„Schon der Anblick der weiblichen Gestalt lehrt, dass das Weib weder zu großen geistigen noch körperlichen Arbeiten bestimmt ist.“ Zu diesem Schluss kommt Arthur Schopenhauer in seinem Werk „Über die Weiber“. Doch obgleich sich die Auffassung Schopenhauers über die Frau heute getrost als antiquiert bezeichnen lässt sind in Deutschland Frauen in Spitzenpositionen immer noch eine Rarität, dem Mikrozensus 2000 zur Folge sind mehr als zwei Drittel aller leitenden Angestellten männlich. Und je weiter man an der Karriereleiter hinauf schaut, um so deutlicher wird die Benachteiligung von Frauen: der Frauenanteil innerhalb der Wirtschaftseliten betrug laut der Potsdamer Elitestudie von 1995 gerade einmal zwei Prozent. Auch der Bildungsbereich bestätigt die Geschlechterungleichheit. Das kürzlich erschienene Jahrbuch 2005 stellt fest, dass zum zweiten Mal in Folge mehr Frauen als Männer in diesem Jahr ein Hochschulstudium begonnen haben. Bei den Absolventen beträgt der Frauenanteil noch 47 Prozent. Bei der Habilitation sind lediglich knappe 20 Prozent Frauen. Noch deutlicher wird es nur bei der C4-Professur, wo sich der Anteil der weiblichen Professorinnen auf acht Prozent beläuft. Die Hartnäckigkeit der Geschlechterhierarchien sind vor allem in der Arbeitswelt hinreichend bekannt und dennoch ein erstaunliches Phänomen. Die dichotome Einteilung der Menschen in Männer und Frauen zieht eine zählebige Hierarchisierung mit sich, die Männern mehr Macht, Status und Autorität zu gesteht. Obwohl sich die soziale und ökonomische Grundlage elementar verändert hat, ist die Geschlechterhierarchie fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Doch warum ist das so? Eine mögliche Antwort darauf gibt Cecilia L. Ridgeway. Als Grundlage der Reproduktion von Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen nennt Ridgeway die Interaktion zwischen den Geschlechtern und die damit verbundene geschlechtliche Kategorisierung: Als erste unbewusste Handlung in der Interaktion steht die Kategorisierung. Laut Ridgeway setzt eben diese erste unbewusste Geschlechtszuweisung neben dem verzerrten Vergleichsprozess auf welchen ich nicht näher eingehen werde den Statusprozess in Gang. Dieser Statusprozess und die damit verbundenen Annahmen über Status- und Wertunterschiede zwischen den Geschlechtern, die status beliefs, stehen im Mittelpunkt meiner Arbeit. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Gender status beliefs
- Was sind gender status beliefs?
- Wie entstehen gender status beliefs?
- Geschlechterungleichheit in der Arbeitswelt
- Frauen im Erwerbsleben - im Allgemeinen
- Frauen im Erwerbsleben - Führungspositionen
- Ridgeways Arbeit im Rahmen der geschlechterbezogenen Organisationsforschung
- Die Bedeutung von Geschlecht
- Rosabeth Moss Kanter „The Concept of Tokenism\" – im Vergleich zu Ridgeways Ansatz
- Schlussfolgerung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Bedeutung von „gender status beliefs“ im Kontext der Geschlechterungleichheit, insbesondere im Erwerbsbereich. Sie befasst sich mit der Entstehung dieser Statusüberzeugungen in sozialen Interaktionen und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt, unter besonderer Berücksichtigung des theoretischen Ansatzes von Cecilia L. Ridgeway.
- Definition und Entstehung von „gender status beliefs“
- Einfluss von „gender status beliefs“ auf Geschlechterungleichheit
- Bedeutung von „gender status beliefs“ in der Arbeitswelt, insbesondere in Führungspositionen
- Vergleich des Ansatzes von Ridgeway mit dem „Tokenism“-Konzept von Rosabeth Moss Kanter
- Analyse der Relevanz von „gender status beliefs“ für die geschlechterbezogene Organisationsforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Vorbemerkung stellt die Problematik der anhaltenden Geschlechterungleichheit im Kontext der Arbeitswelt dar und führt den Ansatz von Cecilia L. Ridgeway ein, der die „gender status beliefs“ als zentrale Ursache für diese Ungleichheit identifiziert.
Das Kapitel „Gender status beliefs“ beleuchtet die Definition und Entstehung dieser Statusüberzeugungen in sozialen Interaktionen. Es wird der Statusprozess erklärt, der durch die unbewusste Kategorisierung von Menschen nach ihrem Geschlecht angestoßen wird und zur Reproduktion von Status- und Wertunterschieden zwischen den Geschlechtern führt.
Das Kapitel „Geschlechterungleichheit in der Arbeitswelt“ untersucht die Diskriminierung von Frauen im Erwerbsleben, insbesondere in Führungspositionen. Es beleuchtet die strukturellen Faktoren, die zu dieser Ungleichheit beitragen, und zeigt die Auswirkungen von „gender status beliefs“ auf die Arbeitswelt.
Das Kapitel „Ridgeways Arbeit im Rahmen der geschlechterbezogenen Organisationsforschung“ erläutert die Bedeutung des Geschlechts in Ridgeways Argumentation und setzt deren Ansatz mit dem „Tokenism“-Konzept von Rosabeth Moss Kanter in Beziehung.
Schlüsselwörter
Gender status beliefs, Geschlechterungleichheit, Arbeitswelt, Führungspositionen, Interaktion, Statusprozess, soziale Hierarchien, geschlechterbezogene Organisationsforschung, Tokenism, Cecilia L. Ridgeway, Rosabeth Moss Kanter.
- Citation du texte
- Katarina Wessling (Auteur), 2004, Gender status beliefs und ihre Auswirkungen auf die Geschlechterungleichheit im Erwerbsbereich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58900