Öffentliche Meinung. Elisabeth Noelle-Neumann "Die Theorie der Schweigespirale als Instrument der Medienwirkungsforschung"


Ensayo, 2020

7 Páginas


Extracto


Essay zum Thema:

„Öffentliche Meinung

Elisabeth Noelle-Neumann: Die Theorie der Schweigespirale als Instrument der Medienwirkungsforschung“

In diesem wissenschaftlichen Essay stütze ich mich auf folgendes Werk:

Elisabeth Noelle-Neumann: Die Theorie der Schweigespirale als Instrument der Medienwirkungsforschung. In: Max Kaase, Winfried Schulz (Hrsg.): Massenkommunikation. Opladen: Westdeutscher Verlag 1989, S. 418-440.

Die Theorie der Schweigespirale geht auf Elisabeth Noelle-Neumann zurück, welche Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Universität Mainz war.

Die Schweigespirale ist Teil ihrer in den 1970er-Jahren formulierte Theorie der öffentlichen Meinung. Laut dieser Theorie hängt die Bereitschaft sich öffentlich zu der eigenen Meinung zu bekennen von der Einschätzung des Meinungsklimas ab.

Das Meinungsklima manifestiert sich beispielsweise durch die Meinung anderer Menschen oder durch die Berichterstattung der Massenmedien.

Ist die eigene Meinung nicht deckungsgleich mit der allgemein vorherrschenden Meinung entstehen Hemmungen, diese auch zu äußern. Je weiter weg diese Meinung von der allgemeinen ist, desto ausgeprägter sind die Hemmungen. Daher entstand der Begriff der „Spirale“.

Des Weiteren formuliert diese Theorie den erheblichen Einfluss der Massenmedien auf die öffentliche Meinung.

Ausgewählte Hypothesen über Indikatoren für Medienwirkung

- Menschen versuchen durch Umweltbeobachtung herauszufinden, welche Verhaltensweisen umstritten sind und wie sich die Stärkeverhältnisse der gegnerischen Lager entwickeln. Die wichtigste Quelle hierfür sind die Massenmedien.
- Pluralistic Ignorance in Bezug auf vorherrschende Meinungen, Einstellungen, Erfahrungen und Lebensverhältnisse der Bevölkerung
- Wenn sich die Einschätzung des Meinungsklimas signifikant nach Mediennutzung unterscheidet, besteht die Vermutung, dass es sich um Medienwirkung handeln

Öffentliche Meinung übt eine große Macht gegenüber den Regierungen aus.

Der englische Philosoph David Hume formulierte dies wie folgt: „Regierung beruht auf nichts anderem als auf Meinung, und das gilt für die despotischsten Regierungen ebenso wie für die freiesten und populärsten“ (Hume 1963, S. 29)

Jedem Menschen ist Isolationsfurcht angeboren, sodass wir Angst davor haben, aufgrund unserer Meinung nicht akzeptiert zu werden. Diese Annahme geht bereits in die Antike zurück, wo Aristoteles über die biologische Bestimmung des Menschen als Herdentier schrieb. Der Mensch ist ein politisches Wesen und als einziges Lebewesen über die Möglichkeit der Wahrnehmung des Guten und Schlechten, des Gerechten und Ungerechten in der Lage zu entscheiden. Seine Ausführungen gehen so weit, dass er zum ersten Mal die „Peinlichkeit“ in Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung ins Spiel brachte. Scham definiert Aristoteles als „Furcht vor Schande“ (Aristoteles, Nikomachische Ethik), welche vor allem dann gilt, „wenn man in die Lage gerät, gesehen zu werden und in der Öffentlichkeit mit den Mitwissern unserer Taten leben“ (Aristoteles, Rhetorik).

Auch heute sind wir Menschen bemüht, vor anderen nicht als tollpatschig oder emotional zu erscheinen. Wir unterliegen einer ständigen Kontrolle unseres Rufes. „In den Augen ist der Sitz der Scham.“ (Aristoteles, Rhetorik). Sobald wir fürchten, jemand anderes würde uns bewerten, verurteilen oder auslachen, empfinden wir Scham. Passiert uns etwas ohne, dass andere Augen dies wahrnehmen, lachen wir meist selbst drüber oder sind einfach nur froh, dass das niemand gesehen hat – aber Scham empfinden wir meist nicht. Diese entsteht durch die bloße Vorstellung, jemand könnte uns und unser Missgeschick gesehen oder gehört haben.

Passend hierzu führte Solomon Asch 1951 das Konformitätsexperiment durch.

Das Experiment lief wie folgt ab: Mehrere Personen saßen in einem Raum. Der Versuchsperson wurde gesagt, dass alle anderen ebenfalls Teilnehmer des Experiments waren. In Wahrheit waren dies allerdings Vertraute des Leiters. Auf einer Karte wurden den Teilnehmern nun eine Linie gezeigt. Neben dieser Referenzlinie gab es noch drei weitere. Die Aufgabe war einzuschätzen, welche dieser Vergleichslinien gleich lang wie die Referenzlinie war. Bei jedem Durchgang war eine der Linien deutlich erkennbar gleich lang. Bei 12 von 18 Durchgängen sollten die Vertrauten einstimmig ein falsches Urteil abgeben. In den meisten Fällen schloss sich die Versuchsperson der Mehrheit an. Nur ein Viertel der Probanden blieb bei ihrer Meinung, auch wenn sie hiermit alleine dastanden.

Die Ergebnisse zeigten, wie Gruppenzwang eine Person so zu beeinflussen vermag, dass er eine offensichtlich inkorrekte Aussage als richtig bewertet. Die Probanden scheuten jede Aufmerksamkeit, obwohl sie den Verdacht hegten, dass etwas nicht stimmte. Die Person, die als einzige anders antwortete als alle anderen, erntete sofort Hohn und Spott, da die Antwort und das Verhalten von dem der anderen abwichen. Die Tatsache der Überzahl vermittelte den Probanden ein Gefühl der Überlegenheit und Stärke, obwohl deren Antwort falsch war. So kam es, dass sich die Personen die falsch lagen überlegenen fühlten, im Vergleich zu der Person, die richtig tippte, aber alleine mit ihrer Meinung da stand.

Wer sieht, dass seine Meinung in der Gesellschaft zunimmt, ist gestärkt, redet öffentlich über diese und lässt die vorher gewaltete Vorsicht fallen. Umgekehrt jedoch verfallen Menschen, deren Meinung in der Öffentlichkeit an Boden verliert, in Schweigen.

Das heißt, wer seine Meinung selbstbewusst und lautstark vertritt, wird mehr wahrgenommen, also auch seine Meinung. Unabhängig davon, ob diese Meinung nun wahrheitsgemäß, vertretbar, formell korrekt oder mehrheitlich anerkannt wird. Das Lager der anderen Meinung, welcher schweigt, wird hingegen nicht wahrgenommen. Also auch deren Meinung und Auffassung als deutlich schwächer interpretiert, bis am Ende die Gegenmeinung vollkommen verschwunden ist.

Der Endpunkt der Schweigespirale entsteht meist unter folgenden Bedingungen:

- Das Thema ist erledigt
- Niemand spricht mehr über das Thema
- Die Meinung ist unter Schweigen begraben

Die öffentliche Meinung bezeichnet damit sowohl den Prozess als auch das Ergebnis gesellschaftlicher Interaktion, die alle Beteiligten einschließt. Hierbei spielt auch das Meinungsklima eine entscheidende Rolle. „Was denken die meisten?“ ist hier der vorherrschende Denkansatz. Menschen nehmen eine Einschätzung der Umweltmeinung vor in Verbindung einer konkreten Vorstellung von Billigung oder Missbilligung.

Hier muss man zwischen der Schweigespirale und Pluralism Ignorance unterscheiden. Bei der Schweigespirale geht es darum, was ich in der Umwelt wahrnehme (Von Öko zu Ego). Bei Pluralism Ignorance glaubt jeder, dass alle anderen glauben, während in Wirklichkeit keiner daran glaubt (Von Ego zu Öko).

Massenmedien spielen eine immer zunehmendere Rolle im Bereich der öffentlichen Meinung. Sie gehören selbst zur Öffentlichkeit. Würden die großen Verlagshäuser alle einheitlich eine Meldung A abdrucken, welche inkorrekt ist, und die renommierten Fernsehsender darüber berichten, ein kleiner Dorf-Verlag aber eine wahrheitsgemäße Gegenmeinung, Meldung B veröffentlichen, würde fast die gesamte Bevölkerung Meldung A für wahr halten und darüber sprechen. Meldung B wäre irrelevant. Unabhängig davon, dass Meldung A falsch ist, Meldung B hingegen richtig.

Hier kann es zum Doppelten Meinungsklima kommen. Massenmedien und deren vermittelte öffentliche Meinung ist abweichend von der eigentlich vorwiegenden herrschenden Meinung. Die direkte und indirekte Umweltwahrnehmung fällt in ihren Signalen auseinander und es findet eine Abweichung zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung statt.

In mehreren aktuellen Studien zeigte sich, dass ähnliche Effekte wie die Schweigespirale auch in den Sozialien Medien auftreten. Hierdurch entsteht eine Filterblase. Diese entstehen durch Algorithmen, welche dafür sorgen, dass wir das in den sozialen Netzwerken angezeigt bekommen, was wir sehen sollen und uns potenziell gefällt. So leben wir in unserer eigenen personalisierten Welt. Dies kann zu einem verzerrten Meinungsbild führen. Die eigene Meinung und Weltansicht werden verstärkt, indem nur solche Beiträge passend hierzu angezeigt werden. Dies dient keiner objektiven Reflexion eines Themas.

„Öffentliche Meinung ist gegründet auf das Bestreben von in einem Verband lebenden Menschen, zu einem gemeinsamen Urteil zu gelangen, zu einer Übereinstimmung, wie sie erforderlich ist, um zu handeln, und, wenn notwendig, entscheiden zu können. Belohnt wird Konformität, bestraft wird der Verstoß gegen das übereinstimmende Urteil.“ (Elisabeth Noelle-Neumann, 1980, S. 262).

Literaturverzeichnis

Aristoteles (2011): Nikomachische Ethik. Übersetzt von Ursula Wolf. 3. Aufl.

Reinbek: Rowohlt.

Aristoteles (2002): Rhetorik (German Edition), BAND 4, De Gruyter. David Hume (1963): Philosophie und Politik, Meisenheim am Glan, S. 29.

Elisabeth Noelle-Neumann (1980): Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. Piper, Zürich/München, S. 262.

Elisabeth Noelle-Neumann (1989): Die Theorie der Schweigespirale als Instrument der Medienwirkungsforschung. In: Max Kaase, Winfried Schulz (Hrsg.):

Massenkommunikation. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 418-440.

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Detalles

Título
Öffentliche Meinung. Elisabeth Noelle-Neumann "Die Theorie der Schweigespirale als Instrument der Medienwirkungsforschung"
Autor
Año
2020
Páginas
7
No. de catálogo
V595430
ISBN (Ebook)
9783346182098
Idioma
Alemán
Palabras clave
öffentliche, elisabeth, instrument, medienwirkungsforschung, meinung, noelle-neumann, schweigespirale, theorie
Citar trabajo
Vanessa Höffner (Autor), 2020, Öffentliche Meinung. Elisabeth Noelle-Neumann "Die Theorie der Schweigespirale als Instrument der Medienwirkungsforschung", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/595430

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