Die Themen Schule und Bildung haben seit dem Aufdecken ihrer Mängel durch die Ergebnisse der PISA-Studie wieder Platz auf der Agenda der öffentlichen Fragen in Deutschland gefunden. Kaum einem Experten fällt es derzeit schwer, Schwächen des Schul- und Bildungssystems aufzuzählen, aber über Lösungsmöglichkeiten wird zum Teil heftig gestritten. Wenn wir uns heute diesem Problem stellen müssen, sollten wir nicht übersehen, dass es in der Vergangenheit immer ähnliche Probleme gab, die Reformen oder gar Systemwechsel mit sich brachten. Nichts bleibt auf die Dauer so, wie es ist, sondern bedarf der Veränderung und des Wandels.
Diese historische Arbeit befasst sich mit gerade diesen Veränderungen. Es wird in der Hamburger Geschichte ab 1918 nach Wendepunkten, Reformen und Kontinuitäten in der Schulpolitik gesucht. Wie sahen diese Zeitpunkte der Hamburger Schulgeschichte aus? Aus welchen Gründen kam es zu Veränderungen und welche Diskussionen gab es darum? Dies ist der erste Teil der historischen Aufarbeitung. Der zweite Teil beinhaltet die Frage nach der Erziehung in der Schule. Welche Erziehungsziele hatte die Schule der Weimarer Republik, die Schule im Nationalsozialismus, sowie in der Nachkriegszeit bzw. frühen Bundesrepublik? Wozu wollte man die Schüler erziehen? – Zu kritisch urteilenden Demokraten, oder vaterlandstreuen Anhängern der politisch Herrschenden? Exemplarisch wird dies am Geschichtsunterricht, an dessen Zielen, Methoden und Vorgaben durch seine Didaktik untersucht.
Es wird versucht, einen Überblick über die oben angesprochenen Themen mithilfe eines thematischen Längsschnittes zu geben. Das diachrone Verfahren beginnt nach Kriegsende 1918 und schließt Ende der 1960er Jahre. Dabei wird auf die Zeit und Folgen der deutschen Kulturrevolution von 1968, die noch einmal gravierende Veränderung in der Mentalität der deutschen Gesellschaft auch bzgl. der Schule brachte, nicht mehr eingegangen. Auch mussten sich die Autoren auf bestimmte Schulformen beschränken. Behandelt wird ausschließlich das staatliche Schulsystem mit der Grund-, Volks-, und Mittelschule, sowie teilweise auch dem Gymnasium.
Die Quellengrundlage bilden u.a. Zeitungsartikel, Protokolle von Bürgerschaftssitzungen und Hamburger Richtlinien und Lehrpläne für die Erziehung und den Unterricht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Schul- und Bildungspolitik in der Zwischenkriegszeit 1918-1933
- Ausgangslage am Ende des ersten Weltkrieges
- Schulpolitik im Revolutionswinter 1918/19
- Schulpolitik der Revolutionsregierung in Hamburg
- Schulgesetzgebung und Schulreformdiskussionen in der Weimarer Republik
- Schulgesetzgebung und Schulreformdiskussionen in Hamburg
- Der Bildungsbegriff in der Weimarer Republik
- Die praktische Umsetzung im Geschichtsunterricht
- Schule unterm Hakenkreuz – Die Jahre 1933 bis 1945
- Der Bildungsbegriff in der NS-Diktatur
- Hitlers Erziehungsprogramm in ,,Mein Kampf”
- Hamburger Schulen unterm Hakenkreuz
- Umbauphase (08.03.1933 - 01.05.1934)
- Die Phase der Zentralisierung und Stabilisierung (01.05.1934 - 01.09.1939)
- Die Kriegsphase (01.09.1939 - 08.05.1945)
- Bewertung des NS-Bildungssystems
- Reformen, Restauration und Unterricht – Schulpolitik in Hamburg 1945-1968
- Grundzüge der deutschen Bildungsgeschichte in der Nachkriegszeit (1945-1953)
- Wiederaufbau des Schulsystems in Hamburg
- Re-education und Schulspeisungen in Hamburg
- Die Schulreform von 1949
- Phase der Restauration (1953-1964)
- Die politische Kontroverse um das Schulsystem während der Bürgerschaftswahl 1953
- Wahlsieg des Hamburg-Blocks und ein neues Schulverwaltungsgesetz
- Das Ende der CDU-Regierung - Kontinuität oder Reformen in der Schulpolitik nach 1957?
- Phase der Bildungsexpansion und Einführung der Gesamtschule (nach 1964)
- Bildungskatastrophe, Hamburger Abkommen und der Streit um die Förderstufe
- Die Einführung der Gesamtschule in Hamburg
- Bildung, Erziehung und (Geschichts-)Unterricht nach 1945
- Fachdidaktische Konzeptionen für den Geschichtsunterricht 1945-1969
- Unterricht und Geschichte in Hamburger Richtlinien und Lehrplänen
- Grundschulen
- Volks- und Mittelschulen bis zur Schulreform von 1949
- Praktische und Technische Oberschule der Volksschule (1949-1954)
- Volks- und Mittelschulen (Realschulen) nach der Restauration
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Schul- und Bildungspolitik in Hamburg zwischen 1918 und 1968 und fokussiert dabei auf Veränderungen, Reformen und Kontinuitäten.
- Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die Hamburger Schulpolitik
- Der Einfluss der Weimarer Republik auf die Schulreformdiskussionen
- Die Umgestaltung des Bildungssystems unter der NS-Diktatur
- Der Wiederaufbau und die Reformen im Hamburger Schulsystem nach 1945
- Die Entwicklung des Geschichtsunterrichts im Wandel der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2 beleuchtet die Ausgangslage der Hamburger Schulpolitik am Ende des Ersten Weltkriegs und die einsetzenden Reformen im Revolutionswinter 1918/19. Es analysiert die Schulpolitik der Revolutionsregierung in Hamburg und die sich anschließenden Schulgesetzgebungen und -reformdiskussionen in der Weimarer Republik.
- Kapitel 3 befasst sich mit der Schulpolitik unter der NS-Diktatur, beleuchtet den Bildungsbegriff in der NS-Zeit, Hitlers Erziehungsprogramm, den Umbau der Hamburger Schulen und die Bewertung des NS-Bildungssystems.
- Kapitel 4 untersucht die Reformen, Restauration und den Unterricht in der Hamburger Schulpolitik von 1945 bis 1968. Es analysiert den Wiederaufbau des Schulsystems, die Schulreform von 1949, die Phase der Restauration, die Bildungsexpansion und die Einführung der Gesamtschule.
- Kapitel 4.4. befasst sich mit der Bildung, Erziehung und dem Geschichtsunterricht nach 1945 und analysiert die fachdidaktischen Konzeptionen sowie die Entwicklung des Unterrichts in Hamburger Richtlinien und Lehrplänen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Schul- und Bildungspolitik, Reformen und Kontinuitäten, Geschichtsunterricht, Weimarer Republik, NS-Diktatur, Nachkriegszeit, Bildungsexpansion, Gesamtschule, Hamburger Richtlinien und Lehrpläne.
- Grundzüge der deutschen Bildungsgeschichte in der Nachkriegszeit (1945-1953)
- Quote paper
- Björn Böhling (Author), Simon Hollendung (Author), 2004, Schulbildung und -politik im Spannungsfeld von Kontinuität und Wandel , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61206