Eine Untersuchung der Phraseologie des Englischen auf der Grundlage einer Korpusanalyse zu englischen Idiomen mit der Komponente "head"


Hausarbeit, 2004

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit

2. Zum Begriff Phraseologie

3. Bedeutung von Idiomen, Kollokationen und Metaphern
3.1 Das Idiom
3.2 Die Kollokation
3.3 Die Metapher

4. Eine Korpusuntersuchung zu Idiomen mit der Komponente head
4.1 Vorkommenshäufigkeit und Variationen
4.2 Gliederung nach Gruppen
4.2.1 Gedanken, Ideen, Hirngespinste
4.2.2 Unklarheit, Verwirrung, Anstrengung
4.2.3 Liebe
4.2.4 Geisteszustand
4.2.5 Erfolg
4.2.6 Angst
4.2.7 Beschimpfung

5. Idiome im geschichtlichen Wandel

6. Die Bedeutung der Korpuslinguistik für Wortschatz-Lexika
6.1 Begriffserklärung der Phraseographie und Lexikographie
6.2 Problematik beim Erstellen von Wörterbüchern
6.3 Anordnungsmöglichkeiten von Idiomen in Spezialwörterbüchern
6.4 Vergleich der Ergebnisse der Korpusuntersuchung mit (Idiom-)Wörterbüchern

7. Resümee

Bibliographie

1. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit

Sie dient als Kommunikationsmittel Nummer eins, stellt das Verbindungsglied zwischen Menschen und Kulturen dar, ohne sie wäre das moderne Leben nicht vorstellbar – die menschliche Sprache. Auf der Welt existiert eine Vielzahl von Sprachen, ihr Vorkommen zu erfassen und dem lernfreudigen Menschen den Zugang zu einer fremden Sprache leichter zu machen, ist eine Aufgabe der Sprachwissenschaft. Doch auch das fast perfekte Beherrschen der Fremdsprache führt nicht zwangsläufig zu einer reibungslosen Völkerverständigung zwischen den Kulturen, sondern vielmehr häufig zu Missverständnissen. Dies rührt nicht selten daher, dass es nicht genügt, Grammatik und Vokabular einer Sprache zu beherrschen, sondern diese sich aus einer Vielzahl von Kollokationen und Idiomen zusammensetzt, deren vielfältiger situationsabhängiger Gebrauch beim Fremdsprachenerwerb nur unzureichend berücksichtigt werden kann. Manche Wörter kommen also charakteristischerweise ausschließlich mit bestimmten anderen Wörtern vor, und auch die Gesamtbedeutung idiomatischer Phrasen lässt sich meist nicht oder nur ansatzweise aus der Bedeutung ihrer einzelnen Bestandteile ableiten. Eine einfache Übersetzung in die Fremdsprache führt hier also nicht zum Erfolg. Eine genauere Untersuchung des Umgangs mit Kollokationen und Idiomen wird die folgende Arbeit liefern.

Nun besteht eine Aufgabe der Korpuslinguistik darin, die Erfassung verschiedenartigster Bedeutungen und Vorkommensmöglichkeiten von Idiomen zu unterstützen, indem sie Textsammlungen untersucht und somit unzählige Situationen und Kontexte auffindet, in deren Zusammenhang bestimmte Idiome vorkommen können. Dies fördert besonders die Erstellung möglichst allgemeingültiger und allumfassender Wörterbücher.

Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, mit Hilfe der Untersuchung verschiedener Textkorpora auf Idiome mit der Komponente head die Phraseologie des Englischen näher zu beleuchten. Hierbei soll besonders auf Varianten der Idiome in verschiedenen Korpora und auf ihre Vorkommenshäufigkeit eingegangen werden. Auch die Bedeutung der Korpuslinguistik für das Erstellen von Wörterbüchern und die dazugehörige Problematik sollen herausgearbeitet werden.

2. Zum Begriff Phraseologie

Eine einheitliche Definition ist in der Forschungsliteratur schwer zu finden, einige Ansätze setzen den Begriff der Phraseologie mit dem der Idiomatik gleich, andere hingegen sehen hier einen Unterschied. Fest steht jedoch, dass Phraseologismen erstens aus mehr als einem Wort bestehen und zweitens eine Kombination von Wörtern darstellen, die Muttersprachlern in dieser Form – mit relativer Festigkeit und nur gelegentlichen Varianten – bekannt ist. Ebensolche Wortkombinationen sind ähnlich als zusammengehöriges Ganzes bekannt wie einzelne Wörter einer Sprache. Idiomatizität ist in jeder Hinsicht eine Eigenschaft von Phraseologismen. Die einzelnen lexikalischen Bestandteile eines Phraseologismus, der in den meisten Lexika mit dem Begriff des Idioms gleichgesetzt wird, heißen Komponenten und die Teilsdisziplin der Linguistik, die sich mit Phraseologismen beschäftigt, ist die Phraseologie.

3. Bedeutung von Idiomen, Kollokationen und Metaphern

3.1 Das Idiom

Ein Idiom ist ein „Lexem, das aus mehreren Wörtern besteht und dessen Gesamtbedeutung sich nicht aus den Bedeutungen seiner einzelnen Bestandteile erschließen lässt.“[1] Hierzu muss man wissen, dass ein Lexem wiederum eine lexikalische Einheit ist, die aus einem oder mehreren Wörtern besteht und in verschiedenen Formen auftreten kann. Give, gives, und giving können so zwar als verschiedene Wörter bezeichnet werden, gehören aber demselben Lexem an, nämlich give. Auch sogenannte prasal verbs zählen zu Lexemen, hierunter fällt das Beispiel give up.[2]

Idiome unterscheiden sich von freien Wortverbindungen dahingehend, dass ihre Komponenten nicht frei zusammengestellt werden können, sondern meist fest sind. Die Bedeutung lässt sich nicht aufgrund von semantischen Regeln erklären, sondern erschließt sich erst aus einer Umdeutung. Allgemein lässt sich zu den Eigenschaften von Idiomen also zuerst einmal festhalten, dass sie häufig syntaktischen Restriktionen unterliegen, d.h. syntaktisch kaum veränderbar sind. Als Beispiel lässt sich das Idiom to make head or tail of something anführen, das überwiegend in der angegebenen, dagegen nie in der abgewandelten Form to make tail or head of something vorkommen kann.

Oft sind Idiome syntaktisch sowieso kaum veränderbar, der Ausdruck he would forget his head if it wasn’t screwed on kommt beispielsweise nur in dieser Form vor.

Charakterisierend ist darüber hinaus, dass Idiome zu einem unterschiedlichen Grad semantisch transparent, also in ihrer Bedeutung erschließbar sind. Wie bereits erwähnt, ergeben meist die Bedeutungen der Einzelbestandteile nicht die Gesamtbedeutung. Es besteht also – abhängig von Sprecher und Kontext – eine Diskrepanz zwischen Gesagtem und Gemeintem, zwischen wörtlicher Satzbedeutung und beabsichtigter Äußerungsbedeutung.

Ein weiteres Charakteristikum ist die Tatsache, dass die Übergänge zu nicht-idiomatischen Wendungen zum Teil fließend sind und sich daher bisweilen Berührungspunkte mit Kollokationen ergeben. Was letztere jedoch von Idiomen abgrenzt, soll das nächste Unterkapitel erläutern.

3.2 Die Kollokation

Unter einer Kollokation versteht man die „häufige, aber nicht zwangsläufige Verbindung zweier oder mehrerer Wörter“[3]. Kollokationen beruhen auf der Wahrscheinlichkeit von Wortkombinationen einer Sprache. Sie entstehen, wenn bestimmte Wörter so häufig miteinander vorkommen, dass die Kombination und ihr Gebrauch als allgemein gültig und normgerecht anerkannt wird. Zwischen Kollokationen und ihrem Kontext besteht stets eine starke Gebundenheit, denn sie sind abhängig von Kommunikationssituationen, Sachverhalten und Textsorten. An letzteren existiert schließlich eine Unmenge, darunter Zeitungsartikel, Gesetzestexte, Bedienungsanleitungen, Etiketten oder Wetterberichte, um nur wenige zu nennen. Eine gängige Kollokation ist nun die Wortkombination blonde hair, die nur in dieser Form vorkommt, während eine andere, eigentlich gleiche Farbe – etwa die eines Strandes – nicht als blonde bezeichnet werden kann. Als weiteres Musterbeispiel für Restriktionen hinsichtlich der Kombinierbarkeit von Bedeutungen lassen sich die verschiedenen Ausdrücke für eine Gruppe von Tieren anführen, wofür im Englischen flock, gaggle, pack, pride oder shoal existieren. Ihre Zuordnung zu sheep, geese, wolves, lions und fish scheint willkürlich und ist auf eine konventionelle Sprachentwicklung zurückzuführen.

Die Bedeutung von Idiomen ist ebenso konventionell und arbiträr, der Unterschied zu Kollokationen liegt aber darin, dass letztere nicht oder nur sehr selten idiomatisiert, also semantisch umgedeutet werden. Bei der deutschen Kollokation ein Gesetz verabschieden liegt jedoch beispielsweise eine teilidiomatisierte Kollokation vor, da verabschieden gewöhnlich nur für Menschen gilt und somit umgedeutet wird, der Begriff Gesetz hingegen seine wörtliche Bedeutung beibehält.

Einen weiteren Unterschied zu Idiomen stellt die Tatsache dar, dass Kollokationen aus zwei, Idiome dagegen häufig aus mehr Lexemen bestehen.

3.3 Die Metapher

Metaphern dienen im Wesentlichen dazu, Poesie und Prosa bildhafter zu machen, sind also eine Form der Bildlichkeit. Ein Wort oder Ausdruck wird hier im übertragenen Sinn verwendet, wobei die Übertragung auf einer Ähnlichkeits- bzw. Analogiebeziehung zwischen ursprünglichem und übertragenem Begriff beruht. Eine Metapher besteht aus drei Strukturelementen, nämlich aus dem, wovon die Rede ist (tenor), aus dem Bild (vehicle) und aus der Ähnlichkeitsbeziehung zwischen beiden (ground)[4]. Auf der Grundlage einer tatsächlichen oder auch rein subjektiv empfundenen Ähnlichkeit überträgt die Metapher eine oder mehrere Eigenschaften des ursprünglichen Begriffs auf einen abstrakteren.[5] Ein typisches Beispiel für eine Metapher ist der Ausdruck foot of a mountain, wobei die menschliche Eigenschaft des sich am Körperende befindlichen Fußes auf das untere Ende des Berges bezogen wird. Auch head of the church stellt eine Metapher dar, da wiederum eine menschliche Eigenschaft – hier die des sich an der ‚Spitze’ befindlichen Kopfes – auf das Oberhaupt der Kirche bezogen wird, das ebenfalls an der Spitze steht und somit die Führung übernimmt.

4. Eine Korpusuntersuchung zu Idiomen mit der Komponente head

4.1 Vorkommenshäufigkeit und Variationen

Die Untersuchung von Idiomen mit der Komponente head auf Vorkommenshäufigkeit und Variationen erfolgt mit Hilfe des British National Corpus (BNC). Das Korpus umfasst etwa 100 Millionen Wörter, die Texte sind aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammengetragen und umfassen Prosa und Poesie ebenso wie Werbetexte, Zeitungsartikel, Klappentexte, Etiketten und auch gesprochene Sprache. Durch dieses breite Spektrum sollte ein relativ allgemeingültiges Ergebnis zustande kommen.

Als erstes Untersuchungsobjekt dient das Idiom head over heels, das im BNC 25 Mal in dieser Form vorkommt. Von den Ergebnissen beziehen sich 18 Sätze auf die Liebe, to be head over heels in love with someone ist also die gängigste Verwendungsform. Gleichbedeutende Abwandlungen ohne den Zusatz in love können diesbezüglich ebenfalls bestehen, was die Beispielsätze I guess you’d fall head over heels for him oder He was head over heels for her beweisen. Weitere Verwendung findet das untersuchte Idiom in He tumbled head over heels down the steps, was zwei Ergebnisse belegen. Außerdem kann jemand head over heels in debt, also hoch verschuldet sein. Aufgrund der Ergebnisse der Korpusuntersuchung erschließt sich die Bedeutung des englischen Idioms äquivalent zum deutschen Hals über Kopf, das ebenfalls in Zusammenhang mit der Liebe (sich Hals über Kopf verlieben), Stürzen (Hals über Kopf die Treppe hinunterstürzen) oder Schulden (siehe oben) vorkommen kann. Im Gegensatz zum deutschen Idiom, das syntaktisch unveränderbar ist, und so niemals in der Form Kopf über Hals vorkommt, finden sich im BNC Abwandlungen des englischen Gegenübers: Das einmalige Vorkommen der Variation in tumbling heels over head down the [...] stair scheint zwar nicht häufig, aber immerhin möglich zu sein. Als weitere Variation, die jedoch ebenfalls nur einmal erscheint und somit weniger gängig ist, lässt sich head over heel im Beispielsatz suited bodies were thrown head over heel anführen. Darüber hinaus wird das Idiom im Belegsatz such cleanliness from head to heel mit dem Ausdruck from head to toe/foot gleichgesetzt. Eine Variante davon findet sich wiederum in from head to heels.

Eine weitere Untersuchung bezieht sich auf das Idiom to make head or tail of something, auf dessen deutsche Äquivalente in Kapitel 6.2 eingegangen wird. In oben genannter Form erscheint es im BNC 15 Mal, durch nor leicht abgewandelt immerhin fünf Mal. Als jeweilige Beispiele finden sich etwa He couldn’t make head or tail of what she was talking about oder He couldn’t make head nor tail of it. Zu weiteren gleichbedeutenden aber scheinbar weniger verbreiteten Variationen erscheint je nur ein Eintrag, so zum Beispiel of which one cannot make heads or tails oder I could never make head or tails of that. A conversation without head or tail scheint eine völlig sinnlose Unterhaltung zu sein und from head to tail entspricht dem Idiom from head to toe/foot und wird meist in Verbindung mit Fischen verwendet. Ebenfalls interessant ist die Frage heads or tails? – auch head or tail – die dem deutschen Kopf oder Zahl bzw . Zahl oder Wappen entspricht und beim Münzenwerfen verwendet wird.

Abschließend soll der Ausdruck to turn someone’s head untersucht werden. Hier finden sich im BNC 755 Ergebnisse, die turn(-s/-ed) in unmittelbarer Nähe von head(-s) enthalten, diese Wortkombination wird also äußerst häufig verwendet. In einer Auswahl erscheinen überwiegend Einträge, welche die einfache Bedeutung von den Kopf (in eine andere Richtung) drehen inne haben. So zum Beispiel He turned his head away/aside/in her direction/towards her. Auch die Passivkonstruktion her head was turned kann vorkommen, wobei diese also eine Fremdeinwirkung voraussetzt. Darunter fiele etwa das gewaltsame Drehen durch die Hände eines anderen Menschen oder auch die übertragene Bedeutung des Kopfverdrehens, hervorgerufen durch Verliebtheit oder Bewunderung. Zu diesem im Englischen jedoch eher seltenen Fall der Idiomatisierung (ganz im Gegensatz zum Deutschen) gehört der Eintrag the pride [...] in your appearance is bound to turn a few heads.

[...]


[1] Herbst, Stoll, Westermayr (1991): Terminologie der Sprachbeschreibung. Ismaning: Hueber, S. 162 (im Folgenden zitiert als Sprachbeschreibung 1991)

[2]Sprachbeschreibung 1991, S. 72

[3]Sprachbeschreibung 1991, S. 164

[4] Beck, Kuester, Kuester (1998): Terminologie der Literaturwissenschaft. Ismaning: Hueber, S. 102

[5] Kortmann, Bernd (1999): Linguistik: Essentials. Berlin: Cornelsen, S. 177

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Eine Untersuchung der Phraseologie des Englischen auf der Grundlage einer Korpusanalyse zu englischen Idiomen mit der Komponente "head"
Hochschule
Universität Augsburg
Veranstaltung
Korpuslinguistik
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V61143
ISBN (eBook)
9783638546621
ISBN (Buch)
9783656803195
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Untersuchung, Phraseologie, Englischen, Korpusanalyse, Korpuslinguistik, Redewendungen, Idiome, Sprachwissenschaft, Head, Kopf
Arbeit zitieren
Julia Deitermann (Autor:in), 2004, Eine Untersuchung der Phraseologie des Englischen auf der Grundlage einer Korpusanalyse zu englischen Idiomen mit der Komponente "head", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61143

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