Da ein Wissen um die historischen Entstehungsbedingungen eines alten Textes für das Verständnis dieses Textes unerlässlich ist, soll diese Einleitung in groben Zügen die Situation des Paulus und seiner Adressaten zur Zeit der Abfassung des Röm schildern. Der Röm ist der letzte vorliegende Brief von Paulus, wahrscheinlich abgefasst 55/56 in Korinth.1 Er ist als “Empfehlungsschreiben” anzusehen2, in dem Paulus seinen Besuch bei der ihm unbekannten römischen Gemeinde ankündigt: er plant, bis ans Ende der Welt, speziell in Spanien, zu missionieren (15,23f.28) und bittet dafür um Unterstützung. Darum stellt er sich mit seiner Theologie ausführlich vor und legt er seine Evangeliumsverkündigung, die seine umstrittene Universalität und Gesetzesfreiheit einschließt, so dar, dass er in Rom, wo das Evangelium von Tod und Auferweckung Jesu akzeptiert ist und wo er ja um Unterstützung bittet, auf Akzeptanz treffen kann. Vor dem Besuch in Rom plant er, nach Jerusalem zu reisen, um der dortigen Gemeinde die gesammelten Spenden aus Mazedonien und Achaia zu überbringen (15,25ff), wie es auf dem Apostelkonvent vereinbart worden war (Gal 2,10)3. Diese Reise ist mit zweierlei Sorge verbunden (15,30ff): Paulus ist sich unsicher, ob die Kollekte der Heidenchristen in Jerusalem angenommen wird, was ein Akt der Anerkennung gegenüber den von ihm gegründeten Gemeinden, eine Demonstration der Einheit der Kirche aus Juden und Heiden, wäre. Er rechnet mit der Ablehnung, weil der Einfluss judaistischer Gegner in Jerusalem besonders groß ist. Und er rechnet mit Gefahr für sein Leben - wie wir heute wissen, waren seine Sorgen berechtigt: in Jerusalem fällt er zunächst seinen jüdischen Gegnern in die Hände und war von da an in der Gewalt der römischen Justiz4. Dies ist als Hintergrund für das Verständnis von Röm 13,8-10 deshalb wichtig, weil der Vorwurf an Paulus lautet, dass er den Abfall vom Gesetz lehrt5. Da er auch in Rom mit dem Einfluss judaistischer Gegner rechnen musste6, ist er im Röm darauf bedacht, zu zeigen, dass dies so nicht richtig ist7.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Übersetzungsvergleich
- Kontext und Abgrenzung der Texteinheit
- Aufbau des Textes
- Formgeschichte
- Bedeutungsträger des Textes
- Der Begriff der Agape
- Der Begriff des Nomos
- Die Gültigkeit des Gesetzes
- Der Umfang des Gesetzes
- Die Intention des Textes
- Traditionsgeschichtliches zur Zusammenfassung des Gesetzes
- Die rabbinische Tradition
- Das jesuanische Doppelgebot
- Ergebnisse der Exegese
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Text Röm 13,8-10 und beleuchtet die darin beschriebene Beziehung zwischen Gesetz und Liebe. Die Untersuchung konzentriert sich auf die exegetische Analyse des Textes und die Interpretation der Intention des Autors, Paulus.
- Die Bedeutung der Agape im Kontext von Röm 13,8-10
- Die Bedeutung des Nomos in der Paulusbriefliteratur
- Die Beziehung zwischen Gesetz und Liebe in der frühchristlichen Tradition
- Die Interpretation von Röm 13,8-10 im Lichte der historischen Entstehungsbedingungen
- Die Interpretation von Röm 13,8-10 im Lichte der rabbinischen Tradition
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die historischen und theologischen Hintergründe des Röm 13,8-10 dar und führt in die Thematik des Gesetzes und der Liebe ein.
- Der Übersetzungsvergleich analysiert verschiedene Bibelübersetzungen des Textes und diskutiert die Bedeutung unterschiedlicher Übersetzungen für die Exegese.
- Die Kapitel über Kontext und Abgrenzung der Texteinheit, sowie Aufbau und Formgeschichte bieten eine detaillierte Analyse der Textstelle.
- Der Abschnitt "Bedeutungsträger des Textes" untersucht die Bedeutungen der Begriffe "Agape" und "Nomos" im Kontext von Röm 13,8-10.
- Die Intention des Textes wird in einem eigenen Kapitel beleuchtet und die frühchristliche und rabbinische Tradition im Zusammenhang mit der Zusammenfassung des Gesetzes erörtert.
Schlüsselwörter
Röm 13,8-10, Paulus, Gesetz, Liebe, Agape, Nomos, Exegese, Traditionsgeschichte, Rabbinische Tradition, Jesuanisches Doppelgebot, Frühchristliche Tradition
- Citar trabajo
- Felix Denschlag (Autor), 2006, Die Erfüllung des Gesetzes - Exegese zu Röm 13,8-10, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61528