It's silly talking about how many years we will have to spend in the jungles of Vietnam when we could pave the whole country and put parking stripes on it and still be home for Christmas. (Ronald Reagan, 1965) Als Ronald Reagan im Jahre 1965 diese Worte sprach, war ihm noch nicht bewusst, dass der Krieg in Vietnam zum größten Trauma der Vereinigten Staaten von Amerika und darin erst durch die Anschläge vom 11. September 2001 abgelöst werden würde. Der Krieg in Vietnam hat wie kein anderer die amerikanische Gesellschaft beeinflusst, gespalten und gleichzeitig aber auch vereint. Während die Rechtfertigung und Durchführung des Krieges selbst das ganze Land polarisierte, so ist unser heutiges Bild von Vietnam doch ein recht einheitliches. Dies ist den zahlreichen Produktionen Hollywoods zu verdanken, die sich diesem Krieg widmeten und so zu unserer kollektiven Auffassung davon beitrugen. „Daß der Vietnamkrieg wie nie zuvor ein Krieg der Bilder war“ 2 , wird bei einer genaueren Betrachtung der einzelnen Filme deutlich. Reinecke betont, „wer indes heute vom Vietnamkrieg redet, spricht insgeheim auch stets von den Inszenierungen, die im Kino entworfen wurden und die in unseren Köpfen die dokumentarischen Bilder des Krieges überlappen.“ 3 Dass der Zuschauer durch den vermeintlichen Authentizitätsanspruch vieler Kriegsfilme Fiktion und Realität vermischt, steht hierbei nur im Hintergrund. Aus diesem Grund soll auch keine authentizitätskritische Analyse der Kriegsfilme erfolgen. Vielmehr soll sich die nachfolgende Arbeit der Deutung kollektiver Erinnerungen, die durch den Film geschaffen werden, widmen und dies anhand von Referenzbeispielen dargestellt werden. Denn sogar in heutigen Hollywood Produktionen wird immer wieder auf die einst produzierten und in den Köpfen der Zuschauer fest verankerten Bilder zurückgegriffen, um das Bild vom Krieg in Vietnam weiter zu prägen. Des Weiteren soll im Zuge dieser Arbeit anhand dessen die Relevanz des Vietnamfilms für unsere Geschichtsbilder, und insbesondere für die Semiohistorie und den New Historicism dargestellt werden. Unter Berücksichtigung dieser beiden Ansätze wird deutlich, dass Siegfried Kracauers Thesen, Filme befriedigen Massenbedürfnisse und reflektieren Kollektivmentalitäten, sich anhand der US-amerikanischen Hollywood Produktionen festmachen lassen. Es wurden bewusst nur sogenannte Blockbuster in diese Arbeit miteinbezogen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Vietnamfilm - Entstehung eines neuen Genres
- Der Kriegsfilm im Lichte der Semiohistorie und des New Historicism
- Kollektive Erinnerungen - der Kriegsfilm als Aufarbeitung des Nicht-Erlebten?
- Apocalypse Now
- Jarhead
- Rambo, Platoon und der starke Held
- Nicht-Gezeigtes als Indikator für den Zustand der Gesellschaft
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Vietnamfilmen für die Bildung von Geschichtsbildern in den Vereinigten Staaten. Sie analysiert, wie Hollywood-Produktionen kollektive Erinnerungen an den Vietnamkrieg prägten und die US-amerikanische Gesellschaft beeinflussten. Die Arbeit betrachtet die Entwicklung des Vietnamfilm-Genres und seine Relevanz im Kontext der Semiohistorie und des New Historicism.
- Entstehung und Entwicklung des Vietnamfilm-Genres
- Die Rolle von Hollywoodfilmen in der Verarbeitung des Vietnamkriegs-Traumas
- Die Konstruktion kollektiver Erinnerungen durch Vietnamfilme
- Semiohistorische und new-historicistische Analysen von Vietnamfilmen
- Die Darstellung des Krieges und der US-amerikanischen Gesellschaft in Vietnamfilmen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Vietnamkrieg als ein zentrales Trauma der amerikanischen Gesellschaft dar und betont die Bedeutung von Hollywood-Filmen für die Gestaltung des kollektiven Geschichtsbildes. Sie begründet die Fokussierung auf Blockbuster-Filme und kündigt die Analyse kollektiver Erinnerungen an, die durch diese Filme geschaffen werden, sowie deren Relevanz für die Semiohistorie und den New Historicism an. Der einleitende Zitat von Ronald Reagan unterstreicht die damalige Unterschätzung der Tragweite des Konflikts.
Der Vietnamfilm - Entstehung eines neuen Genres: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung des Vietnamfilm-Genres als Reaktion auf den Krieg und seine Bedeutung für die Verarbeitung des nationalen Traumas. Es wird die Entwicklung des Genres in drei Phasen unterteilt: die Phase der Tabuisierung, die Filme der Carter-Ära mit ambivalenten Helden, und die Wiederkehr des patriotischen Helden. Der Einfluss des Fernsehens auf die Kriegsberichterstattung und die Abkehr vom dokumentarischen Kriegsfilm werden ebenfalls thematisiert. Die anfängliche Zurückhaltung Hollywoods und die späte Auseinandersetzung mit der Brutalität des Krieges werden im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung und der verfügbaren Bilder erläutert. Der Fokus liegt auf der psychologischen und mediengeschichtlichen Bedeutung des Genres.
Schlüsselwörter
Vietnamkrieg, Hollywood, Filmgenre, kollektive Erinnerung, Semiohistorie, New Historicism, Geschichtsbilder, Trauma, amerikanische Gesellschaft, Kriegsfilm, Blockbuster, Patriotismus, Antiheld.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Der Vietnamfilm - Entstehung eines neuen Genres"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit untersucht die Bedeutung von Vietnamfilmen für die Bildung von Geschichtsbildern in den Vereinigten Staaten. Im Fokus steht die Analyse, wie Hollywood-Produktionen kollektive Erinnerungen an den Vietnamkrieg prägten und die US-amerikanische Gesellschaft beeinflussten. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entwicklung des Vietnamfilm-Genres und seiner Relevanz im Kontext der Semiohistorie und des New Historicism gewidmet.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entstehung und Entwicklung des Vietnamfilm-Genres, die Rolle von Hollywoodfilmen in der Verarbeitung des Vietnamkriegs-Traumas, die Konstruktion kollektiver Erinnerungen durch Vietnamfilme, semiohistorische und new-historicistische Analysen von Vietnamfilmen sowie die Darstellung des Krieges und der US-amerikanischen Gesellschaft in diesen Filmen.
Welche Filme werden konkret analysiert?
Obwohl die Arbeit eine breite Analyse des Genres vornimmt, werden exemplarisch Apocalypse Now, Jarhead und Rambo/Platoon (im Kontext des starken Helden) als Beispiele für die verschiedenen Ausprägungen des Genres erwähnt. Die genauere Analyse einzelner Filme geht über den vorliegenden Inhaltsüberblick hinaus.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit nutzt die Semiohistorie und den New Historicism als theoretische Rahmenwerke zur Analyse der Vietnamfilme und ihrer Bedeutung im Kontext der Geschichtsbildung. Diese Ansätze erlauben es, die Filme sowohl im Hinblick auf ihre Zeichenhaftigkeit als auch im Hinblick auf ihren historischen Kontext zu untersuchen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Entstehung des Vietnamfilm-Genres, zur Rolle des Kriegsfilms im Kontext von Semiohistorie und New Historicism, zur Analyse kollektiver Erinnerungen anhand ausgewählter Filme, einem Kapitel zum Nicht-Gezeigten als gesellschaftlicher Indikator und einem Fazit. Die Kapitelzusammenfassungen bieten einen detaillierten Überblick über den jeweiligen Inhalt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die zentralen Begriffe sind Vietnamkrieg, Hollywood, Filmgenre, kollektive Erinnerung, Semiohistorie, New Historicism, Geschichtsbilder, Trauma, amerikanische Gesellschaft, Kriegsfilm, Blockbuster, Patriotismus und Antiheld.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung von Hollywood-Vietnamfilmen für die Gestaltung des kollektiven Geschichtsbildes in den USA zu verstehen und zu analysieren, wie diese Filme zur Verarbeitung des Vietnamkriegs-Traumas beigetragen haben.
Wie wird der Vietnamkrieg in der Arbeit dargestellt?
Der Vietnamkrieg wird als zentrales Trauma der amerikanischen Gesellschaft dargestellt, dessen Verarbeitung und Erinnerung stark durch Hollywood-Filme beeinflusst wurden. Die Arbeit untersucht, wie der Krieg und seine Folgen in den Filmen konstruiert und vermittelt werden.
- Citar trabajo
- Kerstin Müller (Autor), 2006, Hollywood und Vietnam - Die Bedeutung des Vietnamfilms für die Bildung von Geschichtsbildern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61352