1. Was ist feministische Sprachwissenschaft?
Der Begriff „Feministische Sprachwissenschaft“ bezeichnet das Betreiben von Sprachwissenschaft, also die Betrachtung von Sprache als System, aus frauenorientierter Perspektive (Oft wird auch der Terminus „feministische Linguistik“ verwandt, der das gleiche meint.)(1) . Er entstand in den Siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts unter dem Einfluss der sich damals konstituierenden Neuen Frauenbewegung. Inhaltlich ging er zurück auf erste Forschungen in den USA, vor allem von Mary Ritchie Key(2) und Robin Lakoff .
Feministische Sprachwissenschaft heute befasst sich mit zwei Gebieten, nämlich zum einen mit der Sprache von Frauen (Wie sprechen Frauen? Wo liegen die Besonderheiten in ihrem Sprachgebrauch im Unterschied zu dem von Männern? Wie hat sich der Sprachgebrauch von Frauen im Laufe der Zeit verändert?), zum anderen mit dem Sprechen über Frauen (Inwieweit wird das weibliche Geschlecht in der gesprochenen und geschriebenen Sprache berücksichtigt? Wie sieht es aus mit der Repräsentation von Frauen in der Deutschen Sprache?). Das eine Gebiet hat also einen eher soziolinguistischen Schwerpunkt, nämlich den des Sprachgebrauchs durch eine bestimmte Gruppe, das andere beschäftigt sich mit der Struktur der Sprache an sich , unabhängig davon, wie, wo und von wem sie gebraucht wird. Man kann hier also von einem strukturalistischen Schwerpunkt sprechen.
In Deutschland wird dieser Ansatz vor allem von Luise Pusch vertreten, der soziolinguistische Ansatz von Senta Trömel-Plötz, aus dem amerikanischen Bereich sei hier noch Deborah Tannen erwähnt, die einige auch gut allgemein verständliche Publikationen zum Thema veröffentlicht hat.
[...]
_____
(1) Samel, Ingrid: Einführung in die feministische Sprachwissenschaft. Berlin, 1995. Diese Arbeit basiert zu großen Teilen auf diesem Buch, daher werde ich der Übersichtlichkeit halber im Folgenden nicht erneut darauf hinweisen.
(2) Key, Mary Ritchie: Male/Female Language. Metuchen, New Jersey, 1975
Inhaltsverzeichnis
- Was ist feministische Sprachwissenschaft? – Begriffsklärung
- Hintergrund
- Diskriminierung von Frauen im allgemeinen Sprachgebrauch
- Vorschläge für ein geschlechtergerechtes Deutsch
- Neutralisierung
- Das generische Femininum
- Die Beidbenennung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem strukturalistischen Ansatz der feministischen Sprachwissenschaft und zielt darauf ab, sprachliche Möglichkeiten für eine geschlechtergerechte oder zumindest gerechtere deutsche Sprache aufzuzeigen.
- Diskriminierung von Frauen im allgemeinen Sprachgebrauch
- Die Defizithypothese und ihre Kritik
- Vorschläge für ein geschlechtergerechtes Deutsch
- Die Rolle von Frauen in der Sprache und ihre Repräsentation
- Entwicklungen in der feministischen Sprachwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Was ist feministische Sprachwissenschaft? – Begriffsklärung: Dieses Kapitel definiert den Begriff der feministischen Sprachwissenschaft, erläutert ihre Entstehung in den 1970er Jahren und stellt die beiden wichtigsten Forschungsbereiche vor: die Sprache von Frauen und das Sprechen über Frauen.
- Kapitel 2: Hintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Forschung zu Frauen und Sprache. Es diskutiert die Defizithypothese, die die Sprache von Frauen als minderwertig und defizitär darstellt, und stellt alternative Perspektiven wie die Differenzhypothese und die Code-Switching-Hypothese vor.
- Kapitel 3: Diskriminierung von Frauen im allgemeinen Sprachgebrauch: Dieses Kapitel analysiert, wie Frauen in der deutschen Sprache diskriminiert werden.
- Kapitel 4: Vorschläge für ein geschlechtergerechtes Deutsch: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene sprachliche Möglichkeiten, um die deutsche Sprache geschlechtergerechter zu gestalten. Dazu gehören Neutralisierung, das generische Femininum und die Beidbenennung.
Schlüsselwörter
Feministische Sprachwissenschaft, Sprachgebrauch, Diskriminierung, Defizithypothese, Differenzhypothese, Code-Switching-Hypothese, geschlechtergerechte Sprache, Neutralisierung, generisches Femininum, Beidbenennung, Frauensprache, Repräsentation.
- Quote paper
- Cornelia Charlotte Reuscher (Author), 2002, Feministische Sprachwissenschaft: Vorschläge für ein geschlechtergerechtes Deutsch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60170