Kreditwürdigkeit und Scoringverfahren im Bankencontrolling. Relevanz und Methoden der Kreditwürdigkeitsprüfung


Trabajo de Seminario, 2017

18 Páginas, Calificación: 1


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis:

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Ökonomische Relevanz der Kreditwürdigkeitsprüfung
2.1 Hypo Alpe Adria
2.2 Finanzkrise 2007
2.3 Maßnahmen zum Erhalt der Relevanz der Kreditwürdigkeit

3. Kreditbearbeitung
3.1 Kreditprüfung – Kreditfähigkeit vs. Kreditwürdigkeit
3.2 Kreditsicherheiten
3.3 Kreditbearbeitungsprozess

4. Kreditscoring

5. Prüfungsrelevante Unterschiede zwischen Privat- und Firmenkunden

6. Fazit:

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis:

BAWAG - Bank für Arbeit und Wirtschaft

BayernLB - Bayerische Landesbank

BWG - Bankwesengesetz

Bzw. - Beziehungsweise

FMA - Finanzmarktaufsichtsbehörde

HGAA - Hypo Group Alpe Adria

KSV - Kreditschutzverband

OeNB - Österreichische Nationalbank

SCHUFA - Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung

u.s.w. - und so weiter

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Leitzinsniveau seit 2000 (Aktueller Leitzinsniveau, 2000)

Abbildung 2:Kreditbearbeitung (vgl. Schiller & Tytko, 2001, S. 25)

1. Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Relevanz und der Methodik der Kreditwürdigkeitsprüfung. Aus dem Blickwinkel der Relevanz wird erläutert, welche Rolle die Kreditwürdigkeitsprüfung für das Bankencontrolling und die Wirtschaft im Allgemeinen spielt. Ferner wird hierbei darauf eingegangen, welche Auswirkungen schlechte oder minderwertige Prüfungsverfahren haben und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Relevant sind hierbei auch die regulatorischen Maßnahmen, die ergriffen werden (national und international), um die Kreditvergabe zu kontrollieren.

Ein weiterer grundlegender Aspekt dieser Ausarbeitung liegt dabei auf der Methodik, mit welcher die Kreditwürdigkeitsprüfungen abläuft. In diesem Gedankengang wird auf das Kredit Scoringverfahren eingegangen, welches von Banken verwendet wird, und welche Methoden herangezogen werden, um die Kreditnehmer risikoadjustiert einzustufen. Im Rahmen der Kreditsicherheiten wird auf die qualitativen und quantitativen Faktoren eingegangen, die im Kreditbearbeitungsprozess berücksichtigt werden. Diese Faktoren tragen bei den Scoringverfahren dazu bei beurteilen zu können, in welche Risikoklassen die Kunden schlussendlich eingeordnet werden.

Abschließend wird noch der Unterschied zwischen den Privat- und den Firmenkunden thematisiert, um die spezifische Aspekte darzustellen, die für Bankmitarbeiter beachtenswert sind.

2. Die Ökonomische Relevanz der Kreditwürdigkeitsprüfung

Zur korrekten Einordnung der Kreditwürdigkeitsprüfung, bedarf es einer Erläuterung von dessen ökonomischer Relevanz.

Angenommen die Kreditvergabe unterläge keinen speziellen Prüfungsformalien, wäre es jedem Individuum möglich, dieselbe Summe in Form eines Kredites aufzunehmen. 1998 wurden beispielsweise sogenannte „Small Business Credit Scorings“, also automatisierte Kreditvergabekriterien verwendet, um kleinen Unternehmen „micro credits“ zu vergeben. Dabei ist zu erwähnen, dass sich die Mirco- Kredite bis zu einer Summe von 250.000 US-Dollar bewegten.1

Zur Verdeutlichung dieser Thematik und damit zur beispielhaften Darlegung der Relevanz der Kreditwürdigkeitsprüfung werden einige historische Beispiele angeführt, welche die ökonomischen Auswirkungen von mangelnder Qualität in der Kreditvergabe zeigen. Zur Veranschaulichung dient zum einen das Beispiel der Hypo Alpe Adria, einem Bankkonzern, der 2009 verstaatlicht wurde, 2014 die Banklizenz zurückgab und danach als eine Abbaueinheit fortgeführt wurde.2 Zum andern ist hierbei noch auf die Finanzkrise von 2007 einzugehen, in welcher die US-amerikanische Investmentbank Lehman Brothers als herausragendes Beispiel fungierte.

2.1 Hypo Alpe Adria

Im Falle der Hypo Alpe Adria kamen mehrere Faktoren zum Tragen, welche für die schlussendliche Geschäftsaufgabe des österreichischen Bankkonzerns verantwortlich waren. Die Untersuchungskommission, die für die Hypo Alpe Adria zuständig war legte dar, dass der Misserfolg der Bank nicht auf dem Fehlverhalten einzelner Individuen oder Organisationen beruhte. Viele Debatten suchten nach Verantwortlichen für die herbeigeführte Situation. Dabei ging die Schuldfrage von Landeshauptleuten, die nach eigenem Ermessen Gelder an Bürger vergaben, über Bankmanager, die ausschließlich das Wachstum von Banken vortrieben, bis hin zum Bankaufsichtsrat, der zum Wohle der Landesregierung handelte aber nicht im Rahmen seiner Aufsichtspflicht agierte. Zusätzlich bewertete die Bankaufsichtsbehörden die schwer überschuldete Bank Hypo Alpe Adria als weiterhin wirtschaftlich gesund oder wenigstens als „not distressed“.3 Dabei gab es noch weitaus mehr Faktoren, die zum Untergang des Konzerns führten. Als wesentliche Schlussfolgerung dieser Einflüsse ist festzustellen, dass der Misserfolg der Bank dem Versagen des politischen Systems zuzuordnen ist, so die Leiterin der damaligen Untersuchungskommission Irmgard Griss.4

In dem Jahr 2007 erfolgte die Übernahme der HGAA (Hypo Group Alpe Adria) durch die BayernLB. Diese diente der BayernLB als Ersatz für den fehlgeschlagenen Kauf der BAWAG und sollte als Durchbruchsstrategie auf den osteuropäischen Markt dienen. Ein Jahr nach dem Kauf wurde allerdings immer klarer, dass die Hypo Alpe Adria ein sehr risikobehaftetes Kreditportfolio im Bereich des Balkan besitzt. Zudem war eine sehr hohe Intransparenz bei den Tochterunterunternehmen festzustellen, die zudem sehr verstreut aufzufinden waren. Aufgrund der im Vorfeld schlecht eingeschätzten wirtschaftlichen Situation war die BayernLB als Mutterkonzern, dazu genötigt der HGAA mehrere Liquiditäts- und Kapitalspritzen zukommen zu lassen. Es galt erwartete Verluste ohne Reputationsverlust rechtzeitig einzudämmen. Allerdings entwickelte sich die Hypo Alpe Adria zu einem Fass ohne Boden. 2009 hat die BayernLB die HGAA an Österreich zu einem Symbolwert von einem Euro zurückverkauft.5 Danach kam es schließlich zur Verstaatlichung der Bank in Österreich. Aufgrund der umfänglichen Verstrickungen kam es 2011 seitens der BayernLB zu einer Schadensersatzforderung gegenüber der HGAA in Höhe von 200 Mio. Euro.6 Gerechtfertigt wurde dies durch 3,7 Mrd. Euro Verlust, die der BayernLB durch das Handeln der HGAA entstanden.

Wesentlich für das Desaster war die von der HGAA verborgenen faulen Kredite. Dabei wurden Kunden als kreditwürdig eingestuft, die drei Monate vor der Pleite standen. Es wurden wirtschaftlich unbegründet Kreditlinien verlängert und dessen Summen aufgestockt.7

Seit 2014 wird die Hypo Alpe Adria nur noch als eine Abbaueinheit fortgeführt. Das bedeutet, dass sie kein Einlagegeschäft mehr betreiben darf. Zusätzlich dürfen keine qualifizierten Beteiligungen an Kreditinstituten oder Wertpapierfirmen mehr gehalten werden.8

2.2 Finanzkrise 2007

Gezeigt wurden was fragwürdige Geschäftspraktiken für Auswirkungen auf Unternehmen, in dem Fall die BayernLB und die Hypo Alpe Adria haben. Doch welche Relevanz hat die Kreditwürdigkeitsprüfung auf das globale Wirtschaftssystem?

Im Rahmen der Finanzkrise von 2007 sind solche Auswirkungen recht deutlich zu erkennen. Dazu wird im Folgenden das Entstehen kurz skizziert und dabei auf die relevanten Faktoren bezüglich der Kreditvergabe eingegangen.

Maßgebliche Ausgangslage war eine Verdoppelung der Geldmenge, die zwischen 1994 und 2004 von der amerikanischen Notenbank gefördert wurde. Wohingegen die amerikanische Wirtschaft nur um 62% anwuchs. Daraus ergab sich das volkswirtschaftliche Problem, dass die Geldmenge im Vergleich zur Realwirtschaft um etwa die Hälfte schneller wuchs.9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Leitzinsniveau seit 2000

Wie in Abbildung 1, anhand des Leitzinses zu erkennen ist, erlebte die amerikanische Wirtschaft einen Wirtschaftsboom. Durch das Platzen der Internet-Blase (Dotcom-Blase) und auch durch den Schock der Terroranschläge am 11. September gerieten die Börsenkurse in Amerika auf massive Talfahrt. Hierbei wurden auch die Kurse der Frankfurter Börse, durch das Scheitern des „Neuen Marktes“, in Mitleidenschaft gezogen.10

Zur Rettung der amerikanischen Wirtschaft überschütteten die Federal Reserve Banken bis 2004 die amerikanischen Bürger mit billigem Geld, in Form von großzügigen Krediten. Das Ziel, was dadurch viele der Debitoren verfolgten, war der Traum vom eigenen Haus.11 2004 begannen schließlich die Bestrebungen, die amerikanische Finanzwirtschaft mithilfe einer schrittweisen Anhebung des Leitzinses in Gang zu setzen.12 Der Leitzins wurde somit auch, wie in Abb. 1 zu erkennen ist, weiterhin bis zum Jahr 2007 angehoben.

Dies hatte einen drastischen Anstieg der Immobilienpreise zur Folge. Die Nachfrage ist enorm stark angestiegen. Das dort angewendete Kreditvergabesystem war für alle Parteien in großem Maße verlockend, da jeder daran verdienen konnte. Der Bankangestellte profitierte in Form von abgeschlossen Kreditverträgen und dadurch erfüllten Zielvorgaben. Der Bankkunde hatte große Vorteile in Form von billigen Krediten, die sich quasi von selbst abzahlten. Geld zu leihen war so günstig geworden, dass ausschließlich die Zinsen zu zahlen waren und eine Rückzahlung der Kreditsumme erst nach Ablauf der Laufzeit notwendig wurde. Das wurde durch sogenannte „Interest- Only Loans“ bewerkstelligt. Die Rückzahlung der Kreditsumme bei einem Immobilienkauf stellte aus Sicht der Bank gegenüber dem Kunden kein erweitertes Risiko dar, da die Immobilienpreise stiegen und die Kreditsicherung entsprechend mitwuchs. Aus genau diesem Grund wurden auf einmal hohe Kredite an Personen vergeben, die einige Jahre zuvor nicht einmal eine Kreditkarte bekamen.13

Aus der Sicht des Bankencontrollings wurde die Kreditvergabe wie folgt vorgenommen. Die Ausgabe der Kredite erfolgte zu so minimalen Anreizsätzen, dass sobald die Zinsen einige Jahre später an die marktüblichen Zinssatz angepasst werden würden, einen „Preisschock“ verursacht hätten.14 Um diesem Risiko aus dem Weg zu gehen, sicherten sich die Banken dadurch ab, dass sie ihre Immobilienkredite an Investmentfirmen verkauften. Diese wurden dann mit anderen Krediten kombiniert, zu neuen Paketen geschnürt und von Ratingagenturen neu bewertet. Dadurch wurden Kredite, die isoliert betrachtet unter normalen Voraussetzungen als höchst risikoreich bewertet worden wären, ab diesem Zeitpunkt mit guten Ratings versehen (häufig AAA).15

Die sich nun anbahnende Immobilienkrise hatte ein sehr großes Ausmaß. Die Eigenheimquote in den USA lag bei zwei Dritteln und ist damit sehr hoch. Ab 2006 waren die Schuldner nicht mehr in Lage, ihre Kredite zu bedienen. Die Ausfälle der Kredite begannen sich zu häufen. Zwangsversteigerungen verdoppelten sich zwischen 2006 und 2007. Die Immobilienpreise gaben nach, Banken und Investoren blieben auf faulen Krediten sitzen.16 Die Immobilienblase begann zu zerplatzen.

Lehman Brothers, repräsentativ für die Wirtschaftskrise, waren nun die erste Bank, die von staatlicher Seite nicht mehr gestützt wurde und am 15. September 2008 Insolvenz anmelden. Somit war das Vertrauen in die Banken erheblich gestört. Mangels Vertrauen in die Kreditwirtschaft und die wirtschaftliche Entwicklung generell verminderte sich die Investitionsbereitschafts erheblich. Das beschleunigte den Niedergang und verursachte weltweit die größte Wirtschaftskrise seit den achtziger Jahren.17

2.3 Maßnahmen zum Erhalt der Relevanz der Kreditwürdigkeit

Als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise gab es zahlreiche regulatorische Maßnahmen auf das Bankengeschäft in nationaler wie auch in internationaler Form. Es war klar, dass bestimmte Vergabekriterien neu überdacht werden mussten. Wie beispielsweise die bereits erwähnte automatisierte Kreditvergabe für „micro-credits“ bei Kleinunternehmen.

[...]


1 Berger & Frame, 2007, S. 6, 2007, S. 19

2 Autischer, 2014

3 Biegelbauer, 2015, S. 106, Abs.3

4 Biegelbauer, 2015, S. 106

5 Gubitz, 2013, S. 172–173

6 Dahlhoff, 2014, S. 156

7 Graber & Schnauder, 2015, S. 164

8 Autischer, 2014

9 Dahlhoff, 2014b, S. 99

10 Dahlhoff, 2014b, S. 99, Abs.2

11 Dahlhoff, 2014a, S. 103

12 Dahlhoff, 2014, S. 99, Abs.3

13 Rief, 2013

14 Dahlhoff, 2014b, S. 105, Punkt 1

15 Rief, 2013

16 Dahlhoff, 2014b, S. 104

17 Rief, 2013, Abs. 5

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Kreditwürdigkeit und Scoringverfahren im Bankencontrolling. Relevanz und Methoden der Kreditwürdigkeitsprüfung
Universidad
University of Innsbruck  (Institut für Organisation und Lernen – Bereich Controlling)
Calificación
1
Autor
Año
2017
Páginas
18
No. de catálogo
V588062
ISBN (Ebook)
9783346181473
ISBN (Libro)
9783346181480
Idioma
Alemán
Palabras clave
Kreditwürdigkeit, Kreditvergabe, ökonomische Relevanz, Kreditbearbeitung, Kreditscoring, Kreditsicherheit, Finanzkrise, Hype Alpe Adria, Erhalt der Relevanz der Kreditwürdigkeit
Citar trabajo
Justin Deisenroth (Autor), 2017, Kreditwürdigkeit und Scoringverfahren im Bankencontrolling. Relevanz und Methoden der Kreditwürdigkeitsprüfung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/588062

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