauf, er "fiebert sich hoch" (Scharfschwerdt, 1967: 114).
Es soll nun der Versuch unternommen werden, den Roman den Gattungsbegriffen Bildungsroman bzw. Gesellschaftsroman und Zeitroman zuzuordnen. Gegen Ende dieser Untersuchung werden Ausblicke auf weitere Interpretationsansätze gegeben.
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Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Gattungsbestimmung "Bildungsroman" und "Gesellschaftsroman"
- Der Bildungsroman
- Der Gesellschaftsroman
- Der Zauberberg: ein Gesellschaftsroman oder ein Bildungsroman?
- Aspekte und Elemente des Gesellschaftsromans
- Aspekte und Elemente des Bildungsromans
- Weitere Interpretationsmöglichkeiten
- Der Zauberberg - ein Zeitroman
- Der Zauberberg - eine Parodie des Bildungsromans
- Der Zauberberg - ein Entbildungsroman
- Der Zauberberg - ein Erziehungsroman
- Der Zauberberg - eine Liebesgeschichte
- Zusammenfassung und Bewertung
- Der Zauberberg in der Tradition des Wilhelm Meister
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, ob Thomas Manns Roman Der Zauberberg als Bildungsroman oder Gesellschaftsroman kategorisiert werden kann. Die Analyse konzentriert sich auf die Gattungsmerkmale beider Romantypen und ihre Anwendung auf das Werk. Ziel ist es, die vielschichtigen Aspekte des Romans im Lichte dieser Gattungsbestimmungen zu beleuchten und die möglichen Interpretationen zu diskutieren.
- Gattungsmerkmale des Bildungsromans und des Gesellschaftsromans
- Anwendung dieser Merkmale auf Der Zauberberg
- Diskussion der unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten
- Bewertung von Der Zauberberg im Kontext der Romantheorie
- Einfluss des Wilhelm Meister auf Der Zauberberg
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Gattungsbestimmung von Der Zauberberg. Im zweiten Kapitel werden die Gattungsmerkmale des Bildungsromans und des Gesellschaftsromans ausführlich dargestellt. Hier werden die wichtigen Kennzeichen beider Romantypen erörtert, wobei die Definitionen verschiedener Literaturwissenschaftler berücksichtigt werden. Im dritten Kapitel erfolgt die Anwendung dieser Merkmale auf Thomas Manns Werk. Zunächst werden die Aspekte des Gesellschaftsromans in Der Zauberberg analysiert, anschließend die des Bildungsromans. In diesem Kapitel wird auch auf weitere Interpretationen eingegangen, die den Roman als Zeitroman, Parodie des Bildungsromans, Entbildungsroman, Erziehungsroman und Liebesgeschichte betrachten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Romantheorie, insbesondere mit den Gattungen Bildungsroman und Gesellschaftsroman. Die Analyse konzentriert sich auf Thomas Manns Der Zauberberg und dessen Einordnung in diese Kategorien. Wichtige Schlüsselbegriffe sind die Entwicklung des Protagonisten, die Darstellung der Gesellschaft, die Kritik an gesellschaftlichen Normen, die Analyse von Handlungsstrukturen, die Identitätsfindung und die Selbstfindung des Protagonisten, sowie der Einfluss der Zeitgeschichte auf die Handlung.
- Citation du texte
- Klaus Ludwig Hohn (Auteur), 2002, Thomas Mann: "Der Zauberberg" - ein Bildungsroman oder Gesellschaftsroman?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5876