Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit systemischen Strukturen im Werk von Franz Kafka. Untersucht werden sowohl die Romanfragmente Kafkas als auch einige seiner bekannteren Erzählungen.
Der Begriff des Systems wird in den Geisteswissenschaften, vor allem in der Soziologie, stets in Verbindung mit Niklas Luhmanns System-theorie gebracht. Luhmanns Theorie stützte sich ursprünglich auf systemtheoretische Untersuchungen im Bereich der Naturwissenschaften und wandte sie auf soziale Systeme an. Dank ähnlicher Übertragung auf andere Bereiche (z.B. der Wirtschaftswissenschaften) versteht man heute unter Systemtheorie die interdisziplinäre Erforschung der struk-turellen und funktionalen Eigenschaften sowohl natürlicher, sozialer als auch technischer Systeme.
Der im Folgenden benutzte Begriff des Systems soll sich weniger auf diese Systemtheorie beziehen, sondern meint in einem viel grundlegenderen Sinne lediglich eine Ordnung, nach der etwas organisiert wird. Freilich wird die Untersuchung von Systemen und Systemstörungen in Kafkas Werk mitunter Bereiche streifen, die auch Untersuchungsgegenstand der Systemtheorie sind, so etwa das Phänomen der Selbstorganisation von Systemen. Jedoch soll hier nicht der Versuch unternommen werden, diese Phänomene strukturell zu analysieren. Eine Erforschung von Kafkas Arbeiten vor dem Hintergrund der Systemtheorie wäre sicher interessant, soll aber nicht Thema dieser Hausarbeit sein. So steht System hier als Synonym für Ordnung im Gegensatz zum Begriff der Unordnung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung – Zum Begriff des Systems
- Systeme in Kafkas Werk
- Parallele Systeme
- Die Rationalisierung des Selbst
- Der Individuum und das Kollektiv
- Das Bürokratische System
- Der automatische Apparat
- Der unsichtbare Apparat
- Das Subjekt als Fehler im System
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Systemen in Kafkas Werk. Der Fokus liegt darauf, die Besonderheiten Kafkascher Systeme aufzuzeigen und sie in Beziehung zueinander zu setzen. Die Untersuchung beleuchtet, wie diese Systeme als automatisierte Netzwerke von Operationen funktionieren, oft im Kontext von Bürokratie. Dabei werden gesellschaftstheoretische Ansätze wie Michel Foucaults Panoptismus und Norbert Elias' „Über den Prozeß der Zivilisation“ herangezogen. Abschließend wird der Aspekt der Systemstörung untersucht, mit dem Fokus auf die Frage, wie und wo Ordnung Risse bekommt, durch die Chaos eindringen kann, und welche Rolle das Subjekt dabei spielt. Horkheimer/Adornos Dialektik der Aufklärung dient als Vergleichsfolie.
- Systeme in Kafkas Werk: Analyse von Merkmalen und Verbindungen
- Bürokratie und Automatisierung in Kafkas Texten
- Gesellschaftstheoretische Perspektiven auf Kafkas Werke
- Systemstörung und Chaos als Elemente von Kafkas Texten
- Die Rolle des Subjekts in einem systemischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Zum Begriff des Systems: Diese Einleitung definiert den Begriff des Systems im Kontext der Arbeit, indem sie ihn von der Systemtheorie abgrenzt und als ein grundlegendes Ordnungsprinzip darstellt.
- Systeme in Kafkas Werk: Dieses Kapitel stellt verschiedene Merkmale von Kafkaschen Systemen vor, die als Grundlage für weitere Untersuchungen dienen.
- Parallele Systeme: Anhand der "Strafkolonie" werden zwei unterschiedliche Systeme – die alte Ordnung und das neue System – gegenübergestellt. Die alten, feudalen Ordnungsideale prallen auf das moderne Streben nach Systematik und Rationalität, wobei die Maschine als Instrument zur Perfektionierung und Berechenbarkeit der Gerechtigkeit dargestellt wird. Der Kontrast zwischen den Systemen verdeutlicht die Spannungen zwischen traditioneller und moderner Ordnung.
- Die Rationalisierung des Selbst:
- Der Individuum und das Kollektiv:
- Das Bürokratische System: Dieses Kapitel fokussiert auf die spezifische Form der Systematik, die Kafka in seinen Werken als bürokratische Strukturen darstellt.
- Der automatische Apparat:
- Der unsichtbare Apparat:
- Das Subjekt als Fehler im System:
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Erforschung von Systemen in Kafkas Werk, insbesondere auf die Darstellung von bürokratischen Strukturen, automatisierten Prozessen und deren Auswirkungen auf das Individuum. Schwerpunktthemen sind die Rationalisierung von Macht, die Individualisierung im Kontext des Kollektivs, die Auflösung von Subjektivität in systemischen Ordnungen und die Frage, wie und wo Systemstörungen entstehen.
- Quote paper
- Thorsten Felden (Author), 2005, Das Gespenst in der Maschine - Systemstörungen im Werk Franz Kafkas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62363