Durch den Übergang zur Schrift stellt sich für jede Sprache nicht nur die Frage nach der Art der Schriftzeichen, des Alphabets, sondern auch die Frage nach der Schreibweise. Anfangs versucht jede Schreibung eine möglichst vollkommene Übereinstimmung mit der Aussprache herstellen zu können. Nicht neu ist allerdings die Tatsache, daß es in keiner Sprache gelungen ist, Schriftzeichen und Lautung ganz zur Deckung zu bringen.
Das lateinische Alphabet, das sich den frühdeutschen Übersetzern und Dichtern für ihre landschaftlich bestimmte Sprache anbot, hatte schon im Lateinischen nicht zur Bezeichnung aller Laute ausgereicht, und es genügt im Deutschen noch weniger. Daher trat schon im frühmittelalterlichen Deutsch die mangelhafte, meist fehlende Unterscheidung zwischen kurzen und langen Vokalen auf. Bei den o-Lauten wurde der offene und der geschlossene Charakter überhaupt nicht, bei den e-Lauten meist nicht unterschieden.
Dieser Armut an Zeichen entsprach auf der anderen Seite ein Überfluß, der auch noch im Mittelhochdeutschen zu finden war: die Doppelheiten i - j, u [uu], - v [vv], c - z, k - c, dazu pf und ph (althochdeutsch auch fph, bph, pff, fpf, mittelhochdeutsch auch pph, ppf ) und das bis ins heutige Neuhochdeutsch mitgeschleppte Nebeneinander von f und v, das etymologische Zusammenhänge auseinanderreisst (vgl. nhd. Fülle - voll, für - vor, fliegen - Vogel usw.).
Schon am Beginn der Verschriftung unserer Sprache traten grosse Unregelmässigkeiten und Widersprüche auf. Gleichzeitig ergab sich, wie bei jeder anderen Sprache auch, eine andere Schwierigkeit: die Schrift hielt mit der lebendigen Sprachentwicklung nicht mit. Die Schrifttradition stellte sich beharrlicher als die Entfaltung der Laute dar. Es entstanden neue Laute, für die es zunächst keine Zeichen gab. Wie auch bei jeder anderen Sprache, konnte im Deutschen zu Anfang der Schreibentwicklung die spätere lautliche Entfaltung der Sprache nicht vorausgesehen werden. Im Mittelhochdeutschen des Hoch- und Spätmittelalters wurde der sich immer weiter ausbreitende Umlaut entweder gar nicht oder aber dann auf eine sehr mannigfache Weise ausgedrückt. So erscheint o für die Laute o, o, ö, oe; v für u, u, ü. Überhaupt bezeichnen die hoch- und noch mehr die spätmittelalterlichen Schreiber die gleichen Laute mit einer Virtuosität auf verschiedene Weise. Auch hier ergab sich wieder neben einer Armut ein Überfluß an Zeichen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichte der deutschen Rechtschreibung
- Das historische Verhältnis von Sprache und Schreibung
- Heutige Situation der deutschen Orthographie
- Hauptteil
- Warum eine Rechtschreibreform und mit welchem Ziel
- Klarheit und Vereinfachung für Neulerner
- Linguistische Sauberkeit
- ,,Eindeutschung\" von Fremdwörtern
- Problembereiche
- Schluss
- Die öffentliche Diskussion um die Rechtschreibreform
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte und den Hintergründen der Rechtschreibreform in der deutschen Sprache. Sie untersucht die Gründe für die Notwendigkeit einer Reform sowie die damit verbundenen Ziele und Herausforderungen. Zudem werden die wichtigsten Problemfelder und die öffentliche Debatte um die Reform beleuchtet.
- Entwicklung der deutschen Rechtschreibung
- Gründe für die Rechtschreibreform
- Ziele der Rechtschreibreform
- Problemfelder der Reform
- Öffentliche Diskussion und Kritik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Das Kapitel beleuchtet die Geschichte der deutschen Rechtschreibung und das historische Verhältnis von Sprache und Schrift. Es wird die Entwicklung der deutschen Orthographie vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart dargestellt und auf die Herausforderungen der Schreibweise in einer sich ständig entwickelnden Sprache eingegangen.
Hauptteil
Dieser Abschnitt befasst sich mit den Ursachen und Zielen der Rechtschreibreform. Es werden die Gründe für die Reform beleuchtet, darunter die Notwendigkeit von Klarheit und Vereinfachung für Neulerner, die Suche nach linguistischer Sauberkeit und die „Eindeutschung“ von Fremdwörtern. Zudem werden die wichtigsten Problemfelder der Reform, wie z.B. die Auswirkung auf die Lesbarkeit von Texten und die Öffentliche Meinung, aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Rechtschreibreform, deutsche Sprache, Orthographie, Linguistik, Sprachgeschichte, Geschichte der Schrift, Klarheit, Vereinfachung, Fremdwörter, öffentliche Meinung, Kritik, Problembereiche, Debatte.
- Citation du texte
- Stephanie Ebert (Auteur), 2000, Die Rechtschreibreform, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5984