Beschäftigt man sich mit dem Wolframschen Parzival, so ist es meist selbstverständlich, dass man den Fokus seiner Analyse auf die Handlung des Helden Parzival legt. Doch im Parzival sind neben der eigentlichen Haupthandlung auch mehrere Nebenhandlungen eingefügt, beispielsweise diejenige der Vorgeschichte von Parzivals Vater Gachmuret. Aber besonders lang ist die Geschichte von Gawan, einem Ritter der Artusgesellschaft. In Wolframs Parzival nimmt diese Figur eine bedeutende Stellung ein, nicht nur weil von ihr ausgiebig lang erzählt wird, sondern weil sie von Wolfram in ihrer Ritterehre gleichgestellt wird mit der Parzivalfigur. Doch dies darf nicht davon ablenken, dass sich diese Figuren strukturell auf zwei verschiedenen Ebenen befinden. Während Parzival auf der religiös-metaphysischen Ebene in der Struktur des Romans verortet ist, befindet sich Gawan auf der höfischgesellschaftlichen Ebene. So können sie im Grunde nicht miteinander konkurrieren - jeder hat einen unterschiedlich spezifisches Schicksal, welches ihm vorbestimmt ist.
Die Geschichte von Gawan ist demnach auch eine Geschichte von tugendhaften adligen Damen. Ja, man könnte sogar behaupten, dass die Minnebeziehungen, die Gawan während seiner Abenteuer eingeht, die Handlung überhaupt ausmachen. Diese Arbeit hat sich folglich zur Aufgabe gesetzt, Gawans Liebesbeziehungen zu analysieren und diejenigen Aspekte herauszuarbeiten, die in der Struktur des Romans angelegt sind. Denn die drei Beziehungen haben unterschiedliche Bedeutungen. Die Beziehung zu Obilot kann man als ausschließlichen Minnedienst betrachten während diejenige zu Antikonie hauptsächlich leidenschaftliche Minne ist. Die Synthese dieser beiden Momente findet in der Beziehung zu Orgeluse statt, die die für Gawan vorbestimmte perfekt-höfische Dame darstellt. So werde ich zuerst kurz auf die drei Minnekonzepte allgemein eingehen sowie die Gawanfigur selbst kurz vorstellen. Dann werde ich die drei Minnekonzepte plakativ an der Gawanhandlung darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Minnekonzept allgemein
- Der Minnedienst
- Liebe aus Leidenschaft
- Synthese von Minne und Ehe
- Die Gawanfigur im Parzival
- Gawans Minnebeziehungen
- Gawan und Obilot
- Gawan und Antikonie
- Gawan und Orgeluse
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Gawans Liebesbeziehungen im „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach und beleuchtet die darin angelegten strukturellen Aspekte. Im Vordergrund stehen die unterschiedlichen Minnekonzepte, die in Gawans Beziehungen zu Obilot, Antikonie und Orgeluse zum Ausdruck kommen.
- Analyse der verschiedenen Minnekonzepte im "Parzival"
- Die Rolle der Minne in Gawans Handlungsstrang
- Die Verbindung zwischen Minne und Ritterehre bei Gawan
- Der Vergleich der Minnebeziehungen Gawans zu Obilot, Antikonie und Orgeluse
- Die Bedeutung von Gawans Minnebeziehungen für die Gesamtstruktur des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Bedeutung Gawans im „Parzival“ heraus und fokussiert auf die Bedeutung seiner Liebesbeziehungen für die Handlung.
Das Minne-Konzept (allgemein)
Dieses Kapitel beschreibt drei verschiedene Minnekonzepte: den Minnedienst, Liebe aus Leidenschaft und die Synthese beider Konzepte in der Ehe.
Die Gawanfigur im Parzival
Dieses Kapitel stellt Gawans Rolle im „Parzival“ als Gegenstück zu Parzival und als Beispiel für die Tugenden eines idealen Ritters dar. Es beleuchtet seine Charaktereigenschaften wie Vernunft, Treue und Mut.
Gawans Minnebeziehungen
Dieses Kapitel analysiert Gawans Beziehungen zu Obilot, Antikonie und Orgeluse im Detail. Es beleuchtet, wie die verschiedenen Minnekonzepte in diesen Beziehungen zum Ausdruck kommen.
Schlüsselwörter
Wolfram von Eschenbach, Parzival, Gawan, Minne, Minnedienst, Liebe aus Leidenschaft, Ehe, Ritterehre, Tugenden, Obilot, Antikonie, Orgeluse.
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- Karoline Lazaj (Autor), 2005, Gawans Minnebeziehungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59816