Wer kennt sie nicht, die alte strickende Jungfer Miss Marple, die mit aufdringlicher Tratschsucht das Lösen von Krimanalfällen zu ihrem Hobby gemacht hat. Aber seit Jane Marples aktiver Phase hat sich viel getan auf dem „Arbeitsmarkt“ für Ermittlerinnen. Die Zeiten, in denen Frauen nur kriminologisch tätig sein durften, wenn ihre Ehemänner schon verschieden waren oder sie nie welche hatten, sind seit längerem vorbei. Die Frauen haben sich aus ihrer bloßen Nebenrolle in Kriminalromanen als naives Blondchen, das gerettet werden muss, und vernichtender femme fatal, die nur den Untergang des einsamen, harten Detektivs im Sinn hat, ins Spotlight gebracht. Im Zuge der Frauenbewegungen haben auch Autorinnen von Krimis sich von patriarchalen Strukturen gelöst und schicken ihre Heldinnen mit Revolvern bewaffnet, rauchend, trinkend und sich selbst verteidigend in die Welt des Verbrechens. Sie lösen zum einen natürlich hervorragend Kriminalfälle. Aber was sie vor allem tun, ist der Leserin eine Welt und Gesellschaft vorzuführen, in der es oft noch selbstverständlich ist, ein ganzes Geschlecht zu knechten, zu entmündigen und bei Verstoß zu bestrafen, nicht selten mit dem Tod.
Der feministische Kriminalroman ist eine Gattung, die in vielerlei Hinsicht mit Klischees und Restriktionen zu kämpfen hat. Eine Vielzahl von Autorinnen hat diesen Kampf aufgenommen. Ihre Ideen, ihre Werke und ihre Heldinnen sollen Thema dieser Arbeit sein. Sie beginnt mit einer kurzen Einführung in das Thema der feministischen Kriminalliteratur, der eine ausschnittartige Genealogie angeschlossen ist. Kapitel drei ist ganz den Heldinnen dieser Gattung vorbehalten, die in ihren verschiedenen Erscheinungsformen vorgestellt werden. Nähere Bekanntschaft kann in Kapitel vier mit Lena Wertebach gemacht werden, einer Paradeheldin ihrer Zunft.
Inhaltsverzeichnis
- Motivation
- Feministische Kriminalliteratur - Ideen und Genealogie
- Typen der Ermittlerinnen im feministischen Kriminalroman
- Die Freischaffende Amateurin
- Die Ermittlerin in akademischen Kreisen
- Die Polizistin
- Einzelgängerinnen und harte Frauen
- Lesbische Detektivinnen
- Fallbeispiel: Maria Gronaus Lena Wertebach in „Weiberlust“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem feministischen Kriminalroman, einem Genre, das sich von traditionellen Geschlechterrollen löst und Frauen in starken, selbstbewussten Rollen darstellt. Ziel ist es, die Entwicklung des feministischen Kriminalromans zu analysieren, die verschiedenen Typen von Ermittlerinnen zu betrachten und die Bedeutung des Genres im Kontext der Frauenbewegung aufzuzeigen.
- Die Emanzipation von Frauen in der Kriminalliteratur
- Die Darstellung von Frauen in konventionellen Geschlechterrollen
- Die Bedeutung des Genres für die Aufbrechung fixierter Rollenbilder
- Die kritische Auseinandersetzung mit patriarchalen Strukturen
- Die Frage der Gewalt und des Missbrauchs im Kontext des Patriarchats
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel legt die Motivation für die Arbeit dar und beleuchtet die Entwicklung des Kriminalromans im Hinblick auf weibliche Ermittlerinnen. Kapitel Zwei führt in die Ideen und die Genealogie des feministischen Kriminalromans ein. Dabei wird die Entstehung des Genres im Kontext der Frauenbewegung und seine kritische Auseinandersetzung mit patriarchalischen Strukturen betrachtet. Kapitel Drei widmet sich den verschiedenen Typen von Ermittlerinnen, die in der feministischen Kriminalliteratur vorkommen. In Kapitel Vier wird die Figur der Lena Wertebach, eine Paradeheldin des Genres, näher beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter, die die Thematik dieser Arbeit umschreiben, sind: Feministischer Kriminalroman, Ermittlerinnen, Geschlechterrollen, Emanzipation, Patriarchat, Gewalt, Missbrauch, Frauenbewegung, Kriminalliteratur.
- Quote paper
- Claudia Thieler (Author), 2006, Der feministische Kriminalroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60523