Literarische, methodische und didaktische Analyse der Kindererzählung 'Die Kopftuchklasse' von Ingrid Kötter


Dossier / Travail, 2006

26 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Autorin Ingrid Kötter

Inhaltsangabe

1.Literarische Analyse
1.1 Entstehungsgeschichtliche Zusammenhänge des Kinderbuchs
1.1.1 Historisch- gesellschaftliche Entstehungsbedingungen
1.1.2 Kinderliteraturgeschichtlicher Kontext
1.2 Produktionsästhetische Aspekte
1.2.1 Textsorte/Genre
1.2.2 Textaufbau
1.2.3 Äußerer Aufbau, Erzählhaltung und Erzählweise
1.2.4 Zeit- und Raumgestaltung
1.2.5 Figurengestaltung
1.3 Wirkungspotenzial des Kinderbuchs

2. Didaktische Analyse
2.1 Curricularer und didaktischer Kontext, staatliche und individuelle Lehrplanvoraussetzungen
2.2 Lernvoraussetzungen und mögliche Schwierigkeiten
2.3 Erziehungs- und Bildungswert
2.4 Lernziele

3.Methodische Analyse
3.1 Mögliche methodische Lösungswege
3.2 Möglicher Unterrichtsablauf

4. Schluss

5. Literaturverzeichnis

Einleitung

Ingrid Kötters Kinderbuch „Die Kopftuchklasse“ ist bereits 1989 zum ersten Mal erschienen, spricht aber ein gerade heute wieder sehr aktuelles Thema an: Das Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft. Nach wie vor entstehen beim Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und deren Bräuche Probleme, die es zu lösen gibt.

Erst kürzlich wurde in den Medien ausführlich über eine in Deutschland tätige Lehrerin berichtet die per Gerichtsurteil durchsetzen musste ihr Kopftuch im Unterricht tragen zu dürfen. Solche Probleme tauchen aber nicht nur in der Welt der Erwachsenen, sondern im selben oder noch größeren Maße in der Umgebung der Kinder auf.

Ingrid Kötters Buch spricht diese Problematik in einem kindgerechten Stil an und ist bereits für Kinder ab 9 Jahren gut geeignet, lässt sich also sehr gut im Grundschulunterricht einsetzen.

Die Kindererzählung spiegelt durch die Vielfältigkeit der beschriebenen Personen die Gesellschaft wieder, in der sich die Kinder jeden Tag bewegen. Es tauchen tolerante und weniger tolerante, durchsetzungsfähige und zurückhaltende Personen auf.

Durch die gewählte Erzählperspektive können sich die Kinder leicht in die Rolle der Hauptperson Susanne hineinversetzen. Ihre umgangssprachlichen Erläuterungen und sprachlich einfach gehaltenen Erzählungen machen das Buch leicht verständlich und führen zu einer realistischen Darstellung der Situation in die sich die jungen Leser leicht einfinden können.

Die Autorin Ingrid Kötter

Ingrid Kötter wurde in Hagen/Westfalen geboren. Sie schloss eine Lehre als Großhandelskauffrau ab und war Sekretärin und Assistentin im Personalwesen tätig. Ab 1962 widmete sie sich ihren Töchtern. Seit 1976 schreibt Ingrid Kötter Kindergeschichten für das NDR-Vorschulprogramm, seit 1972 ist sie freie Mitarbeiterin des Senders Freies Berlin und des RIAS. Seit 1976 arbeitet sie Drehbücher aus für Fernsehserien im ARD und ZDF (feuerrotes Spielmobil, Denkste, Neues aus Uhlenbusch). Ingrid Kötters Kinderbücher wurden mehrmals ausgezeichnet.[1]

Inhaltsangabe

In der Kindererzählung „Die Kopftuchklasse“ von Ingrid Kötter geht es um die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen Susanne und Hatice. Die Mitschülerinnen sind beste Freundinnen und gehen in die vierte Klasse.

Susanne lebt mit ihrer Mutter bei ihrer Oma und das türkische Mädchen Hatice, die von allen nur Hati genannt wird, wohnt in einem Hochhaus.

Hati, die auch Klassensprecherin ist, kann gut Fußball spielen. Sie ist in der Klasse sehr beliebt und hat keine Schwierigkeiten oder Nachteile aufgrund ihrer türkischen Herkunft.

Am ersten Schultag nach den Sommerferien wartet Susanne gespannt auf Hati.

Sie hat die gesamten Ferien in der Türkei Urlaub bei ihrer Verwandtschaft verbracht. Doch Hatice kommt später, nicht so pünktlich wie sonst, und Susanne hat Angst, dass sie aus der Türkei nicht zurückgekehrt ist.

Kurz vor Stundenbeginn kommt Hatice doch, allerdings sieht sie stark verändert aus. Sie trägt einen langen Rock und ein Kopftuch. Susanne ist entsetzt und will nicht, dass ihre Freundin sich so anders anzieht.

Diese Veränderung stellt die Mädchenfreundschaft zunächst auf die Probe.

Doch Susanne merkt schnell, dass sich ihre Freundin, bis auf ihr Äußeres, nicht verändert hat. Erst später erfährt Susanne warum Hatice ihr Kopftuch so wichtig ist: Als einige Jugendliche Hatice zwingen sich zu ihrem Kopftuch zu äußern, erfährt Susanne, dass Hatice ihr Kopftuch auf Wunsch des Opas trägt.

Auch Hatices Mitschüler und Mitschülerinnen müssen sich an ihr neues Äußeres erst gewöhnen, was nicht allen leicht fällt. Andy, der sich sehr für Fußball interessiert, hatte sich mit Hatice immer sehr gut verstanden. Doch nach den Sommerferien, kurz vor dem Fußballspiel gegen die andere vierte Klasse, entscheidet er als Spielführer, dass Hatice, die von den Mädchen die beste Fußballerin ist, aufgrund ihrer Kleidung nicht mitspielen darf.

Die Klasse besteht aus zehn Jungen und neun Mädchen. Für eine Fußballmannschaft ist Spielführer Andy also auf noch ein Mädchen als Mitspielerin angewiesen gewesen. Die Entscheidung von Andy wird von den meisten Kindern als ungerecht empfunden. Deshalb kleiden sich am Tag des Spiels alle Mädchen und mit langem Rock und Kopftuch. Diese Idee, die von Susanne stammt, führt dazu, dass das Spiel der „Kopftuchklasse“ ausfällt. Außerdem erscheint ein Artikel darüber in der Zeitung. Susanne ist sehr stolz auf die gelungene Verteidigung von Hatice, allerdings auch sehr traurig, denn sie hat erfahren, dass Hatice in einem halben Jahr wieder zurück in die Türkei geht.

1.Literarische Analyse

1.1 Entstehungsgeschichtliche Zusammenhänge des Kinderbuchs

1.1.1 Historisch- gesellschaftliche Entstehungsbedingungen

Das Buch „Die Kopftuchklasse“ wurde 1989 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt war die Bundesrepublik Deutschland seit den 70er Jahren zu einem Einwanderungsland geworden, insbesondere der Arbeitsimmigration von Gastarbeitern. Die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte verzwanzigfachte sich in den 60er und 70er Jahren auf 2,6 Millionen (1973). Wobei türkische Staatsangehörige seither die größte Gruppe darstellen. Spätestens Ende der Siebziger zeichnete sich endgültig ab, dass die Gastarbeiter durch den Nachzug ihrer Familien zu einem ständigen Teil der Bevölkerung geworden waren. So ist auch der Anteil türkischer Kinder in der Kindererzählung verhältnismäßig gegeben. Die Geschichte spielt im Ruhrgebiet, wo viele Einwandererfamilien leben. Die Zahl der ausländischen Bürger stieg von 3 auf 4,5 Millionen in den 70er Jahren stark an. 1989 betrug die Zahl der Ausländer 4,8 Millionen und stieg somit im nächsten Jahrzehnt nicht kontinuierlich an. Die zum großen Teil bereits in der zweiten oder dritten Generation lebenden ausländischen Menschen waren und sind nicht nur volkswirtschaftlich unersetzlich, sondern bewirkten auch eine gesellschaftliche und kulturelle Öffnung des nationalen Horizonts. Allerdings war das Verhältnis der westlichen Bevölkerung zu den ausländischen Mitbürgern nicht durchgehend harmonisch. Eine Umfrage 1981 ergab, dass 39 Prozent der Deutschen der Meinung waren, dass die Türken ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen würden. Die Arbeitslosenquote stieg von 0,8 Prozent im Jahre 1969 auf 8,9 Prozent im Jahre 1989. Dieses ablehnende Verhalten gegenüber „anderen“ Menschen zeigt sich auch bei Andy und der Oma von Susanne. Sie lehnt Mädchen mit Kopftüchern ab und möchte sie nicht im Haus haben, damit die Nachbarn (hier stellvertretend für die Gesellschaft) sie weiterhin akzeptieren. Ingrid Kötter hat in ihrer Kindergeschichte alle gesellschaftlichen Themen und Vorstellungen der 80er Jahre aufgegriffen. So ist Susannes Mutter allein erziehend und geschieden und muss aus Kostengründen mit ihrer Mutter zusammen wohnen, obwohl sie sich gerne etwas Eigenes leisten möchte.[2] 1976 wurde das Scheidungsrecht in der BRD grundlegend reformiert, seither kann die Ehe auch gegen den Widerstand einer Seite nach einer Frist geschieden werden. Es gab einen starken Schub zur Individualisierung und Pluralisierung von Lebensstilen, wie er sich besonders im sozialen Geltungsverlust des traditionellen Ehemodells ausdrückte.[3] Allerdings stieg auch die Armutspopulation in der BRD, vor allem allein erziehende Mütter, kinderreiche Familien, Jugendliche und ausländische Mitbürger zählten im wachsenden Umfang zum armen Teil der Bevölkerung. Susannes Mutter ist mittellos und kann sich keine eigene Wohnung ohne ihren Ehemann leisten und Hatices Vater dagegen hat einen guten Job, den er laut der Lehrerin in solchen Zeiten der Arbeitslosigkeit wohl nicht so schnell aufgeben wird.[4]

1.1.2 Kinderliteraturgeschichtlicher Kontext

In den 80er Jahren ging der Abbau der Tabuthemen der in den 70ern begonnen hatte weiter. Gesellschafts-, sozialkritische und feministische Themen wurden aufgegriffen. Es handelt sich bei der Erzählung „Die Kopftuchklasse“ um zeitgeschichtliche Kinderliteratur, die den Aspekt der Gastarbeiter, deren nächste Generation und Multikulturalität aufgreift. Eine erste Phase der zeitgeschichtlichen Literatur fand Anfang der 60er Jahre statt, die zweite, zu der dieses Buch zu zählen ist, verlief zwischen 1979 – 1989.

Im jugendliterarischen Problembuch der 80er und auch 90er Jahre steht „Multikulturalität“ überwiegend im thematischen Zusammenhang mit den Problemen ausländischer Jugendlicher der zweiten und dritten Generation, also von Jugendlichen, die im Einwanderungsland geboren wurden und denen üblicherweise eine unsichere Zukunft und gebrochene kulturelle Identität zugeschrieben wird. Hier das türkische Mädchen Hatice das in Deutschland geboren wurde und in einer modernen türkischen Familie lebt. Doch eines Tages kommt sie mit dem Kopftuch zur Schule und niemand hat Verständnis dafür. Das Mädchen steht nun, aufgrund ihrer stereotypisierten Figur durch die anderen Menschen in ihrer Umgebung, zwischen den vom „Kopftuch“ symbolisierten überlieferten Werten ihrer Herkunftskultur und den progressiv- emanzipatorischen Rollenangeboten des Einwanderungslandes.[5]

1.2 Produktionsästhetische Aspekte

1.2.1 Textsorte/Genre

Bei der Erzählung „Die Kopftuchklasse“ handelt es sich um ein adressatenspezifisches Buch. Es ist für Kinder geschrieben. Diese realistische Kindererzählung ist problemorientiert ausgerichtet. Das Geschehen spielt in einer Stadt im Ruhrgebiet und die Menschen in der Geschichte könnten ebenfalls in der realen Welt existieren. Die Erzählung ist auf den Inhalt abgehoben und spiegelt die realistische Welt wieder.

Die problemorientierte Kindererzählung befasst sich mit dem Thema einer anderen Kultur und deren Sitten und zeigt in diesem Kontext die Diskriminierungserfahrungen der jungen Türkinnen Hatice, Aishe und Hanife und ihre soziale Ausgrenzung. Das Buch zeigt auch, wie Freundschaft solche Hindernisse überwinden kann. Die neuere realistische Kinderliteratur seit den siebziger Jahren ist problemorientiert und beschäftigt sich vorwiegend mit gesellschaftlicher Wirklichkeit und ihrer kritischen Analyse. Gegenüber der Anpassungstendenz der traditionellen Kinderliteratur hebt sich das neuere realistische Kinderbuch mit seinen auf den mündigen Leser gerichteten Zielen ab, aber lässt auch nicht das Bedürfnis des Lesers nach Unterhaltung außer Acht.[6]

1.2.2 Textaufbau

Die Erzählung beginnt mit einem direkten Einstieg in die Handlung. Die Ich- Erzählerin beschreibt ihre Freude auf den ersten Schultag nach den Sommerferien schon beim Frühstück. Sie verwendet dabei die Tempusform Präsens.[7]

[...]


[1] Zum lesen verlocken, Arena- neue Materialien für den Unterricht Klassen 1-4, Arena Verlag Würzburg

[2] vgl. Kötter S. 47

[3] Informationen zur politischen Bildung, 2001, S. 34 ff

[4] vgl. Kötter S. 29

[5] Weinkauff, Gina 2000

[6] Doderer, 1996

[7] vgl.Kötter, 2002

Fin de l'extrait de 26 pages

Résumé des informations

Titre
Literarische, methodische und didaktische Analyse der Kindererzählung 'Die Kopftuchklasse' von Ingrid Kötter
Université
University of Paderborn
Auteur
Année
2006
Pages
26
N° de catalogue
V61073
ISBN (ebook)
9783638546034
ISBN (Livre)
9783656815334
Taille d'un fichier
503 KB
Langue
allemand
Annotations
Diese Arbeit beeinhaltet eine litaraische, methodische und didaktische Ausarbeitung des problemorientierten Kinderbuches "Die Kopftuchklasse" von Ingrid Kötter. Der Inhalt der Arbeit wurde mit gut bewertet. Sprache und Ausdruck wurden kritisiert.
Mots clés
Literarische, Analyse, Kindererzählung, Kopftuchklasse, Ingrid, Kötter
Citation du texte
Melanie Bitterberg (Auteur), 2006, Literarische, methodische und didaktische Analyse der Kindererzählung 'Die Kopftuchklasse' von Ingrid Kötter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61073

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