Die Gesellschaft in Deutschland ist heute geprägt vom unterschwellig schwelenden Geschlechterkampf. Nach außen hat es den Anschein, Gleichberechtigung habe letztendlich Einzug gehalten in die deutsche Arbeitswelt. Unter der Oberfläche jedoch - oder hinter den Bürotüren - passiert es noch immer, dass Frauen diskriminiert, als minderwertig angesehen und von den Chefsesseln fern gehalten werden. Legt man als Kriterien für eine - als erfolgreich zu bezeichnende - berufliche Karriere die Höhe des Gehaltschecks und die Beteiligung an entscheidungsfindenden Positionen zugrunde, so stehen die Frauen den Männern noch immer nach. Auch im Journalismus und im massenmedialen System in Deutschland. Die Ursache hierfür wird im Folgenden in den bestehenden Geschlechterstereotypen, in den daraus abgeleiteten Vorurteilen und in der resultierenden Ungleichbewertung von Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen gesucht:
Der Schlüssel zur Gleichberechtigung liegt in der Sprache selbst. Der Journalismus hat in diesem Zusammenhang die besondere Aufgabe, den Schlüssel im Schloss zu drehen und sozusagen „Dietriche“ unters Volk zu bringen. Zunächst wird es nötig sein, die Stereotypen für ‚weiblich’ aufzuzeigen, sie gegen das männliche Pendant abzugrenzen, ihre Konstanz und Aktualität zu belegen und zu schlussfolgern, welche Auswirkungen diese Stereotypen auf die berufliche Verwirklichung der Frau haben. Im Anschluss daran folgen mögliche Lösungswege: Da gemutmaßt wird, den Erfolg versprechendsten Ansatzpunkt in der Sprache selbst zu finden, konzentriert sich der Hauptteil der Hausarbeit auf die Kommunikationsprozesse, die sprachlichen Bausteine von Stereotypen, deren Aufbrechen, Inhaltsneutralisierung und Umdeutung. Dem Journalismus kommen in diesem Zusammenhang zwei bedeutende Funktionen und Aufgaben zu: Zum einen müssen die neuen, vom Geschlechtinsbesondere dem männlichen als Referenzpunkt - gelösten Begriffe publiziert werden und, um auf Dauer eine Wirkung zu erzielen, muss sicher gestellt werden, dass die neuen, wertfreien Stereotypen in Umlauf bleiben und von der Gesellschaft durch ihre Permanenz und Penetranz verinnerlicht und akzeptiert werden. [...]
1. Einleitung
Die Gesellschaft in Deutschland ist heute geprägt vom unterschwellig schwelenden Geschlechterkampf. Nach außen hat es den Anschein, Gleichberechtigung habe letztendlich Einzug gehalten in die deutsche Arbeitswelt. Unter der Oberfläche jedoch - oder hinter den Bürotüren – passiert es noch immer, dass Frauen diskriminiert, als minderwertig angesehen und von den Chefsesseln fern gehalten werden. Legt man als Kriterien für eine - als erfolgreich zu bezeichnende - berufliche Karriere die Höhe des Gehaltschecks und die Beteiligung an entscheidungsfindenden Positionen zugrunde, so stehen die Frauen den Männern noch immer nach. Auch im Journalismus und im massenmedialen System in Deutschland.
Die Ursache hierfür wird im Folgenden in den bestehenden Geschlechter-stereotypen, in den daraus abgeleiteten Vorurteilen und in der resultierenden Ungleichbewertung von Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen gesucht:
Der Schlüssel zur Gleichberechtigung liegt in der Sprache selbst. Der Journalismus hat in diesem Zusammenhang die besondere Aufgabe, den Schlüssel im Schloss zu drehen und sozusagen „Dietriche“ unters Volk zu bringen.
Zunächst wird es nötig sein, die Stereotypen für ‚weiblich’ aufzuzeigen, sie gegen das männliche Pendant abzugrenzen, ihre Konstanz und Aktualität zu belegen und zu schlussfolgern, welche Auswirkungen diese Stereotypen auf die berufliche Verwirklichung der Frau haben. Im Anschluss daran folgen mögliche Lösungswege: Da gemutmaßt wird, den Erfolg versprechendsten Ansatzpunkt in der Sprache selbst zu finden, konzentriert sich der Hauptteil der Hausarbeit auf die Kommunikationsprozesse, die sprachlichen Bausteine von Stereotypen, deren Aufbrechen, Inhaltsneutralisierung und Umdeutung.
Dem Journalismus kommen in diesem Zusammenhang zwei bedeutende Funktionen und Aufgaben zu: Zum einen müssen die neuen, vom Geschlecht - insbesondere dem männlichen als Referenzpunkt - gelösten Begriffe publiziert werden und, um auf Dauer eine Wirkung zu erzielen, muss sicher gestellt werden, dass die neuen, wertfreien Stereotypen in Umlauf bleiben und von der Gesellschaft durch ihre Permanenz und Penetranz verinnerlicht und akzeptiert werden.
2. Geschlechterforschung im Journalismus
Seit einem Vierteljahrhundert beschäftigen sich Kommunikationsforscher mittlerweile mit der Bedeutung des Geschlechts im Journalismus bzw. im massenmedialen System. Der Fokus liegt auf dem Sonderstatus der Frau, deren Rolle und Situation in den Medien. Motiviert wird die Forschung durch das gesellschaftskritische Beleuchten des Ist-Zustandes und die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten. Seit den 1990er Jahren setzte sich auf diesem Gebiet mehr und mehr die Perspektive der Geschlechterforschung durch, die „die Konstruiertheit der Kategorie Geschlecht und die Variabilität geschlechtlicher Identitäten“ (Klaus, 1998, S.20) betont.
Die beiden anderen Ansätze der Frauenforschung, Gleichheits- und Differenzansatz bleiben im weiteren Verlauf der Hausarbeit unbeachtet, da die Theorie vom konstruierten Geschlecht, wie sie in der Geschlechterforschung postuliert wird, der Hypothese der Hausarbeit am nächsten steht. Eng verbunden ist dem Gegenstand der Hausarbeit ebenfalls die Systemtheorie1.
Die untergeordnete Rolle der Frau ist kein journalistisches Problem, sondern in fast allen Bereichen, beruflich und im Alltag, zu beobachten. Die Ironie ist jedoch, dass gerade in den Redaktionen die Situation nicht vorbildlich als gleichberechtigt bezeichnet werden kann, obwohl doch Journalisten – weibliche wie männliche – eine Schlüsselposition einnehmen. Veränderungen müssen im Journalismus nicht nur aufgespürt und an die Öffentlichkeit gebracht werden, sie müssen hier auch ihren Ursprung nehmen. Traditionelle Rollenbilder und eingefahrene Stereotypen können nur mit der Zeit verändert werden, indem Kritik an ihnen publiziert wird, und Verbesserungsvorschläge, die aus den festgefahrenen Weltansichten hinausführen, an die Öffentlichkeit gebracht werden.
„Eine Änderung der Strukturen des Systems ist nur durch Kommunikation möglich. Systemänderungen treten nicht als Wirkung intendierter Handlungen in der Umwelt auf, sondern als Folge von Kommunikation, die auf der Ebene der Erwartungen im System Impulse auslösen kann.“ (Blöbaum, 1994, S.75)
2.1. Geschlecht und Geschlechterrolle
Das Geschlecht ist in der deutschen Gesellschaft als Strukturkategorie zu verstehen, die es ermöglicht, die Menschen anhand ihrer physiologischen bzw.
biologischen Erscheinung in zwei Klassen aufzuteilen: Mann und Frau. Somit tritt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Die Systemtheorie beschreibt den Journalismus als ein Funktionssystem, also als ein theoretisches Konstrukt, das innerhalb und für die Gesellschaft bestimmte Leistungen erbringt. Mittels spezifischer Codes kann der Journalismus u.a. Kommunikation strukturieren und Informationsverarbeitung kanalisieren. (Vgl. Blöbaum, S. 256ff.)
das Geschlecht in zwei Merkmalsausprägungen auf, die – historisch wie kulturell
begründet – in einem direkten Machtverhältnis zu einander stehen, zu ungunsten der Frauen.
„Als wichtiger Stützpfeiler von Realitätsvorstellungen und Identitätsentwürfen ist das Geschlecht eine Strukturkategorie, die die soziale Ordnung und den Umweltbezug des massenmedialen Systems entscheidend mitbestimmt.“ (Klaus, 1998, S. 16)
Jedem Geschlecht wird zudem eine ganz bestimmte Rolle innerhalb der Gesellschaft zugeschrieben:
„Infolge der unterschiedlichen ökonomischen Stellungen haben die beiden Geschlechter eine ungleiche Position in der Gesellschaft. Erst mit der allmählichen Realisierung der Gleichberechtigung verändert sich auch die Geschlechterrolle. Von ihr hängt das soziale Ansehen der Geschlechter ab. Dies wiederum beeinflusst, welche gesellschaftlichen Anforderungen Männern und Frauen zugewiesen werden.“ (Clauß, 1995, S. 173)
Aufgrund der industriellen Entwicklung in Deutschland, in deren Zuge sich Arbeitsteilung, Berufsleben und Familienverhältnisse entschieden veränderten, ergaben sich also gewisse Rollenmatrizen für Männer und Frauen sowie eine Erwartungshaltung durch die Gesellschaft an jeden einzelnen Bürger, sich gemäß dieser Vorgaben zu verhalten. Diese Rollenverteilung wirkt noch bis heute nach, da sie sich zum Mythos gewandelt und in Geschlechterstereotypen manifestiert hat.
2.2. Gehaltsscheck und Entscheidungsfindung
Die sichtbarsten Indikatoren für erfolgreiche Einflussnahme einer Person auf die Gesellschaft, auf ein System, auf eine Redaktion oder schlicht auf eine Problemstellung sind zum einen der Beitrag oder Anteil an der jeweiligen Entscheidungsfindung sowie die Vergütung als Anerkennung für die geleistete Arbeit oder Partizipation, also der Gehaltsscheck. Beide Kriterien erreichen ihren Maximalstand, wenn die fokussierte Person eine Machtposition ausfüllt.
„Von den sozial Handelnden ausgehend, stellt sich die Bedeutung von Frauen in den Massenmedien dann als Frage nach dem Anteil von Frauen an der Entstehung und Entwicklung des massenmedialen Systems. […] „Bedeutung“ erscheint hier wie in der Umgangssprache als „Einfluß“. (Klaus, 1998, S. 19)
Inwiefern Frauen Einfluss nehmen können – diese Beurteilung der Situation bleibt dem Leser überlassen, abhängig von der individuellen Interpretation der vorliegenden statistischen Daten: Im Jahre 2001 waren 29 Prozent der Journalisten und Herausgeber in der westeuropäischen Presse Frauen. Demgegenüber stehen 87 Prozent aller Schlüsselpositionen in der Medienindustrie, die von Männern besetzt werden (Quelle: Europäische Frauenlobby (EFL), 2001).
Frauen machen die Mehrheit der Bevölkerung Europas aus, was sich jedoch weder in Regierungen, Parlamenten, Unternehmen noch in anderen entscheidungstragenden Gremien widerspiegelt. Frauen sind in Führungspositionen der Politik in der Minderheit, ebenso in Führungspositionen im öffentlichen Dienst und ganz besonders in denen der Privatwirtschaft.“ (Europäische Frauenlobby April 2001, Kapitel 7)
Generell sind Frauen in den Medien unterrepräsentiert. Zwar sind mittlerweile knapp 40 Prozent aller Journalisten in Deutschland Frauen (Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, 2001), doch verteilt sich das Gros der Aktiven auf die unteren Etagen und Gehaltniveaus, während zugleich Frauen als Handelnde im Fokus der Medienberichterstattung nur einen Bruchteil der Nachrichtenmasse dominieren, wie Untersuchungen immer wieder aufzeigen (vgl. Huhnke, 1996; Schmerl, 1985).
„Frauen werden – entgegen dem Verfassungsauftrag, an der Verwirklichung des Gleichheitsgrundsatzes mitzuwirken – medienintern und –extern diskriminiert. Sowohl als Arbeitskräfte innerhalb der Medien als auch durch Medieninhalte selbst sind Frauen hochgradig unterrepräsentiert.“ (Schmerl, 1985, S. 119f.)
2.3. Journalismus als zweigeschlechtliches System
Der theoretische Ansatz, Journalismus als zweigeschlechtliches System zu betrachten, liefert folgende Ergebnisse: (1) Journalistinnen werden als soziale Subjekte angesehen, ihre Leistungen werden am männlichen Lebensmodell gemessen, nach welchem sie sich folglich ausrichten müssen. Dem Geschlecht kommt bei der journalistischen Produktion eine wichtige Rolle zu. Das Geschlechterverhältnis in den Redaktionen gilt als Ausdruck der gesellschaftlichen Geschlechterhierarchie. (2) Der Journalismus wird als eigenes System gesetzt, in dem Geschlechterbilder entworfen und die Rollen von Journalistinnen und Rezipientinnen im massenmedialen System definiert und immer wieder neu ausgehandelt werden. Das System Journalismus ist „männlich“, frauenspezifische Themen werden daher vom Selektionsraster nicht erfasst, stattdessen wird ein stereotypes Frauenbild erzeugt. (3) Die Medien sind Teil der Kultur und gehören zu den wichtigsten Bedeutungsproduzenten. Sie produzieren und reproduzieren Werte und stellen somit die Rahmenbedingungen für den kulturellen Akt der Geschlechteridentifikation (Vgl. Klaus, 1998, S.65 ff.; Vgl. Küchler, S. 37).
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