Die Ausgestaltung der Altersversorgung in Deutschland fußt auf dem Drei-Säulen- Modell, bei dem die gesetzliche Rentenversicherung in den kommenden Jahren lediglich eine Basisversorgung darstellen kann und wird.1 Diese ist durch die betriebliche Altersversorgung (bAV) und die private Vorsorge zu ergänzen. Dabei kommt der betrieblichen Altersversorgung eine immer bedeutendere Rolle zu, da wiederkehrende Rentenreformen und Nullrunden zu einer faktischen Rentenkürzung sowohl aktueller als auch zukünftiger Renten führen. Mit dem Recht auf Entgeltumwandlung bzw. der staatlichen Förderung der bAV versucht der Gesetzgeber diesem Bedeutungszuwachs Rechnung zu tragen.2 In der Bundesrepublik Deutschland ist die Direktzusage als Durchführungsweg die dominierende Form3 der bAV, aber gleichzeitig auch die Umstrittenste. Auf Grund der Internationalisierung der Kapitalmärkte als auch der Harmonisierung der Rechnungslegung, weg von der nationalen Bilanzierung hin zu international einheitlichen Standards, stehen die Pensionspläne der Unternehmen jedoch zunehmend im Interesse von Investoren und Standardsettern. Vor allem ausländische Investoren beurteilen die hohen Pensionsrückstellungen deutscher Konzerne meist skeptisch, da eine Finanzierung über interne Rückstellungen im internationalen Kontext eher unüblich ist. So werden bei Unternehmenstransaktionen zumeist die Nachteile der Gewährung von Pensionszusagen in Form zukünftiger Rentenzahlungen gesehen, jedoch die Chancen und Möglichkeiten einer erhöhten Liquidität während der Anwartschaftsphase in Form von Steuerersparnissen kaum beachtet.
==
1 Vgl. Malchow, W. (2004), S. 305 f.
2 Durch die Einführung des AVmG vom 26.06.2001 räumt der Gesetzgeber den Arbeitnehmern ein Recht auf betriebliche Altersversorgung ein, das die Unternehmen verpflichtet, ein entsprechendes Angebot vorzulegen. Dabei können die Arbeitnehmer unter bestimmten Voraussetzungen bis maximal 4% der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung steuerfrei in eine Form der bAV investieren.
3 Siehe Kruschwitz, L./Lodowicks, A. (2003), S. 2.
Inhaltsverzeichnis
- EINFÜHRUNG UND UNTERSUCHUNGSZIEL
- DIE BETRIEBLICHE ALTERSVERSORGUNG IN DEUTSCHLAND
- Grundlegende Vorbemerkungen
- Durchführungswege der betrieblichen Altersversorgung
- Die Direktzusage
- Die Unterstützungskasse
- Die Direktversicherung
- Die Pensionskasse
- Der Pensionsfonds
- Insolvenzsicherung
- BILANZIERUNG VON PENSIONSRÜCKSTELLUNGEN NACH HGB
- Handelsrechtliche Charakterisierung und allgemeine Grundlagen
- Passivierungsvoraussetzungen
- Bewertung von Pensionsverpflichtungen
- Vorbemerkungen
- Bewertungsverfahren
- Rechnungsgrundlagen
- Auflösung von Pensionsrückstellungen
- Anhangangaben
- BILANZIERUNG VON PENSIONSVERPFLICHTUNGEN NACH IAS/IFRS
- Vorbemerkungen
- Bilanzierung von beitragsorientierten Pensionsverpflichtungen
- Bilanzierung von leistungsorientierten Pensionsverpflichtungen
- Bestimmung der Rückstellungshöhe
- Der Barwert der leistungsorientierten Verpflichtung
- Zulässige Bewertungsmethode
- Rechnungsgrundlagen
- Versicherungsmathematische Gewinne und Verluste
- Aperiodischer Dienstzeitaufwand
- Planvermögen
- Bestimmung des Dienstzeitaufwands
- Anhangangaben
- GEGENÜBERSTELLUNG, KRITIK UND NEUE ENTWICKLUNGEN IN DER BILANZIERUNG VON PENSIONSVERPFLICHTUNGEN
- Darstellung der unterschiedlichen Bewertungsmethoden
- Gegenüberstellung wesentlicher Unterschiede der Bilanzierungssysteme
- Kritik an der gegenwärtigen Rechnungslegungspraxis
- Neue Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene
- Implikationen der Umstellung von HGB auf IAS/IFRS
- ALTERSVERSORGUNGSZUSAGEN UND UNTERNEHMENSWERT
- Grundlagen der Unternehmensbewertung
- Die Discounted Cashflow-Verfahren
- Allgemeine Vorgehensweise
- Ermittlung der benötigten Cashflows
- Die Nettomethode - Equity Approach
- Die Bruttomethode - Entity Approach
- WACC-Methode
- APV-Ansatz
- Die Integration der bAV in die Unternehmensbewertung
- Grundlagen
- Wichtige Modellannahmen der gegenwärtigen Forschungsdiskussion
- Mittelverwendungsannahme - Fremdkapitalverdrängung vs. Ausschüttung
- Finanzierung der Zusage – Einbezug einer Lohnverdrängungsquote
- Wahl der Bewertungsmethode – WACC vs. APV
- Kritische Betrachtung der Vorgehensweise
- PENSIONSVERPFLICHTUNGEN UND UNTERNEHMENSRATING
- Zum Charakter von Pensionsrückstellungen
- Vorgehensweise der großen Ratingagenturen
- Korrektur der Bewertungsparameter
- Simulierte Auslagerung in einen vollgedeckten Pensionsfonds
- Kennzahlenanalyse und weitere Analyseschritte
- Ansatz von Standard & Poor's
- Anpassung der Bewertungsparameter und Refinanzierungsannahmen
- Kennzahlenanalyse und weitergehende Schritte
- Kritische Betrachtung der Methodik von Standard & Poor's
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der betrieblichen Altersversorgung (bAV) und untersucht deren Auswirkungen auf die Rechnungslegung, die Unternehmensbewertung und das Rating. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Durchführungswege der bAV und die rechtlichen Rahmenbedingungen, die in Deutschland für die bilanzielle Behandlung der Pensionsrückstellungen gelten.
- Bilanzierung von Pensionsverpflichtungen nach HGB und IAS/IFRS
- Integration der bAV in die Unternehmensbewertung
- Einfluss von Pensionsrückstellungen auf das Unternehmensrating
- Kritik an der gegenwärtigen Rechnungslegungspraxis und neue Entwicklungen
- Gegenüberstellung der verschiedenen Bewertungsmethode für Pensionsrückstellungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und definiert das Untersuchungsziel. Das zweite Kapitel bietet einen Überblick über die verschiedenen Durchführungswege der bAV in Deutschland und erläutert die rechtlichen Grundlagen. Im dritten Kapitel werden die handelsrechtlichen Grundlagen der Bilanzierung von Pensionsrückstellungen nach HGB dargestellt. Dabei werden insbesondere die Passivierungsvoraussetzungen, die Bewertungsmethode und die Anforderungen an die Anhangangaben behandelt. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Bilanzierung von Pensionsverpflichtungen nach IAS/IFRS. Hier werden die wichtigsten Unterschiede zu HGB erläutert und die methodischen Ansätze zur Bestimmung der Rückstellungshöhe und des Dienstzeitaufwands vorgestellt. Im fünften Kapitel werden die unterschiedlichen Bewertungsmethoden und die Kritik an der gegenwärtigen Rechnungslegungspraxis im Bereich der Pensionsrückstellungen diskutiert. Darüber hinaus werden neue Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene vorgestellt. Das sechste Kapitel untersucht den Einfluss von Altersversorgungszusagen auf die Unternehmensbewertung. Hier werden verschiedene Methoden der Unternehmensbewertung vorgestellt, die Berücksichtigung der bAV in die Bewertung integriert und kritische Punkte diskutiert. Das siebte Kapitel behandelt die Auswirkungen von Pensionsrückstellungen auf das Unternehmensrating. Dabei werden die Vorgehensweisen der großen Ratingagenturen erläutert und kritisch betrachtet.
Schlüsselwörter
Betriebliche Altersversorgung, Pensionsrückstellungen, Rechnungslegung, HGB, IAS/IFRS, Unternehmensbewertung, Unternehmensrating, Discounted Cashflow-Methode, WACC, APV, Moody's, Fitch, Standard & Poor's
- Quote paper
- Christian Stadtmüller (Author), 2006, Die betriebliche Altersversorgung. Rechnungslegung nach HGB und IAS, Unternehmensbewertung und Rating, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60044