Das Nürnberger Fastnachtspiel des 15. und 16. Jahrhunderts vereint eine Fülle verschiedener Motivgruppen. Neben Sexualmotiven sticht die Fäkalmotivik besonders ins Auge. Für die sich anschließende Betrachtung ist eine Definition dessen, welche Phänomene der Begriff der Fäkalmotivik in sich birgt, unumgänglich. Festzustellen ist darum zunächst, daß der erste Wortbestandteil sich ableitet von dem der Fäkalien als - medizinisch gesehen - „der von Menschen u. Tieren ausgeschiedene Kot und Harn“1.
Erweitert man die Definition um diejenigen Dinge und Vorgänge, welche mit diesen Ausscheidungen einhergehen, so erhält man zum einen ein größeres Spektrum an Motivbestandteilen, zum anderen darf hier auch das Argument gelten, jene seien – im übertragenen Sinne - untrennbar damit verbunden. Daß diese Materie in verschiedener Hinsicht als Motiv zu dienen vermag, kann kaum bestritten werden, sehr wohl jedoch stellt sich die Frage, welche Wirkungen jene hervorrufen und insbesondere, welche sie beim Publikum hervorriefen. Dabei von heutigem Moralempfinden, so dieses überhaupt allgemeingültig formuliert werden kann, auszugehen, muß in soweit in die Irre führen, als es nur wenige Belege für das den Fastnachtspielen zeitgenössische gibt. Aus diesen schließlich herauslesen zu wollen, welche Reaktionen speziell auf die Präsentation der fäkalischen Motive folgten, muß als vermessen gelten.
Dennoch lohnt sich gewiß eine Beschäftigung gerade mit der Fäkalmotivik im Nürnberger Fastnachtspiel, zumal sie nebst sexuellen Anspielungen als eines der wichtigsten Elemente dieser Aufführungsform gilt, ob sie nun Ekel und Entrüstung2 bewirkte oder der Belustigung diente.
Inhaltsverzeichnis
- Fäkalmotivik im Nürnberger Fastnachtspiel – eine Definition
- Erscheinungsformen des Fäkalmotivs
- Der fäkalische Wortschatz
- Urin und Urinieren
- Darmentleerung und Kot
- Darmwind
- Gesäß und After
- Eigennamen fäkalischer Bedeutung
- Das dargestellte Verhalten
- Der fäkalische Wortschatz
- Wirkungsmechanismen - Ekel oder Komik?
- Ekel
- Komik
- Komik der Maẞlosigkeit und des Tabubruchs
- Komik der verbalen Beschreibung
- Komik der Darstellungsmittel
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Fäkalmotivik im Nürnberger Fastnachtspiel des 15. und 16. Jahrhunderts. Sie analysiert die verschiedenen Erscheinungsformen des Motivs und untersucht die möglichen Wirkungmechanismen, die auf das Publikum zielten. Dabei wird die Frage gestellt, ob diese Darstellungen Ekel oder Komik evozierten und welche Rolle die Fäkalmotivik in der Gesamtästhetik des Nürnberger Fastnachtspiels spielt.
- Fäkalmotivik als zentrales Motiv im Nürnberger Fastnachtspiel
- Erscheinungsformen des Fäkalmotivs in Wort und Darstellung
- Wirkungsmechanismen von Fäkalmotivik: Ekel und Komik
- Tabubruch und gesellschaftliche Kontexte im Nürnberger Fastnachtspiel
- Die Rolle der Fäkalmotivik in der Ästhetik und Bedeutung des Fastnachtspiels
Zusammenfassung der Kapitel
Fäkalmotivik im Nürnberger Fastnachtspiel – eine Definition
Das Kapitel stellt die Bedeutung der Fäkalmotivik im Nürnberger Fastnachtspiel dar und definiert den Begriff der Fäkalmotivik. Es wird deutlich, dass dieses Motiv neben Sexualmotiven eine zentrale Rolle in diesen Aufführungen spielt. Die Definition umfasst nicht nur den Ausscheidungsvorgang selbst, sondern auch alle damit verbundenen Dinge und Vorgänge. Das Kapitel stellt auch die Frage nach der Wirkung der Fäkalmotivik auf das Publikum und betont, dass eine Beurteilung aus heutiger Sicht nur eingeschränkt möglich ist.
Erscheinungsformen des Fäkalmotivs
Dieses Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Erscheinungsformen des Fäkalmotivs in den Nürnberger Fastnachtspielen. Es untersucht den fäkalischen Wortschatz, der sich in verschiedene Kategorien wie Urin und Urinieren, Darmentleerung und Kot, Darmwind und Gesäß und After einteilen lässt. Es werden Beispiele aus den Texten aufgeführt, die die unterschiedliche Verwendung des fäkalischen Wortschatzes illustrieren.
Wirkungsmechanismen - Ekel oder Komik?
Dieses Kapitel untersucht die möglichen Wirkungsmechanismen der Fäkalmotivik auf das Publikum. Es werden die beiden zentralen Aspekte Ekel und Komik analysiert. Die Komik wird dabei in verschiedene Unterkategorien eingeteilt, darunter die Komik der Maẞlosigkeit und des Tabubruchs, die Komik der verbalen Beschreibung und die Komik der Darstellungsmittel.
Schlüsselwörter
Fäkalmotivik, Nürnberger Fastnachtspiel, 15. Jahrhundert, 16. Jahrhundert, Ekel, Komik, Tabubruch, Arztspiel, Sprache, Darstellung, Wirkung, Publikum, Ausscheidungsfunktion, Körper, Moralempfinden
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- Constanze Kunze, geb. Martin (Author), 2002, Fäkalmotivik im Nürnberger Fastnachtspiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61474