Leibeserziehung an 'NS-Eliteschulen': Adolf-Hitler-Schulen und Nationalpolitische Erziehungsanstalten


Dossier / Travail, 2005

13 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Gleichschaltung des Schulsystems und Rolle der Lehrerschaft

III. Schulsportentwicklung an den Regelschulen

IV. Eliteschulen im Nationalsozialismus und ihre schulsportlichen Besonderheiten
1. Nationalpolitischen Erziehungsanstalten
1.1 Leibeserziehung an den NPEA
2. Adolf-Hitler-Schulen
2.1 Leibeserziehung an den Adolf-Hitler-Schulen

V. Vergleichende Schlussbetrachtung

VI. Literaturverzeichnis

Leibeserziehung an „NS-Eliteschulen“: Adolf-Hitler-Schulen und Nationalpolitische Erziehungsanstalten

I. Einleitung

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 war es Ziel der NSDAP, ihre Ideologie in der Bevölkerung zu verbreiten.

Zur geistigen Indoktrinierung der Jugend bedienten sich die neuen Machthaber unter anderem des Schulsystems, wobei speziell der Sportunterricht zur körperlichen und charakterlichen Schülererziehung zweckdienlich modifiziert wurde. Den neu installierten „NS-Eliteschulen“ wurden in der nationalsozialistischen Nachwuchsausbildung eine besonders tragende Rolle zugedacht.

Inwiefern sich diese besonderen Schultypen speziell in ihrer sportiven Unterrichtsgestaltung sowie in ihren Zielstellungen von den Regelschulen unterschieden, soll im Folgenden erläutert werden. Hierbei gilt es zu klären, ob die Leibeserziehung für das elitäre Erziehungssystem tatsächlich von konstitutiver Bedeutung war. Zuvor werden einleitend grundlegende Veränderungen des Schulalltages und schwerpunktmäßig des Schulsports an den Regelschulen dargestellt, um einen Vergleich mit den „Eliteschulen“ zu ermöglichen.

II. Gleichschaltung des Schulsystems und Rolle der Lehrerschaft

Zur ideologischen Ausrichtung der Schule mussten die Nationalsozialisten die föderalen Strukturen im Bildungswesen beseitigen. Die Gleichschaltung des Lehrkörpers wurde im April 1933 durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufbeamtentums erreicht, das jüdischen, pazifistischen oder sozialistischen Lehrkräften ihre weitere Berufsausübung untersagte. Die zukünftigen Lehrer wurden reichsweit einheitlich ausgebildet und mussten einen Treueschwur auf Hitler ablegen. Neben den Entlassungen „gesinnungsfeindlicher“ Lehrer mussten die weiterhin tätigen Beamten an weltanschaulichen Schulungslagern des Nationalsozialistischen Lehrerbundes teilnehmen.[1] Die Annahme, dass speziell die neu ausgebildeten Lehrkräfte der NS-ideologischen Passung entsprachen, wird durch die

Äußerung eines ehemaligen NPEAs-Schülers bestätigt:

„Die meisten Erzieher, die ich in Spandau kennenlernen sollte, standen dem Nationalsozialismus positiv, aber nicht begeistert gegenüber. [...] Ich glaube, dass viele unserer Erzieher reine Mitläufer waren, keine Nationalsozialisten, sondern eher Deutschnationale, wie mein Vater auch. Das änderte sich mit Ausbruch des Krieges, als viele dieser Erzieher einberufen. [...] wurden. Diese neue Generation hatte schon mehr mit dem Nationalsozialismus am Hut und versuchte auch , dies an uns weiter zu geben.“[2]

Bei der politischen Anpassung der Schule leistete die Lehrerschaft kaum nennenswerten Widerstand, da sie bereit war, ihre demokratische Selbstverwaltung dem Führerprinzip zu opfern. Dies mag seine Ursache darin haben, dass der politische Machtwechsel von einem hohen Lehreranteil begrüßt wurde. So waren sie viermal häufiger Mitglied der NSDAP als der übrige Bevölkerungsdurchschnitt. Diese nationalsozialistischen Tendenzen waren unter Volksschullehrern besonders stark ausgeprägt.[3]

III. Schulsportentwicklung an den Regelschulen

Um die Besonderheiten der Leibeserziehungen an den „NS-Eliteschulen“ richtig erkennen und bewerten zu können, sollen hier zunächst Entwicklungstendenzen „normaler“ Oberschulen der Weimarer Republik und des Dritten Reiches dargestellt werden.

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg kamen zu Beginn der Weimarer Republik Bestrebungen auf, einen täglichen Schulsport zur Stärkung der Jugend anzubieten. Realisiert wurden 1920 an preußischen Oberschulen jedoch nur drei Unterrichtsstunden ergänzt um einen Spielnachmittag. Aus finanziellen Gründen wurde im Rahmen der Lehrplanreform 1924 die Unterrichtsstundenanzahl auf zwei Stunden und 1930 der Spielnachmittag auf eine Stunde reduziert.[4]

Mit dem politischen Machtwechsel 1933 vollzog sich in der Schule eine Bedeutungsverschiebung der Lehrinhalte, da der geistige Unterricht ab und der körperliche Unterricht aufgewertet wurde.

Der fachliche Unterricht wurde durch die inflationäre Erhöhung von nationalsozialistischen „Feierstunden“ (Gedenktage, Marschierübungen, Propagandafilmveranstaltungen etc. ) zunehmend gestört und trat hinter der staatspolitischen Erziehung zurück. Inhaltlich wurde der „geistige“ Schulunterricht modifiziert, indem sich z.B. der mathematisch-physikalische Unterricht an militärischen Anwendungsgebieten orientierte und im Deutschunterricht sportbezogene Aufsatzthemen vergeben wurden, um das NS-Sportverständnis zu stärken.[5]

Eine quantitative Ausdehnung des Sportunterrichtes wurde kurz nach Hitlers Machtergreifung zwar unverbindlich empfohlen, wegen finanzieller Probleme jedoch kaum realisiert. Erst 1935 wurde die dritte Turnstunde verpflichtend eingeführt. Politisch wurde diese Veränderung durch eine angestrebte Verbesserung von Mut, Gewandtheit und Wehrhaftigkeit legitimiert, was besonders den Interessen des Militärs entgegenkam. Da der Leibeserziehung hohes polisches Gewicht beigemessen wurde, konnte der Oberschulsportunterricht auf Kosten des wissenschaftlichen Unterrichtes für Jungen auf fünf Stunden und für Mädchen auf vier bis fünf Stunden angehoben werden.

Diese Änderung führte oftmals zu einer Verschärfung der bereits bestehenden Probleme. So konnte trotz finanzieller Sondermittel die Schwierigkeit der großen Turnklassen - ein Relikt aus Brünings Sparpolitik - nicht gelöst und somit individuelle Sportförderung nicht ermöglicht werden. Ein weiteres Problem stellte die Limitiertheit möglicher Sportstätten dar. Aufgrund der Tatsache, dass mit Beginn des Zweiten Weltkrieges viele Schulturnhallen zu Kornspeicher umfunktioniert wurden, verschlechterte sich die Umsetzung der hohen Forderungen an den Sportunterricht weiter.

[...]


[1] Vgl. Bernett: Sportunterricht an der Nationalsozialistischen Schule, Der Schulsport an den höheren Schulen Preußens 1933-1940, St. Augustin 1985, S. 21.

[2] Leeb, Johannes: Wir waren Hitlers Eliteschüler. Ehemalige Zöglinge der NS-Eliteschulen brechen ihr Schweigen. München 2001, S. 202f.

[3] Vgl. Bernett: Sportunterricht an der Nationalsozialistischen Schule, Der Schulsport an den höheren Schulen Preußens 1933-1940, St. Augustin 1985, S. 22.

[4] Ebd. S. 47f.

[5] Vgl. Bernett: Sportunterricht an der Nationalsozialistischen Schule, Der Schulsport an den höheren Schulen Preußens 1933-1940, St. Augustin 1985, S. 29f.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Leibeserziehung an 'NS-Eliteschulen': Adolf-Hitler-Schulen und Nationalpolitische Erziehungsanstalten
Université
University of Potsdam
Cours
Sportgeschichte
Note
1,7
Auteur
Année
2005
Pages
13
N° de catalogue
V59051
ISBN (ebook)
9783638530804
ISBN (Livre)
9783656788492
Taille d'un fichier
481 KB
Langue
allemand
Mots clés
Leibeserziehung, NS-Eliteschulen, Adolf-Hitler-Schulen, Nationalpolitische, Erziehungsanstalten, Sportgeschichte
Citation du texte
Sebastian Schliek (Auteur), 2005, Leibeserziehung an 'NS-Eliteschulen': Adolf-Hitler-Schulen und Nationalpolitische Erziehungsanstalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59051

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