"Mathe ist eigentlich gar nicht mein Problem" ...So oder so ähnlich äußerten sich häufig Kinder und Jugendliche, die sich ursprünglich einmal zur Nachhilfe in Mathematik bei mir angemeldet hatten, nach relativ kurzer Zeit.Im Gespräch stellte sich fast immer heraus, das das Problem darin bestand, im entscheidenden Moment einfach nicht mehr an die benötigten Informationen “dranzukommen”. Eine temporäre, stressbedingte “ Tabula Rasa ” im Kopf. Und oft genug Grund für ein persönliches Dilemma. Das es sich bei diesem Phänomen um den möglichen Beginn eines Teufelskreises im Bereich der Stressbewältigung in Prüfungssituationen handeln könnte, wurde mir erst in der Zusammenarbeit mit der Lerntherapeutin für integrative Lerntherapie, Petra Bachmann, bewusst. Die folgenden Ausführungen sollen den tatsächlich im Hintergrund ablaufenden Prozess und seine Auswirkungen in genauere Betrachtung ziehen.
Einleitung
1. Wenn die Angst kommt
1.1. Was ist Prüfungsangst - eine Definition
1.2. “ Ich habe Bauchweh ” - psychologische und psychosomatische Auswirkungen
1.3. “ Ich wußte nichts mehr! ” - physiologische Tatsachen
2. Was ist passiert? - Erlernte “ Trigger - Momente ”
2.1. Wie wird Prüfungsangst ausgelöst? Was sind “ Trigger - Momente “?
2.2. Die Angst vor der Angst - der Teufelskreis schließt sich
2.3. Schaubild Teufelskreis
3. “ Den Stock in die Speichen “ - mögliche Auswege
3.1. Gegenkonditionierung
3.2. Desensibilisierung - Antizipation
3.3. Konfrontation
4. Schlusswort
Literaturverzeichnis
EINLEITUNG
“ Mathe ist eigentlich gar nicht mein Problem”
So oder so ähnlich äußerten sich häufig Kinder und Jugendliche, die sich ursprünglich einmal zur Nachhilfe in Mathematik bei mir angemeldet hatten, nach relativ kurzer Zeit.
Im Gespräch stellte sich fast immer heraus, das das Problem darin bestand, im entschei- denden Moment einfach nicht mehr an die benötigten Informationen “dranzukommen”.
Eine temporäre, stressbedingte “ Tabula Rasa ” im Kopf.
Und oft genug Grund für ein persönliches Dilemma.
Das es sich bei diesem Phänomen um den möglichen Beginn eines Teufelskreises im Be- reich der Stressbewältigung in Prüfungssituationen handeln könnte, wurde mir erst in der Zusammenarbeit mit der Lerntherapeutin für integrative Lerntherapie, Petra Bachmann, bewusst. Des Weiteren wurde ich durch die Lektüre u.a. des Buches “ Lernen - 20 Szena- rien aus dem Alltag” von G. Steiner in meinen in meinen folgenden Ausführungen bestä- tigt.
Auswege
Im letzten Teil dieser Arbeit beschäftige ich mich mit möglichen Ansätzen, den Teufelskreis zu durchbrechen und so eine adäquate Ausgangssituation für den Schüler/ Studenten zu schaffen, die seinen tatsächlichen Fähigkeiten entspricht.
1. Wenn die Angst kommt
1.1. Was ist Prüfungsangst? - eine Definition
Von Prüfungsangst spricht man, wenn eine Person in einer aktuellen Prüfungssituation eine starke Divergenz der an ihn oder sie gestellten Anforderungen im Verhältnis zu der Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Verhaltensmöglichkeiten erlebt. Hinzu kommt ein Gefühl der Ohnmacht im Bezug auf den Umgang mit dieser empfundenen Diskrepanz. Dies spiegelt sich oft in Handlungsunsicherheit oder gar Übersprungshand- lungen wie z.B dem wiederholten und völlig unnötigen sortieren der auf dem Tisch be- findlichen Utensilien wieder.
Die Betroffen finden es ausserdem zunehmend schwer, sich zu konzentrieren, was die Selbststrukturierung und Planung des Klausur - oder Prüfungsverlaufes erheblich beeinträchtigen kann. Die Tatsache,das zu diesem Zeitpunkt bereits in den meisten Fällen mit dem eigenen Versagen gerechnet wird und sich das Versagensszenario ausgemalt wird, ist ein weiterer, erheblicher Störfaktor.
An dieser Stelle nimmt das Unheil denn auch meist seinen Lauf, da die Angst die Sicherheit komplett verdrängt hat, denn Angst und Sicherheit sind ein “ antagonistisches System “ (Edelmann;Lernpsychologie).
1.2. “ Ich habe Bauchweh “ - psychologische und psychosomatische Auswirkungen
Auf die Frage, was sie in den entsprechenden, stressbeladenen Situationen empfänden, schilderten die von mir unterrichteten Kinder Symptome, die von leichtem Unwohlsein über den Wunsch zu fliehen bis hin zu extremen Reaktionen wie Erbrechen und in einem Falle sogar Bewusstlosigkeit reichten. Einhellig war aber die Aussage, das die benötigten Informationen ( Unterrichtsinhalte, Erlerntes wie Formeln, usw.) nicht mehr erinnert werden konnten.
Tatsächlich ist es so, das Examens- oder Prüfungsangst bekanntermaßen mit einigen physiologischen Reaktionen einhergeht; der Puls verändert sich; ebenso der galvanische Widerstand der Haut ( feuchte Hände) und möglicherweise - je nach individueller Veran- lagung - Verdauungsbeschwerden, Muskelverspannungen, Kopf - oder Rückenschmerzen, besonders aber Schlafstörungen grade in der Nacht vor der entsprechenden Prüfung.
Beeinflusst werden die verschieden Symptome in ihrer Art und Intensität nicht durch die tatsächliche Anforderung an das Leistungsniveau des Prüflings, sondern durch dessen subjektive Interpretation der Diskrepanz zwischen den Erwartungen an das Eigenvermögen und der Einschätzung der individuellen Leistungsfähigkeit, deren Größe wiederum die Potenz der Angst proportional beeinflusst.
Des weiteren bedingt die Abwägung etwaiger Konsequenzen eines Versagens eine weitere Facette der Prüfungsangst. Diese Konsequenzen können materieller, sozialer oder indivi- dueller Natur sein; z.B können die Versetzung, der häusliche Frieden, das Ansehen in der Klassengemeinschaft oder vielleicht einfach nur die nächste Taschengelderhöhung ge- fährdet sein.
Vor allem aber wirken sich diese Konsequenzen auf das Selbstwertgefühl des Prüflings als Selbstwertbedrohung aus, was wiederum in einem Gefühl der Angst zum Ausdruck kommt. Grade dies wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit von mir noch als ein fataler Schritt in der Entstehung des Teufelskreises gewertet werden ( → 2.2. ).
1.3. „Ich wusste nix mehr!“ - physiologische Tatsachen
Manche nennen es „Denkblockade“ oder „blackout“, andere sagen einfach „Brett vorm Kopf“ - gemeint ist aber immer dasselbe: Der „Moment der Wahrheit“ ist gekommen und plötzlich scheint alles Bekannte und Gekonnte wie weggewischt und jede Bemühung um logisches Denken bleibt ohne Erfolg. Um so schlimmer: je mehr man sich um Durchblick bemüht, um so nebulöser wird der Geisteszustand. Von klarem Durchblick ist keine Rede mehr.
Diesen Zustand nenne ich die „stressbedingte Tabula Rasa“.
Was sich da getan hat, hat einen klaren, biochemischen Hintergrund. Durch die entstandenen Angstgefühle werden vom Zwischenhirn Alarmsignale an die Nebenniere gesendet. Die Qualität dieser Signale entsprechen denen einer als Lebensbedrohend empfundenen Situation. Die Nebenniere schüttet nun Stresshormone (Adrenalin) aus, deren Auswir- kungen - wie unter 1.2 beschrieben - sich in einer veränderten Befindlichkeit niederschlagen. Zu den beschriebenen Symptomen kommt allerdings hinzu, das der gesamte Körper sich an dieser Stelle in Alarmbereitschaft befindet; d.h. auf zu erbringende Höchstleis- tungen körperlicher und nicht länger geistiger Natur eingestellt ist. Dem Körper stehen von jetzt auf gleich Unmengen von Energie zur Verfügung , in der Verhaltensforschung spricht man von einer „Kämpfen oder Fliehen “ Situation.
Ein weiterer Effekt dieser Adrenalin- Ausschüttung ist nun, daß bestimmte Bereiche des Gehirns regelrecht von dem bioelektrischen Stromfluss isoliert werden, da sie bei einer tatsächlichen Lebensbedrohung eher hinderlich wären. Diese unbewusste Stressreaktion, deren Ursprung ein eigentlich sinnvoller Schutzmechanismus ist, erweist sich nun als fa- tale Falle, da tatsächlich - im übertragenen Sinne - nur noch kämpfen oder fliehen mög- lich sind. Diese Reaktion ist, wenn einmal ausgelöst, irreversibel. Erst wenn die akute Bedrohung vorbei ist, baut der Körper - dann jedoch recht schnell - das Adrenalin ab. Und dem Prüfling fallen die gesuchten Antworten wieder ein.
2. Was ist passiert? - Erlernte „Trigger - Momente“
2.1. Wie wird Prüfungsangst ausgelöst? Was sind „Trigger - Momente“?
Laut Langenscheidts Schulwörterbuch Deutsch - Englisch bezeichnet man mit „trigger“ den Abzugshebel an einer Pistole oder einem Gewehr. Ist dieser einmal betätigt, steht er am Anfang einer nicht mehr aufzuhaltenden Kettenreaktion.
Damit zu vergleichen sind die Schilderungen einiger meiner Schüler, deren Problemdar- stellungen immer in einem bestimmten - wenn auch individuellen - Moment fußten.
Es handelt sich dabei aber nicht um einen schlichten, grei/aren Reiz von aussen, wie z.B. das Umdrehen des Arbeitsblattes bei einer Klausur, sondern vielmehr um eine Verkettung einer Vielzahl von Empfindungen wie Erinnerungen, Wissenselementen, Vorstellungen, Vorwegnahmen und Bewertungen aus einem weiter zurückliegendem Zeitpunkt, die mit diesem Moment verknüpft worden sind. Die Beschreibung dieser vorausgegangenen Zu- ordnung findet sich auch in der sozial - kognitiven Lerntheorie Banduras; er bezeichnet diese als „antezendente Determination“, dem Loslösen vom Gedanken an eine einfache Reiz - Reaktions - Verbindungen als vielmehr dem erlernen sehr differenzierter Erwar- tungen (Bandura 1979, 55ff.).
Im Klartext bedeutet dies, das an einem bestimmten Punkt im Ablauf z.B. einer Prüfung ein individuell sehr variabler Trigger - Moment versteckt ist, ab dessen erreichen so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeihung stattfindet, deren Determination sich aus einer Masse unterschiedlicher, individueller und höchst komplexer Kognitionen zusammensetzt und an dessen Ende oft genug ein tatsächlicher „blackout“ steht.
2.2. Die Angst vor der Angst - der Teufelskreis schließt sich
In Edelmanns Lernpsychologie ( S.45, 2.5. ) wird eine Formulierung Herrmanns (1972, S.24 ) zitiert: „ Furcht vor etwas ist nicht nur etwas, was man schnell lernt und langsam verlernt, man lernt auch schnell und verlernt auch langsam, wenn man sich fürchtet.“ Dies bedeutet Hauptsächlich, das bereits ängstliche Menschen leicht Angst lernen und diese dann auch besonders Widerstandsfähig gegen Löschung ist, da sich deren größere Lernleistung auf den emotionellen Bereich des Reiz - Reaktions - Lernens zu beschrän- ken scheint.
Die Auswirkungen dieser Hypothese für meine Ausführungen sind nun dergestalt, daß das ( wenn auch unbewusste ) Erleben eines Trigger - Momentes und dessen fatale Folgen eine neuerliche Angst vor eben diesem Prozess ins Leben rufen können. Diese „Angst vor der Angst“ bewirkt nun ihrerseits eine Sensibilisierung, der zufolge der ursprüngliche, angstauslösende Trigger - Moment nicht als solcher, sondern als Beginn des unweigerlichen Versagens begriffen wird.
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