Fairer Handel für faire Chancen. Alternative Formen zum konventionellen Welthandel mit Kaffee, Tee und Kakao


Mémoire (de fin d'études), 2005

82 Pages, Note: Sehr gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte
2.1. Eroberung Südamerikas
2.2. Eroberung Asiens
2.3. Eroberung Afrikas
2.4. Folgen des Kolonialismus

3. Kaffee
3.1. Geschichte der Verbreitung des Kaffees
3.2. Die Kaffee-Anbaugebiete der Welt
3.3. Der Handel mit Kaffee
3.4. Das schaurige Märchen vom Kaffeekönig und dem Campesino Pedro

4. Tee
4.1. Geschichte des Tees
4.2. Verbreitung des Tees
4.3. Der Handel mit Tee

5. Kakao
5.1. Herkunft und Verbreitung
5.2. Handel mit Kakao

6. Der faire Handel
6.1. Definition des fairen Handels
6.2. Geschichte des fairen Handels
6.3. Worum geht es beim fairen Handel
6.4. Die Ziele des fairen Handels
6.5. Fairer Handel - Vorteile für Produzenten und Konsumenten
6.6. Fachgeschäfte für Lebensmittel aus ökologischem Anbau und fairem Handel - Siegel und Kennzeichen

7. Fairtrade
7.1 Geschichtliche Entwicklung des fairen Handels
7.2. Label-Initiativen
7.3. Label-Entwicklung In Österreich
7.4. Fairtrade Kriterien
7.5. Fairtrade Vertriebskanäle
7.6. Fairtrade Marktanteile
7.7. Fairtrade in Zahlen
7.8. Internationale Fairtrade Dachorganisationen
7.9. Der Erfolg von Fairtrade
7.10. Ökologie und Fairtrade
7.11. Kaffee, Tee und Kakao (Schokolade)
7.11.1. Kaffee
7.11.2. Tee
7.11.3. Kakao (Schokolade)

8. EZA Entwicklungszusammenarbeit mit der Dritten Welt
8.1. Leitsätze der EZA Dritte Welt
8.2. Kriterien für die Projektpartner der EZA
8.3. Maßnahmen zur Förderung
8.4. Die EZA als Handelspartner des fairen Handels
8.5. Partner der EZA
8.6. Vertriebskanäle der EZA

9. Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)
9.1. Ziele
9.2. Das Max Havelaar-Gütesiegel
9.3. Funktionsweise und Produkte der Stiftung
9.4. Die internationalen Fair-Trade-Standards
9.5. Qualitative Ergebnisse
9.6. Max Havelaar und andere Initiativen

10. ARGE Weltläden
10.1. Aufgaben der ARGE Weltläden
10.2. Ziele der ARGE Weltläden
10.2.1. Warenverkauf
10.2.2. Information und Bildungsarbeit
10.2.3. Politische Aktionen
10.2.4. Produktauswahl
10.2.5. Kooperation mit Institutionen des fairen Handels und der Entwicklungszusammenarbeit
10.3. Kriterien für Weltläden
10.4. Entwicklung und Perspektiven

11. Welthaus

12. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. Titel Seite

2.1 Ankunft des Christoph Kolumbus in San Salvador

2.2 Europäische Besitzungen in Amerika im 18.Jhdt.

2.3 Asien um 1914

2.4 Afrika um 1914

3.1 Ursprung des Kaffees und seiner Verbreitung

3.2 Kaffee-Anbaugebiete

3.3 Angebot und Nachfrage des Kaffees weltweit

4.1 Ursprung des Tees in Asien und seine Verbreitung über die Erde

5.1 Ursprung des Kakao

6.1 Einkaufen verändert die Welt

7.1 TransFair / Fairtrade Logo

7.2 Das Kontrollsystem

7.3 Fairtrade Umsatz 2003 nach Produktgruppen in Österreich

8.1 Anteil am Umsatz

9.1 Max Havelaar Gütesiegel

10.1 ARGE Weltläden Logo

10.2 Umsatzentwicklung der ARGE Weltläden

Tabellenverzeichnis

Tab. Titel Seite

3.1 Aufschlüsselung des Kaffeepreises

4.1 Pro-Kopf-Verbrauch nach Ländern (1985)

5.1 Rohkakao im weltweiten Vergleich

7.1 Fairtrade Marktanteile in Österreich 2003

Vorwort

Während meines Studiums und dem Entstehen dieser Arbeit boten mir etliche Personen stets ihre Unterstützung an, denen ich an dieser Stelle nun meinen aufrichtigen Dank aussprechen möchte.

Mein besonderer Dank gilt meinen Diplomarbeitsbetreuern Mag. Gerhard Stiegler und Mag. Herbert Kohlmaier, die mich während dieser Arbeit unterstützten und immer Zeit für Fragen hatten.

Bedanken möchte ich mich auch bei meinen Freunden und Studienkollegen, bei meinem Freund Jürgen Zechner, bei meiner Korrekturleserin Mag. Sigrun Schuller und bei meiner Schwester Mag. Birgit Edtbauer, die mir beim Layout dieser Arbeit half.

Schließlich möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, die mir während meiner Studienzeit Rückhalt gegeben hat.

1. Einleitung

Bereits während meiner Schulzeit befasste ich mich mit dem Thema des fairen Handels. Ich wählte dieses Thema auch als Spezialgebiet für meine Matura in Geographie und Wirtschaftskunde.

Am Ende meines Studiums wählte ich dieses Thema für diese Diplomarbeit erneut, um mich intensiver mit dem fairen Handel zu befassen. Ein besonderes Anliegen waren mir die Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten, welche durch eine globalisierte Welt entstehen und entstanden sind, aufzuzeigen und den Grund ihrer Entstehung näher zu beleuchten.

Der Beginn dieser Arbeit soll einen Hintergrund zu dem Thema schaffen. Dabei wird die Geschichte der Kolonialisierung behandelt. Hierbei wird die Geschichte der Konti- nente Südamerika, Afrika und Asien in Kontext mit dem Welthandel gestellt. Weiters werden die Exportgüter (Kaffee, Tee und Kakao) aus den ehemaligen Kolonial- ländern, die noch immer einen wichtigen Stellenwert für das Bruttoinlandsprodukt der betreffenden Länder haben, näher beschrieben. Der Hauptteil dieser Arbeit befasst sich mit Organisationen, die eben diese ehemaligen Kolonialwaren fair, das heißt zu einem gerechten Preis handeln und verkaufen, anbieten. Einer näheren Betrachtung werden die Organisationen Fairtrade, Max Havelaar, EZA und den ARGE Weltläden unterzogen.

Die Autorin bekennt sich zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Aus Platzgründen und um die Arbeit besser lesbar zu machen, wird in den folgenden Kapiteln die maskuline Form verwendet.

2. Geschichte

Schon lange vor dem so genannten Entdeckungszeitalter, dem 15. und 16. Jahrhundert nach Christus, beschränkten sich die geographischen Kenntnisse der antiken Kulturvölker nicht nur auf den Mittelmeerraum und auf Vorderasien.

Entdeckungs- und Handelsfahrten der Phöniker, Araber, Griechen, Inder und Chinesen hatten vielmehr einen weltweiten wirtschaftlichen Austausch geschaffen, in dem nur noch Nordostasien, die beiden Teile Amerikas und die Südspitze Afrikas völlig unbekannt waren. Die Kaufleute unternahmen die waghalsigsten Entdeckungsfahrten auf ihren kleinen, nur für die Küstenfahrt ausgerüsteten Schiffen, und legten ohne Zweifel die weitesten Strecken auch auf den Weltmeeren zurück. Sie entdeckten aber nicht nur die Meere und ihre Küsten, weite und entbehrungsreiche Reisen führten die Kaufleute der „Alten Welt“ tief ins Innere der Kontinente, ja selbst über die höchsten Gebirge hinweg zu den noch unerschlossenen Schätzen der Erde.1

Die Geschichte der europäisch-überseeischen Beziehungen ist bis zum Beginn des vorletzten Jahrhunderts weitgehend als Entdeckungsgeschichte verstanden und be- schrieben worden. Das zivilisatorische Sendungsbewusstsein des imperialistischen Zeitalters begünstigte diese Sichtweise, welche die Leistung des weißen Forschungs- reisenden als notwendige Vorstufe kolonialpolitischer Einflussnahme, wirtschaftlicher Erschließungen und Ausbeutung begriff. Mit dem Akt der Entdeckung hatte der Euro- päer, so meinte man, dem überseeischen Territorium erst eigentlich zu seiner überlie- ferungswürdigen Existenz verholfen. Dem zu folge ließen die Historiker ihre Darstel- lung zu dem Zeitpunkt beginnen, da der europäische Seefahrer erstmals seinen Fuß an Land gesetzt hatte. In solch einer Perspektive erschien die überseeische Kultur nicht als Phänomen von selbstständiger Bedeutung, sondern lediglich als der mehr oder minder gefügige Rohstoff in den Händen des kolonisierenden Europäer.2

Die Europäer verhielten sich zu Beginn der überseeischen Kulturberührungen zumeist sehr friedlich, was aber nicht bedeutete, dass man den Vormachtsanspruch aufgege- ben hätte. Denn ganz im Gegenteil: Alles, was die Europäer nach ihrem Eintreffen an fremden Küsten unternahmen, zielte darauf ab, klarzustellen, dass mit ihrer Präsenz eine neue und letzte Instanz auf den Plan getreten war. Bereits bei der Landung und beim Betreten der fremden Küste achtete man auf ein bestimmtes Zeremoniell, sowohl um sich selbst die Bedeutung der Entdeckung, die durch die Konstruktion des Finder- rechts nahezu einem Akt der Besitzergreifung gleichkam, vor Augen zu führen als auch um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und Respekt einzuflößen. Sie feuerten Salutschüsse ab, setzten Flaggen, kleideten sich besonders prächtig und formierten einen Cortege aus den wichtigsten Persönlichkeiten an Bord, der zuerst das neue Land betrat. Besonders berühmt ist die Ankunft des Christoph Kolumbus auf der Insel San Salvador, welche später vom Kupferstecher Theodor de Bry festgehalten wurde (siehe Abb. 2.1).3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1: Ankunft des Christoph Kolumbus in San Salvador, vgl. http://www.hdg.de

Es gibt keinen Zweifel, dass die Spanier in der Abwicklung solcher Zeremonielle eine herausragende Meisterschaft entwickelten. Ihren grotesken Höhepunkt erreichten sol- che Akte potenzieller Besitzergreifung, wenn den anwesenden Eingeborenen das so genannte „Requerimiento“ feierlich vorgetragen wurde, ein halb mahnendes und halb drohendes Angebot, sie möchten sich als getreue Untertanen der Krone unterwerfen. Auch wenn später gelegentlich Dolmetscher eingesetzt wurden, verstand natürlich niemand unter den Eingeborenen auch nur annähernd den Sinn dieses Rituals, was seinen Respekt einflößenden Charakter noch verstärkte. Doch nicht nur die Spanier, auch die Portugiesen, Franzosen und Engländer traten in ähnlicher Weise auf und es war klar, dass man bei solch einer Feierlichkeit bereits an die handfesten Profite dach- te, die man aus dem Umgang mit den Eingeborenen zu ziehen hoffte.4

2.1. Eroberung Südamerikas

Die Entdeckung und Inbesitznahme Lateinamerikas, die mit der Landung der kleinen Flotte von Kolumbus im Oktober 1492 auf einer der Bahamainseln begann, erfolgte in zwei Schüben. Während der ersten Etappe, die etwa bis 1508 dauerte, brachten die Spanier die Antillen unter ihre Kontrolle und erkundeten die zentral- und südamerikani- schen Küsten. Nachdem sie sich auf diese Weise in der Neuen Welt eine sichere Ope- rationsbasis geschaffen hatten, vollzog sich die eigentliche Eroberung Zentral- und Südamerikas in einem atemberaubenden Tempo. Mit der raschen Ausdehnung des spanischen Machtbereichs in Mittel- und Südamerika veränderten sich auch die Pläne über die Art der Beherrschung und Durchdringung der eroberten Gebiete. Sollten ur- sprünglich, entsprechend dem portugiesischen Vorbild, nur Handelsstützpunkte ge- gründet werden, so entstanden nun regelrechte Siedlungskolonien. Die erste Stadt, deren Bürger nicht nur als Händler gekommen, sondern in erster Linie an Landbesitz interessiert waren, war Santo Domingo auf der Insel „Hispaniola“ (heute: Dominikani- sche Republik). Sie diente als Ausgangspunkt zahlreicher weiterer Unternehmungen und bildete das Muster für spätere Stadtgründungen. Die Siedler strebten vor allem nach Gold, Arbeitskräften und Land. Das wirtschaftliche Interesse sowohl der Krone als auch ihrer Untertanen galt aber in erster Linie den Edelmetallschätzen des neuen Kon- tinents, bis etwa 1560 dem Gold, danach dem Silber. Die Gold- und Silberfunde lock- ten aber auch die Briten, Franzosen und Holländer und in den Randzonen Lateiname- rikas gelang es ihnen Handelsstützpunkte zu errichten (siehe Abb. 2.2). Nachdem man den Indios allen Schmuck und alle Gold- und Silbervorräte weggenommen hatte, be- gann man systematisch nach dem Edelmetall zu suchen beziehungsweise diese in Bergwerken zu fördern.5

In der Nähe der Städte entstanden allmählich große landwirtschaftliche Güter, Hacien- das oder Estancias genannt, die den städtischen Markt mit Getreide und Fleisch belie- ferten. Je nach Größe, Art der Arbeitsbeziehungen und Verhältnis zur indianischen Eigenwirtschaft bildete sich eine Vielfalt von Latifundien heraus, wie sie vor allem im Inneren Kolumbiens und Venezuelas sowie auf den Hochebenen Mexikos und des Andenraumes anzutreffen sind. Im Allgemeinen war für sie eine Tendenz zu großflä- chiger Bewirtschaftung bei geringer Produktivität und Binnenmarktorientierung kenn- zeichnend. Dadurch unterschieden sie sich von den vor allem in den Küstenzonen der Andengebiete und Brasiliens, sowie auf den Antillen verbreiteten Plantagen. Diese Plantagen sind auf den Export ausgerichtet, eine kapital- und arbeitsintensive Form der Bodenbewirtschaftung, bei der auf der Basis von Sklavenarbeit in Monokultur Güter wie Zucker, Tabak, Kakao und Baumwolle produziert wurden. Die Kolonialherren ließen sich dafür afrikanische Sklaven ins Land holen, vor allem nach Brasilien und auf die Karibikinseln, aber auch in Gebiete auf dem spanisch-amerikanischen Festland.6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.2: Europäische Besitzungen in Amerika im 18.Jhdt., vgl. Encarta 2004.

2.2. Eroberung Asiens

Um 1500 betrieben Kaufleute aus Europa bereits seit über 1.000 Jahren Warenhandel auf dem Landweg über Eurasien oder auf dem Seeweg über den Indischen Ozean mit Asien. Im Jahr 1498 unternahmen drei portugiesische Schiffe unter dem Befehl von Vasco da Gama die erste Reise vom Atlantik um das Kap der Guten Hoffnung bis zur Ostküste Afrikas und weiter nach Indien. Die Portugiesen hatten die Intention, die mus- limisch dominierten Handelswege zu unterbrechen, auf denen Gewürze und andere hochwertige asiatische Produkte in den Mittelmeerraum gelangten. Darüber hinaus wollten sie die Vorherrschaft über das Herkunftsgebiet der Gewürze erringen, eine

Gruppe kleiner Inseln in Indonesien, welche die Europäer „Gewürzinseln” nannten. Zwar eroberten die Portugiesen 1510 Goa an der Westküste Indiens, wo sie erst 1961 die Macht abgaben und Malakka, von wo aus einer der beiden bewährten Seewege zwischen dem Indischen Ozean und dem Südchinesischen Meer geschützt wurde, die Meerenge zwischen der malaiischen Halbinsel und Sumatra, doch waren sie nicht sehr erfolgreich und erlitten in anderen Regionen Niederlagen. Sie griffen die muslimische Handelsstraße zwischen Indien, dem Roten Meer und dem Persischen Golf an, konn- ten diese aber nicht ständig von der Versorgung abschneiden. Die Portugiesen haben es auch nicht geschafft, die Regionen im südlichen Indien, in denen Pfeffer angebaut wurde, unter ihre Kontrolle zu bringen. Auch bei den lang gesuchten Gewürzinseln schafften sie und die Spanier, die auf der von Magellan begonnenen Weltreise dorthin gelangten, lediglich, dass ein neuer Krisenherd zwischen Christen und Muslimen ange- facht wurde. Die neuen weltweiten Handelswege, die von den Europäern eingerichtet wurden, welche über den Atlantik um Afrika und gegen Mitte des 16. Jahrhunderts auch über den Pazifik segelten, änderten das Wesen des Handels deutlich. In Europa herrschte eine große Nachfrage nach Gewürzen und Nelken, Muskatnüssen und Mus- katblüten von den Gewürzinseln. Die indischen Baumwoll- und Seidentextilien verkauf- ten sich im gesamten Südostasien, im muslimischen Mittleren Osten, in Europa und in den amerikanischen Kolonien hervorragend. Schiffe transportierten amerikanisches Silber in alle Himmelsrichtungen, vor allem nach China. In China lernten die Europäer den Tee, im Jemen und in Java den Kaffee und als Getränke kennen schätzen. Die neuen Handelsverbindungen trugen zum Reichtum vieler Nationen bei und führten zum raschen Anwachsen der Weltbevölkerung.7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.3: Asien um 1914, vgl. Encarta 2004.

2.3. Eroberung Afrikas

Das letzte große unerschlossene Gebiet, das unsere Erde dem europäischen Kauf- mann bot, war der afrikanische Kontinent. Dass sich die Erschließung Afrikas sich so spät vollzog, hat verschiedene Gründe. Einer davon war, dass die Europäer in Afrika auf erhebliche arabische Gegenwirkung gestoßen waren. Die ursprünglich von „Neger- fürsten“ geführten Eingeborenenstaaten waren zum Teil von arabischen Räuberstäm- men, von „mohammedanischen“ Beduinen, besonders energischen Führungsgruppen arabischer Abstammung und anderen übernommen worden. Sie begünstigten klarer- weise den Handel mit dem islamischen Teil der Welt und erkannten schneller als die gutgläubige „Negerbevölkerung“, welche Folgen die Niederlassung der Weißen in Afri- ka nach sich ziehen würde.8

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erschütterte die französische Revolution die Grund- festen des französischen Staates und darüber hinaus auch alle anderen europäischen Regierungen so sehr, dass ganz Europa keinen Sinn für koloniale Abenteuer zeigte. Einzig allein die Engländer bewahrten sich auch in dieser Zeit ihre Weltaufgeschlos- senheit. Der eine Grund dafür war, dass sie glaubten, durch den Ärmelkanal vor der französischen Revolution geschützt zu sein. Der andere Grund lag in dem amerikani- schen Unabhängigkeitskrieg, durch den sie eben erst viel Land verloren hatten. Sie

hielten daher Ausschau nach einem Erdteil, in dem es nicht wie in Amerika und Europa dermaßen störende Unruhen geben könne. Südamerika war bereits in festen Händen und daher für die Engländer verloren, Australien war noch kaum bekannt und erschien wenig verlockend und in Indien hatten die Engländer an energischer Kolonisierungsar- beit mehr geleistet, als ihrem Ansehen in der Welt zuträglich gewesen war. Was blieb, war jener dunkle Erdteil, der bisher noch arabischen und einigen weißen „Sklavenjä- gern“ überlassen worden war.

Alles sprach dafür, sich um Afrika anzunehmen, und zwar so schnell wie möglich, ehe andere Nationen ein Interesse an diesem Kontinent zeigen würden. So gründeten einige idealistisch denkende und gebildete Engländer die „British Association for promoting the discovery of the interior parts of Africa“ (Britische Gesellschaft für die Förderung der Entdeckung der inneren Gebiete Afrikas). Es blieb aber nicht nur bei einer Erforschung Afrikas zu wissenschaftlichen oder idealistischen Zwecken, denn die Geldgeber, die alle Afrika-Expeditionen ausrüsteten, verfolgten selbstverständlich wirtschaftliche Interessen. In Afrika entstanden die schlimmsten Formen des Kolonialismus zu einer Zeit, da sich in den anderen von Europäern eroberten Kontinenten schon die ersten Widerstände gegen ihre Herrschaft bemerkbar machten.9

Ohne aus dem zu lernen, was sich in Nord- und Südamerika begeben hatte, begingen die europäischen Nationen, die den dunklen Erdteil eroberten, noch einmal all die Fehler, die die Spanier und Portugiesen bei ihrer Kolonisierung im 16. Jahrhundert begangen hatten. Unsinniges Blutvergießen, Ausrottungen ganzer Stämme und blinde Zerstörungswut nahmen den Europäern die letzte Chance, im schwarzen Erdteil als Lehrmeister gewürdigt zu werden.10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.4: Afrika um 1914, vgl. Encarta 2004.

2.4. Folgen des Kolonialismus

Die meisten ehemaligen Kolonialländer haben heute zwar eine formale Unabhängigkeit erlangt, sind jedoch mehr denn je abhängig von einer zentralen wirtschaftlichen Macht in den Industriestaaten. Ein großer Teil der Menschen in der so genannten „Dritten Welt“ lebt heute unter Bedingungen, die unseren Vorstellungen von einem menschen- würdigen Dasein zuwiderlaufen und für viele ist die Befriedigung der elementaren Be- dürfnisse nicht gesichert beziehungsweise gefährdet. Die internationalen Wirtschafts- beziehungen sind gekennzeichnet vom Recht des Stärkeren. Dazu kommen starke innere Gegensätze in den betroffenen Ländern als Hinterlassenschaft des Kolonialis- mus. So werden von den Regierenden nur selten die Interessen der armen Bevölke- rungsschichten vertreten. Häufiger sind diese in die Rollen der ehemaligen Kolonialher- ren geschlüpft und wirken nun als Statthalter ausländischer Kapitalinteressen unter gleichzeitiger Wahrung persönlicher Privilegien und interner Ausbeutungsstrukturen.11

Die heutige katastrophale, wirtschaftliche und soziale Lage der meisten ehemaligen Kolonien lässt sich eindeutig auf die Ausbeutung und Unterdrückung der letzten 200 Jahre zurückführen. Durch den oftmals plötzlichen Abzug der ehemaligen Kolonial- mächte und das damit einhergehende Aufflammen unterdrückter Konflikte, welche die oft willkürliche Grenzziehung verursachte, machten diese Länder wirtschaftlich lebens- unfähig. Dadurch begünstigt, fand eine neue Art des Kolonialismus in diesen Ländern Einzug, nämlich der des Kapitals. Die Regierungen der oft sehr ressourcenreichen Länder wurden von westlichen Wirtschaftstycoons korrumpiert, was zu einer weiteren Abhängigkeit und Unterdrückung der Bevölkerung führte. In den folgenden drei Kapi- teln wird die Rolle der Exportgüter Kaffee, Tee und Kakao, welche einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der ehemaligen Kolonien nahmen und noch immer neh- men, näher beschrieben.

3. Kaffee

Kaffee ist nach Erdöl eine der wichtigsten Handelswaren der Welt, den rund 70 Staaten des Südens, in denen Kaffee angebaut wird, erhalten durch den Export des Kaffees dringend benötigte Devisen. Über zehn Milliarden US-Dollar werden im Jahr mit Kaffee umgesetzt, wobei 20 Millionen Menschen in den Entwicklungsländern vom Kaffee und dessen Verarbeitung leben. Kaffee ist noch immer eine klassische Kolonialware. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts schmuggelte die niederländische Ostindien-Gesellschaft Kaffeesamen nach Batavia und ließ malaiische Sklaven auf den Plantagen arbeiten. Die ersten Kaffeepflanzungen in Südamerika wurden ebenfalls von Sklaven angelegt. Die Weltmarktpreise für Kaffee schwanken derzeit beträchtlich, wobei die Konsumen- ten die niedrigen Preise genießen. Auf die Plantagenarbeiter entfallen aber nur drei bis fünf Prozent davon.12

3.1. Geschichte der Verbreitung des Kaffees

Der Kaffee ist erst ziemlich spät in den abendländischen Kulturkreis getreten und gera- de deshalb lohnt sich eine Auseinandersetzung mit der Geschichte seiner Herkunft und seiner Verbreitung. Um die Wende des 14. zum 15. Jahrhunderts tauchte in Südara- bien der Aufguss von kleinen Früchten eines Baumes des afrikanischen Gegengesta- des auf. Dieses Getränk hat dabei eine belebende Wirkung bei Abspannung und Mü- digkeit. Mit dem Beginn der Hochrenaissance, dem Zeitalter der Reformation, begann der Kaffeegenuss von Arabien aus, seinen Marsch nach Europa und dem Westen und die Türken übernahmen den Kaffee als Getränk. Von Ägypten (Alexandrien) und den türkischen Mittelmeerhäfen aus verbreitete sich das Trinken von Kaffee dann in Europa noch vor der großen Türkenschlacht bei Wien, wobei der Kaffee im Süden über Vene- dig und Marseille und im Norden über Rotterdam, London und Hamburg Einzug fand. Auf diesem Weg gab es natürlich oft heftigen Widerstand. Das Kaffeetrinken wurde nicht nur von vielen Ärzten und Heilkundigen der damaligen Zeit als sehr gefährlich verurteilt, auch seitens der Regierungen und Steuerbehörden war man aus oft ver- schiedenen Gründen nicht mit der neuen Sitte des Kaffeetrinkens einverstanden.13

Die Kaffeeart Arabica (Coffea arabica), die heute zu etwa 75 % den Welthandel be- streitet, stammt als Unterholzpflanze aus den wechselfeuchten Bergwäldern Äthiopiens und des angrenzenden Sudan. Händler und auch gegen die Perser eingesetzte Solda- ten führten wahrscheinlich die Pflanze und den Konsum im südarabischen Jemen ein. Die damals schon über zweitausendjährige Landwirtschaftskultur im Jemen ermöglich- te im regenreicheren Südwesten der arabischen Halbinsel dem Kaffeeanbau eine erste Wirtschaftsblüte und über die großen Karawanenstraßen wurde der Genuss des neuen Getränks dann im Orient verbreitet. Das Klima im Jemen ist nicht ideal für den Kaffee- anbau, doch die intensive Hinwendung der Bewohner zum Landbau, verbunden mit einem optimalen Bewässerungssystem für die Bergterrassen, brachten den ersten marktfähigen Kaffee hervor. Die Kaffeebäume wurden in Saatbeeten aus dem Samen gezogen und später auf die Terrassen hinaus verpflanzt. Der Gedanke, Kaffeeanbau unter Schattenbäumen zu pflegen, um wenigstens einigermaßen den ursprünglichen Gegebenheiten dieser Unterholzpflanze nahe zu kommen, stammt ebenfalls von den jemenitischen Bergbauern.

Neben dem Karawanentransport wurde der Kaffee noch über die Häfen Dschidda und vor allem über Mocha (Mokka) im äußersten Süden der arabischen Halbinsel verschifft. Später wurde Kaffee der arabischen Halbinsel unter der Bezeichnung des Ausfuhrhafens Mocha als „Mokka“ zu einem Qualitätsbegriff. Davon geblieben ist heute nur noch der Name für einen besonders starken Kaffee.

Die Araber waren aber nicht nur Kaffeetrinker, sondern sie erkannten auch bald die wirtschaftliche Bedeutung dieses neuen Produkts. Durch ihre hoch entwickelte Schiff- fahrt, trugen sie weiters zur Verbreitung des Kaffees bei. Dem stärkeren Verbrauch folgend, mussten die Anbauflächen im Jemen ausgeweitet werden. Der Kaffeehandel wurde ein sehr lohnendes Geschäft. So lag etwa um 1650 der Export über Mocha etwa zwanzigmal höher als die gesamten heutigen Kaffeeausfuhren des Jemen. Dabei ver- standen es die Jemeniten, ihr Wirtschaftsmonopol mit Kaffee über längere Zeit zu wah- ren. Niederländische, englische und französische Schiffe ankerten in dieser Zeit und auch später noch neben den arabischen Dhaus vor Mocha, um den steigenden Kaf- feebedarf in Europa zu befriedigen.

Von einer Pilgerfahrt nach Mekka nahm ein in Indien lebender Islamist, verborgen in den Falten seiner Kleidung, ganze sieben noch keimfähige Kaffeebohnen mit in seine Heimat Indien.14

Im regenreichen Gebiet der West Ghats im Bergland von Mysore (Indien) fand der Kaf- fee, anders als im Jemen, sofort zusagende Klima- und Bodenverhältnisse vor. Die wirtschaftlich denkenden Niederländer haben durch die Erkenntnis des für den Kaffee günstigen Klimas Samen und Pflanzen von der Malabarküste regelrecht gestohlen und sie in ihre seit 1656 von den Portugiesen übernommene Kolonie Ceylon (das heutige Sri Lanka) gebracht. Von Ceylon aus wurde der Kaffe um 1680 in Java (Indonesien) eingeführt.

Die bedeutendste Handelsgesellschaft der damaligen Zeit, die Niederländische Ostin- dien-Kompanie, war ein rein nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten orientiertes Unter- nehmen. Sie setzten den Kaffeeanbau im Laufe der Jahre mit zum Teil sehr verwerfli- chen Methoden auf Java und einigen Sundainseln durch. Natürlich war das nur durch die Unterstützung einheimischer, von ihnen ausgehaltener korrupter Verwalter möglich. Die Korruptionen änderten sich auch nach der Übergabe der Regierungsgewalt auf die niederländische Regierung nicht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts milderte sich das System, wobei die Zwangsanbaubestimmungen für Kaffee erst 1918 gelockert wurden. Das 17. Jahrhundert zeichnete sich aber neben der von Europa ausgehenden rück- sichtslosen Erschließung und Eroberung der südostasiatischen Inseln und Südameri- kas gleichzeitig in Europa durch ein Interesse an den Tropen, ihren Völkern, deren Pflanzen und Tieren aus. Viele Seeleute und Reisende schilderten in bunten, meist fantasievoll gestalteten Berichten das Leben in den exotischen Ländern. Es war dies die Entstehung der ersten völkerkundlichen Sammlungen und Orangerien, wie man damals Treibhäuser für botanische Seltenheiten aus den Tropengebieten nannte. Dazu gehörte auch der Kaffee. 1690 war es gelungen, einige Kaffeepflanzen aus Java nach Amsterdam zu bringen. Die Kaffeepflanzen überstanden nicht nur den langen Seeweg um Afrika, sie gediehen sogar recht gut, blühten und setzten Früchte an. Aus diesen konnten nun weitere Kaffeebäumchen gezogen werden. 1714 wurde dem französi- schen König eine dieser Pflanzen geschenkt und damit begann die eigentliche Ausbrei- tung des Kaffeeanbaus auf der Erde.

Schon vor der Wende des 17. zum 18. Jahrhunderts hatte sich das Kaffeetrinken bei einem großen Teil der wohlhabenden städtischen Bevölkerung Europas zu einem Bedürfnis entwickelt und das jemenitisch-arabische Monopol der Kaffeelieferung wurde somit durch die Niederländer aufgehoben. Sie konnten sogar schon den größten Teil des Bedarfs aus ihren ostindischen Besitzungen decken.15

Nachdem sich die Niederlande in der Karibik und an der Ostküste Südamerikas eben- falls koloniale Stützpunkte erkämpft hatte, trachteten die Amsterdamer Handelsherren danach, den lohnenden Kaffeeanbau auch in Teilen der heutigen USA einzuführen. Der Transport von dort in die Niederlande war kürzer und sicherer als der lange und gefährliche Weg rund um Afrika. Von den nach vielen Kämpfen und Auseinanderset- zungen mit Spaniern, Portugiesen, Engländern und Franzosen verbliebenen Inseln und festländischen Gebieten war das Klima auf den niederländisch besetzten kleinen Antil- len für Kaffee nicht überall geeignet. Für die damals nur bekannte Kaffeeart Arabica ergaben sich zunächst keine guten Anbaumöglichkeiten. Von hier aus haben sich je- doch später die Pflanzungen in Cayenne und ab 1727 in Brasilien ausgebreitet.

Jener Kaffeebaum der dem „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. geschenkt wurde, hatte sich in Paris gut entwickelt. Aus den Samen waren sogar schon neuen Pflanze herangewach- sen. Am Anfang waren allerdings alle Versuche fehlgeschlagen, Kaffee auf dem da- mals französischen Haiti zu kultivieren und um so mehr zählt das Verbringen eines Kaffeebaums von Frankreich nach Martinique (eine Insel der kleinen Antillen) als kultu- relle Großtat. Windstille verlängerte die Schiffsreise dabei zusätzlich und das Wasser auf dem Segler wurde immer knapper. Nur unter persönlichen Opfern gelang es dem Hauptmann Gabriel Mathieu de Clieu, seine Pflanzen ohne Schaden nach Martinique zu bringen. Dort fand der Kaffee äußerst günstige Klima- und Bodenverhältnisse vor. Erst seit der heutigen Zeit kommt die Expansion des Kaffeeanbaus zum Stillstand. Der Kaffee wird heute in den Gebieten zwischen den Wendekreisen angepflanzt, sofern Klima und Boden dies erlauben. In Südamerika ließ die Aussicht auf große spekulative Gewinne die Anbauzone in Brasilien und in Paraguay sogar über den Wendekreis vor- dringen. In Afrika wird Kaffee von Senegal an der Westküste bis Madagaskar im Osten angepflanzt. Sogar an der regenreichen Küste von Queensland im Norden von Austra- lien gibt es bescheidene Pflanzungen. Auf vielen Inseln des Pazifiks ist der Kaffee heimisch geworden und besonders die Pflanzungen im östlichen Teil von Neuguinea liefern beachtliche Mengen an hochwertigem Arabica-Kaffees.

Nur das Klima setzt dem Kaffeeanbau eine natürliche Grenze. Dagegen hat sich der Verbrauch von Kaffee über die gesamte Erde verbreitet.16

Ob das Kaffeetrinken den Alkoholverbrauch, besonders von Bier und Wein, einge- schränkt hat, wird sich schwer nachweisen lassen. Als Anregungsmittel, wenn nicht im Übermaß getrunken, ist er kaum schädlich. Andererseits trägt Kaffee in unserem „hek- tischen“ Zeitalter wesentlich zur Steigerung der menschlichen Arbeitsleistungen bei.17

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.1: Ursprung des Kaffees und seine Verbreitung, vgl. Rudolf Schröder, Kaffee, Tee und Kardamom, Seite 28.

3.2. Die Kaffee-Anbaugebiete der Welt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.2: Kaffee-Anbaugebiete, vgl. Günter Neuberger, Zum Beispiel Kaffee, Seite 17.

Wie bereits im Kapitel 2.1 erwähnt wurde, findet der Kaffeeanbau hauptsächlich in den Gebieten zwischen den beiden Wendekreisen statt, sofern das Klima und der Boden dies erlauben (siehe Abb. 3.2).

3.3. Der Handel mit Kaffee

„Kaffee ist ein Geschäft der Superlative.“18 Weltweit werden von den Kaffeebohnen jedes Jahr etwa 90 bis 100 Millionen Säcke (á 60 Kilogramm) produziert. Ein Viertel wird in den Anbaustaaten vertrunken, zwischen 65 und 75 Millionen Säcke kommen in den Export.

Mit Anbau, Verarbeitung und Vertrieb des Kaffees sind rund 25 Millionen Menschen weltweit beschäftigt. Zählt man die Familienangehörigen hinzu, leben heute rund 100 Millionen Menschen vom Kaffee. Ein Drittel der Ernte wird auf Großplantagen (über 20

Hektar) eingebracht, die Hälfte von mittelgroßen Betrieben (zwei bis 20 Hektar), die restliche Ernte stammt von Kleinbauern.

In mindestens siebzehn Staaten betragen die Einnahmen aus den Kaffee-Exporten mindestens ein Viertel der gesamten Exporterlöse. Einige Länder sind zu 80 % und mehr von den mit Kaffee erwirtschafteten Devisen abhängig. Das wichtigste Produzen- tenland ist heute Brasilien, das allerdings die nicht so geschätzte Robusta-Sorte anbie- tet und den Großteil seiner Devisen mit anderen Produkten erwirtschaftet. Länder wie Kenia oder Kolumbien (mit der milderen Sorte Arabica) sind aber viel stärker vom Kaf- fee-Export abhängig. Für das afrikanische Burundi, dessen Haushaltsgeld fast aus- schließlich von der Bohnenausfuhr stammt, bedeutet ein Kurssturz an der Kaffeebörse in New York den finanziellen Ruin. Für die Industrieländer hingegen ist der Kaffeege- nuss immer billiger geworden. 1960 hat ein in Deutschland lebender Arbeiter für ein Pfund Kaffee noch zwei Stunden und 50 Minuten arbeiten müssen, heute sind es nur noch weniger als 20 Minuten. Umgekehrt sind die Importe für die Kaffeeproduzenten aus den Industrieländern immer teurer geworden. Lastwägen, die die Kaffeeländer aus Deutschland beziehen, haben sich für diese Länder in den letzten 20 Jahren im Preis mehr als verdoppelt. Der Preisverfall auf dem Weltmarkt, nach Auslaufen des internati- onalen Kaffee-Abkommens mit den 50 Exportländern (99 % des Kaffee-Angebots) und

24 Importländern (90 % der Kaffee-Nachfrage), die seit 1963 den Rohstoffpreis stabili- sieren wollten, hat diese Entwicklung dramatisch beschleunigt. Erst nach zwei großen Frösten um das Jahr 1994 in Brasilien sind die Weltmarktpreise wieder gestiegen.19 Von € 5,11, die wir im Supermarkt für ein Kilogramm Kaffee ausgeben, erhält der Land- arbeiter einer Kaffeeplantage rund € 0,26. Das gibt einen Hinweis darauf, wie niedrig der Anteil der Erzeugerländer am Kaffeepreis ist (siehe Tab. 3.1: „Aufschlüsselung des Kaffeepreises“).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3.1: Aufschlüsselung des Kaffeepreises, vgl. Günter Neuberger, Zum Beispiel Kaffee, Seite 20.

Der Umbruch im europäischen Osten soll ein Problem des internationalen KaffeeMarktes lösen helfen, und zwar jenes der chronischen Überproduktion, die die Preise nach unten drückt. Die Deutschen im Osten trinken beispielsweise am Tag gerade halb soviel Kaffee wie die Deutschen im Westen. Eine verstärkte Nachfrage im Osten könnte zu einer besseren Balance zwischen Angebot und Nachfrage führen und damit auch zu stabileren Preisen (siehe Abb. 3.3: Angebot und Nachfrage).20

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.3: Angebot und Nachfrage des Kaffees weltweit, vgl. Günter Neuberger, Zum Beispiel Kaffee, Seite 93.

[...]


1 vgl. Berneck Ludwig, 1964, Kaufleute erobern die Welt, Wien, Seite 79.

2 vgl. Bitterli Urs, 1992, Alte Welt - Neue Welt, München, Vorwort.

3 vgl. Bitterli Urs, 1992, Alte Welt - Neue Welt, München, Seite 21.

4 vgl. Bitterli Urs, 1992, Alte Welt - Neue Welt, München, Seite 21.

5 vgl. Waldmann Peter, 1990, Lateinamerika, Informationen zur politischen Bildung, München, Francis.

6 vgl. Waldmann Peter, 1990, Lateinamerika, Informationen zur politischen Bildung, München, Francis.

7 vgl. Microsoft Encarta 2004, Asien.

8 vgl. Berneck Ludwig, 1964, Kaufleute erobern die Welt, Wien, Seite 305.

9 vgl. Berneck Ludwig, 1964, Kaufleute erobern die Welt, Wien, Seite 307.

10 vgl. Berneck Ludwig, 1964, Kaufleute erobern die Welt, Wien, Seite 307.

11 vgl. http://www.nefkom.net/dritte-welt-laden/grundsatzprogramm.htm, 16.03.2005.

12 vgl. Neuberger Günter, 1999, Zum Beispiel Kaffee, Göttingen, Lamuv, Klappentext.

13 vgl. Schröder Rudolf, 1991, Kaffee, Tee und Kardamon, Stuttgart, Ulmer, Seite 27-30.

14 vgl. Schröder Rudolf, 1991, Kaffee, Tee und Kardamom, Stuttgart, Ulmer, Seite 27-30.

15 vgl. Schröder Rudolf, 1991, Kaffee, Tee und Kardamom, Stuttgart, Ulmer, Seite 27-30.

16 vgl. Schröder Rudolf, 1991, Kaffee, Tee und Kardamom, Stuttgart, Ulmer, Seite 27-30.

17 vgl. Schröder Rudolf, 1991, Kaffee, Tee und Kardamom, Stuttgart, Ulmer, Seite 27-30.

18 vgl. Neuberger Günter, 1999, Zum Beispiel Kaffee, Göttingen, Lamuv, Seite 18.

19 vgl. Neuberger Günter, 1999, Zum Beispiel Kaffee, Göttingen, Lamuv, Seite 18-22.

20 vgl. Neuberger Günter, 1999, Zum Beispiel Kaffee, Göttingen, Lamuv, Seite 18-22.

Fin de l'extrait de 82 pages

Résumé des informations

Titre
Fairer Handel für faire Chancen. Alternative Formen zum konventionellen Welthandel mit Kaffee, Tee und Kakao
Université
Pädagogische Akademie des Bundes in der Steiermark
Note
Sehr gut
Auteur
Année
2005
Pages
82
N° de catalogue
V61366
ISBN (ebook)
9783638548373
Taille d'un fichier
1653 KB
Langue
allemand
Mots clés
Fairer, Handel, Chancen, Alternative, Formen, Welthandel, Kaffee, Kakao
Citation du texte
Bettina Edtbauer (Auteur), 2005, Fairer Handel für faire Chancen. Alternative Formen zum konventionellen Welthandel mit Kaffee, Tee und Kakao, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61366

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