„Der Welt Wagen und Pflug sind Lug und Betrug“ schrieb Georg Paul Hönn bereits im Jahre 1720 in seinem „Betrugs-Lexicon“. Aber vor allem in den letzten Jahren scheint Wirtschaftskriminalität ein akutes gesamtgesellschaftliches Problem mit großen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen geworden zu sein.
Es ist mittlerweile fast zur Normalität geworden, dass nahezu regelmäßig Aufdeckungen von Betrugsfällen großer namhafter nationaler und internationaler Unternehmen in der Presse erscheinen. Die Liste umfasst dabei Unternehmen wie den „Baulöwen“ Jürgen Schneider (1994), Bremer Vulkan (Schiffbau, 1996), Flowtex (Bohrsysteme, 2000), den Baukonzern Philipp Holzmann (2002), Hugo Boss (Herrenmode, 2002) und MLP (2002) in Deutschland, Parmalat (Milch- und Nahrungsmittel, 2003) in Italien sowie Enron (Energiehandel, 2001), WorldCom (Telekommunikation, 2002), den Pharmakonzern Merck (2002) und den Medienkonzern AOL Time Warner (2002) in den USA.
Das Ergebnis einer von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in 2003 durchgeführten Umfrage zum Thema Wirtschaftskriminalität unter 1.000 Unternehmen in Deutschland zeigt, dass in den zurückliegenden drei Jahren etwa zwei Drittel der befragten Unternehmen Opfer von Wirtschaftskriminalität wurden, über 70 % Wirtschaftskriminalität als ein ernsthaftes Problem sehen und vier von fünf Unternehmen davon ausgehen, dass das Ausmaß wirtschaftskrimineller Handlungen in Zukunft weiter ansteigt. Im Vergleich zu den 1997 und 1999 durchgeführten Umfragen gleichen Inhaltes zeigt sich im Zeitverlauf ein Anstieg der Ergebnisse dieser Bereiche. Erschreckend dabei ist besonders, dass entsprechend der Umfrage in 2003 44 % der wirtschaftskriminellen Handlungen nur durch Zufall aufgedeckt wurden, während es 1999 nur 16 % und 1997 sogar nur zehn Prozent waren.
Die wichtigste Form wirtschaftskrimineller Delikte ist dabei die Veruntreuung von Vermögensgegenständen bzw. Vermögensschädigungen durch Mitarbeiter wie Diebstahl, unerlaubte Nutzung von Unternehmensressourcen und Spesenbetrug. Daneben sind aber in jedem fünften Unternehmen vor allem auch Bilanzmanipulationen zu verzeichnen, die von Personen der Unternehmensführung begangen werden. Sie nehmen zwar in Höhe von sieben Prozent nur einen geringen Anteil am festgestellten Täterkreis ein, verursachen aber 57 % des finanziellen Gesamtschadens wirtschaftskrimineller Handlungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hinführung zum Thema
- Erkenntnisinteresse
- Methodisches Vorgehen
- Was sind Bilanzmanipulationen?
- Einordnung der Bilanzmanipulationen in den Bereich der Wirtschaftskriminalität
- Der Begriff der Wirtschaftskriminalität
- Systematisierung der Wirtschaftskriminalität
- Bilanzmanipulationen
- Der Begriff
- Arten
- Allgemein
- Darstellungsfälschungen
- Ergebnisfälschungen
- Zwischenfazit
- Akteure
- Motivation
- Ziele, Konsequenzen und Geschädigte
- Die Verantwortlichkeit des Wirtschaftsprüfers zur Aufdeckung von Bilanzmanipulationen im Rahmen der Jahresabschlussprüfung
- Der Jahresabschluss und seine Zielsetzung
- Die Verantwortung der Jahresabschlussprüfung
- Gesetzliche Vorschriften
- Konkretisierung der gesetzlichen Vorschriften durch das Institut der Wirtschaftsprüfer
- Erwartungen der Öffentlichkeit – Die Erwartungslücke
- Möglichkeiten zur Aufdeckung von Bilanzmanipulationen im Rahmen der Jahresabschlussprüfung
- Der Prüfungsprozess
- Berücksichtigung der Möglichkeit von Bilanzmanipulationen im Prüfungsprozess
- Die Auftragsannahme
- Die Prüfungsplanung
- Die Prüfungsdurchführung
- Die Prüfungshandlungen
- Arten von Prüfungshandlungen und ihre Vorgehensweise
- Systematisierung der Prüfungshandlungen
- Die Risikobeurteilung
- Systematisierung des Prüfungsrisikos
- Die Vorgehensweise zur Beurteilung des inhärenten Risikos
- Die Vorgehensweise zur Beurteilung des Kontrollrisikos
- Zwischenfazit
- Funktionsprüfungen
- Aussagebezogene Prüfungshandlungen
- Allgemein
- Analytische Prüfungshandlungen
- Einzelfallprüfungen
- Grenzen der aussagebezogenen Prüfungshandlungen zur Aufdeckung von Bilanzmanipulationen
- Die Berichterstattung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Verantwortlichkeit von Wirtschaftsprüfern bei der Aufdeckung von Bilanzmanipulationen im Rahmen der Jahresabschlussprüfung. Ziel ist es, die gesetzlichen Vorgaben, die Praxis der Wirtschaftsprüfung und die Möglichkeiten zur effektiven Aufdeckung solcher Manipulationen zu analysieren.
- Definition und Arten von Bilanzmanipulationen
- Gesetzliche und berufsrechtliche Verantwortlichkeiten von Wirtschaftsprüfern
- Möglichkeiten und Grenzen der Prüfungsmethoden zur Aufdeckung von Bilanzmanipulationen
- Risikobeurteilung und Prüfungsplanung im Kontext von Bilanzmanipulationen
- Erwartungen der Öffentlichkeit und die Erwartungslücke
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Bilanzmanipulationen und die Verantwortung des Wirtschaftsprüfers ein. Sie definiert das Erkenntnisinteresse der Arbeit und beschreibt das methodische Vorgehen. Es wird die Relevanz des Themas im Kontext der Wirtschaftskriminalität herausgestellt und der Rahmen der Arbeit abgesteckt.
Was sind Bilanzmanipulationen?: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Definition von Bilanzmanipulationen, ordnet sie in den Kontext der Wirtschaftskriminalität ein und differenziert zwischen verschiedenen Arten von Manipulationen, wie Darstellungs- und Ergebnisfälschungen. Es werden die beteiligten Akteure, ihre Motivationen und die daraus resultierenden Konsequenzen für Geschädigte detailliert analysiert. Das Kapitel legt die Grundlage für die spätere Auseinandersetzung mit der Verantwortung des Wirtschaftsprüfers.
Die Verantwortlichkeit des Wirtschaftsprüfers zur Aufdeckung von Bilanzmanipulationen im Rahmen der Jahresabschlussprüprüfung: Dieses Kapitel beleuchtet die rechtlichen und berufsrechtlichen Pflichten des Wirtschaftsprüfers bei der Aufdeckung von Bilanzmanipulationen. Es analysiert die gesetzlichen Vorschriften und deren Konkretisierung durch das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW). Besonders relevant ist die Diskussion um die Erwartungen der Öffentlichkeit und die potenzielle Erwartungslücke zwischen den tatsächlichen Möglichkeiten der Prüfung und den Erwartungen an die absolute Sicherheit des Jahresabschlusses.
Möglichkeiten zur Aufdeckung von Bilanzmanipulationen im Rahmen der Jahresabschlussprüfung: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die praktischen Möglichkeiten, Bilanzmanipulationen im Rahmen der Jahresabschlussprüfung aufzudecken. Der Prüfungsprozess wird Schritt für Schritt analysiert, von der Auftragsannahme über die Prüfungsplanung und -durchführung bis hin zur Berichterstattung. Es werden verschiedene Prüfungshandlungen, ihre Systematisierung, die Risikobeurteilung und ihre Grenzen im Hinblick auf die Aufdeckung von Bilanzmanipulationen detailliert dargestellt.
Schlüsselwörter
Bilanzmanipulationen, Wirtschaftsprüfung, Jahresabschlussprüfung, Wirtschaftskriminalität, Verantwortlichkeit, Prüfungshandlungen, Risikobeurteilung, gesetzliche Vorschriften, IDW, Erwartungslücke.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Bilanzmanipulationen und die Verantwortung des Wirtschaftsprüfers
Was ist der Gegenstand der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Verantwortung von Wirtschaftsprüfern bei der Aufdeckung von Bilanzmanipulationen während der Jahresabschlussprüfung. Sie analysiert die gesetzlichen Vorgaben, die praktische Anwendung der Wirtschaftsprüfung und die Möglichkeiten zur effektiven Aufdeckung solcher Manipulationen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Definition und Arten von Bilanzmanipulationen, gesetzliche und berufsrechtliche Verantwortlichkeiten von Wirtschaftsprüfern, Möglichkeiten und Grenzen der Prüfungsmethoden zur Aufdeckung von Bilanzmanipulationen, Risikobeurteilung und Prüfungsplanung im Kontext von Bilanzmanipulationen sowie die Erwartungen der Öffentlichkeit und die daraus resultierende Erwartungslücke.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Bilanzmanipulationen, ein Kapitel zur Verantwortung des Wirtschaftsprüfers, ein Kapitel zu den Möglichkeiten der Aufdeckung von Bilanzmanipulationen und ein Schlusskapitel (implizit durch Zusammenfassung). Die Einleitung beschreibt das Erkenntnisinteresse und die Methodik. Das Kapitel über Bilanzmanipulationen definiert diese, ordnet sie in die Wirtschaftskriminalität ein und beschreibt verschiedene Arten, Akteure und Konsequenzen. Das Kapitel zur Verantwortung des Wirtschaftsprüfers beleuchtet die rechtlichen und berufsrechtlichen Pflichten. Das Kapitel zu den Aufdeckungsmöglichkeiten analysiert den Prüfungsprozess detailliert, inklusive Risikobeurteilung und verschiedenen Prüfungshandlungen.
Welche Arten von Bilanzmanipulationen werden unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Bilanzmanipulationen, darunter Darstellungsfälschungen und Ergebnisfälschungen. Diese werden detailliert erläutert.
Welche gesetzlichen und berufsrechtlichen Vorschriften sind relevant?
Die Arbeit analysiert die gesetzlichen Vorschriften und deren Konkretisierung durch das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) bezüglich der Verantwortung des Wirtschaftsprüfers bei der Aufdeckung von Bilanzmanipulationen.
Welche Prüfungsmethoden werden zur Aufdeckung von Bilanzmanipulationen eingesetzt?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Prüfungshandlungen, wie Funktionsprüfungen und aussagebezogene Prüfungshandlungen (analytische Prüfungen, Einzelfallprüfungen), und analysiert deren Systematisierung, Vorgehensweise und Grenzen bei der Aufdeckung von Bilanzmanipulationen. Die Risikobeurteilung spielt dabei eine zentrale Rolle.
Welche Rolle spielt die Risikobeurteilung?
Die Risikobeurteilung ist ein zentraler Bestandteil des Prüfungsprozesses und wird in der Arbeit detailliert beschrieben. Sie umfasst die Beurteilung des inhärenten und des Kontrollrisikos. Die Arbeit systematisiert das Prüfungsrisiko und erläutert die Vorgehensweise zur Beurteilung der einzelnen Risikokomponenten.
Wie wird die Erwartungslücke behandelt?
Die Arbeit thematisiert die Erwartungslücke zwischen den tatsächlichen Möglichkeiten der Prüfung und den Erwartungen der Öffentlichkeit an die absolute Sicherheit des Jahresabschlusses.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bilanzmanipulationen, Wirtschaftsprüfung, Jahresabschlussprüfung, Wirtschaftskriminalität, Verantwortlichkeit, Prüfungshandlungen, Risikobeurteilung, gesetzliche Vorschriften, IDW, Erwartungslücke.
- Citar trabajo
- Rebecca Specht (Autor), 2006, Aufdeckung von Bilanzmanipulationen. Verantwortlichkeit und Möglichkeiten des Wirtschaftsprüfers im Rahmen der Jahresabschlussprüfung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61637