Literarisch-ästhetische Gestaltung von Stadterfahrung am Beispiel von "Manhattan Transfer". Die erzählende Stadt


Hausarbeit, 2016

25 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Manhattan Transfer in der GroBstadtliteratur

3. Erzahlkomposition und Form

4. Die Gestaltung der Charaktere

5. Wiederkehrende Metaphorik und Symbolik

6. Fazit

1. Einleitung

Mit dem Aufkommen groBer urbaner Metropolen urn die Jahrhundertwende entstanden nicht nur ein neuer Lebensraum mit spezifischen Gegebenheiten, sondern in Reaktion darauf auch neue literarische Verarbeitungs- und Darstellungsformen. Die Stadt war plotzlich mehr als nur Spielort einer Geschichte; sie wirkte auf die Protagonisten zuriick und spiegelte sich in ihnen wie auch im Text selbst. Manhattan Transfer gilt als wegweisend fur das Untergenre der Stadtliteratur, insbesondere aufgrund Dos Passos' sprachlicher Gestaltung und dezidiert moderner Kompositionsweise. Das Ziel dieser Arbeit ist mithin die detaillierte Untersuchung dieser gestalterischen Mittel, mit denen John Dos Passos Stadterfahrung in Manhattan Transfer darstellt. Dabei sind drei bestimmende Kategorien von Bedeutung: 1) die Erzahlkomposition, unter die nicht nur die spezifische Erzahlhaltung und -form fallen, die mittels der Operatoren von Martinez/Scheffel nachvollzogen werden, sondern auch die inharente Ordnung des Romans, die insbesondere Volker Klotz in seinem Essay Gezeiten der Stadt umfassend beleuchtet hat, 2) die Charaktergestaltung im Hinblick auf die Frage, wie eigenstandig und glaubwurdig die Protagonisten gestaltet sind und inwiefern sie als reprasentativ fur die GroBstadt gelten konnen, 3.) die spezielle Metaphorik und Symbolik. Entgegen der Annahme, es handle sich urn ein zufalliges Durcheinander von Momentaufnahmen, lassen sich deutlich Muster und RegelmaBigkeiten im Roman nachvollziehen. Zu Dos Passos' kunstlerischen Einflussen zahlen sowohl futuristische Kunst und Impressionismus als auch das Kino mit seinen raschen Uberblendungen und Szenenwechseln. Beiden Einflussen wird an entsprechender Stelle Rechnung getragen. Einleitend wird zunachst eine Einordnung des Textes in den Komplex „GroBstadtliteratur" vorgenommen, urn abschlieBend nach der Analyse konkret das Besondere und Revolutionare dieser Art von GroBstadtliteratur herauszustellen. Das Ziel ist keine literaturgeschichtliche Verortung des Romans oder gar die Extraktion einer spezifischen Haltung zur GroBstadt, sondern eine am Text belegbare Analyse seiner Mittel und deren Wirkung. Auch das Problem der Verengung des literaturwissenschaftlichen Stadtliteraturbegriffs kann aufgrund des Umfangs nur am Rande angeschnitten werden.

2. Manhattan Transfer in der GroBstadtliteratur

„Die GroBstadt", schreibt Angelika Corbineau-Hoffman, „ist nicht einfach eine vergroBerte Stadt, sondern ein Erfahrungsraum von eigener Qualitat."1 Mit dem Aufkommen der modernen Metropolen um die Jahrhundertwende verandert sich nicht nur die Rolle, die der Topos „ Stadt" in der Literatur spielt, sondern auch die asthetische Herangehensweise, mit der das Stadtleben literarisch abgebildet und verarbeitet wird. Zwar spielte die Stadt bereits zuvor eine Rolle in der Literatur, so z.B. bei Zola (Drei Stddte) oder Hugo (Der Glockner von Notre-Dame), jedoch eher als Schauplatz, den es zu durchschreiten und zu entdecken gait, denn als eigener Erfahrungsraum, der von seinen Protagonisten gepragt wird und auf sie zuriickwirkt.2 Blanche Gelfant grenzt den local color writer, dessen Anliegen Lokalkolorit und Charakteristik eines bestimmten Ortes oder einer Stadt sind, deutlich vom city novelist ab, der den abstrakten Uberblick bevorzugt: „Unlike a local color writer , the city novelist sees urban life as an organic whole, and he expresses a coherent, organized, and total vision of the city."3 Der city novelist suche in charakteristischen Einzelszenen inharente Strukturen und Muster, die grundlegende Wahrheiten iiber die Stadt an sich offenbaren.4 Sie rechnet Dos Passos deutlich dieser Kategorie zu.5

Das Leben in der GroBstadt stellt ihre Bewohner vor spezifische Herausforderungen, die Georg Simmel in seinem wegweisenden soziologischen Essay Die Grofistddte und das Geistesleben (1903) eingehend untersucht. Eine permanente Beanspruchung der Sinne durch elektrisches Licht, Werbung, Verkehr und eine Vielzahl sozialer Kontakte unterschiedlichster, meist oberflachlicher Auspragung bringt einen neuen Menschentypus hervor - den intellektuellen und blasierten GroBstadter. Weil er sich auBerstande sieht, die emotional intensiven und uberschaubaren Beziehungen zu fiihren, die z.B. der Landbevolkerung eigen sind, reagiert er vornehmlich mit dem Verstand, dem von der verletzlichen Seele am entferntesten liegende Organ.6 Unter der Blasiertheit versteht Simmel eine spezielle Form der nervlichen Ermudung und Abstumpfung. In der GroBstadt werden die Nerven pausenlos durch unzahlige Reize beansprucht, auf die mit gleichbleibender Intensitat und Hingabe zu reagieren jedem gesunden Menschen unmoglich ist. So gelten fur Simmel, trotzdem er um deren negative Implikationen weiB, die Verstandesherrschaft und Blasiertheit auch als Schutzmechanismen in diesem neuen Lebensumfeld. Obwohl der moderne Mensch in einer Millionenmetropole von unzahligen anderen umgeben ist, avancieren Anonymitat und Entfremdung zu groBen, auch kunstlerisch bestimmenden Themen der Zeit, die in besonderer Weise auf die GroBstadt bezogen werden.7 Das soziale Miteinander in der GroBstadt ist gepragt von Zuriickhaltung, das Arbeitsleben hingegen von arbeitsteilig organisierten Produktionsprozessen fur einen „gesichtslosen Markt".8

Diese Atmosphare, in der Zivilisationskritik und Aufbruchsstimmung aufeinandertreffen, wirkt belebend auf Kunst und Literatur. Mit dem beginnenden 20.Jahrhundert bildet sich der „GroBstadtroman" als Untergenre des Romans heraus, der auf die Herausforderungen des urbanen Lebens mit den sinnstiftenden Mitteln der Fiktion reagiert.9 Dem Begriff der „GroBstadtliteratur" liegt u.a. die Annahme zugrunde, dass die GroBstadterfahrung eine von universeller Qualitat sei, die jeden gleichermaBen betreffe und iiber die mithin verallgemeinerbare Aussagen mittels der Literatur getroffen werden konnten; so ist z.B. der Topos der Stadt als lebendiger Organismus, der bestimmte Geisteshaltungen und Lebensformen erzwingt, ausgesprochen beliebt.10 Diese vermeintliche

Objektivierbarkeit von Stadterfahrung ist mehrfach in die Kritik geraten.11 Die Literatur beginnt, sich von traditionellen Schemata zu losen und auf einen Lebensraum zu reagieren, fur den es keine Vorbilder oder erprobten Darstellungsmodelle gibt.12 Manhattan Transfer steht exemplarisch fur eine neuartige Verarbeitung von GroBstadterfahrung, die sich von konventionellen Erzahlmustern und -traditionen lost. Gait bisher fur den Roman noch die Vorgabe, er moge die Kontingenz eines Lebens als einen nachvollziehbaren Ablauf von Ereignissen darstellen, die einem Helden widerfahren, widersetzt sich Manhattan Transfer auf samtlichen Ebenen dieser Erwartungshaltung.13 Weder existiert eine zentrale Geschichte, die klar durch Anfang und Ende gekennzeichnet ware, noch eine Hauptfigur, deren Entwicklung sich verfolgen liefie. Viel mehr versucht John Dos Passos die fragmentierte, vielschichtige Erfahrung der GroBstadt mittels Montage, Multiperspektivitat und starker Symbolik in Text zu uberfuhren. Die dynamische Form des Textes spiegelt sein Thema wider; eine Herangehensweise, die in dieser Konsequenz zum damaligen Zeitpunkt neuartig ist. Dem Leser soil die Stadt nicht beschrieben und erlautert werden, er soil sie analog in der Auseinandersetzung mit dem Text am eigenen Leib erfahren. Dahinter steht ein kunstlerisches Konzept, das den Autor zuriicktreten und den Leser selbst aktiv werden lasst.14 Auch aus diesem Grund enthalt sich die Erzahlerfigur im gesamten Roman jeder expliziten Bewertung oder Beurteilung der Szenerie.15 Mit welchen asthetischen Mitteln Manhattan Transfer nun im Einzelnen operiert, urn eine analoge Stadterfahrung zu kreieren, soil nachfolgend anhand konkreter literaturwissenschaftlich der panoramatische und synoptische Blick einer unbeteiligten Erzahlinstanz als paradigmatisch erwiesen hat, wurde diese Form der Veraroeitung untrennbar mit dem Topos Stadt verbunden, Form und Inhalt wurden leichtfertig gleichgesetzt. Dabei geht die Ambivalenz, die Simmels soziologische Betrachtungen noch hatten, haufig verloren. Antje Dallmann: ConspiraCity. S.75-76. Untersuchungsgegenstande ausgefuhrt werden.

3. Erzahlkomposition und Form

Mehrere Untersuchungen zu Manhattan Transfer betonen die Dynamik und inharente Bewegung des Textes. Der Roman verlaufe „kreisend und ziellos"16, letztlich in einem „Gezeitenrhythmus"17 der Anziehung und AbstoBung. Diese Bewegung steckt nicht nur in der ubergeordneten Struktur des Textes, sondern auch in seinen Protagonisten. So beklagt Stan Emery:

Das Problem ist, dass ich mich nicht entscheiden kann, was ich am liebsten will, und darum bewege ich mich immer im Kreis, immer hilflos im Kreis, und das ist so verdammt entmutigend.18

Manhattan Transfer beginnt mit dem Thema der Ankunft und endet mit einem Aufbruch; dazwischen liegen die Bewegung der Figuren im Raum, in ihren wechselhaften Beziehungen und eine sich wiederholende Leitmotivik (das Rumpeln der Hochbahn, das Drohnen der Sirenen, Brande), die die Figuren zusammenfuhrt und wieder auseinandertreibt.19 In der Analyse kompositorischer Elemente mochte ich von den allgemeinen Rahmenbedingungen des Textes ausgehend zu den spezifischeren Merkmalen vordringen und mich dabei auf die von Martinez/Scheffel20 eingefuhrten Begrifflichkeiten stutzen. Was Manhattan Transfer auf den ersten Blick unubersichtlich und chaotisch erscheinen lasst, ist seine Fulle an Figuren, die miteinander zunachst nur durch den Schauplatz der Einzelepisoden - New York - in Verbindung stehen. Im vermeintlichen Chaos lassen sich jedoch ordnende Muster erkennen, die Manhattan Transfer zu einem ausgesprochen durchdachten und artifiziellen Kunstwerk machen.21 Der Roman zerfallt in drei Teile, die jeweils aus einzelnen Unterkapiteln bestehen. Wahrend der erste und der dritte Teil jeweils fiinf Kapitel umfassen, fallt der Mittelteil mit acht Kapiteln deutlich raumgreifender aus. Die drei Teile entsprechen einer zeitlich chronologischen Abfolge, beginnend etwa im Jahr 1896 (Teil I), erkennbar durch die erwahnte Unterzeichnung der Greater New York BilP\ iiber die Zeit des Ersten Weltkrieges (Teil II) und schlieBlich der Nachkriegszeit (Teil III) bis etwa zum Zeitpunkt des realen Erscheinungsdatums 1925; genaue zeitliche Einordnungen werden nicht vorgenommen, sondern miissen anhand kleiner Hinweise aus dem Text extrahiert werden22. Dabei verhalt sich insbesondere der mittlere Teil im Hinblick auf die Korrelation zwischen Erzdhheit und erzdhlter Zeit antithetisch. Er ist zwar einerseits der langste, umfasst aber andererseits den kurzesten Zeitraum. Hier weist der Roman also eine Dehnung auf, die Volker Klotz in seiner detaillierten Analyse vor allem mit einem „iterativen Gewohnheitsbetrieb" begriindet.23 Klotz sieht einen Zusammenhang zwischen den jeweiligen Erzahltempi und den Ereignistendenzen, die wechselseitig aufeinander bezogen sind. So folgen im ersten und dritten Teil viele verschiedene Ereignisse und Figuren aufeinander, es herrscht „hektischer" und „inchoativer Aufbruch"24, was zu einer Beschleunigung des Erzahltempos und mithin zu einer Raffung fuhrt. Der Aufbau der einzelnen Kapitel folgt einem Konzept, das Renate Schmidt von Bardeleben als „Prozess der Konzentration und Abstraktion" beschreibt - auch hierin steckt also Bewegung. Jeder Kapiteluberschrift folgt eine kursiv abgesetzte „Praambel", die dem eigentlichen Erzahlteil vorausgeht. Wahrend die Kapiteluberschriften jeweils ein allgemeines Motiv stadtischen Lebens darstellen und zentrale Themen des Romans anreifien (mit „Am Fahrsteg" z.B. die Ankunft, mit „Metropole" die Aufbruchsstimmung und Fortschrittsglaubigkeit oder mit „Drehturen" die Gleichformigkeit und Destruktivitat des stadtischen Lebensraums), beziehen die Praambeln sich schon weniger abstrakt, aber dennoch sprachlich stark stilisiert und verdichtet auf exemplarische Schlusselszenen. „Am Fahrsteg" beschreibt in der Praambel die Fahre, die „hin und her geworfen von der Stromung, klatschend und gurgelnd das Wasser zerteilt"25. „Dampfwalze" beginnt schon in der Praambel mit der Abenddammerung, die „scharfwinklige StraBe sanft glattet"26 die Dunkelheit „presst", Licht „platzt" aus Fenstern, die Nacht „quetscht weiBe Milch aus den Bogenlampen."

Das Motto des Walzens, Pressens und des Drucks wird anhand von Einzelbildern in der Praambel durchgespielt. In ihr ist der unsichtbare Erzahler in seiner Allwissenheit prasent, die Stadt uberblickend.27 Der Erzahlteil der Kapitel konkretisiert das Angedeutete und schematisch Skizzierte schlieBlich anhand einzelner Lebenssituationen. So fuhrt das Eingangskapitel „Am Fahrsteg" das Thema des Ankommens aus; der fluchtige Bud Korpenning trifft in der Stadt ein, Ellen Thatcher wird geboren, ein namenloser judischer Mann assimiliert sich, angeregt durch ein Werbeplakat, mittels einer Rasur. So bewegt sich der Roman stetig vom Allgemeinen und Abstrakten zum Speziellen und Konkreten. Zu einer Analyse der Komposition gehort auch die Frage nach einem Erzahler und seiner Stellung innerhalb des Erzahlten. Im Fall von Manhattan Transfer hat Dos Passos einen nahezu unsichtbaren Erzahler geschaffen, der weder durch eigene Beobachtungen noch durch Kommentare oder Wertungen in Erscheinung tritt.28 Der dramatische Modus erweist sich im ganzen Roman als vorherrschend, auch erkennbar an einer enormen Fulle zeitdeckend erzahlter Dialoge; viele werden unmittelbar, ohne verbum dicendi wiedergegeben und erfordern mithin groBe Konzentration vom Leser, urn die einzelnen Sprecher zu unterscheiden. Der Erzahler soil einerseits einen ordnenden Uberblick im Sinne der synoptic novel29 gewahrleisten, andererseits aber auch den kollektivistischen Anspriichen eines Autors genugen, der vor allem an wiederkehrenden Mustern und Strukturen interessiert ist.30 Die Erzahlstimme kann als extradiegetisch-heterodiegetisch identifiziert werden; sie erzahlt von einer Welt, der sie zwar offensichtlich nicht selbst angehort, zu der aber mittels multipler Blickwinkel Zugang geschaffen wird. Dos Passos erreicht durch wechselnde Fokalisierung (von Nullfokalisierung zu interner Fokalisierung) nicht nur ein hohes Tempo und groBes MaB an Lebendigkeit, sondern auch die fur die GroBstadt typische Fragmentarisierung von Wahrnehmung. Die auBenstehende Erzahlstimme wird immer wieder von Passagen erlebter Gedankenrede (im Zitat unten kursiv gekennzeichnet) durchbrochen, die unmittelbar Einblick in das Empfinden der Protagonisten gewahrt. Auffallig ist das z.B. im Fall George Baldwins, als er in der Zeitung von einem Unfall liest, der seine Karriere begriinden wird.

ERNEUT UNFALL AM BAHNUBERGANG ELEVENTH AVENUE.

Milchmann schwer verletzt. Daraus konnte man doch eine hiibsche kleine Schadenersatzklage machen. [...] Er musste die Eisenbahngesellschaft verklagen. Verdammt, ja, ich musste die sen Mann zufassen kriegen und ihn dazu bringen, dass er die Eisenbahngesellschaft verklagt [...] Bevor diese Winkeladvokaten da sind. Entschlossen biss er ein Stuck Brot ab und kaute energisch. Oder nein, naturlich: Ich gehe zu ihm nach Hause und finde raus, ob es eine Frau oder Mutter oder so gibt.31

Auch bei der Ankunft Jimmy Herfs in der Stadt gleitet die Erzahlstimme unauffallig von Nullfokalisierung zu interner Fokalisierung:

Sein Kopf nickt iiber dem Becher mit warmer, vom Kaffee kaum gefarbter Milch. Das Schiff erzittert, die Teller klirren, der Kaffee schwappt iiber. Dann ein StoB, das Rasseln der Ankerketten und schlieBlich Stille. Mama steht auf und spaht durch das Bullauge.32

Einzig das Wort „Mama" signalisiert hier, dass es sich urn Jimmys Perspektive handelt. Es existieren kaum verlassliche und neutrale Beschreibungen einer auktorialen Erzahlinstanz, sondern vor allem einzelne Szenen aus wechselnden Figurenperspektiven. Was wahrgenommen wird und in welcher Art, richtet sich nach der wahrnehmenden Person und ihrer Stimmung. So pulsiert fur Philip Sandbourne die Fifth Avenue nach einem Unfall „im Rhythmus des Passos und Kafka, anzutreffen sind. Fur sie ist die Stadt nicht ein Problem oder ein Gegenstand, sondern eine Bewufitseinsstruktur. " Philip Fisher: City Matters: City Minds. Die Poetik der GroBstadt in der modernen Literate. In: Die Unwirklichkeit der Stadte. GroBstadtdarstellungen zwischen Moderne und Postmoderne. Hg. von Klaus R. Scherpe. Reinbek: Rowohlt 1988. S.112.

[...]


1 Auch Blanche Gelfant betont den Einfluss eines neuen Lebensraums auf die amerikanische Literatur: „As a shaping influence upon the modern American literary mind, the city has made its impression not only as a physical place but more important as a characteristic and unique way of life." Blanche Housman Gelfant: The American city novel. Norman: University of Oklahoma Press 1954. S.3.

2 Elisabeth Schraut: Einleitung. In: Die Stadt in der Literatur. Hg. von Cord Meckseper/Elisabeth Schraut. Gottingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1983. S.5.

3 Blanche Housman Gelfant: The American city novel. S. 6.

4 Dabei grenzt sie die city novel deutlich von der city problem fiction ab, die durch Schilderungen konkreter Missstande zu Reformen aufruft und durch ihre losungsorientierte Thematisierung eher journalistische Zlige tragt. So hat Upton Sinclairs Der Dschungel zu unmittelbaren politischen Reaktionen gefuhrt. Auch Dos Passos schildert Missstande, ist jedoch eher an ihrer literarisch-asthetischen Verarbeitung und Abbildung als ihrer sofortigen Abschaffung interessiert. Blanche Housman Gelfant: The American city novel. S.6.

5 Ebd. S.5.

6 Georg Simmel: Die GroBstadte und das Geistesleben. In: Geoig Simmel: Individualismus der modernen Zeit und andere soziologische Abhandlungen Frankfurt: Suhrkamp 2008. S.320.

7 Antje Dallmann: ConspiraCity New York. GroBstadtbetrachtung zwischen Selbstermachtigung und Paranoia. Heidelberg: Universitatsverlag Winter 2009. S. 74-75.

8 Georg Simmel: Die GroBstadte und das Geistesleben. S.321.

9 Hartwig Isernhagen: Die BewuBtseinskrise der Moderne und die Erfahrung der Stadt als Labyrinth. In: Die Stadt in der Literatur. Hg. von Cord Meckseper/Elisabeth Schraut. Gottingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1983. S.86-87.

10 Nachdem sich, bedingt durch die Orientierung an soziologischen Theorien

11 So wurde Dos Passos' Darstellung der Stadt in der literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung viel zu oft als unmittelbare Abbildung der Realitat begriffen. Ein sich wandelndes Moderneverstandnis fragt nun auch nach minoritaren Positionen und einem erweiterten Stadtliteraturbegriff. Ebd. S.97.

12 Angelika Coibineau-Hoffmann: Kleine Literaturgeschichte der GroBstadt. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2003. S.10.

13 Heinz Ickstadt: Kommunikationsmull und Sprachcollage. Die Stadt in der amerikanischen Fiktion derPostmoderne. In: Die Unwirklichkeit der Stadte. Hg. von Klaus R. Scherpe. S.203.

14 Jopseh Warren Beach beschreibt dieses Vorgehen anschaulich: „There is the instinct to get rid of the author, with his fussy explanations and intrusive comments; to let the situation come to the reader directly with its impact of immediacy and intimicy." Joseph Warren Beach: American fiction 1920-1940. New York: Macmillan 1941. S.43.

15 Angelika Coibineau-Hoffmann: Kleine Literaturgeschichte der GroBstadt. S.146.

16 Ebd. S.148.

17 VolkerKlotz: Die erzahlte Stadt. Miinchen: Hanser 1969. S. 367.

18 John Dos Passos: Manhattan Transfer. S.232.

19 Die alltaglichen Unfalle und Katastrophen fungieren auch als Anziehungspunkte. Die Stadtbewohner treffen bei den immer wieder auftretenden Branden zusammen, bevor sie sich wieder im Gewirr der Stadt verlieren.

20 Vgl. Martinez/Scheffel: Einfuhrung in die Erzahlfheorie. 9. Auflage. Miinchen: Beck 2012.

21 Renate Schmidt von Bardeleben: Das Bild New Yorks im Erzahlwerk von Dreiser und Dos Passos. Mainzer Amerikanistische Beitrage 9. Miinchen: Hueber 1967. S.43.

22 Das gelingt anhand historischer Ereignisse wie der Greater New York Bill oder der Mobilmachung Osterreichs nach dem Attentat in Sarajevo, aber auch mittels Beschreibungen von Droschken oder elektrischem Licht, die eine ungefahre zeitliche Einordnung zulassen.

23 Volker Klotz: Die erzahlte Stadt. S.362.

24 Ebd.

25 John Dos Passos: Manhattan Transfer. S.9.

26 Ebd. S.149.

27 VolkerKlotz: Die erzahlte Stadt. S.364.

28 Volker Klotz bezeichnet ihn als narrator obsconditus und beschreibt ihn als eine Instanz, die die Szenen stets aus der Perspektive der behandelten Figuren erscheinen lasst. Volker Klotz: Die erzahlte Stadt. S.335.

29 Der Begriff der synoptic novel wurde u.a. von Blanche Gelfant gepragt. Sie versteht darunter eine von drei moglichen und etablierten Prasentationsformen der Stadt in der Literate. Neben der portrait study, die die Stadt aus der Perspektive einer einzelnen Figur zeigt und der ecological study in deren Fokus eine iiberschaubare Einheit der Stadt und deren spezifische Lebensbedingungen steht, stellt die synoptic study einen Roman ohne Held und die Stadt in der Totalen dar. Blanche Housman Gelfant: The American city novel. S. 11.

30 Philip Fisher schreibt dazu: „Der eine derartige Poetik begriindende Impuls besteht darin innerhalb der GroBstadtliteratur (die von der Literate iiber die grolte Stadt zu unterscheiden ist) jene zunachst nur halb artikulierten Komponenten herauszulosen und zuzuspitzen, die durchgangig bei Schriftstellern der Moderne, erwa bei Eliot, Rilke, Belyj, Joyce, Dreiser, Dos

31 John Dos Passos: Manhattan Transfer. Reinbek: Rowohlt 2016. S.69-70.

32 Ebd. S.90.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Literarisch-ästhetische Gestaltung von Stadterfahrung am Beispiel von "Manhattan Transfer". Die erzählende Stadt
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
25
Katalognummer
V594705
ISBN (eBook)
9783346197238
ISBN (Buch)
9783346197245
Sprache
Deutsch
Schlagworte
beispiel, gestaltung, literarisch-ästhetische, manhattan, stadt, stadterfahrung, transfer
Arbeit zitieren
Sophie Weigand (Autor:in), 2016, Literarisch-ästhetische Gestaltung von Stadterfahrung am Beispiel von "Manhattan Transfer". Die erzählende Stadt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/594705

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