Die moderne politische Theorie hat in den letzten Jahrzehnten mehrere Modelle zur Erklärung politischen Handelns entwickelt. Das Rational Choice Modell geht dabei vom „homo oeconomicus“, einem rational handelnden Individuum aus, das im Rahmen gegebener Ressourcen (Zeit, Budget etc.) und subjektiv geordneter Präferenzen wirtschaftlich denkt und handelt und versucht, seinen Nettonutzen zu maximieren. Rational Choice will mit der Summierung individueller Handlungen gruppendynamisches oder kollektives Handeln erklären.
Die wissenschaftliche Diskussion über kollektives Handeln war lange Zeit von einer wesentlichen Prämisse der Pluralismustheorie bestimmt. Aus der Feststellung, dass Mitglieder einer Gruppe ein gemeinsames Interesse oder Ziel haben, schien es konsequent zu folgern, dass sie rational und aus Eigeninteresse in der Gruppe so handeln werden, dass dieses Ziel auch erreicht wird. Das pluralistische Kräftemessen führe so zu einer optimalen „Allokation von Werten und zu allgemein akzeptierten politischen Problemlösungen“. Macur Olsons 1965 veröffentlichtes Buch „The Logic of Collective Action“ hat in der Ökonomie, Soziologie und auch in der Politikwissenschaft ein Umdenken eingeleitet und einen wichtigen Beitrag zur Rational Choice Theorie geleistet. Olson, selbst Ökonom, bezweifelte nämlich, dass auf der Mikroebene zwangsläufig ein Beitrag des Einzelnen zur Erlangung des kollektiven Gutes zu erwarten sei. So habe ein rationaler „Kosten-Nutzen-Maximierer“ unter bestimmten Umständen kein Interesse daran, sich in der Gruppe an der Erstellung des Gutes zu beteiligen, auch wenn er persönlich ein Interesse daran hat, dass es bereit gestellt wird. Eine Gruppe sei eine Anzahl von Personen mit einem gemeinsamen, kollektiven Interesse. Diesem Interesse können Organisationen besser nachgehen als der Einzelne, ansonsten gäbe es keinen Grund, eine Organisation zu gründen. Daraus ergibt sich für Olson der Zweck jeder Organisation: Die Förderung des gemeinsamen Ziels und letztlich die Bereitstellung eines Kollektivgutes für die Mitglieder. Laut Olson können sich Organisationen jedoch nicht auf die freiwilligen Beiträge ihrer Mitglieder verlassen. Da diese nach der Maximierung ihres persönlichen Nettonutzens streben und außerdem vom Kollektivgut nicht ausgeschlossen werden können, haben die Mitglieder kein gemeinsames Interesse daran, die Kosten der Beschaffung mit zu tragen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub e.V. (ADAC)
- II.1. Geschichte, Aufbau, Satzung, Güter
- II.2. Das Kollektivgut-Problem des ADAC
- II.3. Das positive selektive Anreizsystem des ADAC
- II.4. Bilanz
- III. Der Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD)
- III.1. Geschichte, Aufbau, Satzung, Güter
- III.2. Das Kollektivgut-Problem des VCD
- III.3. Das positive selektive Anreizsystem des VCD
- III.4. Bilanz
- IV. Fazit
- V. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht den ADAC und den VCD anhand der Logik kollektiven Handelns nach Mancur Olson. Ziel ist es, zu untersuchen, wie beide Organisationen das „Trittbrettfahrer-Dilemma“ lösen und ihre jeweiligen Kollektivgüter bereitstellen. Die Analyse fokussiert auf die Organisationstrukturen, die Strategien zur Mitgliedergewinnung und -bindung sowie die Bedeutung selektiver Anreize.
- Kollektivgutproblematik im Kontext von Verkehrsclubs
- Selektive Anreize und ihre Rolle bei der Mitgliederbindung
- Vergleich der Strategien des ADAC und des VCD
- Das „Trittbrettfahrer-Dilemma“ in großen Organisationen
- Bedeutung von Individualgütern im Verhältnis zum Kollektivgut
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Theorie des kollektiven Handelns nach Mancur Olson ein. Sie erläutert das Konzept des „homo oeconomicus“ und das „Trittbrettfahrer-Dilemma“, das in großen Organisationen auftritt, da die individuellen Beiträge zum kollektiven Gut gering erscheinen. Olson's Theorie dient als Grundlage für den Vergleich des ADAC und VCD, zwei Organisationen mit dem Ziel, verschiedene Kollektivgüter bereitzustellen, jedoch im Wettbewerb um Mitglieder.
II. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub e.V. (ADAC): Dieses Kapitel analysiert den ADAC im Hinblick auf seine Geschichte, Struktur und die Art des von ihm bereitgestellten Kollektivguts. Es untersucht das Problem des „Trittbrettfahrer-Dilemmas“ und die Strategien, die der ADAC einsetzt, um diesem entgegenzuwirken und seine Mitglieder zu binden, unter anderem durch die Bereitstellung selektiver Anreize. Die Bilanz des Kapitels bewertet den Erfolg dieser Strategien.
III. Der Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD): Ähnlich wie Kapitel II wird hier der VCD untersucht, wobei der Fokus auf seiner Geschichte, Struktur und dem bereitgestellten Kollektivgut liegt. Das Kapitel untersucht das „Trittbrettfahrer-Dilemma“ im Kontext des VCD und analysiert die vom VCD eingesetzten Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung und -bindung sowie die Rolle der selektiven Anreize. Die Bilanz beurteilt die Effektivität der Strategien des VCD.
Schlüsselwörter
Kollektives Handeln, Mancur Olson, Trittbrettfahrer-Dilemma, ADAC, VCD, Selektive Anreize, Kollektivgut, Verkehrsclubs, Rational Choice Theorie, Interessenverbände, Mitgliederbindung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse von ADAC und VCD
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht den Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) und den Verkehrsclub Deutschland (VCD) anhand der Theorie des kollektiven Handelns nach Mancur Olson. Der Fokus liegt auf der Analyse, wie beide Organisationen das „Trittbrettfahrer-Dilemma“ lösen und ihre jeweiligen Kollektivgüter bereitstellen.
Welche Aspekte der Organisationen werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf die Organisationsstrukturen, die Strategien zur Mitgliedergewinnung und -bindung sowie die Bedeutung selektiver Anreize. Es werden die Geschichte, der Aufbau, die Satzung und die bereitgestellten Güter beider Organisationen betrachtet.
Welche Theorie bildet die Grundlage der Analyse?
Die Theorie des kollektiven Handelns nach Mancur Olson, insbesondere das Konzept des „homo oeconomicus“ und das „Trittbrettfahrer-Dilemma“, dient als theoretischer Rahmen für den Vergleich von ADAC und VCD.
Was ist das „Trittbrettfahrer-Dilemma“ und wie wird es im Kontext der Analyse behandelt?
Das „Trittbrettfahrer-Dilemma“ beschreibt die Herausforderung, dass in großen Organisationen individuelle Beiträge zum kollektiven Gut gering erscheinen, was zu mangelnder Beteiligung führen kann. Die Arbeit untersucht, wie ADAC und VCD dieses Dilemma lösen und ihre Mitglieder zur Beteiligung motivieren.
Welche Rolle spielen selektive Anreize?
Selektive Anreize spielen eine entscheidende Rolle bei der Mitgliederbindung. Die Arbeit analysiert, welche selektiven Anreize ADAC und VCD anbieten und wie effektiv diese Strategien sind.
Wie werden ADAC und VCD im Detail untersucht?
Für beide Organisationen werden jeweils die Geschichte, der Aufbau, die Satzung und die bereitgestellten Güter untersucht. Die Analyse betrachtet das Kollektivgutproblem, die angewandten Strategien zur Mitgliederbindung und die Effektivität dieser Strategien. Jedes Kapitel enthält eine Bilanz der Ergebnisse.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kollektives Handeln, Mancur Olson, Trittbrettfahrer-Dilemma, ADAC, VCD, Selektive Anreize, Kollektivgut, Verkehrsclubs, Rational Choice Theorie, Interessenverbände, Mitgliederbindung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zum ADAC, Kapitel zum VCD, ein Fazit und ein Literaturverzeichnis. Jedes Kapitel beinhaltet eine detaillierte Analyse der jeweiligen Aspekte.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Zielsetzung ist ein Vergleich des ADAC und des VCD hinsichtlich ihrer Strategien zur Bewältigung des „Trittbrettfahrer-Dilemmas“ und der Bereitstellung von Kollektivgütern. Es soll analysiert werden, wie erfolgreich die jeweiligen Strategien sind.
- Citation du texte
- Stefan Röttele (Auteur), 2006, ADAC vs. VCD - Ein Vergleich zweier Verkehrsclubs auf Grundlage der Logikkollektiven Handelns von Mancur Olson, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61251