"Die Chance der Kooperation" betitelt Harald Müller sein Werk zur Analyse von Regimen in den internationalen Beziehungen. In einer zunehmend interdependenten Welt erreicht kein Staat ohne Kooperation mit anderen Staaten einen optimalen Endzustand. Das Zustandekommen von Kooperation wird im von Anarchie gekennzeichneten Umfeld der internationalen Beziehungen jedoch durch das Fehlen einer zentralen Autorität erschwert. Regimen kommt die Funktion zu, dieses Kooperationshemmniss zu überwinden und Kooperation zu ermöglichen.
Auch im Feld der internationalen Handelsbeziehungen ist Kooperation unabdingbar. Die meisten Theorien der Internationalen Politischen Ökonomie vertreten die Annahme, dass Freihandel für fast alle Staaten und zu fast jedem Zeitpunkt die beste Politikoption darstellt. Der sich nach der Weltwirtschaftskrise entwickelnde Wirtschaftskrieg zwischen den Staaten hatte das Bewusstsein für die Strukturmängel des Weltwirtschaftssystems und damit für die Notwendigkeit eines internationalen Handelsregimes geschärft. Die Erkenntnis, dass Freihandel nur im Rahmen einer kooperativen Institution zu verwirklichen ist, führte 1948 zur Gründung des General Agreement on Tariffs and Trade (GATT) als Welthandelsregime, das seit 1995 Bestandteil der World Trade Organization (WTO) ist.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird die Welthandelsordnung aus dem Blickwinkel der Regimetheorie analysiert. Im Zentrum steht die Frage, inwieweit das GATT seine Funktionen als Welthandelsregime erfüllen konnte und ob die Regimeevolution vom GATT zur WTO dazu beigetragen hat, die Funktionsfähigkeit des Regimes zu verbessern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- I. Regimetheorie
- I.1 Entstehung der Regimetheorie und Definition des Begriffs „Regime“
- I.2 Regimestruktur
- I.3 Regimebedarf und Regimeentstehung
- I.4 Regimefunktionen
- I.5 Regimeevolution
- II. Das GATT als Welthandelsregime
- II.1 Regimebedarf: Die Notwendigkeit eines Welthandelsregimes
- II.2 Regimeentstehung: Das GATT als Provisorium
- II.3 Regimestruktur des GATT
- II.4 Regimeevolution: Die Welthandelsrunden des GATT
- II.5 Regimewirksamkeit des GATT
- III. Regimeevolution vom GATT zur WTO
- III.1 Regimeevolution hinsichtlich der Prinzipien und Normen
- III.2 Regimeevolution hinsichtlich der Regeln
- III.3 Regimeevolution hinsichtlich der Prozeduren
- III.4 Verbesserung der Regimewirksamkeit durch den Übergang vom GATT zur WTO?
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Welthandelsordnung aus der Perspektive der Regimetheorie. Der zentrale Fokus liegt auf der Frage, ob das GATT seine Funktionen als Welthandelsregime erfüllen konnte und ob die Entwicklung vom GATT zur WTO zu einer Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Regimes geführt hat.
- Grundbegriffe der Regimetheorie
- Entstehung, Struktur und Evolution des GATT als Welthandelsregime
- Bewertung der Wirksamkeit des GATT als Welthandelsregime
- Analyse der Veränderungen im Rahmen der Regimeevolution vom GATT zur WTO
- Beurteilung der Auswirkungen der Veränderungen auf die Funktionsfähigkeit des Welthandelsregimes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Entstehung und Definition des Begriffs „Regime“ im Kontext der Regimetheorie. Es werden die Kernelemente der Regimetheorie vorgestellt und der Unterschied zu den Annahmen des Neorealismus erläutert.
Das zweite Kapitel analysiert das GATT als Welthandelsregime. Es geht auf den Bedarf für ein solches Regime sowie auf die Entstehung des GATT ein. Des Weiteren wird die Struktur des GATT anhand seiner Prinzipien, Normen, Regeln und Verfahren untersucht. Die Entwicklung des GATT von seinen Anfängen bis zur Tokio-Runde wird beleuchtet, und es wird die Frage gestellt, ob das GATT seine Funktionen als Welthandelsregime erfüllen konnte.
Schlüsselwörter
Regimetheorie, Welthandelsregime, GATT, WTO, Internationale Politische Ökonomie, Kooperation, Freihandel, Prinzipien, Normen, Regeln, Prozeduren, Regimeevolution, Regimewirksamkeit
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- Judith Blum (Autor), 2006, GATT und WTO - das Welthandelsregime und seine Evolution, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62505