Das Verhältnis von Sport und Medien in den USA sowie das Selbstverständnis des US-amerikanischen Sportjournalisten


Term Paper, 2006

19 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Verhältnis von Sport und Medien in den USA

3. Das Selbstverständnis des US-amerikanischen Sportjournalisten
3.1. Ethische Normen bei Sportjournalisten in den USA
3.2. Der Stand der amerikanischen Forschung über Sportjournalisten

4. „It’s awesome, baby!“ – oder die mediale Inszenierung des
amerikanischen Sportreporters Dick Vitale

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Sport begeistert Menschen auf der ganzen Welt gleichermaßen. Großartige Sportarten wie der Fußball werden in fast allen Ländern der Welt gespielt. Mit dem regen Interesse der Gesellschaft am Sport ist auch das Interesse der Medien hoch, über ihn zu berichten. Galten Sportjournalisten noch vor 30 Jahren als zweitrangige Vertreter ihres Faches, stehen sie heutzutage häufig im Mittelpunkt des Interesses. Diese Entwicklung nahm vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika seinen Anfang. Seit jeher ist das Verhältnis von Sport und den Medien in den USA ein besonderes. Beide waren schon immer enger verzahnt als in Europa und führten zu einer außergewöhnlichen Entwicklung. Zu Stars wurden so neben den Sportlern auch die Sportjournalisten und Reporter.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Sport-Medien-Phänomen in den USA. Zunächst wird das Verhältnis vom Sport zu den Medien aufgezeigt. Diese Analyse findet vor allem in einem historischen Abriss statt, um die Entwicklung bis heute genauer nachzuvollziehen.

Im Hauptteil der Arbeit wird das Selbstverständnis der Sportjournalisten in den USA durchleuchtet. So werden der Berufsstand vorgestellt, Entwicklungen gezeigt und mit historischem Hintergrundwissen eine Einordnung vorgenommen. Des Weiteren wird der Forschungsstand über den Sportjournalismus in den USA analysiert, denn gerade in den USA sind viele Studien, etwa über die Frauenrolle oder ethische Normen im Sportjournalismus, erhoben worden.

Abschließend wird mit einem kleinen Exkurs der berühmte Sportreporter Dick Vitale vorgestellt, um im Konkreten die Rolle des amerikanischen Sportjournalismus und Sportreporters zu analysieren.

2. Das Verhältnis von Sport und Medien in den USA

Seit der Gründung 1776 spielt der Sport für die Vereinigten Staaten von Amerika eine herausragende Rolle. Bereits die ersten Siedler brachten europäische Ballspiele mit nach Amerika. Einflüsse erlebte der Sport in Amerika auch durch die Indianer, u.a. durch Frühformen des Lacrosse-Spieles. Dieses Mischverhältnis und die ´sportliche Isolierung` von Europa führte die amerikanische Sportkultur in eine eigene Richtung, auch als „amerikanischer Sonderweg“[1] bekannt. So ist der amerikanische Sport vor allem geprägt durch die national bedeutsamen Ballsportarten Football, Baseball und Basketball. Aber auch Einzelsportarten wie Golf oder Motorsport erfreuen sich großer Beliebtheit. Fußball hingegen konnte sich in den USA nie wirklich als national prägende Sportart durchsetzen.

Hintergrund der Sportbegeisterung vieler Amerikaner ist in der Entstehungsgeschichte des Landes zu sehen. Die ersten Siedler mussten bei der Besiedlung des weiten Landes harten Bedingungen trotzen. Durchhaltevermögen, Ausdauer und Anspruchslosigkeit waren unablässig, um zu überleben. Diese Werte sind tief verankert im amerikanischen Denken und gerade im Sport finden viele Amerikaner Werte wie Teamgeist, Fairness und körperliche Fitness wieder.

Früher als etwa in Europa setzt sich der Sport in den USA als Massenphänomen durch. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich zu den beliebtesten Sportarten größere Turniere oder Wettkampfligen, etwa im Baseball die National League (1876) und im Football die NFL (1922).

Als der Franzose Pierre de Coubertin 1896 die ersten olympischen Spiele der Neuzeit in Athen inszenierte, vertraten 13 Amerikaner ihr Land. Trotz langer und strapaziöser Anreise gewann sie 11 Goldmedaillen und somit die Nationenwertung.[2] Dies war der Auftakt für die durchgängig erfolgreichen Teilnahmen der USA an Olympischen Spielen. Es spiegelt in besonderer Form die hohe Sportbegeisterung und frühe Professionalität der USA wieder.

Mit zunehmender Popularität stieg auch das Interesse der Wirtschaft und der Medien am Sport. Sportler wie der Baseballspieler Georg Hermann Ruth von den New York Yankees oder der Boxer Rocky Marciano wurden bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Nationalhelden gefeiert. Die Zeitungen berichteten in eigenen Kolumnen und die Industrie entdeckte ihre Werbewirksamkeit. Heute setzt die Sportindustrie in den USA Milliarden von Dollar um, sieben Mal mehr als die Filmindustrie und doppelt so viel wie die Autoindustrie. Im Jahr 2004 wurden so 213 Milliarden Dollar erzielt, mehr als in ganz Europa zusammen (165 Milliarden Euro).[3] Großen Anteil daran hatten zum Beispiel die Werbeeinnahmen mit 14,1% oder der Verkauf von Sportartikeln mit 13,2%. Um diesen enormen Gewinn zu erzielen und den Sport professionell zu vermarkten, arbeiten Wirtschaft und Sport eng mit den Medien zusammen, sie werden auch als magisches Dreieck bezeichnet.

Und die USA verfügen über die wohl ausdifferenzierteste Sportmedienlandschaft der Welt.[4] Bedeutsamste Plattform des Sports sind die Printmedien. In den aktuell rund 1500 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 55,2 Mio. Exemplaren nimmt der Sport durchschnittlich 50% der werbefreien Fläche ein.[5] Neben Tages- und Sportzeitungen werden in den USA zahlreiche Sportmagazine verlegt, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Unter den 100 populärsten Zeitschriften des Landes befinden sich zehn Sportmagazine, u.a. die Sports Illustrated mit 3,4 Mio. Exemplaren auf Platz 17 oder ESPN The Magazine mit 2,3 Mio. Exemplaren.

Herausragende Bedeutung für den Sport hat auch das Medium Fernsehen, das in den USA grundlegend in fünf Bereiche unterteilt ist. Das kommerzielle Fernsehen mit Sendern wie ABC, CBS oder NBC übertragen gebührenfrei und halten einen Großteil an den Sportübertragungsrechten. Zunehmend drängen Sender wie ESPN, CNN oder TNT gebührenpflichtig über das Kabelfernsehen in die Sportübertragungen. Ergänzt wird das Programm durch Pay-per-view TV, etwa HBO Sports und lokale Sender, die sich auf Nischensport spezialisiert haben. Mit durchschnittlich 77 Mio. Zuschauern übt der Sender ESPN vom Disney-Konzern einen großen Einfluss auf das Sportfernsehen in den USA aus. Neben ESPN One verfügt der Sender über die weiteren Sparten ESPN Two, ESPN Classics und ESPN News. ESPN ist dabei exemplarisch zu sehen für einen Trend im Bereich der US-amerikanischen Sportmedien: der konvergenten Entwicklung der verschiedenen Mediensysteme. So ist ESPN mit dem ESPN Magazine, dem ESPN Radio, einem Kooperationsvertrag mit Motorola im Mobilfunkgeschäft und Electronic Arts im Computerspielebereich auf allen Kommunikationsplattformen vertreten.

Mit der kommerziellen Öffnung des Internets ab 1995 wird die Sportmedienlandschaft vor allem in den USA nachhaltig verändert. Informationen und Berichte über Sportereignisse sind noch aktueller verfügbar und durch Text, Bild und Film zunehmend komplexer. Viel früher als in Europa haben amerikanische Medienkonzerne mit ihren Sportsendern und Printmedien diese Chance erkannt und ihre Internetpräsenz ausgebaut. Im Jahr 2004 machten die Umsätze aus dem Internet zwar nur 0,1% der 213 Milliarden Dollar Umsatz der US-Sportindustrie aus, dennoch bietet das Internet Platz für die mediale Inszenierung der Medienunternehmen, der Sportarten und seiner Protagonisten. Anders als in Europa wird eine Sportart in den USA ganzheitlich aufgefasst. So ist am Erfolg einer Sportart nicht nur der Athlet beteiligt, sondern auch der Trainer, der Manager oder die Sportjournalisten. Viele Sportjournalisten haben einen unverkennbaren Moderations- oder Schreibstil und tragen zum medialen Spektakel einer Sportart bei. So werden berühmte Sportreporter oft in einem Atemzug mit Ausnahmesportlern genannt, die den Sport geprägt haben. Im Folgenden soll das Selbstverständnis der US-amerikanischen Sportjournalisten genauer untersucht werden.

3. Das Selbstverständnis des US-amerikanischen Sportjournalisten

Da in den Vereinigten Staaten nicht eine veraltete Aristokratie, sondern eine junges Bildungsbürgertum vorherrschte, kam es bereits früher als in Europa zur Ausbildung von Sportinteressen und einer Medienlandschaft, die über den Sport berichtete. Bereits 1825 berichtete die Sporting Olio als erster regelmäßiger Sportteil in Baltimore’s American Farmer über Sportarten wie Jagen, Ringen oder Trabrennen. Der Journalist und Herausgeber John Stuart Skinner war einer der ersten Sportjournalisten, veröffentlichte jedoch wie viele seiner Kollegen unter Pseudonymen, da Sport als vulgär und geschmacklos galt. Bereits vier Jahre später erschien mit „The American Turf Register and Sporting Magazine“ die erste Sportzeitschrift in Baltimore. 1831 erschien erstmalig die „Spirit of Times“ als wichtige Sportzeitschrift mit einer Auflage von bereits 100.000 Exemplaren im Jahre 1850[6]. Mit ihr avanciert der geborene Engländer Henry Chadwick zum ersten bedeutenden „sportswriter“ der USA. Henry Chadwick schrieb nicht nur für die „Spirit of Times“, sondern nahm sich auch der neuen Sportart Baseball an. Ab 1869 veröffentlichte er den jährlichen Baseball-Guide, der Regeln wie die Anzahl der Spieler oder die Größe des Spielfeldes festlegte und somit zur Standardisierung und schnellen Verbreitung des Baseballs in den USA beitrug. Ein ungewöhnliches Beispiel, wie nicht nur die Medien vom Sport, sondern der Sport von den Medien in Person von Henry Chadwick profitieren konnten.

[...]


[1] Näher nachzulesen unter: http://www.zeit.de/2002/51/P-Fu_a7ball

[2] Digel, Helmut et. al. (2005): Hochleistungssport in den USA. Weilheim/ Teck, S. 59

[3] Schultz Jorgensen, Soren (2005): The World’s best Advertising Agency: The Sports Press. In: Mandag morgen Nr. 37 / 2005

[4] Genaueren Überblick über die Entwicklung der Sportberichterstattung gibt Greendorfer (1981).

[5] Vg. Sage 1990, 122

[6] Näher nachzulesen bei Orodenker, Richard (1996): Twentieth-Century American Sportswriters. Gale Research

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Details

Title
Das Verhältnis von Sport und Medien in den USA sowie das Selbstverständnis des US-amerikanischen Sportjournalisten
College
University of Münster  (Fachbereich Sozialwissenschaften)
Course
Seminar Sportmedien
Grade
1,3
Author
Year
2006
Pages
19
Catalog Number
V60129
ISBN (eBook)
9783638538824
ISBN (Book)
9783638775755
File size
629 KB
Language
German
Keywords
Verhältnis, Sport, Medien, Selbstverständnis, US-amerikanischen, Sportjournalisten, Seminar, Sportmedien
Quote paper
Lukas Peuckmann (Author), 2006, Das Verhältnis von Sport und Medien in den USA sowie das Selbstverständnis des US-amerikanischen Sportjournalisten , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60129

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