Die Euro-Bargeldeinführung. Eine kritische Analyse aus Sicht der Banken


Dossier / Travail, 2002

24 Pages, Note: 2,3


Extrait


I Inhaltsverzeichnis

A. Vorwort

B. Maßnahmen der Kreditinstitute zur Vorbereitung der Euro-Bargeldeinführung
I. Projekt "Hamburger Kreis"
II. Gründung einer Arbeitsgruppe
III. Rücklauf der DM-Geldbestände - "Schlafmünzen-Aktion"
IV. Prognose des Bedarfs an Euro-Bargeld
V. Frontloading
VI. Sub-Frontloading mit dem Handel und der Automatenwirtschaft
VII. Versorgung der Privatkunden mit Münzmischungen
VIII. Versorgung der Firmenkunden mit Starter-Kits
IX. Besicherung der Geldbestände
X. Abschluss von Verträgen mit Werttransportunternehmen
XI. Ausbau von Lagerkapazitäten
XII. Umrüstung von Geldautomaten und anderem technischen Equipment
a) Anpassungsmaßnahmen bei Kassen- und Datenverarbeitungssystemen
b) Anpassung von Geldbedienungsterminals und Kontoauszugsdruckern
XIII. Treffen von Sicherheitsvorkehrungen
XIV. Schulung der Mitarbeiter
XV. Durchführung intensiver Kommunikations- und Informationspolitik
XVI. Einsatz von zusätzlichem Personal in den Bankfilialen

C. Die nachteiligen Begleiterscheinungen der Euro-Bargeldeinführung für die Kreditinstitute

D. Vorteilhafte Effekte der Euro-Bargeldeinführung

F. Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Die Euro-Bargeldeinführung -

Eine kritische Analyse aus Sicht der Banken

A. Vorwort

Am 01.01.2002 wird der Euro in Deutschland und in elf weiteren Staaten (siehe Anhang 1) der Europäischen Union (EU) die DM als gesetzliches Zahlungsmittel ablösen[1]. Ab diesem Zeitpunkt wird der Euro für die Menschen erstmals erlebbar, obwohl er bereits seit Anfang 1999 die gemeinsame Währung für die Teilnehmerstaaten der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist[2].

Seit der Einführung des Euro als Buchgeld beschäftigen sich die Verantwortlichen und Organisatoren der Währungsunion mit der intensiven Planung und Vorbereitung zur Einführung des Euro-Bargeldes.

Für die Einführung einer neuen und das Außer-Kraft-Setzen einer alten Währung ist allein der Staat zuständig. Seine Aufgabe besteht darin, die notwendigen Rahmenbedingungen und Regelungen dafür zu schaffen. Ziel ist es, das Euro-Bargeld reibungslos und sicher in den Zahlungsverkehr zu bringen und ebenso reibungslos die D-Mark-Banknoten und -Münzen aus dem Verkehr zu nehmen. Der Staat kann jedoch nicht diese hoheitliche Aufgabe allein bewältigen.[3] Schließlich muss durch die Einführung des Euro-Bargeldes ein riesiger Aufwand betrieben werden: allein schon "das Drucken und Prägen des neuen Geldes, die Umstellung aller Automaten auf die neue Währung, das Umschreiben von Computerprogrammen ... oder die Umstellung der Banken"[4]. Alle Beteiligten müssen deshalb die ihnen obliegenden Aufgaben vollständig erfüllen, um eine effiziente und kostengünstige Euro-Bargeldeinführung zu gewährleisten[5].

Einen großen Teil der Lasten tragen dabei die Banken (siehe Anhang 2). "Bezüglich der Verteilung und Lagerung des neuen Geldes sowie des Rückflusses der D-Mark-Noten und D-Mark-Münzen"[6] ist die Euro-Bargeldeinführung für die Banken eine logistische Herausforderung. Zugleich werden auch erhebliche organisatorische wie auch kostenintensive Anforderungen an die Banken und Sparkassen gestellt[7].

B. Maßnahmen der Kreditinstitute zur Vorbereitung der Euro-Bargeldeinführung

Von den Kreditinstituten verlangen die Kunden, dass eine rechtzeitige und umfassende Versorgung mit den neuen Euro-Banknoten und -Münzen eingehalten wird und der Bargeldaustausch möglichst nicht zu langen Wartezeiten führt[8].

Um diesen Erwartungen der Kunden zu entsprechen und die Qualitätskriterien sorgfältig zu erfüllen, bedarf es einer intensiven Planung und Vorbereitung des Bargeldaustausches. Dementsprechend müssen umfangreiche Maßnahmen von den Banken und Sparkassen durchgeführt werden.

I. Projekt "Hamburger Kreis"

Durch die Ausführung des Projektes "Hamburger Kreis"[9] erkannte die Kreditwirtschaft bereits frühzeitig, welche Problemstellungen mit der Einführung einer neuen Währung bei gleichzeitiger Rücknahme der alten Münz- und Notenbestände auf sie zu kamen. Durch Simulation einer Euro-Bargeld-Ausgabe stellte man fest, welche Voraussetzungen für eine effiziente und wirtschaftliche Euro-Bargeldeinführung erfüllt sein müssen und welche Maßnahmen durchgeführt werden müssen, um die Sicherheit der betroffenen Mitarbeiter der Kreditinstitute und der Werttransportunternehmen sowie der gesamten Bevölkerung zu gewährleisten[10].

Der Bargeldaustausch verlangt weitaus größere Transport-, Lager- und Bearbeitungs-kapazitäten im Vergleich zu Spitzenzeiten im normalen Kassengeschäft der Kreditinstitute. Demzufolge sind Anpassungsmaßnahmen intensiv zu planen und durchzuführen.[11]

II. Gründung einer Arbeitsgruppe

Aus Sicht der Kreditinstitute ist es erforderlich gewesen, eine Projekt- bzw. Arbeitsgruppe zu bilden, die sich intensiv mit dem Thema Bargeldaustausch auseinandersetzt und interne Abläufe gegebenenfalls neu koordiniert und plant. Dieses Team befasst sich unter anderem mit Grundsatzfragen und Rahmenbedingungen der Euro-Bargeldeinführung, erstellt die Umsetzungskonzepte für die Filialen im Hinblick auf Sicherheit, Personal und Logistik und plant ebenfalls die Umsetzung der Aktivitäten für die Abwicklung des Frontloadings[12], des Sub-Frontloadings[13] und für die Ausgabe der Starter Kits[14] für Privatkunden. Des Weiteren sind Umstellungsmaßnahmen für die Geldautomaten und Kassenarbeitsplätze zu koordinieren.[15]

III. Rücklauf der DM-Geldbestände - "Schlafmünzen-Aktion"

Im Rahmen der anstehenden Währungsumstellung schätzt man einen Bargeld-Rückfluss von "ca. 2,6 Milliarden DM-Noten im Wert von etwa 260 Milliarden DM sowie 28,5 Milliarden DM-Münzen im Wert von 9,5 Milliarden DM"16. Das bedeutet, es müssen insgesamt "ca. 100.000 Tonnen DM-Münzen"[17] transportiert bzw. gelagert werden. Das sind immense Mengen, die den Arbeitsaufwand im Vergleich zum normalen Bankgeschäft extrem erhöhen und auch größere Lager- und Transportkapazitäten bei den Kreditinstituten verlangen.

Mit einer "Schlafmünzen-Aktion" forderte die Kreditwirtschaft die Bevölkerung auf, ihre gesammelten DM-Münzen sowie auch DM-Geldscheine aus Spardosen (siehe Anhang 3) noch vor der Euro-Bargeldeinführung kostenfrei bei ihrer Bank, Sparkasse oder Landeszentralbank einzuzahlen und auf ihren Konten gutschreiben zu lassen.[18]

Bei der Einzahlung wäre der Aufwand für die Zählung der Münzen für die Banken und Sparkassen unheimlich groß. Um diese Zählung so effektiv wie möglich durchzuführen, erhalten die Kreditinstitute von der Bundesbank sogenannte Safebags - das sind Plastiktaschen, die mit Hilfe großer Zählmaschinen von der Zentralbank überprüft werden und das darin enthaltene Geld gezählt wird. Für diese Zählung erhält die Bundesbank

0,25 % vom Wert der Münzen, die von den Kreditinstituten angeliefert werden.

Schlussfolgernd daraus entstehen den Banken und Sparkassen zusätzliche Kosten für den Rückfluss der DM-Geldbestände.[19]

Die Schlaf-Münzen-Aktion hat die Zielsetzung, die DM-Geldbestände vorzeitig zu reduzieren und den Arbeitsaufwand für die Banken und Sparkassen auf einen längeren Zeitraum zu verteilen[20]. "Logistische und personelle Engpässe zum Jahreswechsel 2001/2002"[21] sollen auf diesem Weg verhindert und die Wartezeiten in den Filialen ab 01.01.2002 um ein Vielfaches verringert werden.

IV. Prognose des Bedarfs an Euro-Bargeld

Um eine eventuelle Bargeldverknappung in der Startphase der Euro-Bargeldeinführung vermeiden zu können, ist es notwendig, dass die einzelnen Kreditinstitute ihren Euro-Bargeldbedarf für die Zeit vor und nach dem 01.01.2002 genauestens abschätzen können[22].

In einem ersten Schritt wurde von den Kreditinstituten überprüft, welcher Eigenbedarf an Euro-Bargeld für die Erstausstattung ihrer Kassen und Geldautomaten besteht. Dazu waren innerbetriebliche Analysen notwendig.

Für die einzelnen Bankfilialen ist die Schätzung der Vorhaltungsmengen an Bargeld sehr schwierig. Es muss berücksichtigt werden, dass der Wechselgeldbedarf in den ersten Tagen des neuen Jahres um das Achtfache betragen wird als gewöhnlich[23].

Wichtig ist es, den Euro-Bargeldbedarf der Geschäftskunden bei der Planung des Frontloading-Bedarfes der Kreditinstitute zu berücksichtigen. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Firmenkunden und den Kreditinstituten erforderlich.

Die Geschäftskunden werden von den Banken direkt angesprochen und dazu aufgefordert, ihren Bargeldbedarf mit Hilfe eines Fragebogens (siehe Anhang 4) frühzeitig zu bestimmen. Das Problem besteht darin, dass die Firmenkunden sehr unsicher darüber sind, wie viel Wechselgeld sie zum Jahresbeginn benötigen werden.[24]

Eine verlässliche Prognose der Banken und Sparkassen über ihren erforderlichen Euro-Bargeldbedarf ist Grundvoraussetzung für alle weiteren Anpassungsmaßnahmen der Filialen, wie beispielsweise das Abschließen von Versicherungsverträgen oder der Ausbau von Lagerkapazitäten[25].

[...]


[1] Vgl. Ströer, Claudia: In zwei Monaten von der Mark zum Euro, in: Bankmagazin, 2/2001, S. 12

[2] Vgl. Rickes, Reinhold: Die Europäische Währungsunion vor der Bargeldeinführung, in: Sparkasse 8/2001,

S. 346

[3] Vgl. Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.): Daten, Fakten, Argumente, Die Euro-Bargeldeinführung, Berlin 2001, S. 33

[4] Papke, Anke, Bundesverband Deutscher Banken (Hrsg.): Euro - Das Buch zum Geld, 2. Auflage,

Gütersloh 1999, S. 8

[5] Vgl. Bundesverband deutscher Banken: Daten, Fakten, Argumente, a.a.O., S. 33

[6] Commerzbank Projekt EuroCash 2002 (Hrsg.): Euro-Bargeld, Einführung, Frankfurt/Main 2001, S. 5

[7] Vgl. Rodewald, Bernd: Euro-Bargeldaustausch - zum Stand der Vorbereitungen aus Sicht der Kreditwirtschaft, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 1/2001, S. 20

[8] Vgl. Rodewald, Bernd: a.a.O., S. 20

[9] An diesem Projekt beteiligten sich vier private Banken und vier Werttransportunternehmen; vgl. Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.): Europäische Wirtschafts- und Währungsunion - Bargeldaustausch - Die Inverkehrgabe des Euro-Bargeldes in der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel des Projektes "Hamburger Kreis", Berlin 2000, S. 4

[10] Vgl. Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.): EWWU-Bargeldaustausch, S. 9

[11] Vgl. Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.): Daten, Fakten, Argumente, a.a.O., S. 34

[12] Siehe Gliederungspunkt V. Frontloading

[13] Siehe Gliederungspunkt VI. Subfrontloading

[14] Siehe Gliederungspunkt VII. Versorgung der Privatkunden mit Münzmischungen

[15] Vgl. Commerzbank Projekt EuroCash 2002 (Hrsg.): Euro-Bargeld, Einführung, a.a.O., S. 6; lt. persönlichem Gespräch mit Frau Ohme, Sparkasse Delitzsch-Eilenburg vom 01.11.2001

[16] Schapper, Claus-Henning: Sicherheit bei der Euro-Bargeldeinführung: Ist das eine Aufgabe des Staates?, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 1/2001, S. 14

[17] Deutsche Bundesbank (Hrsg.): euro2002, Informationen zur Euro-Bargeldeinführung, 4/2001, S. 1

[18] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.): euro2002, a.a.O., S. 1 f.

[19] lt. persönlichem Gespräch mit Herrn Schmidtke, Sparda-Bank Delitzsch vom 29.10.2001; vgl. Heise, Stephanie: Für einen guten Zweck, in: Wirtschaftswoche, Nr. 17, 2001, S. 199

[20] Vgl. Heise, Stephanie: a.a.O., S. 199

[21] Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Hrsg.): Scheine und Münzen: Erstausstattung und Rückfluss, in: Unternehmen Euro, 8/2000, S. 9

[22] 2 Vgl. Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.): EWWU-Bargeldaustausch, a.a.O., S. 27

[23] Vgl. Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.): Daten, Fakten, Argumente, a.a.O., S. 41

[24] lt. persönlichem Gespräch mit Frau Ohme, Sparkasse Delitzsch-Eilenburg vom 01.11.2001

[25] Vgl. Mai, Volker: Wie viel Euro-Bargeld brauchen die Banken? - das Beispiel der Postbank, in: Zeitschrift für das Kreditwesen, 1/2001, S. 34

Fin de l'extrait de 24 pages

Résumé des informations

Titre
Die Euro-Bargeldeinführung. Eine kritische Analyse aus Sicht der Banken
Université
Leipzig University of Applied Sciences  (Bankwirtschaft)
Cours
Bankwirtschaft
Note
2,3
Auteur
Année
2002
Pages
24
N° de catalogue
V5963
ISBN (ebook)
9783638136686
ISBN (Livre)
9783656630777
Taille d'un fichier
1004 KB
Langue
allemand
Mots clés
Euro-Bargeldeinführung
Citation du texte
Susan Kulf (Auteur), 2002, Die Euro-Bargeldeinführung. Eine kritische Analyse aus Sicht der Banken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5963

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