Mögliche Schwierigkeiten zwischen Integration und Anerkennung


Dossier / Travail, 2005

18 Pages, Note: 2,0


Extrait


Gliederung

1. Einleitung

2. Sozialisation
2.1. Mediensozialisation

3. Sozialbeziehung
3.1. Emotionale Beziehungen und Selbstwertentwicklung
3.2. Moralische Anerkennung
3.3. Entwicklung individueller Persönlichkeit

4. Integration
4.1. Bildung
4.2. Schulische Integration
4.3. Verhinderung von Integration

5. Fazit: Bedeutung für Integration

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In den 90er Jahren begann eine Diskussion über Beziehungsarbeit und damit wurden Modernisierungen. Dialog, Entwicklung, Atmosphäre, Respekt und Anerkennung zum Gegenstand dieser Diskussion. Orte für diese gesellschaftlichen und biographischen Entwicklungsprozesse sind die Kinder- und Jugendhilfe und Schulen. Die Hauptrolle spielen dabei die Kinder, Jugendlichen und Pädagogen. Nun ist hier, nach Hafeneger, eine Pädagogik gefordert, die mit Anerkennung von Autonomie auf zukunftsoffene und selbstbestimmungsfähige Menschen setzt (vgl. Hafeneger 2001). Die Thematisierung ab Mitte der 90er Jahre bezeichnet unterschiedliche Betrachtungsweisen und Problemstellungen und diese geraten in die Diskussion, weil das Gleichgewicht von Gesellschaft und Pädagogik aufgrund struktureller Veränderungen sich umformt und gefährdet ist.

In dieser Arbeit möchte ich mich nun, darauf aufbauend, mit der Thematik beschäftigen, wo die Schwierigkeiten der Integration liegen (könnten) und inwieweit die Anerkennung dabei wichtig ist. Über verschiedene Ansatzpunkte möchte ich versuchen den wichtigkeitsgrad der Anerkennung und die Integrationsmöglichkeiten in Verbindung zu bringen, um zu einer Lösung zu gelangen. Im Schwerpunkt werde ich mich bei einigen Ausführungen jedoch auf die schulische Integration von behinderten Menschen beschränken.

Außerdem bitte ich zu berücksichtigen, dass ich zum leichteren Verständnis, beim Lesen, lediglich maskuline Formulierungen verwand habe.

2. Sozialisation

Um sich „normal“ verhalten zu können, müssen die Wert- und Normvorstellungen der Gesellschaft oder Gruppe, in der man sich befindet, erlernt werden. In unserer Gesellschaft befindet sich eine Vielzahl von Gruppen unterschiedlicher Menschen – seinen es behinderte Menschen, alkoholabhängige Menschen, Analphabeten, sozial schwächere Familien oder andere Gruppen – und keines der einzelnen Mitglieder dieser Gesellschaft steht dieser Vielzahl von Gruppen neutral gegenüber. Im Rahmen der jeweiligen sozialen Einstellung wird mit, positiv oder negativ, bewertet. Solche Einstellungen prägen sich im Verlauf der Sozialisation aus.

Jeder Mensch lernt allmählich, welche Verhaltensweisen erwünscht sind und welche vermieden werden sollten. Kinder halten sich zunächst erstmal nur an Gebote und Verbote und später werden diese Vorschriften so verinnerlicht, dass sich ein Gewissen bildet. In diesem Sinne bedeutet Sozialisation letztlich die Formierung des Gewissens, wobei die äußeren Verhaltensweisen verinnerlicht werden. Jedoch ist der Einzelne nicht nur ein soziales Wesen, das sich den anderen zu unterwerfen hat, sondern stellt ein Individuum mit einer einmaligen, unverwechselbaren Persönlichkeit dar. (vgl. Weber 1987). „Dieses Personsein bewirkt, dass der Mensch niemals als bloßes Mittel gebraucht werden darf, sondern eine eigene Würde besitzt“ (Weber 1987, 90). Der Prozess der Subjektbildung und Subjektwerdung, in dessen Verlauf der Mensch lernt, sich als Individuum zu begreifen und sich selbst zu akzeptieren, ist die Entwicklung einer individuellen Persönlichkeit.

2.1. Mediensozialisation

Pädagogik befindet sich durch strukturelle Veränderungen und besonders durch die Dominanz von Technologie und Ökonomie im Wandel, und ist in Gefahr seine Bedeutung und seinen Wert zu verlieren.

Aufgrund dieser vielen Veränderungen, sind in der Persönlichkeitsentwicklung der jungen Generation, die Bedeutung und das Ausmaß der Mediensozialisation zu beachten, denn ein Gesichtspunkt unter vielen ist hier, dass in privaten Haushalten die Konfrontation mit Medien bereits sehr früh beginnt. „Bevor Kinder sprechen können und in die Schule kommen sind sie medien- bzw. fernsehsozialisiert“ (Hafeneger 2002, 57), weil sie mit Bildern, beispielsweise durch das Fernsehen, überfüttert werden. Kinder und Eltern unternehmen weniger gemeinsam. Sie sitzen vor dem Fernsehgerät, isolieren sich mehr und mehr, und die Familienmitglieder vereinsamen so innerlich. Bei mind. 10% der Familien lief selbst vor Jahrzehnten bereits beim Essen das Fernsehgerät. (Furian, Maurer 1984). Wenn Kinder also das Bedürfnis nach Nähe haben, ist dieses eben nur vor dem Fernseher möglich. Kindern bleibt förmlich gar nichts anderes übrig, als mit ihren Eltern gemeinsam fernzusehen. Es stehen nicht mehr die üblichen Kommunikationsformen und Erzählungen, Weitergaben, Eigenarten, Kenntnisse und soziale Beziehungen für die mentalen Bilder und für die Aneignungen von Realität im Vordergrund. Denn mit dem steigenden Medienkonsum entfernen sich die Kinder immer mehr von einer eigenständigen Beherrschung ihrer inneren bildlichen Vorstellungskraft (ihres psychischen Apparates). So werden die Kinder, in ihrer Entwicklung, in eine Art Abhängigkeit mit den Medien gebracht.

3. Sozialbeziehung

Als Reaktion auf diese strukturellen Veränderungen und Erfahrungen unter Kindern und Jugendlichen - neben dem Kampf um Autonomie - gibt es gleichzeitig auch eine Suche nach Personen, nach Bindungen, Bestätigung und Gebrauchtwerden (vgl. Seifert, 1998). In dieser kulturellen unübersichtlichen Kombination unterschiedlicher, zum Teil auch widersprüchlicher Situationen und Bedingungen gehört es unter anderem zu der geradezu altmodischen Aufgabe der Pädagogen, sich auf ein „pädagogisches Verhältnis“ einzulassen. In dem sich beide Seiten, Jugendliche und Pädagogen, respektieren, achten und anerkennen. (vgl. Hafeneger 2002).

Respekt, Achtung und Anerkennung sind (lt. Giesecke 1997) mit Aspekten, wie Vertrauen, Verständigung, Aushandlung, Arbeitsbündnis und pädagogischer Sozialbeziehung, mit angesprochen.

“Was immer an Zielen der Erziehung und Unterrichtung und an dafür geeignetem methodischem Repertoire erdacht werden mag – alles muss schließlich über diese Beziehung, also durch persönliche Vermittlung transportiert werden. Immer geht es darum, das Menschen unmittelbar auf andere Menschen einwirken, um zu erreichen, was sie sich vorgenommen haben“ (Giesecke 1997, 16).

Jugendliche suchen Pädagogen nicht nur in ihrer beruflichen Rolle auf, sondern auch als einfache Menschen. Jugendliche suchen sich die Menschen, an denen sie sich orientieren können und von denen sie lernen können oder von denen sie sich auch abgrenzen können (vgl. Böhnisch 1998). Insbesondere jedoch um sich später auch von ihren eigenen Eltern abnabeln zu können, sind andere Erwachsene, beispielsweise als Vorbilder, nötig (vgl. Müller 1996).

Durch Medien wiederum entstehen oftmals andere Vorbilder und Idole, die als Ersatz einer Bezugsperson Geltung bekommen. Im Kleinkindalter können das Figuren aus Zeichentrickserien/ -filmen sein und im pubertierendem Alter vielleicht besondere Schauspieler, Popstars oder gewaltverherrlichende Figuren.

3.1. Emotionale Beziehungen und Selbstwertentwicklung

Wie bedeutsam die Herstellung positiver emotionaler Beziehungen ist, wurde in Deutschland durch die Forschungen von Tausch/ Tausch bekannt. Es zeigte sich, dass Wertschätzung und Verständnis beim Aufbau positiver emotionaler Beziehungen im Mittelpunkt stehen. Diese Wertschätzung lässt sich beispielsweise von Eltern und Pädagogen verbal, wie auch nonverbal übermitteln, durch Warmherzigkeit, Höflichkeit, Geduld, Achtung, Toleranz, Hilfe, Ermutigung und Partnerschaft. Wertschätzung ist jedoch nicht möglich, ohne Akzeptanz, Annahme und Anerkennung. (vgl. Tausch/ Tausch 1991)

Nach Seifert (1998) ist es für die Selbstwertentwicklung Jugendlicher enorm wichtig, dass sie als individuelle Persönlichkeit akzeptiert und auch anerkannt werden. Gegenseitiger Respekt, Achtung und Anerkennung gehört jedoch zu den Grundproblemen pädagogischen Handelns. „Soziale Achtung und Wertschätzung sowie Respekt vor einer Person in ihrem Gewordensein, mit ihren Eigenschaften und Fähigkeiten ist eine kognitive und moralische Herausforderung“ (Hafeneger 2002, 55).

Nicht die direkte, sondern eher die indirekte Form emotionaler, liebevoller Zuwendung und Anerkennung gelten als Grundlage jeglicher professionellen Arbeitsweise eines Pädagogen, beispielsweise in Form von positiver, offener, interessierter und freundlicher Haltung. Dies setzt ein großes gegenseitiges Vertrauen voraus. Vertrauen kann jedoch nicht einfach abverlangt werden, darauf muss hingearbeitet werden. Gelingen Prozesse zum Vertrauensaufbau nicht, „…dann liegen weitere emotionale Anerkennungsprobleme nahe: Verletzungen in Form von Angst, Verunsicherung, Hilflosigkeit und Entwertung werden in Beziehungsverhältnissen, die durch Misstrauen geprägt sind, wahrscheinlicher.“ (vgl. Helsper/ Lingkost 2002, 133).

[...]

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Mögliche Schwierigkeiten zwischen Integration und Anerkennung
Université
niversity of Applied Sciences Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Oldenburg
Cours
Sozialphilosophische Anerkennungskonzeptionen und ihre Bedeutung für die soziale Arbeit
Note
2,0
Auteur
Année
2005
Pages
18
N° de catalogue
V61575
ISBN (ebook)
9783638550062
ISBN (Livre)
9783656561866
Taille d'un fichier
492 KB
Langue
allemand
Mots clés
Mögliche, Schwierigkeiten, Integration, Anerkennung, Sozialphilosophische, Anerkennungskonzeptionen, Bedeutung, Arbeit
Citation du texte
Anke Hartwig (Auteur), 2005, Mögliche Schwierigkeiten zwischen Integration und Anerkennung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61575

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