Zu: "Von Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben" von Friedrich Nietzsche


Seminararbeit, 2006

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.1 Einleitung
1.2 Skizzierung der Philosophie Nietzsches

2. Inhalt der Begriffe: Historisch, Unhistorisch, Überhistorisch
2.1 Historisch
2.2 Unhistorisch und Überhistorisch
2.3 Leben, Glück, Historie
2.4.1 Tier - Unhistorisches Wesen, glückliches Wesen
2.4.2 Mensch - Historisches Wesen, Kulturwesen
2.5 Plastische Kraft

3. Wesen und Funktion der Historie
3.1 Beurteilung der Historie (memoria) als rationale Leistung
3.2 Der Dunstkreis des Unhistorischen wird zum Horizont des rationalen Menschen
3.3 Erste Schlussfolgerung durch Gliederung der Betrachtungsweise - Drei Arten der Historie

4. Die drei Arten der historischen Betrachtung
4.1.1 Monumentale Historie - Die Wirkungsgeschichte
4.1.2 Das Wesen des Monumentalen
4.1.3 Ziel der monumentalen Historie
4.1.4 Nutzen der monumentalen Historie
4.1.5 Nachteil der monumentalen Historie
4.2 Antiquarische Historie
4.2.1 Das Wesen der antiquarischen Historie
4.2.2 Nutzen der antiquarischen Historie
4.2.3 Nachteil der antiquarischen Historie
4.3 Kritische Historie
4.3.1 Das Wesen der kritischen Historie
4.3.2 Nutzen - Korrektur der ersten beiden Arten der Historie
4.3.3 Nachteil der kritischen Historie
4.4 Konsens der drei Arten der Historie und der Begriff: Überhistorisch

5. Historie als Wissenschaft

6.2 Historische Krankheit: Hegels Universalgeschichte

7. Literaturangaben

1.1 Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit Nietzsches zweiter unzeitgemäßen Betrachtung “Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben.” Nietzsches Grundargumentation läuft darauf hinaus, dass ein Übermaß von Anlehnung an die Historie für den Menschen schädlich sei, da sich die Unmittelbarkeit des Lebens und das historische Wissen konträr gegenüber stehen. Mit der Unmittelbarkeit des Lebens meint Nietzsche das Unhistorische (das Vergessen), und mit dem historischen Wissen, die Erinnerung an das Vergangene. Die Historie müsse immer im Dienste des Lebens stehen, da sie sonst krank mache. Die “zweite unzeitgemäße Betrachtung” war, wie alle Frühwerke Nietzsches, durch die Auseinandersetzung mit der Kultur, Bildung und Geschichtswissenschaft seiner Zeit geprägt.

Die Arbeit beginnt mit einer kurzen Skizzierung der Philosophie Nietzsches und der Darstellung seiner Grundannahme, dass hauptsächlich der Wille zur Macht den Menschen kennzeichne. Nietzsches Begriffe des Historischen, Unhistorischen und Überhistorischen werden besprochen und bestimmt. Anhand von Martin Heideggers Interpretation Nietzsches, wird dessen Antropologie besprochen. Das Tier wird als unhistorisches Wesen gesehen. Der Mensch hat, als animal rationale, im Gegensatz zum Tier einen Bezug zum Vergangenen und kann dadurch Kultur schaffen. Ebenso kann der Mensch aber an der Erinnerung an das Vergangene leiden und zugrunde gehen. Nietzsche spricht von einer plastischen Kraft, die als formgebende Kraft interpretiert wird, die die Erinnerung oder geschichtliche Betrachtungsweise, je nach Bedürfnis, so formt, dass es dem Leben nutzt.. Die Geschichte wird zwar als unveränderlich angesehen, aber nicht die Erinnerung an das Geschehene. Sie ist eine rationale Leistung und verrechnet das Erinnerte nach Nutzen und Nachteil. Die Erinnerung ist plastisch und die plastische Kraft bestimmt, wie die Verformung zu geschehen hat, damit sie dem Leben dient. Dadurch leiten sich die drei Arten der Geschichtsbetrachtung ab. Die monumentale-, antiquarische- und kritische Betrachtungsweise geschieht nach dem Maße, wie Geschichtsbetrachtung geformt werden muss, um dem Leben zu dienen. Diese drei Motive zusammen wirken als Kausalitätskette überhistorisch, so wie auch die Religion für Nietzsche überhistorisch ist. Nietzsche trennt ganz bewusst die Kausalitätskette von Ursache und Wirkung in der Geschichtsbetrachtung, da sonst doch nur erkannt würde, dass sich alles wiederhole und nichts einen Wert habe, an dem man sich orientieren könne. Durch die Aufspaltung von Ursache und Wirkung kann die Geschichte so gesehen werden, dass sie dem Leben nützt. Wahrhaftigkeit ist also nebensächlich, nur ihr Nutzen ist für Nietzsche von Bedeutung. Die Arbeit endet mit der Darstellung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der teleologischen Geschichtsauffassung und der universalen Geschichtskonstruktion im 19. Jahrhundert.

1.2 Skizzierung der Philosophie von Nietzsche

Friedrich Nietzsche (1844 - 1900) hat von allen deutschen Philosophen den schlechtesten Ruf. Bekannt ist er als Atheist und Nihilist, mit Aussagen im “Zarathrusta”, dass Gott tot sei. Dass das Dasein so ist, wie es ist, ohne Sinn und Ziel und dass es ohne ein Finale ins Nichts gehe. Nietzsche glaubte an die ewige Wiederkunft des gleichen und als Skeptiker verwarf er (anders als Hegel oder Marx) den Glauben an Fortschritt und Vernunft. Nietzsche trat für eine Gesellschaftsordnung ein, in der eine Elite vornehmer und heroischer Menschen herrscht, die sich, aufgrund ihrer Stärke, eine eigene Gerechtigkeit schaffen und die “Schwachen” für ihre eigenen Zwecke missbrauchen. Nietzsche gehört zu den Begründern der Lebensphilosophie (Existentialismus). Er glaubte, dass der Wille und nicht die Vernunft den Menschen kennzeichne. Diesen Willen, sieht Nietzsche, als Lebenskraft, der im Willen zur Macht gipfelt. Durch diesen Willen wird der Mensch zum wahren Mensch, zum Übermenschen. Nietzsches Philosophie hat das Glück weniger Starker im Blickfeld, d.h. Menschen mit Mut, Energie und Durchsetzungsvermögen. Den christlichen Gedanken des Mitleids verwirft er, denn das Mitleiden bewahrt, nach Nietzsche, nur was zum Untergange reif ist. So verachtet er das Christentum mit seiner “Sklavenmoral” sowie den aufstrebenden Sozialismus. Ein Organisieren der Schwachen und Minderwertigen, führe dazu, dass sie den Starken überlegen seien. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen gehöre nach Nietzsche zum Wesen des Lebendigen und sei eine unabänderliche Folge, die aus dem Willen zur Macht entstünde (vgl: P.H. Koester S. 204).

Nach dem Studium der Philologie und Theologie in Bonn und Leipzig erhielt Nietzsche 1869 eine Berufung zum Professor der klassischen Philologie in Basel. Seine frühen Werke sind durch die Auseinandersetzung mit Kultur, Bildung und Geschichtswissenschaft geprägt. In der zweiten unzeitgemäßen Betrachtung skizziert Nietzsche den potentiellen Schaden für den Menschen, der durch eine übermäßige Orientierung am Vergangenen entstehen kann. Nietzsche greift den klassischen Bildungsbetrieb und übertriebenen “Historismus” seiner Zeit heftig an. In der vehementen Kritik liegt die “Unzeitgemäßigkeit” dieser Betrachtung, denn auf die “historische Bildung” waren Nietzsches Zeitgenossen besonders stolz. Die Geschichtswissenschaft sowie die Philologie wurden damals quasi als “Königsdisziplinen” der Wissenschaften vergöttert.

2. Inhalt der Begriffe: Historisch, Unhistorisch, Überhistorisch

2.1 Historisch

Mit dem Begriff Historie meint Nietzsche, ganz allgemein, das Gedankenleben, im Gegensatz zum Instinktleben. Das Erkennen des Vergangenen, das Wissen vom Gewesenen steht im Gegensatz zur vollen Lebenskraft des Gegenwärtigen und Werdenden (vgl.: Lou Andreas-Salomé S. 63) . Historie ist für Nietzsche das “Sich Erinnern”. Mit Historie kann daher die Geschichte gemeint sein, als das eigentlich Geschehene (res gestae), die Erinnerung (memoria) die Geschichtsschreibung, also die Erzählung des eigentlich Geschehene (historia rerum gestarum) und ebenso, die Geschichtswissenschaft. Synonyme Begriffe zur Historie, wie Geschichte, Erinnerung, werden von Nietzsche stilistisch gebraucht und können die oben genannten Bedeutungen haben. Zur klareren Differenzierung setzte ich jeweils die lateinischen Begriffe in Klammern hinter den Begriff Historie . Memoria steht immer für das allgemeine “Sich Erinnern”.

2.2 Unhistorisch und Überhistorisch

Unhistorisch ist das “Vergessen”. Dieses Vergessen ist eine Kunst und eine Kraft. Für das Tier selbstverständlich, ist es für den Menschen, mit der Fähigkeit des “Sich Erinnerns”, eine Leistung, da die Erinnerung dominant und machtvoll sein kann (vgl.: KSA I S.330).

Überhistorisch ist für Nietzsche eine Macht, die in der Lage ist, ihren Blick von der Vergangenheit und Zukunft abzulenken. Es hat den Charakter eines Ewigen und Gleichbedeutenden. Dies findet sich in der Religion oder in der Kunst.

2.3 Leben, Glück und Historie

Der Mensch besitzt die Fähigkeit sich zu erinnern. Darin unterscheidet er sich vom Trier. Das Tier ist im Augenblick gebunden (Vgl. KSA S. 246 ff.) und geht in der Gegenwart auf. Das Nichtwissen was Heute und Gestern ist, ist für Nietzsche eine Art Glück.

“Das kleinste Glück, wenn es nur ununterbrochen da ist und glücklich macht, ist ohne Vergleich mehr Glück, als das grösste, das nur als Episode (...) kommt” (KSA S. 250 ).

Dadurch dass das Tier ständig vergisst, geht es in der Gegenwart (in der Zeit) auf.

2.4.1 Das Tier - Unhistorisches Wesen, glückliches Wesen

Das Tier ist durch das Vergangene “unbedrängt” und als solches unhistorisch, wobei in ihm das “Frühere” in Form des Instinktes waltet. Das Tier trägt die Historie als Instinkt in sich. Die bewährte “Erfahrung” hat das Tier verinnerlicht und es handelt danach.

Auch der Mensch hat noch solche Instinkte aber in der Dominanz der ratio sieht Nietzsche die Gefahr, dass die menschlichen Instinkte weiter verkümmern.

Der Mensch ist nach Nietzsche neidisch auf das Tier. Nicht weil er kein Tier ist, sondern weil er sich das “Glück” nicht von selbst macht.

2.4.2 Der Mensch - Historisches Wesen, Kulturwesen

Die Fähigkeit der Erinnerung und die rationale Fähigkeit, diese Erinnerung, für sein Leben umzusetzen, befähigt den Menschen, Kultur zu schaffen. Erst dadurch, dass der Mensch denkt, überdenkt, vergleicht, trennt und zusammenschließt, wird jene umschließende “Dunstglocke” des Unhistorischen ein “blinkender Lichtschein” (vgl.: KSA I S.250). Der Mensch wird dadurch zum Menschen, weil er die Kraft aufbringt, aus dem Geschehenen wieder Geschichte zu machen. Die Kraft des Menschen misst sich an dem Maß des Historischen: an dem, was er verträgt und dem, was ihn besiegt (vgl.: Lou Andreas Salomé, S. 66).

Gefahr sieht Nietzsche darin, dass die Erinnerung und kollektive Aufzeichnungen (Geschichtsschreibung) eine Last darstellen. Wird die Last zu groß, wird die Lebensfähigkeit eines Volkes gehemmt. Der Mensch wird vom Historischem bedrängt, kann ihm ausgeliefert sein und muss sich dagegen anstemmen. Wichtig ist daher auch vergessen zu können.

Es gibt einen Grad von Schlaflosigkeit, von Wiederkäuen, von historischem Sinne, bei dem das Lebendige zu Schaden kommt und zuletzt zu Grunde geht, sei es ein Mensch oder ein Volk oder eine Kultur (KSA I, S. 250).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Zu: "Von Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben" von Friedrich Nietzsche
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V61536
ISBN (eBook)
9783638549714
Dateigröße
374 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit bezieht sich auf die Interpretationen von Martin Heidegger und Lou Andreas Salomé
Schlagworte
Nutzen, Nachteil, Historie, Leben, Friedrich, Nietzsche
Arbeit zitieren
Dipl.-Sozialarbeiter (FH) Michael Büschken (Autor:in), 2006, Zu: "Von Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben" von Friedrich Nietzsche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61536

Kommentare

  • Gast am 12.5.2016

    Schreibfehler in der Arbeit. Oft zusammenhangslos, keine nachvollziehbare Argumentation.

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Titel: Zu: "Von Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben" von Friedrich Nietzsche



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