Der Auszubildende befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr zum Elektroniker und zeigt seit einigen Wochen Verhaltensauffälligkeiten. Nach der Unterweisung soll er in der Lage sein, selbstständig, unter Berücksichtigung der geltenden UVV und evtl. weiteren Vorschriften, eine Herdanschlussleitung vorschriftsmäßig konfektionieren, d.h. beidseitig abisolieren, mit Adernendhülsen an den Leiterenden bestücken und damit dann einen 4 - Platten Herd ordnungsgemäß aufstellen, anschließen und auf Funktion prüfen.
Die Arbeit enthält eine Situationsanalyse, einen ausformulierten Unterweisungsentwurf nach der Vier-Stufen-Methode, sowie eine tabellarische Arbeitszeitgliederung und schließt mit pädagogischen Erklärungen.
Situationsanalyse und Diagnose
In meinem Elektrounternehmen bilde ich zwei Lehrlingen aus und beschäftige weiterhin 4 Gesellen. Der 18-jährige und im 2. Ausbildungsjahr befindliche Kevin, zeigt seit einigen Wochen Verhaltensauffälligkeiten die mir zu denken geben. Kevins Leistungsfähigkeit lässt stark nach, er wirkt unzufrieden und zunehmend lustlos. Des weiteren ist er schon, entgegen seiner früheren Angewohnheit, des öfteren zu spät zur Arbeit erschienen, wirkt müde und lustlos. Ich mache mir ernsthafte Sorgen um Kevin, da er bis vor einigen Wochen sehr gut arbeitete, gerne und motiviert neues lernte, bei Kunden und Kollegen gut angesehen war, sowie mit Kreativität vor Ort, als auch der notwendigen Zuverlässigkeit und - trotz seiner Jugend - Kundenorientiertheit glänzte. Da Kevin und ich schon die Möglichkeit ins Auge gefasst hatten, dass er ggfls. seine Ausbildung wegen guter Leistungen verkürzt, will ich unbedingt versuchen von ihm zu erfahren, was ihn bedrückt und die z.Zt. bestehenden Probleme verursacht.
Meine eigenen Vermutung dahingehend sind relativ umfangreich. Zum einen ist mir aufgefallen, dass er plötzlich sehr introvertiert ist. Könnte dieses an familiären Problemen liegen, hat er vielleicht finanzielle Sorgen oder hat sich sein soziales Umfeld kurzfristig geändert ?
Ich bitte Kevin zu einem Konfliktgespräch unter 4 Augen ein und mache mit ihm einen Termin aus. Dies tue ich jedoch diskret, da ich es für besser halte, Kevin das Gefühl zu geben, dass er offen mit mir reden kann und nichts an Dritte weiter geht. Selbst die o.g. Terminvereinbarung sollte kein Dritter im Unternehmen mitbekommen. Dazu suche ich uns einen Platz aus, wo wir ungestört Kevins Probleme besprechen können.
Zu Beginn unseres Gespräches versuche ich eine ruhige, aufgelockerte, jedoch trotzdem ernsthafte Situation zu schaffen, damit Kevin begreift, dass ich es ernst mit ihm meine. Er soll keine Angst o.ä. bekommen oder sich eingeschüchtert fühlen.
In dem Gespräch stellt sich heraus, dass Kevin tatsächlich Probleme in seinem Freundeskreis hat.
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Blatt 3 - Unterweisungsentwurf: HEITZER, Udo – Meisterprüfung Teil IV – HwK Köln – 30.08.2006
Da die meisten von Kevins Freunden schon etwas älter sind, in den letzten Monaten ihre eigenen Ausbildungen abgeschlossen haben und jetzt im Berufsleben stehen, haben diese natürlich plötzlich wesentlich umfangreichere, finanzielle Möglichkeiten. Kevin kann da mit seiner Ausbildungsvergütung nichtmehr mithalten und fühlt sich immer mehr aus der Clique ausgegrenzt. Kevin ist nicht klar gewesen, dass sich diese Altersunterschiede auch plötzlich in dieser Form bemerkbar machen. Er fühlt sich von dieser ihm natürlich unbekannten und unverhofften Situation überfordert, ist mit sich und der Welt unzufrieden - ungeahnte und Kevin unbekannte Ängste der Minderwertigkeit haben ihn gepackt. Er hatte sogar die Idee seine Ausbildung nicht zu beenden und trug sich mit dem Gedanken zu kündigen um auf dem freien Markt mehr Geld zu verdienen. Somit wollte Kevin seinen, bis vor kurzem bestehenden, gleichstehenden Cliquenstatus wieder aufbauen.
Innerhalb unseres Gespräches habe ich ihm klarmachen können, das er realistisch, nur mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung Chancen auf dem freien Markt hat. Der vermeintlich finanzielle Vorteil eines, z.B. Hilfsarbeiters nur für kurze Zeit gegeben ist, da er nach erfolgreichem Abschluss seiner Ausbildung sicherlich wesentlich fundiertere Möglichkeiten hat. Kevin hat eingesehen, dass der Beruf des Elektronikers so weiträumig und umfangreich ist, und er in vielen Bereichen arbeiten kann, sowie dann seinen Freunden in nichts mehr nachstehen muss. Natürlich habe ich Kevin auch nochmals darauf hingewiesen, dass wir ja auch über eine Ausbildungsverkürzung gesprochen haben und daher der jetzige Zustand relativ kurzfristig beendet sein würde. Kevin müsste dann nur wieder zu seiner alten Form finden.
Kevin wurde nachdem er mir seine Probleme erklärt hat urplötzlich wieder spürbar lockerer. Ich merkte, dass ihm das Gespräch gut tat und er meinen Argumenten folgen konnte und ihnen auch zustimmte.
Da wir wöchentlich regulär 38 Std. arbeiten, Kevin volljährig ist und er somit nichtmehr direkt unter das JArbSchG fällt, habe ich ihm vorgeschlagen, mir neben seiner Ausbildung stundenweise noch bei diversen Umbauten im Betrieb zu helfen oder auch mal kurzfristig, außerhalb der Arbeitszeit, bei Servicearbeiten. Somit hätte er die Möglichkeit, sogar ausbildungsbezogen noch etwas Geld nebenher zu verdienen. Ob Ausbildungsverkürzung oder nicht, dieses wäre für Kevin sogar noch von beruflichem Vorteil und ich hätte in der letzten Zeit seiner Ausbildung immer mal wieder die Möglichkeit, intensiver, alleine mit ihm zu sprechen und Krisen, sowie Konflikten vorzubeugen. Ich halte dieses in Kevins Fall für gut und wichtig, da ich glaube, dass er ein auch Probleme damit hat, u.a. mich um Rat oder Hilfe zu bitten, sonst hätte er dieses sicherlich getan.
Nach dem Gespräch habe ich Kevin gesagt, dass er zu jeder Zeit ein Gespräch mit mir führen oder mich um Hilfe bitten kann.
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Blatt 4 - Unterweisungsentwurf: HEITZER, Udo – Meisterprüfung Teil IV – HwK Köln – 30.08.2006
Fachliche und persönliche Lernziele
Oberste Priorität hat für mich als fachliches und persönliches Lernziel natürlich, dass Kevin seine Ausbildung bestmöglich, ggfls. verkürzt, mit Freude am Beruf und persönlichem Selbstbewusstsein besteht. Dazu gehört unabdingbar die Vermittlung der, in der AO vorgegebenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten und möglichst mehr - unter unbedingter Berücksichtigung der UVV, die im Elektroberuf nicht oft genug vermittelt werden können. Dazu muss ich immer aktiv mit Kevin umgehen und auch seine erfahreneren Kollegen dazu anhalten mein Vorgehen und möglichst vorbildliches Verhalten so, nicht nur Kevin gegenüber, zu übernehmen.
Kevin soll eine Elektrokabel fachgerecht an den beiden Enden so abisolieren, dass die (in diesem Fall 5) innenliegenden Kabel entsprechend und wie vorgegeben, freigelegt sind. Danach soll Kevin diese 5 Kabel (auch Leiter genannt) ebenfalls ordnungsgemäß, ohne die dort innenliegenden, feindrahtigen Kupferleitungen zu beschädigen, in der Form an den Leiterenden abisolieren, dass er diese mit den entsprechenden Adernendhülsen versehen, sowie mit der Adernendhülsenpresszange verpressen kann.
Im weiteren soll Kevin dann mit dem von ihm vorkonfektionierten Herdanschlusskabel einen 4 Platten Standherd ordnungsgemäß, unter Berücksichtigung der UVV und der Arbeitssicherheit aufstellen, eigenständig die interne Beschaltung des Herdes an Hand des, im Herd befindlichen Schaubildes, erkennen – ggfls. die Beschaltung auf die Gegebenheiten der Anschlussmöglichkeiten anpassen und an das Stromnetz anschließen.
Der sichere Umgang mit den Abisolierwerkzeugen, Adernendhülsen, der Adernendhülsenpresszange, als auch den weiteren Hilfsmitteln/ Werkzeugen, sowie besonders dem 2-poligen Spannungsmesser soll und muss von Kevin erlernt, bzw. vertieft werden, da Kevin einige der Tätigkeiten, bzw. Werkzeuge und der Hilfsmittel zwar schon kennt aber eine immer wiederkehrende Übung damit unbedingt notwendig ist. Des weiteren soll Kevin dadurch verstärkt in die Lage versetzt werden, schon während seiner Ausbildung reale Tätigkeiten, effektiv und sicher ausführen zu können. Dieses fördert meiner Meinung nach nicht nur die Motivation, sondern steigert auch Kevins Selbstbewusstsein. Weiterhin wird Kevin dadurch auf weitere eigenständige, kreative und eigenverantwortliche Tätigkeiten vorbereitet. Insbesondere wird Kevin zum wiederholten, aber notwendigen mal für das Gefahrenpotential seines zukünftigen Berufes sensibilisiert.
Im kognitiven Bereich soll Kevin zum wiederholten mal die richtigen Abisolierlängen abschätzen und mit den jeweils dafür vorgesehenen Werkzeugen, die Abisolierungen ordnungsgemäß durchführen können. Im Anschluss soll Kevin auch die entsprechenden Adernendhülsen- und auch arten erkennen, auswählen und anwenden können.
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