Im Rahmen des Seminars „Habitus des Fremdverstehens“ und der Auseinandersetzung mit dem Text „Biographie und Mentalität: Spuren des Kollektiven im Individuellen“ von Peter Alheit treten vier wichtige Begriffe in den Vordergrund: Mentalität, Biographie, Habitus und Kultur. Nun ist jeweils zu klären, welche Bedeutung die Begriffe haben und vor allen Dingen wir ihre Stellung zueinander ist. Daher werden die Begriffe nun erst nacheinander vorgestellt, bevor auf die Beziehungen und Stellungen untereinander eingegangen und ein Resümee gezogen wird.Biographie
Der Begriff „Biographie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Lebensbeschreibung. So findet man in gängigen Wörterbüchern Erklärungen, die Biographie als Darstellung des Lebens eines Menschen umschreiben und damit dessen Lebensgeschichte bezeichnen. Peter Alheit definiert Biographie als „individuelle Lebensgeschichte“, „die den äußeren Lebenslauf, seine historischen und gesellschaftlichen Bedingungen und Ereignisse einerseits und die innere psychische Entwicklung des Subjekts andererseits in ihrer wechselseitigen Beziehung darstellt“ (Alheit 1990, S. 8). Damit ist eine Biographie nicht einem Lebenslauf gleichgesetzt, denn dieser besteht aus der „Verkettung tatsächlicher Ereignisse“ (Beck 1995, S. 12) und enthält damit reine Daten und Fakten aus dem Ablauf institutioneller Vorgänge. Eine Biographie hingegen richtet sich eher auf die „Erzählform der Ereignisse“ (Beck 1995, S. 12), d. h. wie unterschiedliche Rollen miteinander verknüpft werden. Im Vordergrund steht die subjektive Sicht des Individuums auf das eigene Leben; also eine individuelle Persönlichkeit, die auf Einzigartigkeit beruht. Inbegriffen sind nicht nur Veränderungen und Entwicklungen im Verlauf des Lebens, sondern auch Wendepunkte. Da Biographie das „eigene Gewordensein“ beschreibt, so besteht eine Abhängigkeit zur Zeitdimension. Daher ist die Zeitlichkeit auch ein Kriterium. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographie
- Definition
- Formen der Biographie
- Kultur
- Definition
- Tradition
- Akkulturation
- Enkulturation
- Habitus
- Definition
- Habitus nach Bourdieu
- Mentalität
- Definition
- Dimensionen der Mentalität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit den Begriffen „Mentalität“, „Biographie“, „Habitus“ und „Kultur“ im Kontext der allgemeinen Erziehungswissenschaft. Ziel ist es, die Bedeutung dieser Begriffe und ihre Beziehung zueinander zu beleuchten.
- Definition und Bedeutung der Begriffe „Mentalität“, „Biographie“, „Habitus“ und „Kultur“
- Zusammenhänge und wechselseitige Beziehungen zwischen den Begriffen
- Die Rolle der Sozialisation und der kulturellen Prägung für die Entwicklung des Habitus und der Mentalität
- Der Einfluss der Gesellschaft und der sozialen Strukturen auf die individuelle Lebensgeschichte und die Wahrnehmung der Welt
- Die Bedeutung des Begriffs „Fremdverstehen“ im Kontext der Auseinandersetzung mit den genannten Begriffen
Zusammenfassung der Kapitel
Biographie
Der Essay beginnt mit einer Definition des Begriffs „Biographie“ als individuelle Lebensgeschichte, die äußere Lebensläufe und innere psychische Entwicklungen in ihrer Wechselwirkung darstellt. Die Differenzierung zur bloßen Aneinanderreihung von Ereignissen in einem Lebenslauf wird herausgestellt, wobei die Bedeutung subjektiver Interpretationen, Erfahrungen und Wendepunkte für die biographische Konstruktion betont wird.
Kultur
Im Anschluss daran wird der Begriff „Kultur“ als Summe aller künstlerischen, geistigen und moralischen Werte einer Gesellschaft definiert. Dabei werden die Bedeutung von Tradition und die Weitergabe von Verhaltensweisen und Normen, sowie die Prozesse der Akkulturation (Kulturanpassung) und Enkulturation (Verinnerlichung kultureller Werte durch das Individuum) diskutiert.
Habitus
Der Essay analysiert den Begriff „Habitus“ im Anschluss, wobei die Definition als Verinnerlichungsprozess durch Sozialisation und Lernen im Fokus steht. Der Habitus wird als Produkt sozialer Strukturen und als Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe dargestellt, wobei der Einfluss von Pierre Bourdieu auf diese Betrachtungsweise deutlich wird.
Mentalität
Der Essay schließt mit einer Definition des Begriffs „Mentalität“ als komplexes Gefüge spezifischer Orientierungen und kollektiver Erfahrungsmuster ab. Die Bedeutung von Mentalität als Ausdruck einer Haltung gegenüber der sozialen Welt und die verschiedenen Dimensionen (historisch, interaktiv) werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Essays sind „Mentalität“, „Biographie“, „Habitus“, „Kultur“, „Sozialisation“, „Tradition“, „Akkulturation“, „Enkulturation“, „Fremdverstehen“, „Individuum“, „Gesellschaft“, „Soziale Strukturen“, „Werte“, „Normen“ und „Erfahrungsmuster“.
- Citation du texte
- Nancy Kunze-Groß (Auteur), 2006, Mentalität - Habitus - Kultur - Biographie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59828