Autoaggression - wenn weiße Linien das Leben einer jungen Frau zeichnen


Rapport de Stage, 2006

23 Pages, Note: sehr gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Autoaggression bei jungen Frauen
2.1 Definition
2.2 Formen der Selbstverletzung
2.3 Funktionen von Autoaggression
2.4 Betroffene, Hintergründe und Entstehung der Krankheit
2.5 Die Bedeutung des weiblichen Körpers bei Autoaggression

3. Falldarstellung
3.1 Vorstellung des Klienten
3.2 Wie zeigt sich die Autoaggression?

4. Was kann Soziale Arbeit im Umgang mit sich selbst verletzenden Frauen leisten?

5. Schlusswort

6. Literaturverzeichnis

7. Eidesstattliche Erklärung

1. Einleitung

Während meiner Praktikumszeit in einem Kinder- und Jugendheim lernte ich den Alltag der Einrichtung kennen, sowie Klienten, die ihre individuellen Gründe für den Heimaufenthalt haben.

Jeder Jugendliche entwickelt eine selbstständige Art und Weise mit dem Einschnitt ins Leben umzugehen. Einige sehen es als neuen Anfang und andere fallen in ein tiefes Loch und suchen für sich nach Wegen aus der Krise. Manche können sich nur durch Selbstverletzung wieder spüren und ertragen.

In den 40 Wochen, die ich in diesem sozialpädagogischen Praxisfeld gearbeitet habe, sah ich häufig junge Mädchen, die Autoaggression ausübten, was mich dazu veranlasste mein Thema darauf aufzubauen und über die Selbstverletzung bei jungen Frauen zu schreiben.

Dabei werde ich mich mit der Definition, Formen und den Hintergründen für die Verletzungen befassen, sowie mit dem Zusammenhang zwischen Autoaggression und Weiblichkeit.

Im Punkt 3 möchte ich eine Klientin näher vorstellen und zeigen, wie stark bei ihr die Autoaggression ausgeprägt ist.

Für den Schluss habe ich mir die Frage gestellt, was Soziale Arbeit bei dem Problem der Selbstverletzung leisten kann und welche Möglichkeiten Betroffene haben, sich von den Gedanken, der Autoaggression nachzugehen, ablenken können.

2. Autoaggression bei jungen Frauen

2.1 Definition

Allgemein leben in Deutschland ca. 200 000 Menschen, die unter der Krankheit Autoaggression leiden, jedoch ist die Dunkelziffer enorm hoch

(Vgl. Ackermann 2004 S.11).

Unter Autoaggression versteht man eine vorsätzliche Verletzung des eigenen Körpers jeglicher Art (Vgl. Smith 2001 S. 9).

Man kann sie auch als eine Unzufriedenheit mit sich selbst bezeichnen, zum Beispiel mit dem Charakter, den Gefühlen oder dem Aussehen.

Es gibt gesellschaftlich akzeptierte und auch erwünschte Mittel und Wege zur Veränderung des Körpers, wie Schönheitsoperationen, Bräunen der Haut, Piercing, Zupfen von Härchen, oder Tatoos. Weiterhin tolerierte Praktiken sind Rauchen, Alkoholgenuss, sowie gefährliche Sportarten; und es gibt selbst zerstörerische Praktiken, wie Essstörungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch, genauso wie medizinisch unnötige Operationen (Vgl. Smith 2001 S.15).

All diese Dinge fügen dem Körper Schaden zu, dennoch sind sie mit der vorsätzlichen Verletzung nicht zu vergleichen, da die Schädigung meist nicht sofort eintritt.

Zur Autoaggression gelten auch Verhaltensweisen, die zu unmittelbaren und eindeutigen Verletzungen führen, wie Selbstverstümmelung, selbstdestruktives Verhalten, Selbstbeschädigung, Para- Suizid und parasuizidale Handlung (Vgl. Smith 2001 S. 16).

Betroffene verspüren das Gefühl von Machtlosigkeit, Entwertung und Entrechtung, sowie das Gefühl, den eigenen Anforderungen nicht völlig zu genügen (Vgl. Smith 2001 S. 21).

Selbstverletzung wird in der Gesellschaft häufig mit Selbstmordversuch gleich gestellt. Sie ist zwar eine Schädigung des Körpers, aber meist nicht gleich lebensbedrohlich, da es hierbei um Verletzung und nicht um Sterben geht.

Für Einige ist Autoaggression eher eine Methode sich Verletzungen zuzufügen um ein Weiterleben zu ermöglichen.

Diese Personen wollen schmerzhafte Bewusstseinszustände lindern um bestimmte Anforderungen des Lebens zu bewältigen (Vgl. Smith 2001 S. 22).

Um Autoaggression zu diagnostizieren sind unter Anderem folgende Kriterien nötig:

- Gefühl der Anspannung unmittelbar vor dem Handeln
- Wiederholtes Verletzen der eigenen Haut
- Körperl. Schmerz entwickelt Gefühle von Entspannung, Befriedigung und angenehmer Betäubtheit
- Gefühl von Scham und Angst vor sozialer Ächtung bewirkt, dass die Betroffenen versuchen Narben, Blut oder andere Anzeichen für das selbst zerstörerische Verhalten zu verbergen

(Vgl. Ackermann 2004 S.23).

Auch Levenkron klassifiziert Selbstverletzung nach diesen Kriterien

( Vgl. Levenkron 2001 S.24).

2.2 Formen der Selbstverletzung

Die Betroffenen verletzen den Körper meist bewusst dort, wo man die Verletzungen nicht sehen kann, um nicht unnötig Aufmerksamkeit auf die Wunden zu ziehen.

Die am Häufigsten verletzten Körperteile sind:

Arme mit 74% Bauch mit 25%

Beine mit 44% Kopf mit 23%

Brust mit 18% und der Genitalbereich mit 8%

(Vgl. Smith 2001 S.19)

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, den eigenen Körper zu verletzen,

wie zum Beispiel durch:

- Schneiden oder Stechen
- Kratzen der Haut, bzw. Aufkratzen, sodass blutige Wunden entstehen
- Einführen von spitzen Gegenständen oder Kauen & Nagen am eigenen Fleisch
- Aufbeißen der Schleimhäute und ständiges Öffnen verheilter Wunden
- Verbrennen oder Verätzen der Haut mit Chemikalien
- Ausreißen der Körperbehaarung und heftiges Schlagen bis zu Blutergüssen
- Einnahme geringer Mengen giftiger Substanzen
- Schlagen des Kopfes gegen Wände oder Abschnüren von Körperteilen
- Verschlucken von Gegenständen, um ein Unwohlsein und eine Schädigung zu bewirken, allerdings nicht in Tötungsabsicht oder
- Essstörungen und jede Art von Sucht (Vgl. Smith 2001 S.16f )

Die Betroffenen haben viele Motive für die Selbstverletzung. Auf der einen Seite ist das Verhalten ein Zeichen für die Lebensqualität, oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, aber auf der anderen Seite kann es auch die Gewohnheit oder Entspannung und Abreaktion von Alltagskonflikten bedeuten ( Vgl. Ackermann 2004 S.16).

Neben der Selbstverletzung als Krankheit gibt es eine indirekte Form; die alltägliche Autoaggression, welche meist unbewusst geschieht.

Sie zeigt sich im Fettabsaugen, Haare und Nagelhaut schneiden, allgemeine Enthaarung oder das Bräunen der Haut.

Weiterhin gehören dazu Extremsportarten, bei denen der Körper erschöpft wird, wie Bodybuilding und Bungee Jumping, da sie mit großen Gefahren verbunden sind.

Andere alltägliche Selbstschädigungen sind Genussmittelkonsum (Süßigkeiten, Alkohol, Rauchen), falsche Ernährung, Bewegungsmangel, mangelnde Hygiene und riskantes Sexualverhalten (Vgl. Ackermann 2004 S.15).

Ich möchte nun die Autoaggression als Krankheit betrachten.

Die Selbstverletzung ist eine artifizielle Erkrankung, die sich aus dem Münchhausen- Syndrom und dem erweiterten Münchhausen- Syndrom zusammensetzt, auf deren Inhalt ich jetzt näher eingehen möchte.

Die artifizielle Krankheit ist eine heimliche Schädigung, bei der seelische oder körperliche Krankheitssymptome vorgetäuscht werden. Dies ist nicht zu vergleichen mit Simulanten, da hier Blutungen erzeugt werden, toxische Substanzen genommen werden und Schmerz nachgeahmt wird (Vgl. Ackermann 2004 S. 18).

Beim Münchhausen- Syndrom werden Krankheitssymptome erfunden, verschlimmert oder erzeugt, um eine Patientenrolle und Klinikaufnahme zu erreichen. Hier werden Geschichten und Erklärungen mit falschem Namen und Biografien erzählt und es kommt immer wieder zum Klinikwechsel (Vgl. Ackermann 2004 S.19).

Das erweiterte Münchhausen- Syndrom ist eine seltene Erkrankung, bei der meist die Mütter Krankheitssymptome an ihren Kindern vortäuschen. Es handelt sich hierbei um eine Sonderform der Kindesmisshandlung (Vgl. Ackermann 2004 S. 19).

Die Mütter, welche die eigentlichen Patienten sind, wollen durch die Klinikaufnahme der Kinder Zuwendung und Hilfe bekommen.

Sie geben ihren Kindern zum Beispiel Abführmittel oder täuschen neurologische Erkrankungen vor (Vgl. Wenglein 1996, S. 140).

Bei der Selbstverletzung kann man weiterhin in leichte und schwere Autoaggression unterscheiden. Die leichte Selbstschädigung ist gekennzeichnet durch oberflächliche Hautverletzungen, die keine chirurgischen Behandlungen benötigen, während sich die schwere Autoaggression in tiefen Wunden darstellt, die sich oft durch bleibende Schäden und Narben zeigt (Vgl. Ackermann 2004 S. 29).

2.3 Funktionen von Autoaggression

Die Autoaggression erfüllt bestimmte oder mehrere Aufgaben in der Lebensbewältigung

(Vgl. Ackermann 2004 S.39).

Ich möchte nun auf einige Funktionen näher eingehen:

I. Bewältigung von Gefühlen

Die Autoaggression gilt hier als einzigste Möglichkeit mit auftauchenden Gefühlen umzugehen.

Häufig wollen selbstverletzende Personen einen Zustand erreichen, sich selbst wieder zu spüren, da sie kein Schmerzempfinden oder Entfremdungsgefühle haben.

Bedrohliche Gefühle entstehen oft durch ein erlebtes Trauma. Es reicht dann schon ein kleiner Reiz, wie Geruch, Geräusch oder eine bestimmte Situation, den schlimmen Moment wieder zu erleben.

[...]

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Autoaggression - wenn weiße Linien das Leben einer jungen Frau zeichnen
Université
University of Applied Sciences Jena  (Fachbereich Sozialwesen)
Note
sehr gut
Auteur
Année
2006
Pages
23
N° de catalogue
V61263
ISBN (ebook)
9783638547567
ISBN (Livre)
9783656780052
Taille d'un fichier
452 KB
Langue
allemand
Mots clés
Autoaggression, Linien, Leben, Frau
Citation du texte
Janine Seibold (Auteur), 2006, Autoaggression - wenn weiße Linien das Leben einer jungen Frau zeichnen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61263

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