Mit dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, die im Mittelalter entstandene Vorstellung von den Armen Seelen darzustellen. Der mittelalterliche Mensch hatte umfangreiche Vorstellungen von den Toten und dem Leben nach dem Tod. Die Toten konnten nach der Vorstellung des Volkes auch nach ihrem Verscheiden in die Welt der Lebenden zurückkehren. Vielfach trieben Wiedergänger oder Geister ihr Unwesen. Aber auch verstorbene Ahnen konnten zurückkehren und ihren Nachfahren hilfreich zur Seite stehen. Nun kollidierte aber die volkstümliche Vorstellung von einem körperlich agierenden Toten mit der kirchlichen Lehre, die eine Trennung von Körper und Seele propagierte; die Kirche musste also auf die volkstümlichen Vorstellungen reagieren und versuchte, die Totenerscheinungen in einen Arme Seelen-Glauben umzuwandeln. Der erste Teil dieser Arbeit versucht, die Entstehung dieses Glaubens zu skizzieren.
Die folgenden Teile der Arbeit beschäftigen sich mit den Armen Seelen an sich: Über das Erscheinungsbild der Armen Seelen in den christlichen Quellen und den volkstümlichen Sagen soll gleichzeitig die Vermischung dieser beiden Strömungen aufgezeigt werden. Weiterhin soll geklärt werden, wie es zu dem leidenden Aspekt der Armen Seelen kommt und welche didaktische Intention von Seiten der Kirche dadurch vermittelt werden sollte. Und schließlich wird sich der letzte Teil mit der Erlösung der Armen Seelen befassen. Bei der Bearbeitung werden die christlichen Quellen genauer betrachtet, während die volkstümlichen Sagen nur angedeutet werden, da diese nicht genau zu fassen sind. Allerdings geben die Sagen zumindest eine Andeutung, wie die Vorstellung im Volk aussah und welche Elemente in die christliche Lehre eingegangen sind.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Entstehung des Arme Seelen-Glaubens
- II.1. Tertullian
- II.2. Augustinus
- II.3. Gregor der Große
- II.4. Entwicklung bis zum 12. Jahrhundert
- II.5. Volkstümliche Auffassung und christliche Umdeutung
- III. Erscheinungsbild der Armen Seelen
- IV. Schuld und Buße
- V. Erlösung
- VI. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der mittelalterlichen Vorstellung von den Armen Seelen. Sie untersucht die Entstehung dieses Glaubens, beleuchtet das Erscheinungsbild der Armen Seelen, analysiert die Aspekte von Schuld und Buße und befasst sich schließlich mit der Erlösung der Seelen.
- Entstehung des Arme Seelen-Glaubens im Kontext von volkstümlichen und kirchlichen Vorstellungen
- Erscheinungsbild der Armen Seelen in christlichen Quellen und volkstümlichen Sagen
- Die Rolle von Schuld und Buße in der Vorstellung von den Armen Seelen
- Die didaktische Intention der Kirche in Bezug auf den Arme Seelen-Glauben
- Die Erlösung der Armen Seelen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und erläutert die Spannungen zwischen volkstümlichen Vorstellungen von den Toten und der kirchlichen Lehre. Sie skizziert die Notwendigkeit der Umwandlung des volkstümlichen Glaubens in den Arme Seelen-Glauben.
Kapitel II. beleuchtet die Entstehung des Arme Seelen-Glaubens. Es analysiert die Ansichten von Tertullian, Augustinus und Gregor dem Großen und zeichnet die Entwicklung bis zum 12. Jahrhundert nach. Weiterhin werden die volkstümlichen Auffassungen und deren Umdeutung durch die Kirche betrachtet.
Kapitel III. fokussiert auf das Erscheinungsbild der Armen Seelen in christlichen Quellen und volkstümlichen Sagen, um die Vermischung dieser beiden Strömungen aufzuzeigen.
Kapitel IV. untersucht die Verbindung zwischen Schuld und Buße in Bezug auf die Armen Seelen und die didaktische Intention der Kirche, die durch diese Verbindung vermittelt werden sollte.
Schlüsselwörter
Arme Seelen, Totenerscheinungen, Mittelalter, Kirche, volkstümliche Vorstellungen, Schuld, Buße, Erlösung, Tertullian, Augustinus, Gregor der Große, Sagen, christliche Quellen
- Citation du texte
- B.A. Marco Schulz (Auteur), 2004, Geister und arme Seelen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61790