Demokratie, ursprünglich von Aristoteles abwertend im Sinne von „Herrschaft des Pöbels“ gebraucht, bezeichnet zunächst die direkte Volksherrschaft. Der Begriff wird heute zumeist als allgemeiner Sammelbegriff für Regierungsformen gebraucht, deren Herrschaftsgrundlage aus dem Volk abgeleitet wird. Im Vorderen Orient ist die Demokratie ein Importprodukt aus dem europäischen und amerikanischen Kulturkreis, das erst nach dem europäischen Kolonialismus und nach dem 2. Weltkrieg politisch möglich wurde. Nun verhält es sich folgendermaßen, dass - genau wie es auch in Europa und Amerika der Fall war - die Herrschaftsstruktur zunächst langen experimentellen Perioden ausgesetzt ist, in denen es immer von neuem zusammenbricht und dann versucht, sich erneut durchzusetzen. Es handelt sich hier um ein Importprodukt, weil die islamischen Völker ihre eigenen Regierungssysteme besitzen, die sich mit vielen Wandlungen durch ihre ganze Geschichte hindurch erhalten haben. In ihnen spielt „Beratung“ der Machthaber zwar eine wichtige Rolle, Demokratie jedoch, im Sinne der Möglichkeit von friedlichen Machtwechseln durch Stimmabgabe der Bevölkerung ist bzw. war nahezu unbekannt. Das einheimische Herrschaftssystem im Nahen Osten ist uralt, viel älter als der Islam. Es hat seine Ursprünge in Ägypten und Mesopotamien, wo es mit der Zivilisation begann. Im Zuge der Einrichtung der ersten Stadtstaaten, die sich später in manchen Fällen zu Imperien ausweiteten, entstand, was man als das „orientalische Herrschaftssystem“ beschreiben kann. Dieses Herrschaftssystem und das Herrschaftsverständnis haben die Geschichte und damit auch den Weg der islamischen Welt zur Demokratie, in unserem Falle speziell der Türkei, nachhaltig geprägt. Um die Entwicklung der Türkei, des orientalischen Herrschaftssystems, im Nahen und Mittleren Osten besser verstehen zu können, werden wir uns sowohl der Vergangenheit, als auch der Gegenwart des türkischen Staates widmen und versuchen der Frage nachzugehen wie demokratisch die heutige Türkei ist bzw. unter Betrachtung der Einwirkung der Europäischen Union auf die Demokratisierung der Türkei klären, welche Ziele die Europäische Union hier verfolgte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Entstehung der Türkischen Republik und die Bedeutung Kemal Atatürks
- 3. Die Verfassung der Republik Türkei
- 3.1 Grundprinzipien der Verfassung
- 3.2 Die Staatsorgane und deren Kompetenzen
- 3.2.1 Die Große Nationalversammlung
- 3.2.2 Präsident der Republik und Ministerrat
- 4. Der Weg der Türkei in die europäische Union
- 5. Die strategische Bedeutung der Türkei für die Europäische Union. Reduktion auf eine privilegierte Partnerschaft?
- 5.1 Stand der strategischen Kooperation zwischen der Europäischen Union und der Türkei
- 5.2 Sicherheitspolitik zwischen Türkei, Nato und Europäische Union
- 6. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die Demokratisierung der Türkei im Kontext ihrer Geschichte und Gegenwart zu untersuchen. Dabei werden die Entstehung der Türkischen Republik, die Bedeutung von Kemal Atatürk und die Entwicklung des türkischen Staatswesens beleuchtet. Darüber hinaus wird die Bedeutung der Türkei für die Europäische Union und die Frage nach einem möglichen Beitritt der Türkei in die EU analysiert.
- Entstehung der Türkischen Republik und die Rolle Kemal Atatürks
- Verfassung der Republik Türkei und ihre Grundprinzipien
- Die strategische Bedeutung der Türkei für die Europäische Union
- Der Weg der Türkei in die europäische Union
- Demokratisierungsprozess in der Türkei
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Demokratie im Vorderen Orient ein und beleuchtet die Geschichte des orientalischen Herrschaftssystems. Kapitel 2 widmet sich der Entstehung der Türkischen Republik und der Bedeutung Kemal Atatürks. Hier wird die Bedeutung der Trennung von Kirche und Staat für die türkische Gesellschaft hervorgehoben. Kapitel 3 erläutert die Verfassung der Republik Türkei, ihre Grundprinzipien und die Kompetenzen der Staatsorgane. Kapitel 4 befasst sich mit dem Weg der Türkei in die Europäische Union, während Kapitel 5 die strategische Bedeutung der Türkei für die EU und die Frage nach einer privilegierten Partnerschaft behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Demokratisierung, der Türkischen Republik, Kemal Atatürk, der Verfassung der Türkei, dem europäischen Integrationsstreben der Türkei, der strategischen Bedeutung der Türkei für die EU, dem orientalischen Herrschaftssystem und dem Vergleich zwischen westlichen und islamischen Gesellschaftsmodellen.
- Citar trabajo
- Sabrina Daudert (Autor), Jörg Janßen Mathias Klein (Autor), 2006, Die Demokratisierung der Türkei - Vergangenheit und Gegenwart - , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61200