Witz und Ironie in Ciceros Pro Caelio


Trabajo de Seminario, 2006

16 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Gliederung

1. Einleitung

2. Ciceros Definition des ridiculum

3. Der Status Quo und die daraus resultierende Dosierung von Witz und Ironie in Ciceros oratio pro Caelio

4. Charakteristika einer Komödie in Ciceros oratio pro Caelio
4.1. Das Zitat aus den Adelphoi des Terenz
4.2. Direkte Hinweise auf den Komödiencharakter durch Vokabeln aus dem Drama
4.3. Verspottung der Antagonisten
4.4. Die Mimikry
4.5. Die Wiederholung

5. Witz und Ironie in Ciceros „Oratio Pro Caelio“
5.1. Wortspiele und ironischer Einwurf im Paragraphen
5.2. Die Prosopopoiie des Caecus im Paragraphen
5.3. Der Missbrauch der Errungenschaften des Appius Claudius Caecus durch Clodia im Paragraphen
5.4. Die Darstellung einer fiktiven umtriebigen Frau im Paragraphen
5.5. Verlachung Clodias als Dirne im Paragraphen
5.6. Verspottung der Zeugen in den Paragraphen 63 und

6. Ergebnis und Erfolg der Verwendung von Witz und Ironie in der oratio pro Caelio

7. Literatur

Witz und Ironie in Ciceros Oratio Pro Caelio

1. Einleitung

Marcus Tullius Cicero, der wohl berühmteste Redner seiner Zeit, verstand es, sowohl durch seine argumentative und stilistische Fertigkeiten, als auch durch eine durchdachte Taktik die Sympathien seiner Zuhörerschaft auf sich zu ziehen, respektive das angestrebte Urteil der Richter seinen Interessen unterzuordnen.

So auch in der vorliegenden Rede für Marcus Caelius Rufus. Cicero erwirkt für den, unter anderem wegen seines ausschweifenden Lebenswandels, versuchten Mordes, sowie möglicher Mitgliedschaft im Anhängerkreis des Catilina , 56 v. Chr. Angeklagten einen Freispruch. Neben seinen rhetorischen Künsten führen unter anderem auch Witz und Ironie zum Erfolg dieser Verteidigungsrede. Wie im Folgenden betont werden soll, setzt Cicero dieses Stilmittel willkürlich, im richtigen Maß und als Instrument seiner Taktik ein.

2. Ciceros Definition des ridiculum

Cicero selbst definiert den richtigen Einsatz von Witz und Ironie in seinem de oratore[1] folgendermaßen:

„[...]Locus autem et regio quasi ridiculi (nam id proxime quaeritur) turpitudine et deformitate quadam continetur. Haec enim ridentur vel sola vel maxime, quae notant et designant turpitudinem aliquam non turpiter.“[2]

Das, was an einem Menschen „hässlich“ ist – und damit meint er keinesfalls sein Äußeres, das nämlich darf unter keinen Umständen lächerlich gemacht werden (siehe II, LIX 239) – soll auf „nicht hässliche Weise“ bezeichnet werden. Die einzige Möglichkeit, dies zu tun liegt hier im Witz, im ridiculum. Und weiter:

„Est autera [...] est plane oratoris movere risum; vel quod ipsa hilaritas benevolentiam conciliat ei, per quem excitata est, vel quod admirantur omnes acumen, uno saepe in verbo positum, maxime respondentis, nonnumquam etiam lacessentis, vel quod frangit adversarium, quod impedit, quod elevat, quod deterret, quod refutat, vel quod ipsum oratorem politum esse hominem significat, quod eruditum, quod urbanum, maximeque quod tristitiam ac severitatem mitigat et relaxat odiosasque res saepe, quas argumentis dilui non facile est, ioco risuque dissolvit.“[3]

Hier spricht Cicero die Möglichkeiten an, die sich dem Redner durch das ridiculum eröffnen:

Erstens steigert es die hilaritas , und somit die benevolentia von Seiten des Auditoriums, die ein Verteidiger eben so nötig hat,

zweitens überrascht der Redner das Publikum, sowie die Gegner mit Schlagfertigkeit, was Letztere verwirrt, entmutigt, ja sogar zurückdrängt („... quod impedit, quod elevat, quod deterret, quod refutat...“),

drittens steigert der Redner durch scharfsinnigen Witz sein Ansehen,

und viertens hebt das ridiculum die severitas auf und täuscht über eine potentiell missliche Beweislage auf Seiten des Redners hinweg.

Im Folgenden schränkt Cicero die Verwendung von Witz und Ironie ein:

„Quatenus autem sint ridicula tractanda oratori perquam diligenter videndum est […]. Nam nec insignis improbitas et scelere iuncta nec rursus miseria insignis agitata ridetur. Facinorosos enim maiore quadam vi quam ridiculi vulnerari volunt; miseros illudi nolunt, nisi se forte iactant. Parcendum est autem maxime caritati hominum, ne temere in eos dicas, qui diliguntur.“[4]

Eine völlige Sinnverfehlung wäre für Cicero einerseits das Verspotten von Verbrechern, da „diese mit einer schärferen Waffe zu verwunden“ seien, als mit dem ridiculum. Auf der anderen Seite sollen miseri verschont bleiben, da das Elend nicht verlacht werden soll, es sei denn, „die Unglücklichen wollen sich wichtig machen“. Insbesondere aber sei die caritas (in diesem Falle „die Hochachtung“) zu würdigen, indem der Redner seinen Witz nicht gegen die richtet, „die verehrt werden“, so Cicero.

Mit Ausnahme der oben genannten Gruppen hält er die alltäglichen Fehler der Menschen für die richtige Basis für Spott:

“Haec igitur adhibenda est primum in iocando moderatio. Itaque ea facillime luduntur, quae neque odio magno neque misericordia maxima digna sunt. Quamobrem materies omnis ridiculorum est in istis vitiis, quae sunt in vita hominum neque carorum neque calamitosorum neque eorum, qui ob facinus ad supplicium rapiendi videntur; eaque belle agitata ridentur [...].”[5]

Besonders bedeutend scheint Cicero zu sein, dass das ridiculum weder Hass noch Mitleid erregen darf. Das wiederum erinnert an den Katharsissatz aus der Dramentheorie des Aristoteles, welcher ebendies über die Tragödie aussagt[6]. Mit dem kleinen Unterschied, dass Aristoteles die Tragödie von Furcht und Mitleid gereinigt wissen will. Ordnet man aber Hass und Furcht unter den Oberbegriff „negative Emotionen“ ein, so stimmen die Aussagen wieder überein. Zumindest in dieser Betrachtungsweise scheinen Tragödie und Komödie sich zu entsprechen.

3. Der Status Quo und die daraus resultierende Dosierung von Witz und Ironie in Ciceros oratio pro Caelio

Nach diesem Exkurs soll nun im Folgenden geklärt werden, weshalb das ridiculum in der vorliegenden Rede für Marcus Caelius Rufus von Nöten ist, und auf welche Weise es dosiert werden muss.

Ciceros Ausgangssituation sieht wie folgt aus:

Zum Ersten befindet sich der Angeklagte, Caelius, in einer delikaten Lage. Er ist vielleicht schuldig in einigen Anklagepunkten, vielleicht gefährlich nah mit Verschwörern bekannt. Wie oben von dem Redner selbst erwähnt, ist gerade in einer solchen Sachlage das ridiculum von äußerst großer Relevanz, um über die missliche Situation hinweg zu täuschen, und diese in Wohlwollen aufzulösen („... et relaxat odiosasque res saepe, quas argumentis dilui non facile est, ioco risuque dissolvit.“[7]).

Zum Zweiten ist der Ankläger, Lucius Sempronius Atratinus , sehr jung - zum Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung gerade einmal siebzehn Jahre alt - was eine Bevorzugung durch die Richter nach sich zieht. Hier wäre eine Verwendung des ridiculum nicht angebracht, da es das zu vermeidende Mitleid beim Auditorium erregen würde.

Und zum Dritten ist der Vater des Anklägers , Lucius Calpurnius Bestia , ein guter Freund Ciceros, den er sogar einmal vor Gericht verteidigt hat. Darüber hinaus wird besagter Bestia von Caelius angeklagt. Aus dieser Konstellation ergibt sich für Cicero eine Art Gratwanderung, bei der er keinesfalls Witz und Ironie gegen einen der hier genannten Beteiligten einsetzen darf.

Im Zusammenhang gesehen steht Cicero nun im Konflikt zwischen der Notwendigkeit, das ridiculum zu gebrauchen, um die brüchige Beweislage in der Verteidigung des Caelius zu negieren, und zwischen der Erfordernis, auf das ridiculum zu verzichten, um weder den Hass seines Freundes Bestia, noch das Mitleid der Richter und des Publikums zu erregen.

[...]


[1] Buch 2 Kapitel LVIII, 236/237, LIX 238.

[2] LVIII 236

[3] Cicero: de oratore II, LVIII 236

[4] LVIII 237

[5] LIX 238

[6] Aus: Höffe

[7] Cicero: de oratore II, LVIII 237

Final del extracto de 16 páginas

Detalles

Título
Witz und Ironie in Ciceros Pro Caelio
Universidad
University of Augsburg
Calificación
2,0
Autor
Año
2006
Páginas
16
No. de catálogo
V62184
ISBN (Ebook)
9783638554756
ISBN (Libro)
9783656776116
Tamaño de fichero
479 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Witz, Ironie, Ciceros, Caelio
Citar trabajo
Stefanie Steidle (Autor), 2006, Witz und Ironie in Ciceros Pro Caelio, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62184

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