Die vorherrschende Erzählsituation in der Kurzgeschichte "Frau Beate und ihr Sohn" von Arthur Schnitzler aus dem Jahre 1913 - im Sinne Stanzels - ist die personale Erzählsituation. In dem Text ist kein grammatikalisch expliziter Sprecher vorhanden, er enthält aber Wertungen und Kommentare, die aus der Sichtweise der Figur Beate stammen (meist in Form von Monologen). Durch diese Merkmale ist der Text der personalen Erzählsituation zuzuordnen: „Was gab ihm das Recht, was den Anlass, sich in solcher Weise zum Anwalt und Schützer von Ferdinands Andenken aufzuwerfen?“(S.169) Die Empfindungen, wie die Entrüstung, entstehen direkt in der Figur Beate. Ein anderes Beispiel ist auf S.164ff zu finden: Man erfährt das Gespräch zwischen dem Baumeister und den „Buben“ nur durch Beate und ihre Wahrnehmung. Eine Klassifikation des gesamten Textes ist jedoch sehr schwierig, da einzelne Passagen vorhanden sind, in denen eine übergeordnete Distanz erscheint, die Kommentare und Wertungen einbringt, die nicht von den Figuren stammen. An diesen Abschnitten tritt eine auktoriale Erzählsituation in Kraft, wie z.B.: „(...)und sie rettete ihre geblendeten Augen mit einem fliehenden Blick über das schmale Wiesenufer, (...)“(S.138) Durch den Ausdruck „fliehenden Blick“ muss eine höhere Instanz vorhanden sein, die über den Figuren steht und die Erlebnisse in berichtendem Stil beschreibt. Von den direkten Reden wird ebenfalls durch eine auktoriale Erzählsituation berichtet, wie z.B. das Gespräch zwischen Beate, dem Baumeister und der Baumeisterin (S.143).
Inhaltsverzeichnis
- Zur Erzählsituation / Zur Perspektive
- Zur Erzählsituation
- Zur Perspektive
- Zur Kapitelsegmentation
- Zu den Figuren
- Zur Raumstruktur
- Zur Ereignisstruktur
- Zu den expliziten bzw. impliziten Wert- und Normensystemen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Arthur Schnitzlers Kurzgeschichte „Frau Beate und ihr Sohn“ aus dem Jahr 1913. Sie untersucht verschiedene Aspekte der Erzählstruktur, um die Komplexität der Figurenbeziehungen und die Bedeutung der geschilderten Ereignisse zu beleuchten.
- Die Analyse der Erzählsituation und -perspektive
- Die Bedeutung der Kapitelsegmentation für die narrative Struktur
- Die Charakterisierung der Figuren und ihre Beziehungen zueinander
- Die Funktion von Raum und Ereignissen in der Geschichte
- Die expliziten und impliziten Wert- und Normensysteme, die im Text zum Ausdruck kommen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt die Hauptfiguren Beate und ihren Sohn Hugo ein und beschreibt die Ausgangssituation der Geschichte. Es werden die Unterschiede zwischen Beates frommem Mutterleben und Fortunatas „verruchten Leben“ dargestellt, sowie die Entfremdung zwischen Mutter und Sohn thematisiert.
Im zweiten Kapitel vollzieht sich eine Transformation: Beate nimmt die Annäherungsversuche von Bertram, dem Direktor und Fritz erstmals wahr und gesteht sich ihre eigene Begierde ein. Diese Transformation gipfelt im Geschlechtsverkehr zwischen Beate und Fritz. Währenddessen entfernt sich Hugo immer weiter von seiner Mutter und verlässt das Abendessen, um alleine loszuziehen.
Das dritte Kapitel stellt die Schlusssituation dar. Beate erkennt, dass sie nicht wie Fortunata leben möchte. Um aus dieser Lage zu entkommen, plant sie zunächst eine Reise, entscheidet sich aber schließlich für Selbstmord. Das ganze gipfelt im gemeinsamen Tod von Mutter und Sohn im See.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themenkomplexe Erzählperspektive, Figurenkonstellation, Raumgestaltung, Ereignisstruktur und moralische Normen in Arthur Schnitzlers Kurzgeschichte „Frau Beate und ihr Sohn“. Im Mittelpunkt stehen die Analyse der Erzählstruktur, die Darstellung der Figuren und ihrer Beziehungen sowie die Analyse der Wert- und Normensysteme, die in der Geschichte zum Ausdruck kommen.
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- Simone Hedtke (Autor), 2006, Frau Beate und ihr Sohn, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58848