Den Ausführungen zur Novellentheorie liegen zwei Bücher zugrunde, die sehr unterschiedliche Strategien verfolgen. Hugo Aust gibt in seinem Handbuch zur Novelle in den ersten beiden Kapiteln eine systematische Übersicht über konstitutive Kennzeichen dieser Gattung.
Hannelore Schlaffer bezieht sich in ihrer „Poetik der Novelle“ auf Boccaccios „Decameron“. Schlaffer nennt die Novelle eine „Gattung ohne Poetik“. Ihr fehle, im Vergleich zu den hohen Gattungen Epos und Tragödie die antike Legitimation eines Aristoteles. Damit verfolgt sie den traditionellen Ansatz zur Gattungsbestimmung, der auf einer Poetik beruht, also auf einer Vorschrift, wie eine Gattung „auszusehen“ hat. Die Novelle galt daher auch um 1800 als wenig bedeutsame, wenngleich nicht unpopuläre Unterhaltungslektüre. Schlaffers Meinung nach ist aber die Minderwertigkeit nicht als Defizit zu bewerten, sondern als 1. Stilmerkmal der Gattung. Der Name „Novelle“ impliziere eine Neuigkeit und unterstütze mit der Konnotation der Sensation die Abwertung der Gattung. Die fingierte Mündlichkeit, so Schlaffer, mache „die Novelle zum Produkt der Fabulierlust, nicht der Inspiration“.
Im Folgenden werden die Novellen-Merkmale nach Aust aufgelistet und erklärt sowie Ergänzungen aus Schlaffers Ausführungen an passenden Stellen eingefügt. Sie sollen als Anhaltspunkte zur Gattungsbestimmung der Novelle dienen.
Darüber hinaus werden Unterrichtsvorschläge zu Franz Kafkas "Die Verwandlung" gegeben.
Die Schüler/innen sollen anhand der gattungsspezifischen Theorieansätze zur Novelle, den Text „Die Verwandlung“ gattungstheoretisch einordnen. Dabei sollen die unterschiedlichen Möglichkeiten der Zuordnung von Franz Kafkas Text erörtert werden. Der Fokus liegt auf der Novellentheorie.
Inhaltsverzeichnis
- Sachanalyse
- Thematische Einführung
- Merkmale einer Novelle
- ,,Gespräch“
- ,,Absicht“
- ,,Länge“
- ,,Begebenheit“
- Wahr“
- ,,Unerhört“
- ,,Neu“
- ,,Konzentration“
- ,,Wendepunkt“
- ,,Symbole“
- ,,Rahmen“
- ,,Sammelbarkeit“
- Die Falkentheorie von Paul Heyse
- Intention
- Lernziele
- Realisierung
- Gliederung eines Unterrichtsmodells
- Reflexion
- Literaturliste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analyse der Novellenform und insbesondere mit Franz Kafkas „Die Verwandlung“. Die Arbeit stellt verschiedene Merkmale der Novellenform dar und beleuchtet diese am Beispiel der genannten Novelle. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis der Gattung Novelle und ihrer spezifischen Merkmale zu entwickeln und didaktische Möglichkeiten zur Vermittlung dieser Merkmale im Deutschunterricht aufzuzeigen.
- Die Merkmale der Novellenform
- Die gattungsspezifischen Eigenschaften der Novelle „Die Verwandlung“
- Die Anwendung der Falkentheorie von Paul Heyse auf die Novelle „Die Verwandlung“
- Didaktische Ansätze für die Einbindung von „Die Verwandlung“ in den Deutschunterricht
- Die Bedeutung der Novelle im Kontext der Literaturgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Sachanalyse
- Thematische Einführung: Die Arbeit stellt zunächst zwei unterschiedliche Ansätze zur Novellentheorie vor: Hugo Austs systematische Übersicht über die Gattung und Hannelore Schlaffers „Poetik der Novelle“, die die Novelle als „Gattung ohne Poetik“ beschreibt. Die Arbeit betont dabei die Abwertung der Novelle als Unterhaltungslektüre und analysiert diese Abwertung als ein Stilmerkmal der Gattung.
- Merkmale einer Novelle: Das Kapitel listet die wichtigsten Merkmale der Novelle auf, die aus Austs typologisch orientierter Novellenforschung hervorgehen. Die Arbeit fügt außerdem Schlaffers Ausführungen an passenden Stellen ein, um ein umfassenderes Bild der Gattung zu vermitteln. Neben den Merkmalen wie „Gespräch“, „Absicht“, „Länge“, „Begebenheit“, „Konzentration“, „Rahmen“ und „Sammelbarkeit“ werden die verschiedenen Perspektiven der Gattungsforschung beleuchtet, darunter die biologische, poetologische, „detektivische“, rezeptionsgeschichtliche und funktionsgeschichtliche Perspektive.
- Die Falkentheorie von Paul Heyse: Das Kapitel stellt die Falkentheorie von Paul Heyse vor, die eine wichtige Theorie zur Gattungsforschung darstellt. Die Arbeit beleuchtet die Anwendung der Falkentheorie auf die Novelle und zeigt auf, wie diese Theorie die spezifischen Merkmale der Gattung erklären kann.
Intention
- Lernziele: Das Kapitel erläutert die Lernziele, die mit der Einbindung von „Die Verwandlung“ in den Deutschunterricht verfolgt werden. Die Arbeit zeigt auf, welche Kompetenzen die Schüler*innen durch die Beschäftigung mit der Novelle erwerben sollen, beispielsweise die Fähigkeit, die Novellenform zu analysieren, literarische Texte zu interpretieren und die Bedeutung der Novelle im Kontext der Literaturgeschichte zu verstehen.
Realisierung
- Gliederung eines Unterrichtsmodells: Das Kapitel stellt ein Unterrichtsmodell vor, das für die Vermittlung der Novellenform anhand von „Die Verwandlung“ eingesetzt werden kann. Die Arbeit gibt eine detaillierte Gliederung des Modells, einschließlich der einzelnen Unterrichtsphasen, der Lernziele und der methodischen Vorgehensweise.
Schlüsselwörter
Novelle, Gattung, Merkmale, Franz Kafka, Die Verwandlung, Falkentheorie, Paul Heyse, Sachanalyse, Intention, Realisierung, Deutschunterricht, Didaktik, Lernziele, Unterrichtsmodell, Interpretation, Literaturgeschichte, Unterhaltungslektüre, Poetik, Gespräch, Absicht, Länge, Begebenheit, Konzentration, Rahmen, Sammelbarkeit, typologisch, biologisch, poetologisch, „detektivisch“, rezeptionsgeschichtlich, funktionsgeschichtlich.
- Citation du texte
- Zahra Botorabi (Auteur), 2005, Die Novellenform - Unterrichtsvorschläge zu Franz Kafkas Die Verwandlung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59585