Lineare Funktionen - Tarife


Unterrichtsentwurf, 2006

23 Seiten


Leseprobe


1. Lehr- und Lernbedingungen

Die geplante Unterrichtsstunde findet am 29.05.2006 von 10.15 – 11.00 Uhr in der Berufsfachschule der Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung in der Klasse 10 BF E statt. Seit Anfang des Schuljahres 2005/2006 bin ich pro Woche drei Stunden bedarfsdeckend in dieser Klasse im Fach Mathematik eingesetzt.

Rahmenbedingungen der Klasse: Die Klasse 10 BF E setzt sich aus 11 Schülerinnen und 8 Schülern zusammen. Das Alter der Schüler[1] liegt zwischen 15 und 18 Jahren, eine für eine zehnte Berufsfachschulklasse relativ normale Altersstruktur. Die formale Vorbildung der Schüler ist zwar bei allen gleich – alle haben einen Hauptschulabschluss – dennoch zeigen sich deutliche Unterschiede in den Leistungen. Fünf Schüler wiederholen die 10. Klasse der Berufsfachschule und haben daher bereits gewisse Vorkenntnisse.

Die Schüler unterscheiden sich stark bezüglich ihrer Herkunft bzw. ihres kulturellen Hintergrunds, z. B. haben drei Schüler einen islamischen Hintergrund und fünf Schüler sind Russlanddeutsche. Aus diesem Grund haben einige Schüler Probleme beim Lesen bzw. Verstehen von Texten, was die Bearbeitung von Textaufgaben schwieriger gestaltet.

Das soziale Klima innerhalb der Klasse ist recht gut und entspannt. Zwar necken sich die Schüler viel und gerne, dies geschieht allerdings (soweit ich das beurteilen kann) nie böswillig. Man kann folglich von einer intakten Klassengemeinschaft sprechen. Ein Schüler nimmt jedoch eine Sonderstellung ein. Rein äußerlich ist dies daran zu erkennen, dass er in der Regel weit weg von den Mitschülern direkt vor dem Lehrerpult sitzt. Die Ursache für dieses Verhalten ist eine Augenkrankheit des Schülers, aufgrund derer der Schüler trotz Brille den Tafelschrieb nur schwer erkennen kann. Vermutlich da er diese Krankheit schon seit klein auf hat, zieht er sich sehr zurück, meidet weitestgehend soziale Kontakte, ist dadurch in der Entwicklung seinen Mitschülern ein wenig hinterher und nimmt eine Außenseiterrolle ein. Ihm kommt daher die Arbeit in Teams zugute.

Lernbereitschaft und -fähigkeit: Im Allgemeinen bin ich mit den Leistungen der Klasse zufrieden. Von Arbeit zu Arbeit haben sich die Schüler gesteigert, die letzte Arbeit hatte sogar einen äußerst erfreulichen Schnitt von etwa 2,7. Immer wieder gebe ich den Schülern Aufgaben mit Lösungshinweisen, die sie neben den Hausaufgaben auf freiwilliger Basis bearbeiten können. Einige Schüler nutzen diese Möglichkeit des Trainings und steigern dadurch selbstständig ihre mathematischen Fähigkeiten. Trotz dieser zusätzlichen Übemöglichkeiten und obwohl ich zu Beginn des Schuljahres eine lange Kompensationsphase eingerichtet hatte, scheinen drei Schüler langsam den Anschluss zu verlieren. Ich denke allerdings, dass diese noch lange nicht an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sind, sondern dass diese sich zum einen oft hinter den Leistungen anderer verstecken oder einfach unkonzentriert und abgelenkt sind. Aus diesem Grund versuche ich, sie durch arbeitsteilige Gruppenarbeit in kleinen Teams von 3 bis 4 Mitgliedern in die Pflicht zu nehmen, das sie also mehr gefordert sind selber zu arbeiten und sich Gedanken zu machen. Ich werde zufällig 6 Gruppen bilden, wobei je zwei Gruppen identische Arbeitsaufträge haben. Insgesamt haben aber alle Gruppen sehr ähnliche Aufgabenstellungen, da in der geplanten Stunde insbesondere die Modellierung bzw. zwei verschiedene mathematische Darstellungsformen, die Wertetabelle und der Graph, geübt werden sollen. Auf diese Weise soll zudem gewährleistet werden, dass die Schüler nicht zu sehr durch unterschiedliche Aufgabenstellungen irritiert werden, aber dennoch verschiedene Realitätsbezüge kennen lernen.

Aus den Leistungsunterschieden resultiert das unterschiedliche Lerntempo der Schüler. Die Schwächeren bedürfen einer starken Hilfestellung, die sie teils durch Mitschüler, teils durch intensive Zuwendung von mir bekommen. Für die guten bzw. sehr guten Schüler besteht immer wieder die Gefahr, dass sie sich langweilen und unterfordert werden. Als Konsequenz daraus habe ich Zusatzaufgaben für die Schüler, gebe ihnen komplexere Aufgabenstellungen oder setze sie sozusagen als meine Assistenten ein, um Mitschüler zu unterstützen.

Grundsätzlich ist die Klasse sehr lebhaft und aufgeweckt. Einige Schüler melden sich sehr viel, zeigen gerne ihre Lösungen an der Tafel und wollen sehr schnelle und direkte Bestätigungen von mir, wenn sie ihre Arbeitsaufträge erledigt haben. Einerseits freut mich dieser Ehrgeiz, problematisch ist allerdings die dabei entstehende Unruhe. Diese tritt insbesondere beim lehrerzentrierten Unterricht auf, wenn Aufgaben zum Vergleichen oder zur Ergebnissicherung an die Tafel geschrieben werden oder wenn Wartezeiten entstehen. Die Arbeitshaltung der Schüler im Gesamten ist aber in Ordnung. Nur in Einzelfällen muss ich Schüler ermahnen mitzuarbeiten bzw. mitzuschreiben.

Methodische und thematische Vorkenntnisse: Lineare Funktionen sollten laut Lehrplan bereits in der 8. Jahrgangsstufe behandelt worden sein. Wie mein Eingangstest Anfang des Schuljahres zeigte, konnten nur wenige Schüler überhaupt ansatzweise Funktionen zeichnen bzw. darstellen. In den Vorstunden wurden Zuordnungen behandelt, die Schüler sollten Graphen auswerten und zeichnen. In der heutigen Stunde soll insbesondere die Darstellung von linearen Funktionen behandelt werden. Obwohl ich in den Vorstunden nicht genauer auf Wertetabellen und Graphen eingegangen bin, vermute ich, dass so gut wie alle Schüler diese Darstellungsformen nutzen werden. Die Schüler können zwar Gleichungen aufstellen, wenn sie auch bei mir noch nicht die allgemeine Form der linearen Funktion kennen gelernt haben, die als solche ja auch eine Gleichung darstellt, allerdings denke ich nicht, dass die Schüler darauf zurückgreifen, da ihnen das Aufstellen von Gleichungen im Allgemeinen schwer fällt.

Mit der Methode der Gruppenarbeit sind die Schüler bestens vertraut. Sie wissen miteinander zu kommunizieren, allerdings haben sie Schwierigkeiten bei der Kooperation mit anderen Teammitgliedern, und es fällt ihnen somit schwerer, die Gruppenarbeit für das eigene Lernen zu nutzen. Auch beim Präsentieren tun sich die Schüler unheimlich schwer, nicht weil sie sich nicht trauen, sondern weil es ihnen schwer fällt, ihre eigenen Darstellungen zu erklären, und weil sie notwendige Präsentationstechniken außer Acht lassen. Um die Schüler allerdings nicht ängstlich zu machen und ihnen nicht das Selbstbewusstsein zu nehmen, gebe ich mir Mühe, die Präsentationen nicht zu zerreißen, sondern peu a peu Verbesserungsvorschläge zu machen.

[...]


[1] Um einen besseren Lesefluss zu ermöglichen, wird auf eine geschlechterspezifische sprachliche Differenzierung verzichtet.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Lineare Funktionen - Tarife
Veranstaltung
Unterrichtsbesuch im Rahmen des Studienreferendariats
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V59952
ISBN (eBook)
9783638537476
ISBN (Buch)
9783640203888
Dateigröße
736 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Unterrichtsskizze in einer 10. Klasse der Berufsfachschule im Fach Mathematik mitsamt 13 Arbeitsblättern.
Schlagworte
Lineare, Funktionen, Tarife, Unterrichtsbesuch, Rahmen, Studienreferendariats
Arbeit zitieren
Andreas Wolf (Autor:in), 2006, Lineare Funktionen - Tarife, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59952

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