Die spanische Literatur des 20. Jahrhunderts ist naturgemäß in hohem Maße von der Erfahrung des Bürgerkrieges und der darauffolgenden Diktatur geprägt worden. Während viele Schriftsteller, die während dieser Zeit in Spanien blieben, vor die Wahl gestellt wurden, sich entweder regimetreu zu zeigen oder ihre Kritik unter der Zensur heimlich oder verschlüsselt zu äußern, verließ der Großteil der Intellektuellen das Land, um im Exil in Frankreich, den USA oder Südamerika zu leben. Hier konnten sie ihr schriftstellerisches Schaffen frei und unzensiert ausüben und riefen dabei auch eine Großzahl von Verlagen, Zeitschriften und Schriftstellervereinigungen ins Leben. Einer der erfolgreichsten Exilautoren, Francisco Ayala, der nach dem Bürgerkrieg zuerst nach Argentinien und dann in die USA auswanderte, beschäftigt sich in seinem Werk vor allem mit der Erfahrung des Krieges und dessen moralischem Aspekt. Dies ist auch der Fall in einem seiner berühmtesten WerkeLa cabeza del cordero,einer Sammlung von fünf Erzählungen, die zum ersten Mal 1949 in Buenos Aires veröffentlicht wurde. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Erzählung „El Tajo“ von 1949 aus diesem Band. Dabei soll vor allem auf die Thematik der Kriegserfahrung eingegangen werden, die in dieser Geschichte eng mit der Frage der Schuld verknüpft ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- La cabeza del cordero: Geschichte des Buches
- Francisco Ayala, „El Tajo“
- Struktur der Handlung und Gestaltung des zeitlichen Verlaufs
- Die Darstellung des Krieges
- Die Absurdität des Krieges
- Der Bürgerkrieg im Herzen der Menschen
- Der Umgang mit der Schuld
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Francisco Ayalas Erzählung "El Tajo" aus dem Band "La cabeza del cordero" und befasst sich mit der Thematik der Kriegserfahrung und deren Verknüpfung mit der Frage der Schuld. Die Erzählung bietet einen Einblick in die psychischen Folgen des Krieges, insbesondere im Kontext des Spanischen Bürgerkriegs.
- Die Absurdität des Krieges und die moralische Verwerflichkeit der Gewalt
- Die Auswirkungen des Krieges auf das individuelle Bewusstsein und die menschliche Psyche
- Die Frage der Schuld und das Ringen um Versöhnung und Wiedergutmachung
- Die Darstellung der Kriegserfahrung durch die Gestaltung der Handlung und des zeitlichen Verlaufs
- Die Rolle der Vergangenheit in der Gegenwart und der Umgang mit traumatisierenden Erlebnissen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschreibt den Mord an einem feindlichen Milizsoldaten durch den Protagonisten Pedro Santolalla während des Bürgerkriegs. Die Handlung wird in einem raschem Tempo erzählt, die Abwesenheit von Gefechten unterstreicht die Absurdität und die brutale Willkür des Krieges. Im zweiten Kapitel werden Santolallas Erinnerungen und Gedanken aufgezeigt, die ihn kurz vor dem Mord begleiten. Durch Analepsen wird die Geschichte seiner Vergangenheit beleuchtet, von seiner Kindheit bis hin zu seinem Leben an der Front. Das dritte Kapitel setzt die Handlung nach dem Mord fort und zeigt die wachsenden Schuldgefühle Santolallas. Die Erzählgeschwindigkeit verlangsamt sich deutlich, wodurch die psychischen Auswirkungen des Krieges auf den Protagonisten hervorgehoben werden.
Schlüsselwörter
Spanischer Bürgerkrieg, Kriegserfahrung, Schuld, Gewissen, Wiedergutmachung, Trauma, Erinnerung, Vergangenheit, Moral, Absurdität, menschliche Psyche, Analepse, Erzähltempo, Handlungsgestaltung.
- Quote paper
- Eva Maria Krehl (Author), 2004, Krieg und Schuld in Francisco Ayalas "El Tajo", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60988