Geschichte der Erziehung: Zurück zur Natur und die natürliche Erziehung - Jean-Jacques Rousseau und Johann Heinrich Pestalozzi im Vergleich


Trabajo de Seminario, 2006

18 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


1. Einleitung

Im Dreißigjährigen Krieg ( 1618- 1648) werden große Teile Mitteleuropas entvölkert und das Bildungswesen kommt weitgehend zum Erliegen. Geprägt durch diesen, erscheint 1632 die erste große pädagogische Abhandlung von Johann Amos Komensky ( Comenius): Die Didactica Magna, in dem eine Allgemeinbildung für alle Menschen ( „ allen alles zu lehren“) gefordert wird.

Im 18. Jahrhundert, das Zeitalter der Aufklärung, sollten alle Menschen an der Aufklärung des Verstandes teilhaben. Diese Verstandesbildung hatte das Ziel der sittlichen Bildung, und sollte „zu einem paradiesischem Reich der Glückseligkeit und Freiheit führen“[1].

In diesem Jahrhundert wird klar, dass Erziehung und Erziehungswissenschaft eine widersprüchliche Funktion haben, da sie einerseits Bestandteil der Moderne ( Gesellschaft als Lerngesellschaft) aber auch Gegenwirkung gegen die Moderne ( aufgrund der Industrialisierung wurde Erziehung zu einem Kampf) ist. Die vielen Widersprüche der Moderne ( Freiheit/ Zwang, Individuum/ Gesellschaft, Anpassung/ Mündigkeit, etc...) spiegeln sich in den Werken des französischem Philosophen Jean- Jacques Rousseau wieder, dessen Erziehungstheorien und Gedanken Pädagogen wie Johann Heinrich Pestalozzi beeinflussten.

2. Das Leben des Jean-Jacques Rousseau

Geboren wurde Jean- Jacques Rousseau in Genf, als Sohn eines calvinistischen Uhrmachers. Rousseau hatte eine unstete Kindheit und Jugend. Seine Mutter starb bereits kurz nach seiner Geburt, und der Vater verließ ihn als er gerade 12 Jahre alt war. 1727 begab sich der junge Rousseau das erste Mal auf Wanderschaft. Er lernte die fromme Francoise- Louise de Warens kennen, die ihm schreiben, musizieren und lesen lehrte, und ihn in die Anfangsgründe der Liebe einführte. Er ließ sich katholisch taufen, doch widerrief es später.

An keinem Ort hielt er es lange aus, und begab sich nach kurzer Zeit wieder auf Wanderschaft. 1745 liierte er sich mit Therese Levasseur, eine Dienstmagd, mit der er fünf Kinder zeugte. Alle fünf brachten sie in einer Anstalt für Findelkinder, wo in jener Zeit 70% das erste Lebensjahr nicht überlebten. Das Rousseau sein fehlschlagen als Vater bewusst war, lässt sich in seinen Schriften ( ins besonderen im „Emil“) erkennen: „ Während ich über mein Erziehungsbuch nachdachte, fühlte ich, dass ich Pflichten vernachlässigt hatte, von denen mich nichts dispensieren konnte. Die Reue wurde schließlich so stark, das sie mir im Anfang des ,Emile’ beinahe das öffentliche Eingeständnis meines Fehltritts abpresste.“[2]

Berühmt wurde Rousseau, als er 1749 einen Gesellschaftskritischen Discours verfasste. Dieser war seine Antwort auf eine Preisfrage der Académie von Dijon: „Hat die Renaissance der Wissenschaften und Künste dazu beigetragen, die Sitten zu reinigen?“ Er beantwortete diese Frage mit einem klaren „Nein“, und hatte damit Erfolg.

1755 schrieb er eine Anhandlung über die Ursprünge und Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen, und beantwortete damit eine weitere Preisfrage der Académie Dijon.

Das zweit bedeutsamste Werk Rousseaus, neben Emil, war der „contract social“ ( der Gesellschaftsvertrag). Das Konzept des Gesellschaftsvertrags beruht auf dem Gemeinwillen des Volkes. Die Bürger gehen freiwillig auf den Gesellschaftsvertrag ein, und der Staat als politische Organisation beruht auf diesem. Der Gesellschaftsvertrag ist Gegensatz zu dem absolutistischem Staat.

Der Gesellschaftsvertrag und der Emil wurden nach ihrem Erscheinen verboten und öffentlich verbrannt. Rousseau floh und entging damit einer Verhaftung. Er schrieb eine Reihe autobiographische Werke, in denen er sich unter anderem rechtfertigte, und wurde nach ein paar Jahren ( 1770) wieder in Paris geduldet.

Rousseaus Gesellschaftskritik und der „contract social“

Rousseaus Denken ist geprägt durch seine Abscheu vor der Kultur und der Gesellschaft seiner Zeit. Die in Gesellschaft lebenden Menschen sind seines Erachtens eitel und böse. Rousseau kritisiert allerdings nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Vergesellschaftung des Menschen, welches in starkem Gegensatz zu dem Denken seiner Zeit steht.

Um Rousseaus Kritik zu verstehen, ist es wichtig die Gesellschaft Mitte des 18. Jahrhunderts darzustellen.

In Frankreich herrschte Mitte des 18. Jahrhunderts eine bürgerliche Revolution, die aus Auseinandersetzungen zwischen den herrschenden Schichten und dem Bürgertum, welches die Macht anstrebte, resultierte. Die herrschende Schicht, bestehend aus Adel und Geistlichkeit, hatten allein politische Macht und politische Rechte. Die politischen Forderungen der dritten Schicht wurden nicht wahrgenommen. Die dritte Schicht bestand aus verschiedensten Sozialschichten, wie zum Beispiel Bauern, Schichten aus den Großstädten und das Industrieproletariat. Dazu kam noch dass Bürgertum, welches vom Kleinbürgertum bis zur Hochfinanz reichte.

Die dritte Schicht konnte unterschiedlicher kaum sein, doch hatten alle das gleiche Problem, „sie alle waren von den Privilegien des ersten und zweiten Standes ausgeschlossen, sie besaßen keine politischen Rechte und strebten danach, sich von dem sie bedrückenden feudalabsolutistischen Zwang zu befreien“[3]

Rousseau schreibt in einem Brief: „...Alle Türen sind ihm verschlossen, selbst wenn er ein Recht hat, sie öffnen zu lassen... Mit einem Wort, jede kostenlose Hilfe ist ihm in der Not verwehrt, gerade weil er nichts hat, wovon er sie bezahlen könnte.“[4]

Der Gesellschaftsvertrag, oder Prinzipien des Staatrechts, erscheint noch im selben Jahr wie sein Bedeutenstees Werk, der Emile.

Vertragslehren entwickelten sich bereits seit dem Mittelalter. Die Grundidee des Gesellschaftsvertrags, ein von allen mit allen geschlossener Vertrag, ist bei allen Denkern ( z.B.: Hobbes, Locke, Rousseau) gleich, jedoch unterscheiden sich die Theorien innerhalb der Vertragsidee voneinander und stehen zum Teil sogar im Widerspruch. Rousseau stellte sich die Aufgabe eine gemeinsam starke Gesellschaftsform zu finden, die jeden Einzelnen, und auch dessen Hab und Gut mit aller Kraft verteidigen und beschützen, und dennoch frei bleibt auch wenn er sich mit allen verbündet. So zeigt der Gesellschaftsvertrag wie die Natur und der Einzelwille mit der Gesellschaft in Einklang kommen können. Verdeutlichen lässt sich das Konzept des Gesellschaftsvertrags durch diese Worte: „Jeder von uns unterstellt gemeinschaftlich seine Person und seine ganze Kraft ( puissance) der höchsten Leitung des Gemeinwillen ( volonté générale), und wir empfangen als Körper jedes Glied als unzertrennlichen Teil des Ganzen.“[5]

Es stellt sich nun die Frage, was man tun kann, um den dazu fähigen Menschen zu erziehen? Rousseau findet die Antwort in einer Erziehung die dem Gang der Natur folgt, und erklärt diese durch seinen Roman Emile.

Emile- oder über die Erziehung

„Alles was aus den Händen des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen der Menschen“[6]. Mit diesen Worten beginnt Rousseau seinen Erziehungsentwurf.

Der Emile ist dass pädagogische Hauptwerk Rousseaus, in dem die fiktive Erziehung eines Jungen beschrieben wird. Im Kindesalter beginnt die Erziehung und endet mit der Heirat Emiles im Alter von 25 Jahren. Die Erziehung Rousseaus verfolgt das Ziel, die Erziehung den Gang der Natur folgen zu lassen, und nicht von außen gesetzten Zielen zu folgen. Es ist die Aufgabe des Erziehers eine zurückhaltende Position einzunehmen. Der Erzieher gestaltet die Unwelt, überlässt das Kind aber sich selbst, bei dessen Auseinandersetzung mit der Welt. Verweichlichte Kinder sind, laut Rousseau, abhängig. Das Kind wird durch die verstärkte Abhängigkeit unglücklich. Dies zu vermeiden ist unerlässlich in der Erziehung. Das Glück des Kindes ist das wichtigste für Rousseau.

Für Rousseau gibt es drei Erziehungsarten: Die Erziehung durch a) die Natur, b) den Menschen, und c) die Dinge. „Die innere Entwicklung, unsere Fähigkeiten und unsere Organe ist die Erziehung durch die Natur. Der Gebrauch, den man uns von dieser Entwicklung zu machen lehrt, ist die Erziehung, durch den Menschen, und der Gewinn unserer eigenen Erfahrung mit den Gegenständen, die uns affizieren, ist die Erziehung durch die Dinge.“[7]

Die Natur ist als einzigste der drei Erziehungsarten nicht beeinflussbar, und daher sollten sich die anderen zwei danach richten, um einen Erfolg zu gewährleisten.

Um eine naturgemäße Erziehung zu schaffen, und Einfluss von außen zu verhindert gehen Eltern und Erzieher einen Vertrag ein, in dem beschlossen wird, dass der Zögling nur dem Erzieher zu gehorchen hat. Die hier eingegangene Bindung macht die beiden unzertrennlich. Der Zögling wird von allen kulturellen Einflüssen fern gehalten, so dass nur die Natur, mithilfe des Erzieher, den Weg des Jungen lenkt. In der Jugend ist die Herausbildung der sozialen Instinkte Hauptziel der Erziehung. Allerdings ist er nicht mehr Zögling, sondern Freund. Emile bittet Rousseau weiterhin ihn zu begleiten, ihm eine Autorität und ein Berater zu sein. Die hier eingegangene Bindung ist nun freiwillig, da der Zögling mündig geworden ist. Für Rousseau ist die Erziehung zum Menschen an oberster Stelle, die zum Bürger ist zweitrangig. Allerdings lebt Emile in einer Gesellschaft und hat Pflichten zu erfüllen. Der zum Mensch erzogene Emile kann nun auch die Rolle des Bürgers einnehmen. Es ist nun seine Aufgabe, seinen Landsleuten von Nutzen zu sein, da diese ihn schützten als er noch Kind war. Emile kann seinen Landsleuten ein Vorbild sein, und ihnen mehr lehren als Bücher und Reden. Bezüglich der Freiheit meint Emile:“ Mir scheint, dass man nichts zu tun braucht, um frei zu werden, es genügt, nicht aufzuhören zu wollen, es zu sein.“[8]

Aufgrund der Erziehungstheorien Rousseaus, wurden neue tolerante, psychologisch orientierte Erziehungsmethoden heraus gearbeitet, und beeinflussten Pädagogen wie Johann Heinrich Pestalozzi bei der Bildung ihrer Konzepte zur modernen Erziehung.

[...]


[1] Gudjons 2003, S. 80

[2] Menck 1993, S. 129

[3] Menck 1993, S.131 f.

[4] Menck 1993, S.132

[5] Menck 1993, S.129 f.

[6] Gudjons 2003, S. 83

[7] Menck 1993, S. 133

[8] Menck 1993, S. 139

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Geschichte der Erziehung: Zurück zur Natur und die natürliche Erziehung - Jean-Jacques Rousseau und Johann Heinrich Pestalozzi im Vergleich
Universidad
University of Innsbruck
Curso
Sozial- und kulturwissenschaftliche Grundbegriffe
Calificación
2,0
Autor
Año
2006
Páginas
18
No. de catálogo
V61710
ISBN (Ebook)
9783638551120
ISBN (Libro)
9783638861519
Tamaño de fichero
496 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Geschichte, Erziehung, Zurück, Natur, Erziehung, Jean-Jacques, Rousseau, Johann, Heinrich, Pestalozzi, Vergleich, Sozial-, Grundbegriffe
Citar trabajo
Ina Davids (Autor), 2006, Geschichte der Erziehung: Zurück zur Natur und die natürliche Erziehung - Jean-Jacques Rousseau und Johann Heinrich Pestalozzi im Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61710

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