Die Novellenform - Unterrichtsvorschläge zu Franz Kafkas Die Verwandlung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsangabe:

1. Sachanalyse
1.1. Thematische Einführung
1.2. Merkmale einer Novelle
1.2.1. „Gespräch“
1.2.2. „Absicht“
1.2.3. „Länge“
1.2.4. „Begebenheit“
1.2.4.1. „Wahr“
1.2.4.2. „Unerhört“
1.2.4.3. „Neu“
1.2.5. „Konzentration“
1.2.5.1. „Wendepunkt“
1.2.5.2. „ Symbole“
1.2.6. „Rahmen“
1.2.7. „Sammelbarkeit“
1.3. Die Falkentheorie von Paul Heyse

2. Intention
2.1. Lernziele

3. Realisierung
3.1. Gliederung eines Unterrichtsmodells

4. Reflexion

5. Literaturliste

-Die Novellenform-

Unterrichtsvorschläge zu Franz Kafkas „ Die Verwandlung“

1. Sachanalyse

1.1. Thematische Einführung

Den Ausführungen zur Novellentheorie liegen zwei Bücher zugrunde, die sehr unterschiedliche Strategien verfolgen. Hugo Aust gibt in seinem Handbuch zur Novelle[1] in den ersten beiden Kapiteln eine systematische Übersicht über konstitutive Kennzeichen dieser Gattung.

Hannelore Schlaffer bezieht sich in ihrer „Poetik der Novelle“ auf Boccaccios „Decameron“. Schlaffer nennt die Novelle eine „Gattung ohne Poetik“.[2] Ihr fehle, im Vergleich zu den hohen Gattungen Epos und Tragödie die antike Legitimation eines Aristoteles. Damit verfolgt sie den traditionellen Ansatz zur Gattungsbestimmung, der auf einer Poetik beruht, also auf einer Vorschrift, wie eine Gattung „auszusehen“ hat. Die Novelle galt daher auch um 1800 als wenig bedeutsame, wenngleich nicht unpopuläre Unterhaltungslektüre. Schlaffers Meinung nach ist aber die Minderwertigkeit nicht als Defizit zu bewerten, sondern als 1. Stilmerkmal der Gattung.[3] Der Name „Novelle“ impliziere eine Neuigkeit und unterstütze mit der Konnotation der Sensation die Abwertung der Gattung. Die fingierte Mündlichkeit, so Schlaffer, mache „die Novelle zum Produkt der Fabulierlust, nicht der Inspiration“.[4]

Im Folgenden werden die Novellen-Merkmale nach Aust aufgelistet und erklärt sowie Ergänzungen aus Schlaffers Ausführungen an passenden Stellen eingefügt. Sie sollen als Anhaltspunkte zur Gattungsbestimmung der Novelle dienen.

1.2. Merkmale einer Novelle

Folgende Merkmale können auf der Basis einer typologisch[5] orientierten Novellenforschung als novellen-spezifisch bezeichnet werden. Aust nennt neben der typologischen Klassifizierung fünf weitere Ausrichtungen, mit denen sich die Gattungsforschung beschäftigt:

1. die biologische Perspektive, die sich mit Entwicklungsformen einer Gattung beschäftigt
2. die poetologische Perspektive, die sich an Regelsystemen (über Formkonstitution bis Formbruch) orientiert
3. die „detektivische“ Perspektive, die nach Urformen sucht
4. die rezeptionsgeschichtliche Perspektive, die sich mit den Erwartungen auseinander setzt, die ein Werk hervorruft
5. die funktionsgeschichtliche Perspektive fokussiert den Zweck eines Textes.

1.2.1. „Gespräch“

Die situative Bedingung des Gesprächs ist eine elementare Voraussetzung für eine Novelle. Dabei muss nicht jede Novelle in einen Gesprächsrahmen eingebettet sein; wichtig ist vor allem die Herkunft der Novelle aus dem Dialog. Damit sind zwei weitere Merkmale der Novelle angesprochen: die Geselligkeit und die Mündlichkeit. Die Geselligkeit setzt eine Gemeinschaft voraus. Das Erzählen entspringt also dem Gespräch miteinander. Das Erzählen einer Geschichte beinhaltet durch das Vorhandensein des Zuhörers die Suggestion einer Wechselrede,

1.2.2. „Absicht“

Als immer wiederkehrende Absichten des Erzählers nennt Aust[6]:

– Belehren
– Unterhalten
– Retten
– Heilen
– die Beichte
– das Geständnis

Diese Absichten werden in der Novelle entweder explizit geäußert oder aber verschwiegen.

1.2.3. „Länge“

Der gängigste Begriff zur Umfangbestimmung einer Novelle ist die mittlere Länge.

Eine Novellenbestimmung, die formal auf dem Umfang einer Geschichte beruht, kann aber nur in Abgrenzung zu Nachbargattungen (Roman, Anekdote) vorgenommen werden. Man hat trotzdem versucht, die Länge einer Novelle in absoluten Zahlen auszudrücken:

– etwa 75 bis 150 Taschenbuchseiten
– 20 000 bis 40 000 Wörter.

Eine Novelle könnte man demnach ohne Unterbrechung lesen bzw. innerhalb von 5 Minuten bis zu einer Stunde.

Da die Novelle für das Medium Zeitung oder Zeitschrift geschrieben wurde, war eine Beschränkung im Umfang medien-immanent (= rezeptionsgeschichtlicher Aspekt).

Die Kürze der Novelle ist aber auch inhaltlich motiviert: Ein hoher Grad an Konzentration ist ästhetische Gestaltungsabsicht.

[...]


[1] Aust, H.: Novelle, 1999.

[2] Schlaffer, H.: Poetik der Novelle, 1993, S. 3 ff.

[3] Vgl. Schlaffer, H.: Poetik der Novelle, 1993, S. 4.

[4] Schlaffer, H.: Poetik der Novelle, 1993, S. 5.

[5] Vgl. hierzu Aust, H.: Novelle, 1999

[6] Vgl. Aust, H.: Novelle, 1999, S. 4.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Novellenform - Unterrichtsvorschläge zu Franz Kafkas Die Verwandlung
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V59585
ISBN (eBook)
9783638534826
ISBN (Buch)
9783638776875
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Novellenform, Unterrichtsvorschläge, Franz, Kafkas, Verwandlung
Arbeit zitieren
Zahra Botorabi (Autor:in), 2005, Die Novellenform - Unterrichtsvorschläge zu Franz Kafkas Die Verwandlung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59585

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