Die einschlägigen Archivbestände zur Wiener Münzstätte sind trotz ihrer guten Überlieferung bislang noch weitgehend unbearbeitet geblieben, so dass sich sicher noch viele Fragen zur österreichischen Münzgeschichte mit Hilfe der Quellen lösen ließen. Die vorliegende Arbeit sieht sich als Beitrag zu einer umfassenderen über den Münzrand hinausgehenden Sicht der Numismatik und als Anregung für weitere ähnliche Arbeiten.
Neben der Neubearbeitung des so genannten „Münzbuch des Albrecht von Ebersdorf“ aus der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde auch die in der Literatur als „Nikolsburger Codex“ bezeichnete Handschrift bearbeitet. Die bereits etwas veraltete und tw. mangelhafte Literatur zum Wiener Münzwesen fällt vor allem durch das häufige Fehlen von Literatur- und Quellenangaben auf. Hinzu kommt, dass viele der Standardwerke aufgrund ihres Alters fast so schwer zugänglich sind, wie die Quellen selbst. Die vorliegende Arbeit versucht einen Beitrag zur Behebung dieses Desiderates zu liefern. Sie schließt an Wissenschaftstraditionen die in Ostösterreich nach dem 2. Weltkrieg weitgehend erloschen sind an und verbindet sie mit modernen Ansätzen. Hier steht einmal nicht der ohnehin schon gut aufgearbeitete Wiener Pfennig sondern vielmehr das Umfeld seiner Herstellung im Blickpunkt. Ausgehend von den genannten Handschriften beschäftigt sich die Arbeit mit Organisation und Verwaltung der Wiener Münzstätte. So konnten neue Erkenntnisse zum Sozialstatus der beteiligten Personengruppen gewonnen bzw. ältere Vorstellungen korrigiert oder präzisiert werden. Behandelt werden alle Ebenen von der landesfürstlichen Finanzverwaltung, über die Leitung der Münzstätte bis zu den Münzarbeitern, wobei die jeweiligen Abschnitte aufgrund der unterschiedlichen Quellenlage verschieden lang ausfallen.
Der Anhang enthält verschiedenste Materialien zum Wiener Münzwesen, wie ein umfangreiches münztechnisches Glossar, zwei Tabellen zu Herkunft, Beruf und sonstigen Ämtern des Münzstättenpersonals aus der Zeit zwischen 1400 und 1522 wiederzugeben, sowie eine Auflistung der in den Handschriften enthaltenen Urkundenabschriften. Den Abschluss bildet schließlich das Herzstück und Ausgangspunkt der Arbeit, die Edition der beiden Handschriften.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die bearbeiteten Quellen
- Das sogenannte „Münzbuch des Albrecht von Ebersdorf”
- Beschreibung
- Geschichte und Datierung
- Zum Inhalt der Handschrift
- Zweck und Auftraggeber der Handschrift
- Codex 2102, Stadtarchiv Wiener Neustadt
- Codex 3083 – „Des Hanns Rollen burger vnd Raths zur Neustadt in Osterreich Puech“
- Codex XL, Stiftsarchiv Seitenstetten
- Organisation der Münzstätte Wien
- Die Anfänge der Wiener Münzstätte
- Lage der Münzstätte
- Die Münzstätte Wien bis zum 15.Jahrhundert
- Die landesfürstliche Finanzverwaltung
- Das Amt des Oberst-Kämmerers
- Die Juden als Kammerknechte
- Das Spielgrafenamt und die St.Nikolaus Bruderschaft
- Die Herren von Ebersdorf (Eberstorf)
- Stammtafel der Herren v. Ebersdorf
- Münzmeister
- Münzgerichtsbarkeit und Strafen
- Kompetenzen außerhalb der Münzstätte
- Anwalt
- Münzerhausgenossen
- Die Wechsler
- Die Münzarbeiter (monetarii)
- Verwahrung und Anfertigung der Prägestempel
- Versucher
- Gießer
- Zainmeister
- Schrotmeister
- Setzmeister
- Sonstiges Personal
- Schluß und Ausblick
- Anhang I-Materialien zum Wiener Münzwesen
- Münzpersonal im 15. Jh.
- Ämter und soziale Herkunft (Liste 1)
- Herkunft und Nachweise (Liste 2)
- Erwähnte Münzsorten (Liste 3)
- Stadtgeschichtlicher Überblick
- Glossar münztechnischer Begriffe
- Materialien zu den verwendeten Quellen
- Urkundenabschriften in den verwendeten Handschriften
- In den Quellen häufig benutzte Abkürzungen
- Anhang II - Die Quelleneditionen
- Editionsregeln
- HHStA W723 -,,Das Münzbuch des Albrecht von Ebersdorf”.
- WNSTA 2102 - Juristische Sammelhandschrift (,,Nikolsburger Codex).
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Allgemeine Abkürzungen
- Siglen
- Quellenverzeichnis
- Editionen und Regesten
- Verwendete Originalquellen und ihre derzeitigen Standorte
- Bibliographie
- Verwendete Internet-Seiten
- Organisation und Verwaltung der Wiener Münzstätte im 15. Jahrhundert
- Analyse der verwendeten Handschriften, insbesondere des „Münzbuches des Albrecht von Ebersdorf“
- Einordnung der Wiener Münzstätte in den Kontext der landesfürstlichen Finanzverwaltung
- Untersuchung des Münzpersonals, einschließlich Münzmeister, Anwalt, Münzerhausgenossen und Münzarbeiter
- Rekonstruktion der Arbeitsabläufe und technischen Prozesse in der Münzstätte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Wiener Münzstätte im 15. Jahrhundert und untersucht ihre Organisation und Verwaltung anhand spätmittelalterlicher Handschriften. Sie setzt sich zum Ziel, die Arbeitsabläufe und das Personal der Münzstätte zu beleuchten und den derzeitigen Forschungsstand anhand der Quellen zu überprüfen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Vorstellung der verwendeten Quellen, insbesondere des „Münzbuches des Albrecht von Ebersdorf“ und des „Nikolsburger Codex“. Anschließend werden die Anfänge und die Lage der Wiener Münzstätte beleuchtet. Das Hauptkapitel befasst sich mit der Organisation der Münzstätte im 15. Jahrhundert, einschließlich der landesfürstlichen Finanzverwaltung, des Münzpersonals und der Arbeitsabläufe. Abschließend erfolgt ein Ausblick auf weitere Forschungsfelder.
Schlüsselwörter
Wiener Münzstätte, 15. Jahrhundert, Münzbuch, Handschriften, Organisation, Verwaltung, Finanzverwaltung, Münzpersonal, Münzmeister, Münzarbeiter, Arbeitsabläufe, spätmittelalterliche Quellen, Münzwesen.
- Quote paper
- Magister Michael Grundner (Author), 2003, Die Münzstätte Wien im 15. Jahrhundert. Organisation und Verwaltung im Spiegel spätmittelalterlicher Handschriften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60333