Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Individualisierung. Doch was bedeutet Individualisierung eigentlich? Versteht man darunter eine Art von Egoismus, so wie es in den Medien häufig suggeriert wird? Lebt in unserer heutigen Gesellschaft wirklich jeder für sich? Im diesjährig erschienenen Spiegel Nr. 10 mit der Titelstory „Jeder für sich. Wie der Kindermangel eine Gesellschaft von Egoisten schafft“ wird der demographische Wandel in der Bundesrepublik Deutschland angesprochen, der den Leser alarmieren soll, dass die zukünftige Gesellschaft, die aus den Jetztgeborenen besteht, auf Probleme stoßen wird, deren Ursachen in der Vergangenheit und heute von der Politik nicht aufgehalten wurden, deren Ursachen allerdings auch durch die Gesellschaft selbst produziert worden sind (Spiegel 2006, Nr.10: 76ff.). Wie kann das aber sein? Wie kann eine Gesellschaft derart fehlgeleitet sein, dass sie sich selbst zum Verhängnis wird? Georg Simmels und Ulrich Becks soziologische Modelle zum Individualisierungsprozess könnten auf diese Fragen Antworten liefern.
In dieser Arbeit wird einleitend Simmels Verständnis von Individualisierung untersucht. Zuerst soll aber ein knapper historischer Rückblick in Simmels Lebenszeit erfolgen:
Simmel, der Philosophie studierte, veröffentlichte seine Werke zur Zeit der letzten Jahrhundertwende. Im Jahr 1858 wird er in der Großstadt Berlin geboren, über die er später eine soziologische Untersuchung schreibt. Das akademische und politische aber auch antisemitische Milieu kennzeichnen Simmels Leben und seine wissenschaftliche Laufbahn. Noch über seinen Tod im Jahre 1918 hinaus werden ihm die negativen Vorurteile, nämlich die Annahme, dass er Jude sei, zuteil. 1933 verbrennen Nationalsozialisten alle seine Bücher.
Im Folgenden sollen sowohl Simmels Begriff der Vergesellschaftung untersucht werden als auch die damit einhergehende Individualisierung. Anhand des Modells der Sozialen Kreise macht Simmel deutlich, wie die Gesellschaft bzw. die „Vergesellschaftungsform“ entsteht und welche Rolle dabei das Individuum spielt. In welcher Form und warum ändern sich Soziale Kreise, welche Funktionen übernimmt die Familie und in welche Richtung wird sich die Gesellschaft entwickeln? Diese Fragen sollen in dieser Arbeit beleuchtet werden.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Individualisierung bei Simmel
- Der Begriff der Vergesellschaftung
- Die Sozialen Kreise
- Konzentrische Kreise
- Zentrifugale Kreise
- Die Rolle des Individuums in der Gruppe
- Die Doppelrolle der Familie
- Individualisierung und Modernisierung
- Zusammenfassung
- Individualisierung bei Beck
- Der Begriff Individualisierung
- Drei Dimensionen von Individualisierung
- Reflexive Modernisierung
- Modernisierungsschub
- Der Fahrstuhleffekt
- Institutionalisierung und Standardisierung
- Zusammenfassung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Thema Individualisierung im Kontext der soziologischen Modelle von Georg Simmel und Ulrich Beck. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie diese beiden Denker den Individualisierungsprozess verstehen und welche Faktoren sie als entscheidend für die Veränderung der Gesellschaft ansehen. Die Arbeit analysiert Simmels Konzepte der Vergesellschaftung und der sozialen Kreise, um seine Sichtweise auf die Rolle des Individuums in der modernen Gesellschaft zu verstehen. Im Weiteren wird Becks Modell der Individualisierung im Kontext der reflexiven Modernisierung und des Wohlfahrtsstaates beleuchtet.
- Die Rolle des Individuums in der Gesellschaft
- Die Bedeutung der Vergesellschaftung für den Individualisierungsprozess
- Die Folgen der modernen Gesellschaft auf die Individualisierung
- Die Rolle des Wohlfahrtsstaates in der Individualisierung
- Der Vergleich der Individualisierungsmodelle von Simmel und Beck
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Thematik der Individualisierung einführt und die Relevanz des Themas in der heutigen Gesellschaft beleuchtet. Im Anschluss wird Simmels Verständnis von Individualisierung untersucht. Der Fokus liegt dabei auf seinem Begriff der Vergesellschaftung, den sozialen Kreisen und der Rolle des Individuums in der Gesellschaft. Es werden Simmels Erkenntnisse zur Entstehung der Gesellschaft und zum Einfluss der Modernisierung auf die Individualisierung dargestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich Becks Modell der Individualisierung. Die Arbeit beleuchtet die drei Dimensionen der Individualisierung, die reflexive Modernisierung und den Einfluss des Wohlfahrtsstaates auf den Individualisierungsprozess. Zudem wird auf Becks Konzept der Zweiten Moderne eingegangen, das die Auswirkungen des Individualisierungsprozesses auf die Gesellschaft beschreibt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Individualisierung, Vergesellschaftung, Soziale Kreise, Reflexive Modernisierung, Wohlfahrtsstaat, Zweite Moderne, Georg Simmel, Ulrich Beck. Diese Begriffe beschreiben die wichtigsten Themen und Konzepte der Arbeit, die den Individualisierungsprozess aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Sie ermöglichen es, die relevanten Aspekte der Individualisierung in der Gesellschaft zu verstehen und zu analysieren.
- Citar trabajo
- Katharina Alt (Autor), 2006, Individualisierung bei Georg Simmel und Ulrich Beck, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59024