Chancen und Risiken des Fremdbezugs eines Warehouse-Management-Systems bei der Zusammenarbeit mit Third-Party-Logistics-Providern


Studienarbeit, 2019

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsbestimmung
2.1 Warehouse-Management-System
2.2 Third Party Logistics Provider
2.3 Arten des Fremdbezugs

3 Fremdbezug eines Warehouse-Management-Systems
3.1 Chancen durch Fremdbezug
3.1.1 Optimierung der Kostenstruktur
3.1.2 Konzentration auf die Kernkompetenz
3.1.3 Erhöhung der Flexibilität
3.1.4 Zugriff auf Spezialisten-Know-how
3.2 Risiken durch Fremdvergabe
3.2.1 Transaktionskosten
3.2.2 Abhängigkeit vom Dienstleister
3.2.3 Know-how-Verlust
3.2.4 Know-how-Transfer

4 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Vorgehensweise beim Logistik-Outsourcing

Abbildung 2 Chancen und Risiken durch die Fremdvergabe

1 Einleitung

Die zunehmende Geschwindigkeit der Globalisierung, die Verkürzung von Produktlebenszyklen sowie hoher Innovations- und Kostendruck sind Entwicklungen, denen Unternehmen auch im Logistikbereich im digitalen Zeitalter gegenüberstehen (Baumgarten, 2001, S. 9). Diese Trends erfordern zusammen mit dynamischen, sich schnell verändernden Märkten von Unternehmen eine schnelle Anpassungsfähigkeit (Kersten, Seiter, von See, Hackius, & Maurer, 2017, S. 12 f.).

Durch die anhaltende Globalisierung der Märkte und die Fragmentierung des Wertschöpfungsprozesses entstehen weltweite Beschaffungs-, Produktions- und Absatznetzwerke, die zu immer komplexeren Logistikherausforderungen führen. Dies hat zur Folge, dass die Konzentration auf die Kernkompetenz eines Unternehmens zunehmend an Bedeutung gewinnt, was häufig das Outsourcing von Funktionen und Prozessen erfordert. Der Trend zum Outsourcing trägt somit auch zur Zerteilung des Wertschöpfungsprozesses bei, was bedeutet, dass mehr Unternehmen an einzelnen Wertschöpfungsprozessen beteiligt sind.

Werden Logistikprozesse wie auch die Bereitstellung von Warehouse-Management-Systemen (WMS) im Rahmen des Outsourcings an unterschiedliche Dienstleister, und zwar an Third-Party-Logistics-Provider (3PL) und Software-Service-Provider, vergeben, können neben den Chancen auch Risiken auftreten.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, verschiedene Kriterien aufzuzeigen, die bei der Entscheidung über den Fremdbezug eines WMS bei gleichzeitigem Outsourcing von Prozessen an 3PL berücksichtigt werden sollten.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind die folgenden Fragen zu beantworten:

1) Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus dem Fremdbezug eines WMS?
2) Ist der Fremdbezug eines WMS für Unternehmen sinnvoll, die bestimmte Dienstleistungen an 3PL outsourcen?

Begriffsbestimmung

Um diese Fragen beantworten zu können, werden im zweiten Kapitel zentrale Begriffe aus dem Umfeld von WMS und 3PL sowie der Fremdbezug erläutert.

Darauffolgend werden in Kapitel 3 die Hintergründe, des Entscheidungs-prozesses sowie die Chancen und Risiken des Fremdbezugs anhand verschiedener Kriterien untersucht und eine Handlungsempfehlung für Unternehmen abgeleitet, die mit 3PL zusammenarbeiten.

2 Begriffsbestimmung

2.1 Warehouse-Management-System

Unter Warehouse Management wird die Steuerung, Kontrolle und Optimierung komplexer Lager- und Distributionssysteme verstanden. Ein WMS ist eine Software, die zum einen elementare Funktionen der Lagerverwaltung, wie Mengen- und Lagerplatzverwaltung oder Fördermittelsteuerung und -disposition, abbildet, zum anderen umfangreiche Methoden und Mittel zur Kontrolle der Systemzustände und eine Auswahl an Betriebs- und Optimierungsstrategien bereitstellt. Somit besteht die Aufgabe des WMS in der Führung und Optimierung von innerbetrieblichen Lagersystemen.

Zu den Kernfunktionen des WMS gehören unter anderem die Verwaltung der Stammdaten, Bestände und Transporte sowie die Abbildung der Lagerstrukturen. Zusätzlich dazu können jegliche weitere Funktionsbereiche abgebildet werden, die für die Lagerlogistik benötigt werden. Des Weiteren können Schnittstellen zu anderen Systemen hergestellt werden, beispielsweise um eine Software für Radiofrequenz-Identifizierungssysteme (RFID) einzubinden oder per elektronischem Datenaustausch (EDI) Kundenbestellungen automatisch zu erfassen.

In der Praxis werden die Begriffe Lagerverwaltungssystem und WMS oft synonym verwendet (Warehouse Logistics, 2019).

2.2 Third Party Logistics Provider

Der Begriff des 3PL stammt aus den 1980er Jahren und beschreibt die Erweiterung des Serviceportfolios klassischer Transport- und Lagerhaltungsunternehmen um ganzheitliche Leistungen. So übernimmt der 3PL beispielsweise den Transport, die Lagerung und den Umschlag in der Logistik-und Lieferkette. Zusätzlich dazu werden auch sogenannte Mehrwertdienste (engl. „Value-Added Services) wie Qualitätskontrollen oder Retouren vom 3PL übernommen. Der 3PL ist somit ein Outsourcing-Partner und wird in der Praxis häufig auch als Systemdienstleister bezeichnet, dessen Leistungsfeld sich im Bereich der Kontraktlogistik befindet (Baumgarten, Darkow, & Zadek, 2004, S. 167).

2.3 Fremdbezug

Der Fremdbezug bezeichnet eine unternehmerische Entscheidung, welche die Erstellung eines Gutes oder Erbringung einer Leistung an einen Dritten überträgt. Zwangsläufig beinhaltet diese Entscheidung die Übertragung des unternehmerischen Risikos an einen Marktpartner, der die entsprechende Leistung zu erbringen hat (Männel, 1973, S. 25). Durch die Einbeziehung der aktuellen Gegebenheiten und zukünftiger Entwicklungen der relevanten Unternehmens- und Umweltbereiche gewinnt die Entscheidung an Komplexität (Mikus, 1998, S. 18).

Im Rahmen der Entscheidung, IT-basierte Anwendungssysteme durch externe Dienstleister zu beziehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ein Unternehmen nutzen kann, um die für die speziellen Bedürfnisse optimale Lösung zu finden. Hierzu gehört unter anderem die Entscheidung zwischen dem Einsatz von Individual- oder Standardsoftware. Während die Standardsoftware für den Einsatz auf einem anonymen Markt erstellt wird und durch Customizing an die speziellen Anforderungen der Benutzer angepasst wird, ist eine Individual-software für den Einsatz auf einem speziellen Markt entwickelt worden (Lackes, 2019). Beim Einsatz von Standardsoftware ist grundsätzlich zwischen klassischer Standardsoftware und Software as a Service (SaaS)1 als Spezialform zu unterscheiden. Der Grad der Entwicklungsmöglichkeit, der für das Unternehmen eröffnet wird, nimmt von Individualsoftware über klassische Standardsoftware hin zu Software as a Service kontinuierlich ab (Brandt, 2010, S. 77).

3 Fremdbezug eines Warehouse-Management-Systems

Die Entscheidung, Dienstleistungen, die dem unternehmerischen Randbereich zuzuordnen sind, fremdzuvergeben ist strategischer Natur. Der Entschluss wird einerseits unter Hinzuziehung rationaler Analysen und Bewertungen beschlossen, andererseits unterliegt diese auf höchster Managementebene getroffene Entscheidung auch nicht rational erklärbaren Einflüssen, wie der Intuition.

Die allgemeine Vorgehensweise einer solchen Entscheidung und ihrer Umsetzung lässt sich in fünf Phasen klassifizieren, die in Abbildung 1 dargestellt werden.

Die ersten drei Phasen beschreiben zunächst die eigentliche Entscheidungsfindung, während die vierte Phase die Umsetzung der Buy-Entscheidung beschreibt und die fünfte Phase das Controlling während und nach der Umsetzung.

In der ersten Phase werden zunächst die Leistungen und Prozesse festgelegt, die zur Kernkompetenz des Unternehmens gehören. Daraus lassen sich anschießend die Randbereiche des Unternehmens ableiten, die somit potentielle Outsourcing-Bereiche darstellen. Im nächsten Schritt werden die in Frage kommenden Bereiche hinsichtlich ihrer strategischen Bedeutung beurteilt.

Auf Basis dieser Beurteilung werden die Bereiche identifiziert, die für den Fremdbezug geeignet sind. Im nächsten Schritt werden die Kosten für die Eigenleistung kalkuliert und mit den vorliegenden Angeboten potentieller Anbieter verglichen, wobei neben den Kosten insbesondere auch qualitative Kriterien, wie Qualität und Service, Einfluss auf die Entscheidung haben. Mit Abschluss dieser Phase besteht ein konkretes Anforderungsprofil an den Anbieter des WMS.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Vorgehensweise beim Logistik-Outsourcing (Schulte, 1999, S. 198)

Die dritte Phase dient der Entscheidungsfindung, wobei es zum einen um die Entscheidung der Eigenleistung oder Fremdvergabe und zum anderen, unter der Prämisse, dass sich das Unternehmen für die Fremdvergabe entscheidet, um die Wahl des passenden Anbieters geht.

In der vierten Phase geht es um die Umsetzung der Buy-Entscheidung. Hier werden neben den vertraglichen Rahmenbedingungen Entscheidungen über notwendige Investitionen bzw. Desinvestitionen durchgeführt.

Die laufende Kontrolle der Umsetzung und die Verfolgung der angestrebten Einsparungs- und Leistungsverbesserungseffekte sind eine der zentralen Aufgaben der Phase fünf. Das Controlling bietet ebenfalls die Möglichkeit, durch eine laufende Soll-Ist-Analyse Abweichungen der Umsetzungsphase aufzudecken und bei Bedarf geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Wird einem Unternehmen das übergeordnete Ziel der nachhaltigen Gewinnmaximierung unterstellt, stellt sich automatisch die Frage nach der optimalen Leistungstiefe bei der Neu- und Weiterentwicklung sowie Wartung von Anwendungssystemen im Generellen. Somit sollte für jedes Gebiet, das durch Anwendungssoftware unterstützt wird, das Ziel verfolgt werden, das bestmögliche Verhältnis zwischen den internen und externen Aufgaben und Aktivitäten sicherzustellen (Picot & Maier, 1993, S. 44).

Um dieses Gleichgewicht zu erhalten und die bestmögliche Entscheidung bei der Anbieterauswahl eines IT Dienstleisters treffen zu können, werden bei der Fremdvergabe, wie in Abbildung 2 dargestellt, die in der Literatur behandelten Motive der Kostenreduktion, der Konzentration auf die Kernkompetenz des Unternehmens sowie des Zugriffs auf Technologie und Know-how berücksichtigt. Des Weiteren werden als Risiken besonders die Transaktionskosten, die entstehende Abhängigkeit vom Dienstleister sowie der Verlust und Transfer von Know-how näher betrachtet (Mauch, 2007, S. 131).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Chancen und Risiken der Fremdvergabe

3.1 Chancen durch Fremdbezug

Die Motive für den Fremdbezug von Anwendungssystemen sind vielfältig. Neben der Reduzierung der Leistungstiefe und der damit verbundenen Konzentration auf die Kernkompetenz sind insbesondere die Optimierung der Kostenstruktur, Zugriff auf Spezialisten-Know-how sowie ein verbesserter Service durch mehr Flexibilität die Hauptargumente für den Fremdbezug (Mauch, 2007, S. 131).

3.1.1 Optimierung der Kostenstruktur

Die Minimierung der Kosten, die Reduktion der Kapitalbindung, die Umwandlung von Fixkosten in variable Kosten sowie die Erhöhung der Kostentransparenz stehen im Fokus einer optimierten Kostenstruktur und sind maßgeblich bei der Überlegung des Fremdbezugs eines WMS (Bretzke, 2004, S. 30 ff.).

Im Mittelpunkt der vier aufgeführten Inhalte einer optimalen Kostenstruktur steht die Kostensenkung. Spezialisierte IT-Dienstleister sind aufgrund höherer Kapazitätsauslastungen, des Einsatzes effektiverer Standardsoftware und weiterer Technologien, der Ausnutzung von Größendegressionen und der Nutzung von Synergien in der Lage, die Kosten zu reduzieren.

Ein weiteres Argument, das in Verbindung mit einer optimierten Kostenstruktur angeführt wird, ist die Reduktion der Kapitalbindung, da das Vorhalten von IT-und Logistik-Ressourcen sowie das Investieren in neue Technologien Kapital bindet. Demnach lassen sich durch die Ausgliederung an externe Dienstleister Investitionen minimieren und mittel- bis langfristig gebundenes Kapital freisetzen (Bretzke, 2004, S. 30 ff.).

Wird also das WMS von einem Dienstleister, bezogen sind keine Erweiterungs-und Entwicklungsinvestitionen in diesem Bereich notwendig.

Auch bei der Zusammenarbeit mit 3PLs kann die Kostenstruktur weiter optimiert werden. Da das bestehende System durch Anpassungen auch vom Dienstleister für die Erfüllung der outgesourcten Leistung genutzt werden kann, schafft sich das Unternehmen Vorteile bei kommerziellen Verhandlungen mit dem 3PL.

3.1.2 Konzentration auf die Kernkompetenz

Die Aufgaben- und Prozessbereiche, die für ein Unternehmen strategisch relevant sind und in denen Kosten- und Wettbewerbsvorteile gegenüber

[...]


1 Saas ist ein Teil des Cloud Computings, bei dem Softwareanbieter ihre Anwendungen online zur Verfügung stellen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Microsoft Office 365. (Karlstetter, 2019)

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Details

Titel
Chancen und Risiken des Fremdbezugs eines Warehouse-Management-Systems bei der Zusammenarbeit mit Third-Party-Logistics-Providern
Hochschule
SRH Fachhochschule Hamm
Note
1,3
Autor
Jahr
2019
Seiten
20
Katalognummer
V588068
ISBN (eBook)
9783346217608
ISBN (Buch)
9783346217615
Sprache
Deutsch
Schlagworte
WMS, Third-Party-Logistics-Provider, 3PL, Outsoucing, Make-or-Buy
Arbeit zitieren
Eva Graewe (Autor:in), 2019, Chancen und Risiken des Fremdbezugs eines Warehouse-Management-Systems bei der Zusammenarbeit mit Third-Party-Logistics-Providern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/588068

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