Tod und Leidenschaft in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts


Magisterarbeit, 2006

122 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einblick in die Geschichte der Fotografie

II. Fotografie und Literatur im 19.Jahrhundert
1. Allgemeine Aspekte
2. Textbeispiel: E.T.A. Hoffmanns „Des Vetters Eckfenster“

III. Literaturverzeichnis

I. Einblick in die Geschichte der Fotografie

Mehrere Autoren beschäftigen sich mit Photographiegeschichte. Dabei spielen zwei Aspekte eine wichtige Rolle. Einerseits geht es bei dieser Geschichte um die Technik und ihre Entwicklung in Bezug auf die Photographie. Andererseits muss aber auch der Gesichtspunkt, der die Photographie als Kunstform betrachtet, miteinbezogen werden. Während bei Autoren wie Josef Maria Eders und Erich Stengers „die Photographiegeschichte zu einer Abfolgetechnischer Innovationen und Entwicklungen“ wird (Stiegler 17), geht es im Werk von Beaumont Newhall darum, der Photographie einen Stellenwert in der Kunst zukommen zu lassen „Seine Photographiegeschichte legt daher erstmals ein besonderes Augenmerk auf Photographien, deren Geschichte als Kunstgeschichte beschreiben wird“ (17).

Im 19. Jahrhundert entwickelte Louis Jacques Mandé Daguerre ein neues photographisches Verfahren. Die daraus entstandenen Bilder, Daguerreotypien, wurden nach seinem Namen benannt. Bevor die Erfindung 1939 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war einer der ersten Betrachter Alexander von Humboldt. Ein Brief von ihm belegt, wie schwierig es war, diese Erfindung zu beschreiben. Humboldt nennt die Daguerreotypien Gegenstände, „…, die sich selbst in unnachahmlicher Treue mahlen; Licht; gezwungen durch chemische Kunst, in wenigen Minuten, bleibende Spuren zu lassen, die Contouren bis auf die zartesten Theile scharf zu umgrenzen, ja diesen ganzen Zauber (freilich einen farblosen), bei heiterem, sonnenklarem Tage unserer nördlichen Zone in 8 bis 10 Minuten, bei Egyptischer Durchsichtigkeit der Luft und tropischer Lichtfülle wahrscheinlich in 2-3 Minuten hervorgerufen zu sehen, das spricht freilich unaufhaltsam den Verstand und dieEinbildungskraft an“ (Stiegler 22). Für den Betrachter verbinden die Daguerrotypien Kunst und Natur (Zwitterstatus). Es stellt sich die Frage, ob die abgebildete Natur ein Kunstobjekt ist, oder ob die Photographie die Natur so detailgetreu abbildet, dass es sich beim Bild auch um eine Natur handelt? Fest steht jedenfalls, dass das neue Medium großes Aufsehen erregte und in die verschiedensten Kategorien eingeordnet wurde, was die Komplexität der Erfindung belegt Die Daguerrotypien erscheinen in den ersten Rezensionen bald als Zeichnungen , Kupferstiche, oder Gemälde, bald als die »verkleinerten Spiegelbilder des dargestellten Gegenstandes« oder sogar als die bildgewordenen Dinge selbst …“ (Stiegler 24 f.).

Doch auch Kritik wird dem neuen Medium zu Teil. Der französische Biologe Turpin stellt Makel und Fehler bei der Abbildung der Natur fest. Diese Feststellungen führen dazu, dass die Subjektivität des Künstlers in den Vordergrund gerät. Die Abbildungen der Natur können also nicht als allgemein gültig bezeichnet werden. Dieser Tatbestand ändert sich jedoch schnell. Von nun an wird dem Licht die Rolle eines neuen Künstlers zugeschrieben. Das Licht erfüllt die Funktion, die Sprache der Natur auf das Bild zu übersetzten „Man sieht, daß hier die Natur selbst, die schaffende, auch wieder als Reflector gewaltet habe; denn so treu, so genau, so fehlerfrei und zugleich so höchst einfach schön, vermag nur sie, die keines Tuschs und keiner Reißfeder bedarf, abzubilden“ (Stiegler 28).

Durch das Licht, die dritte Instanz neben dem Künstler und dem Bild, gewinnt die Photographie an Bedeutung, sowohl für den Künstler als auch für die Wissenschaft. Skizzen, die der Künstler vorher von den Motiven anfertigen musste, sind Geschichte. Er hat jetzt den unmittelbaren Zugriff auf die Natur. Dem Wissenschaftler stehen Aufnahmen der Welt zur Verfügung, die ihm ein effektiveres Forschen ermöglichen, denn das Bild ist durchaus exakter als das menschliche Auge. Die Photographie ist nicht länger das Instrument der Nachahmung, sondern der Ebenbildlichkeit „Die Photographie ersetzt den Gegenstand, sie ist nicht sein Abbild, sondern sein Ebenbild, …“ (Stiegler 31). Auch auf den Betrachter haben diese Bilder Einfluss. Beschreibt er ein Bild, so geht es dabei um seinen eigenen Blick. Oft fallen ihm dann am abgebildeten Gegenstand Details auf, die er ohne das Bild vielleicht nicht bemerkt hätte.

Wo positioniert sich also die Photographie im 19. Jahrhundert? Immer noch ist der Begriff Kunst nicht der erste, der in Zusammenhang mit Photographie fällt. Weiterhin wird sie eher im Bereich des Technischen gesehen. Photographie wird reduziert auf ein technisches Verfahren zwecks Widergabe von Natur „Man muss das Paradoxon formulieren, daß dem neuen Medium, noch ehe es erfunden war, sein ›Platz‹ gewissermaßen schon angewiesen war; es war diskursiv erfaßt, bevor es die Möglichkeit zur Artikulierung eines eigenen Selbstverständnisses hatte“ (Stiegler 41). Das Bild wird nicht als Kunstobjekt angesehen, obwohl auch Maler, die selbstverständlich den Künstler implizieren, Photographen waren.

Trotzdem werden in der Debatte über Malerei und Photographie gravierende Unterschiede festgehalten „Im Lichtbild offenbart sich die Natur, im Kunstwerke ein höheres Ideal; Im Lichtbild herrscht das Gesetz, im Kunstwerke die das Gesetz selbststellende Freiheit. Ein anderer Rezensent sieht in den Bildern »das Todte und Starre, das alles mechanische

Abbild hat, gegenüber dem frei geschaffenen Kunstwerk, dem stets der Geist einer neuen Schöpfung inwohnt « (Stiegler 42).

Ein wichtiger Aspekt in der Geschichte der Photographie ist der um 1850 aufgetauchte Vergleich zwischen Kamera und dem menschlichen Auge. So wird im Werk von Theodor Ruetes („Handbuch der Ophtalmologie“) die „Einrichtung und Wirkung“ des Auges mit der der Camera obscura gleichgesetzt (Stiegler 56). Zusätzlich wird neben dem photographischen Blick des Betrachters das Stereoskop wichtig „Mit der technischen Simulation der Wahrnehmung im Stereoskop wurde der Blick zum Untersuchungsgegenstand und erwies sich als ein wissenschaftlich ungesichertes Terrain“ (Stiegler 56).

Mit dem Stereoskop und der Erforschung des Blickes bekommt die Photographie einen höheren Stellenwert und kann wie folgt charakterisiert werden:

„Die Photographie ist die wahre Offenbarung der Welt, die so erscheint, wie sie wirklich ist. Da die Sonne »no respecter of persons or of things« ist, zeichnet sie Menschen und Dinge unbestechlich und vollkommen auf. Sie sieht das, was dem menschlichen Blick verborgen blieb und zeigt es ihm im Abbild. Eine Stereoskopie zeichnet den unerschöpflichen Reichtum der Welt auf und macht ihn technisch verfügbar“ (Stiegler 70 f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 122 Seiten

Details

Titel
Tod und Leidenschaft in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts
Hochschule
Universität Trier
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
122
Katalognummer
V60346
ISBN (eBook)
9783638540476
ISBN (Buch)
9783656787280
Dateigröße
5060 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Leidenschaft, Malerei, Jahrhunderts
Arbeit zitieren
Cathrin Kruse (Autor:in), 2006, Tod und Leidenschaft in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60346

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