Das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland hat die Europäische Union Anfang 2020 nach langen Verhandlungen verlassen. Die zukünftigen Beziehungen zueinander sind jedoch weiterhin ungeklärt und beschäftigen nach wie vor Politiker und Verwaltungen in London, Brüssel sowie den Hauptstädten der verbliebenen 27 EU-Mitgliedsstaaten. Wie aber lässt sich der Schritt Großbritanniens aus der europäischen Gemeinschaft erklären?
Der Neorealismus bietet militärische, sicherheitspolitische, hoheitliche sowie wirtschaftliche Ansatzpunkte als Begründung. Durch die herausgehobene militärische und sicher-heitspolitische Stellung Großbritanniens werden die weiteren Mitglieder der EU bevorteilt. Somit schafft sich das Vereinigte Königreich selbst die Konkurrenten um Macht und Sicherheit. Eine Mitgliedschaft ist dementsprechend zu beenden sobald die Kosten den Nutzen übersteigen. In Falle der EU zieht Großbritannien vor allem aus der anfänglichen alleinigen wirtschaftlichen Ausrichtung und der Machtbalance zwischen den europäischen Mächten einen Nutzen. Die aus dem gemeinsamen Markt entstehenden wirtschaftlichen Profite ermöglichen es weitere militärische Macht zu generieren und damit das Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Der Souveränitätsverzicht und die Kooperationszwang stellen die britischen Kosten für diesen Nutzen dar.
Unbeachtet lässt der Neorealismus hierbei den Beitritt und die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU. Zudem existieren supranationale Institutionen wie die EU in einem anarchisch geordneten internationalen System nicht. Zweckrationale und nach Sicherheit strebende Staaten stellen die einzig relevanten Akteure dar. Der Souveränitätserhalt ist hierbei leitendes Ziel und schließt damit jegliche Form von Souveränitätsverlagerung vom Staat aus. Ebenso unberücksichtigt bleiben die innere Staatsverfasstheit, welche das Referendum und den Austritt auslöste und der durch die Globalisierung zunehmende Wirkungs- und Steuerungsverlust des Nationalstaates bei der effizienten Bearbeitung globaler Problemstellungen.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einführung
- Grundlagen des internationalen Systems
- Der Neorealismus als theoretischer Ansatz
- Der britische EU-Ausstieg aus neorealistischer Perspektive
- Militärische, sicherheitspolitische und hoheitliche Aspekte
- Wirtschaftliche Aspekte
- Vernachlässigte Aspekte
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Brexit aus neorealistischer Perspektive und analysiert den Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union mithilfe dieses theoretischen Ansatzes. Die Arbeit zielt darauf ab, den Erklärungsgehalt des Neorealismus für den Brexit zu überprüfen und gleichzeitig seine Grenzen aufzuzeigen.
- Die Rolle der militärischen und sicherheitspolitischen Interessen Großbritanniens im Kontext der EU-Mitgliedschaft
- Die Bedeutung der Machtbalance und der wirtschaftlichen Interessen innerhalb der EU
- Die Auswirkungen des Brexit auf das internationale System und die Zukunft der EU
- Die Grenzen des Neorealismus bei der Erklärung des Brexit
- Die Rolle nationaler und internationaler Akteure im Brexit-Prozess
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 bietet eine Einführung in die neorealistische Sichtweise des internationalen Systems. Es werden die zentralen Annahmen, das Menschenbild, die wichtigsten Akteure, Strukturen und Prozesse sowie die Dynamik des neorealistischen Modells erläutert.
Kapitel 3 wendet den Neorealismus auf den britischen EU-Ausstieg an. Es untersucht die militärischen, sicherheitspolitischen und hoheitlichen Aspekte des Brexit, sowie die wirtschaftlichen Interessen, die zum Austritt führten. Das Kapitel beleuchtet auch die Aspekte, die vom Neorealismus vernachlässigt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Brexit, dem Neorealismus, dem internationalen System, der EU-Mitgliedschaft, der Machtbalance, den militärischen, sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Interessen Großbritanniens sowie den Grenzen des neorealistischen Ansatzes.
- Quote paper
- Patrick Krüger (Author), 2020, Der Brexit aus der neorealistischen Perspektive. Eine analytische Betrachtung des Ausscheidens des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland aus der Europäischen Union, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/595443