Qualitätssicherung in Kindertagesstätten


Hausarbeit, 2005

43 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Qualität?
2.1 Gesellschaftliche Hintergründe zur Qualitätsdebatte in Kindertagesstätten
2.2 Verschiedene Betrachtungsweisen zur Qualitätsbestimmung

3 Was ist Qualitätsmanagement?/ Was sind Qualitätsmanagementsysteme?
3.1 Kriterien zur Einschätzung von Qualitätsmanagementsystemen
3.2 Was bisher geschah …
3.3 Abstrakt zu aktuellen Qualitätsmanagementsystemen
3.3.1 TQM
3.3.2 EFQM
3.3.3 DIN EN ISO 9000 ff

4 Weitere geeignete Maßnahmen zur Qualitätssicherung
4.1 Anwendung von Qualitätswerkzeugen (Q7)
4.2 Zufriedenheitsanalysen

5 Resümee

1. Einleitung

Die Verpflichtung zur Einführung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz wurde in einer Zeit getroffen, in der die Finanzlage der öffentlichen Kassen immer angespannter wurde. Dies hat zu einer kontroversen Diskussion über die konkreten Bedingungen für die Umsetzung des Rechtsanspruches geführt. In Fachkreisen wird befürchtet, dass bestehende Qualitätsstandards beträchtlich reduziert werden müssen. Andere befürchten die Entwicklung eines Zweiklassenangebotes mit kleinen Einrichtungen und Gruppengrößen nur für diejenigen Familien, die es sich leisten können. Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement ist demnach eine wichtige Herausforderung für die Zukunft. Instrumente und Methoden der Qualitätsentwicklung, der Qualitätssicherung und der Qualitätsmessung – des Qualitätsmanagements – ebenso wie die damit vielfach in Zusammenhang stehende Frage nach einer Zertifizierung beschäftigen weiterhin Tageseinrichtungen für Kinder und ihre Träger. Die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der angebotenen Managementsysteme, aber auch die für den Einsatz erforderlichen Mittel führen nicht nur zu kontroversen Diskussionen über den Nutzen eines Qualitätsmanagementsystems in Kindertagesstätten, sondern auch zu erheblicher Verunsicherung der pädagogischen Fachkräfte.

Die vorliegende Arbeit soll dazu beitragen, die Diskussion um das Qualitätsmanagement zu versachlichen und beispielhaft Lösungsansätze aufzeigen.

2. Was ist Qualität?

Eine allgemein akzeptierte Antwort auf die Frage zu finden, was unter Qualität verstanden wird, ist schwierig. Je nachdem, welche Perspektive eingenommen wird, ergeben sich sehr unterschiedliche Responsionen. Aus Sicht der Eltern wird von Qualität gesprochen, wenn aufgrund ihrer Erwerbstätigkeit lange Öffnungszeiten angeboten werden und eine gute Erreichbarkeit gewährleistet ist. Ginge es allein nach den Erziehern und der Leitung, würde ein Arbeitsplatz vorgezogen werden, der weder Schichtarbeit noch familienunfreundliche Arbeitszeiten abverlangt. Beste Qualität wäre dann gegeben, wenn die Forderungen und Bedürfnisse aller Interessengruppen befriedigt werden würde, wobei hier unter Interessengruppen Eltern, Kinder, Mitarbeiter, Leitungskräfte, Träger und die Erwartungen der Gesellschaft an das, was Kindertagesstätten leisten und bieten sollen verstanden werden.

Der Begriff Qualität lässt sich etymologisch auf das lateinische Wort „qualis“ (wie beschaffen) oder „qualitas“ (Beschaffenheit eines Gegenstandes) zurückführen. Demokrit (460 v. Chr.) unterschied zwischen der objektiven Qualität, die den Dingen zukommt und der subjektiven Qualität, die nur in der menschlichen Wahrnehmung existiert.

Ganz allgemein definierte Crosby (1979)[1] Qualität als „Konformität gegenüber den Anforderungen“ und brachte es damit auf die kürzest mögliche Formel. Seit Ende der 80iger Jahre existiert die weltweit eingeführte Definition von Qualität nach den ISO-Normen 8402: „Qualität ist die Gesamtheit von inhärenten Eigenschaften und Merkmalen (…) einer Dienstleistung, die sich auf die Eignung zur Erfüllung festgelegter oder vorausgesetzter Forderungen und Erwartungen beziehen.“[2]

Dabei wird nach Forderungen unterschieden, die ausdrücklich gestellt werden und Forderungen, die nicht ausdrücklich festgelegte Erwartungen beinhalten. Ausdrückliche Forderungen sind zumeist messbare Größen, die in einem Vertrag zwischen Kunden und Dienstleistungserbringer festgelegt sind (Leistungsbeschreibung, Dauer). Bei nicht ausdrücklich festgelegten Erwartungen handelt es sich um Leistungen, die der Kunde als selbstverständlich voraussetzt, aber nicht artikuliert, wie zum Beispiel einen freundlichen Umgangston.

Offen bleibt bei dieser Erklärung die Frage, wessen Bedürfnisse oder Anforderungen hier angesprochen sind bzw. wer eigentlich mit „Kunde“ gemeint ist. Eine Antwort darauf gab Feigenbaum (1961)[3], als er formulierte: „Qualität bedeutet beste Anpassung an die jeweils spezifischen Kundenanforderungen. (…) Im sozialen oder Dienstleistungsbereich sind „Kunden“ Angehörige, Eltern, Kinder, Betreuer, aber auch Kostenträger. Sie alle bestimmen durch ihre Nutzungsgewohnheiten und –interessen sowie ihren finanziellen Vorstellungen und Möglichkeiten, wie sich Qualität von Dienstleistungen definiert.“ Qualität ist also die Realisierung von Anforderungen und Erwartungen, über deren Erfüllung nur der Kunde entscheidet.

Genau genommen entsteht Qualität demnach erst im Zusammenspiel von Leistungserbringern, Leistung und Kunden.

Um explizit auf die Definition von Qualität in Kindertagesstätten zurückzukommen, sollten hier die Interessen, Bedürfnisse und Sichtweisen der Kinder und ihrer Familien im Mittelpunkt stehen, wie es der gesetzliche Auftrag im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) für Kindertagesstätten nahe legt. Das Ziel beim Streben nach Qualität sollte das körperliche, emotionale, soziale und intellektuelle Wohlbefinden der Kinder, die Anregung und Förderung der Entwicklung der Kinder und die Unterstützung der Familien in ihrer Betreuungs- und Erziehungsaufgabe sein.

2.1. Gesellschaftliche Hintergründe zur Qualitätsdebatte in Kindertagesstätten

Die Qualitätsdiskussion in Kindertagesstätten wurde zum einen durch die kontinuierliche fachliche Weiterentwicklung und zum anderen durch gesellschaftliche Veränderungen stark beeinflusst.

Bis in die 60iger Jahre wurde der gesellschaftliche Bedarf an institutioneller Betreuung als eher gering eingeschätzt und daher das Betreuungsangebot der Kindergärten stark auf Familien ausgerichtet. Im Zuge der allgemeinen Bildungsreform kam es dann Ende der 60iger Jahre zu einer Neubewertung der Kindertagesstätten als grundlegende Bildungsstufe für alle Kinder und zusätzlich als Fördereinrichtung speziell für benachteiligte Kinder im Sinne einer kompensatorischen Erziehung. Die 80iger Jahre waren, so der NQI[4], durch Diskussionen um die flexiblere Öffnungszeiten und mehr Ganztagsplätze gekennzeichnet, um angesichts zunehmender Erwerbsbeteiligung von Frauen das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie lösen zu können. „Gleichzeitig mit solchen gesellschaftlichen Entwicklungen und dem Wandel traditioneller Familien- und Lebensformen erfuhr auch die Vorstellung von Kindheit, das Bewusstsein für die Bedeutung der frühen Lebensjahre und daraus resultierend auch das Verständnis einer angemessenen Erziehung für junge Kinder einen Wandel.“[5]

Definitiv stand hinter diesen Bemühungen die Qualitätsfrage, d.h. die Frage nach der Leistungsfähigkeit des bisherigen Erziehungssystems der 3-6jährigen in Anbetracht der erforderlichen Aufgaben und Ziele.

1990 wurde mit dem Kinder- und Jugendhilfegesetz die Bedeutung von Kindertagesstätten als entwicklungsfördernde und familienergänzende Leistung für alle Kinder auch vom Gesetzgeber festgeschrieben, deren Entwicklung 1996 ein Rechtsanspruch eines jeden Kindes auf einen Kindergartenplatz folgte. Als Reaktion auf dieses Regelangebot für 3-6jährige folgte ein weiterer quantitativer Ausbau, allerdings ohne Anpassung der Finanzierung, d.h. Bau- und Ausstattungsstandards wurden gesenkt. „Damit stand die Debatte über notwendige strukturelle Rahmenbedingungen für eine gute pädagogische Arbeit, wie überhaupt die Frage, was eigentlich gute Qualität ausmacht und wer sie bestimmen darf, soll oder muss, auf der Tagesordnung.“[6]

Eine dritte Determinante in der Qualitätsdebatte ergab sich aus der Wiedervereinigung im Jahre 1990, durch die zwei verschiedene Früherziehungssysteme aufeinander trafen: im Westen der Kindergarten als Teil des Jugendhilfesystems mit pluraler Trägerlandschaft und z. T. unklaren pädagogischen Orientierungen und im Osten der staatlich gesteuerte Kindergarten als organisatorischer Bestandteil des Bildungssystems mit klaren, ebenfalls staatlich vorgeschrieben Inhalten.

Ähnlich stellt sich die Qualitätsdebatte bei der Betreuung, Bildung und Erziehung der 0-3jährigen dar. War die außerfamiliäre Betreuung in den alten Bundesländern lange Zeit gesellschaftlich nicht akzeptiert, gab es in den neuen Bundesländern dahingehend eine lange Tradition, die allerdings mit der Wende und damit verbunden mit zunehmender Arbeitslosigkeit brüchig wurde.

Die erforderliche Ausweitung des Angebotes für Kinder aller Altersstufen steht im Zwiespalt mit knapper werdenden Ressourcen und einer finanziellen Schieflage.

Das System der Früherziehung muss also nach dem Minimalprinzip arbeiten, d.h. mit so wenig Mitteln wie nötig, einen so hohen Qualitätsanspruch wie möglich zu erreichen. Dafür wird allerdings eine möglichst klare Beschreibung dessen benötigt, was als qualitativ gute Kindertagesbetreuung angeboten werden soll und darunter verstanden wird. Eine Verständigung über Qualitätsdimensionen und –standards bildet damit die zwingende Voraussetzung für alles Weitere.

2.2. Verschiedene Betrachtungsweisen zur Qualitätsbe-stimmung

Kindertagesstätten, die sich nicht an besondere zahlungskräftige Kunden wenden, sondern eine auch für Eltern bezahlbare flächendeckende Versorgung sicherstellen, sind auf Förderung durch die öffentliche Hand (Kommunen, u.a.) angewiesen. Diese geben damit den materiellen Rahmen, in dem Kindertagesstättenarbeit erst stattfinden kann, weitestgehend vor. Grundlegend sind dabei die Vorgaben über Gruppengrößen bzw. Personal-Kind-Relation, die Anforderungen an die fachliche Qualifikation des Personals, „die dem Personal zur Verfügung stehenden gruppenfreien Zeiten für Vor- und Nachbereitung, Teamgespräche, Elternkontakte“ [7] sowie die räumliche und sachliche Ausstattung der Kindertagesstätte.

Charakteristisch für die Kindergartenlandschaft hinsichtlich der öffentlichen Förderung sind die zwei Gruppen von Trägern, die hier unterschiedlich behandelt werden. Zum einen die freien Träger wie Wohlfahrtsverbände und Kirchen, die i.d.R. staatlich festgelegte Pflichtzuschüsse erhalten und diese wiederum nur einen Teil der tatsächlichen Kostend decken und der Rest über Elternbeiträge, Spenden, freiwillige Zuschüsse und Eigeninitiativen erwirtschaftet werden muss und zum anderen die Kommunen, die bei ihren eigenen Kindertagesstätten sowohl Zuschussgeber als auch Zuschussempfänger sind, was immer zu einer 100%igen Kostendeckung führe, so Kippold[8] in seinem Artikel über die Qualitätsdiskussion in Kindertagesstätten.

Was haben nun aber all diese Strukturen mit der Qualitätsdiskussion zu tun?

Betrachtet man die Qualität in Kindertagesstätten kann diese in verschiedene Dimensionen unterteilt werden; vielfältig in der Literatur vertreten, ist die Aufspaltung in Struktur-, Prozess- und Orientierungsqualität.

Unter Strukturqualität werden situationsunabhängige und zeitlich relativ stabile Rahmenbedingungen wie (bereits oben genannt) Größe und Organisation der Gruppe, Personalschlüssel, Ausbildung und berufliche Erfahrung des pädagogischen Personals, Räume und Ausstattung der Kindertagesstätte verstanden. Qualität verwirklicht sich also immer innerhalb eines vorgegebenen Rahmens und ist ohne diesen nicht verstehbar.

Die Prozessqualität umschreibt alles das, was in der Einrichtung an pädagogischer Arbeit i. w. S. stattfindet – „ das Gesamt an Interaktionen und Erfahrungen, die ein Kind in der Kindergartengruppe mit seiner sozialen und räumlich-materialen Umwelt macht.“[9] Hier spiegeln sich die dynamischen Aspekte des Alltages in Kindertagesstätten wider, im professionellen Agieren und Reagieren auf situative Bedingungen des Alltages und im reflexiven Bewältigen und Ad-hoc-Handeln in pädagogischen Situationen, so Tietze et al weiter. Zudem beinhaltet die Prozessqualität die Auswahl und Bereitstellung von entwicklungsangemessenen Materialien, die Planung von Bildungsinhalten, Aktivitäten und Angeboten als auch die Interaktionen zwischen Erziehern und Kindern, zwischen Kindern, unter Mitarbeitern und zwischen Personal und Eltern.

Die Orientierungsqualität bezieht sich auf das, „was die pädagogisch Handelnden im Kopf haben“[10] – auf pädagogische Vorstellungen, Werte, Überzeugungen und ihr Bild vom Kind. Diese Faktoren, erworben in ihrer allgemeinen und beruflichen Sozialisation, lenken ihr pädagogisches Handeln.

Orientierungsqualität und Strukturqualität beeinflussen die Qualität der pädagogischen Prozesse, jedoch kann dasselbe pädagogische Konzept (Orientierungsqualität) oder dieselbe Strukturqualität gegeben sein und die Qualität des Prozessgeschehens ganz unterschiedlich ausfallen. Im Vordergrund aller Bemühungen um Qualitätssicherung und –entwicklung steht die Prozessqualität.

3. Was ist Qualitätsmanagement? Was sind Qualitätsmanagementsysteme?

Im Zuge von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen – Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, abnehmenden Kinderzahlen, Finanzknappheit und Profilierungszwängen – stehen die Träger von Kindertagesstätten in der Verantwortung, eine konkurrenzfähige Angebotsstruktur vorzuhalten. Vor diesem Hintergrund ist es nicht von der Hand zu weisen, dass sich das Arbeitsfeld der pädagogischen Mitarbeiter in Tageseinrichtungen für Kinder entscheidend verändern wird. In der fachöffentlichen Debatte wird zunehmend die Forderung laut, dass die Arbeit in Kindertagesstätten messbar werden und zu bewerten sein muss. Erzieher stehen in dem Spannungsfeld pädagogische Ziele einzuhalten und gleichzeitig gesellschaftliche und rechtliche Forderungen umzusetzen. Um hier nicht die Orientierung zu verlieren, helfen der Einsatz von Qualitätsmanagement und die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems.

Der Begriff Qualitätsmanagement erklärt sich im Wesentlichen als Planung, Organisation, Dokumentation und Überprüfung aller qualitätsrelevanten Aktivitäten und Prozesse. Qualitätsmanagement heißt Prozessorientierung, d.h. Prozesse werden identifiziert, beschrieben und an den Anforderungen der Kunden ausgerichtet. Qualitätsmanagement in Tageseinrichtungen für Kinder ist die systematische und kontinuierliche Planung, Lenkung, Sicherung und Verbesserung des Leistungsangebotes, sowie die erforderlichen Prozesse und Strukturen konsequent am Nutzen für Kinder und Eltern sowie einer bestmöglichen Kosten-Nutzen-Relation auszurichten.

Ein Qualitätsmanagementsystem ist demzufolge ein in der Kindertagesstätte eingeführtes Verfahren, über das sichergestellt wird, dass die Qualität des Endproduktes (Betreuung, Erziehung, Bildung) den von den Kunden (Eltern, Kinder, Träger) geforderten Qualitätsansprüchen entspricht. Qualitätsmanagementsysteme dienen auch der kontinuierlichen Verbesserung der Verfahren und Abläufe im Unternehmen und können so zu Kostensenkungen beitragen, was gerade in sozialen Einrichtungen zwingend erforderlich ist.

Doch welche weiteren Gründe können eine Einrichtung zum jetzigen Zeitpunkt zur Einführung eines Qualitätsmanagementsystems bewegen?

Im Folgenden wird zwischen internen und externen Beweggründen unterschieden. Während ersteres das „Wollen“ deutlich macht, kommt letzteres einem „Müssen“ gleich. Zu den internen Gründen zählen die Sicherung der Wirtschaftlichkeit, das Versprechen gegenüber dem Kunden, die Formulierung eindeutiger Ziele und Bewertungskriterien für einzelne Prozesse, eine klare Bestimmung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die Vereinheitlichung von Formularen und Dokumentation und letztlich die Schaffung von Transparenz, Verbindlichkeit und Vergleichbarkeit mit anderen Einrichtungen. Externe Gründe, die Qualitätsmanagement in den letzten Jahren mit zunehmender Intensität zu einem Thema in Dienstleistungsunternehmen, und so auch in Kindertagesstätten, gemacht haben, sind der zunehmende Wettbewerb von Anbietern, der „kritische Kunde“, der die angebotenen Dienstleistungen verstärkt prüft und hinterfragt und nicht zuletzt die Auswirkungen der Initiativen von Kostenträgern und Gesetzgebern, die die Sicherung von Qualität und damit auch das Management von Qualität verbindlich vorschreiben. „Für den zuletzt genannten Bereich geben das Pflegequalitätssicherungsgesetz geänderte SGB XI mit § 80, das Bundessozialhilfegesetz (BSHG) mit § 93, die gesetzliche Krankenversicherung mit § 137 SGB V oder auch das SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe) mit den §§ 78 a ff. allesamt gute Beispiele ab.“ [11]

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz mit seinem gesetzlich garantierten Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz hat zu einer erheblichen quantitativen Ausweitung geführt, was jedoch teilweise schon vereinzelt aufgrund rückläufiger Geburtenzahlen zu einem Überangebot an Plätzen und damit notwendigerweise zu einer Konkurrenzsituation zwischen den Einrichtungen geführt hat und weiter führen wird. Die „Überlebenschancen“ der einzelnen Einrichtungen werden dabei als umso positiver eingestuft, je höher ihre Qualität ist.

Qualitätsmanagement wird zur Existenzvoraussetzung und damit zur Pflichtaufgabe!

Ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) ordnet und strukturiert ein Unternehmen. Es regelt Verantwortlichkeiten und Befugnisse (Aufbauorganisation), es legt fest, wie einzelne Tätigkeiten bzw. Prozesse auszuführen sind (Ablauforganisation) und es definiert, welche Mittel, welches Personal und welche Methoden eingesetzt werden. Ziel eines QMS ist es, die geforderten Qualitätsansprüche zu erfüllen. Dazu sollten alle festgelegten Verantwortlichkeiten und Arbeitsabläufe usw. schriftlich festgehalten und in einem sog. Qualitätsmanagementhandbuch dokumentiert werden.

3.1. Kriterien zur Einschätzung von Qualitätsmanagement-systemen

Schon ein kurzer Blick in die einschlägige Literatur reicht aus, um festzustellen, dass es anscheinend eine Vielzahl von Qualitätsmanagementsystemen gibt; so ist die Rede von DIN EN ISO 9001:2000, EFQM, TQM, dem Qualitätshandbuch des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe, der Kindergarten-Einschätz-Skala (KES), dem „Dreiklang“ von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität nach Donabedian und vielen anderen mehr.

In diesem Abschnitt werden neun Kriterien vorgestellt, um zwischen Qualitätsmanagementsystemen einerseits und weiteren, wie auch immer gearteten Qualitätsmanagementansätzen andererseits unterscheiden zu können.

So zeichnet es ein QMS ganz wesentlich aus, dass es einen Management-Bezug hat, es sich also sowohl auf die Planung, die Koordination, die Realisierung und die Überprüfung von Qualität bezieht.

Ein weiteres Kriterium heißt „Arbeitsfeldbezug“, d.h. ein QMS liegt vor, wenn es arbeitsfeldübergreifend ausgestaltet und nicht allein auf ein Arbeitsfeld, wie beispielsweise die Betreuung von Kleinkindern ausgerichtet ist. Der Prozessbezug ist dann gegeben, wenn bei einem QMS Leistungs- und Arbeitsprozesse im Zentrum der Bemühungen stehen, Qualität zu gestalten und zu sichern. Das Kriterium „Zertifizierungsmöglichkeit“ liegt vor, wenn ein Qualitätsmanagementansatz eine Möglichkeit bietet, sich nach einer entsprechenden Überprüfung durch einen externen, unparteiischen Dritten schriftlich bestätigen zu lassen, dass die eigenen Verfahren und Dienstleistungen die vorgegebenen Anforderungen des QMS erfüllen. Das Kriterium Mitarbeiterbezug ist dann gegeben, wenn der jeweilige QM-Ansatz einen solchen Einbezug vorsieht. Das sechste Kriterium ist die „Status Quo-Bewertungsmöglichkeit“: „Das Erreichen dieses modellbegründenden Kriteriums verlangt, dass ein QM-Ansatz Unterstützung beim Bemühen bietet, den aktuellen Qualitätsstandard zu bewerten.“ [12] Zudem zeichnet es ein QMS aus, wenn es fachlich offen ist, es keinen fachlichen Schwerpunkt aufweist. Das nächste Kriterium, „Aufwand“, dient nicht direkt der Beantwortung der Frage, ob ein Qualitätsmanagementsystem vorliegt oder nicht, sondern vielmehr der weiteren, präzisierenden Beschreibung vorhandener QM-Ansätze. Letztlich sollte ein QMS weit verbreitet sein; sie beschränken sich nicht auf bestimmte Branchen oder Regionen.

[...]


[1] Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.: ASB-Leitfaden Qualitätsentwicklung. Kindertageseinrichtungen. 2001. S. 6

[2] DIN Taschenbuch 223. Qualitätsmanagement und Statistik. Begriffe (DIN EN ISO 9000:2000). Beuth. S. 135

[3] Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.: ASB-Leitfaden Qualitätsentwicklung. Kindertageseinrichtungen. 2001. S. 6

[4] Forschungsverbund Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder

[5] Tietze/ Viernickel (Hrsg.): Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein nationaler Kriterienkatalog. Beltz. 2003. S. 9

[6] Tietze/ Viernickel (Hrsg.): Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein nationaler Kriterienkatalog. Beltz. 2003. S. 9

[7] Koopold, G. IN: http://bidok.uibk.ac.at/libary/g11-99-diskussion.html

[8] Kippold, G. IN: Gemeinsam leben – Zeitschrift für integrative Erziehung Nr. 1/ 99. 1999

[9] Tietze u.a. (1998) IN: Tietze/ Viernickel (Hrsg.): Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein nationaler Kriterienkatalog. Beltz. 2003. S. 11

[10] Tietze u.a. (1998) IN: Tietze/ Viernickel (Hrsg.): Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein nationaler Kriterienkatalog. Beltz. 2003. S. 11

[11] Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.: ASB-Leitfaden Qualitätsentwicklung. Kindertageseinrichtungen. 2001. S. 8

[12] Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.: ASB-Leitfaden Qualitätsentwicklung. Kindertageseinrichtungen. 2001. S. 18

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Qualitätssicherung in Kindertagesstätten
Veranstaltung
'Berufsbegleitende heilpädagogische Zusatzqualifizierung pädagogischer MitarbeiterInnen'
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
43
Katalognummer
V59137
ISBN (eBook)
9783638531559
ISBN (Buch)
9783640171460
Dateigröße
704 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Qualitätssicherung, Kindertagesstätten, Zusatzqualifizierung, MitarbeiterInnen“
Arbeit zitieren
Nicole Neubert (Autor:in), 2005, Qualitätssicherung in Kindertagesstätten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59137

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